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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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während die beiden Flügel die Grenze östlich Trautenau und Nachod erreichten.
Am 27. waren alle drei Corps auf feindlichem Gebiet und stießen die Flügel¬
corps, welche den großen Straßen folgten, auf feindliche Abtheilungen, indeß
die Garde, der nur Nebenwege zu Gebote standen, es allein mit stärkeren
Cavalerieabtheilungen zu thun hatte, die sie rasch über den Haufen warf.

Das erste Armeecorps, General v. Bonin, fand bei Trautenau den General
Gablenz mit dem zehnten Corps, der mit seiner Avantgarde, einer Brigade,
bei Trautenau ankam, als General v. Boni" mit seinen Spitzen von der andern
Seite eintraf. Die preußische Infanterie drang rasch in die Stadt ein, warf
die dort befindlichen schwachen Jnfanterieabtheilungen in einem Straßen - und
Häusergefecht mit obligaten Scenen aus dem Ort und ließ die Cavalerie der
Avantgarde durchgehen. Diese stieß aber bald auf überlegene Kräfte aller
Waffen und wurde noch rechtzeitig von der eigenen nachfolgenden Infanterie
aufgenommen. Da die Oestreicher vor dem Ort in günstiger Position standen,
die preußische Infanterie aber durch einen drei Meilen langen, seit Morgens
Vier Uhr angetretenen Marsch in unausgesetztem Desilv, bei großer Hitze
selbst lang geworden war, so kam das Gefecht zunächst zum Stehen.

Die Oestreicher wollten diese zeitweilige Ueberlegenheit benutzen, um ihre
Gegner in das Defile zu werfen und griffen stürmisch an, wurden aber
durch das Feuer der preußischen Infanterie blutig zurückgeworfen. General
v. Bonin brachte seine Avantgarde zur vollen Entwickelung und ließ auch
das Gros durch die Stadt vorgehen. General Gablenz aber hatte nach
und nach sein ganzes Corps, 28 Bataillone, herangebracht und gewann gegen
die fünf Bataillone der Avantgarde natürlich rasch die Oberhand. Bonin
dirigirte deshalb das Gros auf den linken Flügel der Avantgarde, blieb aber
mit der Reserve hinter Trautenau stehen; nach den verschiedenen Berichten zu
schließen, so weit, daß er das Gefecht nicht unterstützen und persönlich nicht in
dasselbe eingreifen konnte. Das Gros brachte in einem sehr schwierigen Terrain
nur acht Bataillone und zwei Batterien in die Front, während die Avantgarde
schon Terrain verlor und der Gegner alle seine Truppen und die gesammte
Artillerie, achtzig gezogene Geschütze, ins Gefecht zog. Die preußische Infanterie
war seit früh zwei Uhr in Bewegung und es war Abends sechs Uhr geworden,
ohne daß ein Moment Ruhe eingetreten wäre; sie sing an sich vor dem immer
mehr anstürmenden Feind zurückzuziehen, hielt aber durch ihr Feuer jedes Ein¬
dringen des Gegners zurück. Abends?Vs Uhr traten die letzten Bataillone den
Rückzug an, ohne daß der Feind folgte. Wir lesen nirgends, daß General
v. Bonin mit seinen noch frischen zehn Bataillonen, von denen die Verlust¬
listen wenigstens nicht sprechen, eine Ausnahmestellung genommen hätte.

Der obenerwähnte ofsiciöse Historiker der zweiten Armee sagt: "Da das
Gros des Armeecorps seinen Rückzug fortgesetzt hatte, auch zu erschöpft schien.


während die beiden Flügel die Grenze östlich Trautenau und Nachod erreichten.
Am 27. waren alle drei Corps auf feindlichem Gebiet und stießen die Flügel¬
corps, welche den großen Straßen folgten, auf feindliche Abtheilungen, indeß
die Garde, der nur Nebenwege zu Gebote standen, es allein mit stärkeren
Cavalerieabtheilungen zu thun hatte, die sie rasch über den Haufen warf.

Das erste Armeecorps, General v. Bonin, fand bei Trautenau den General
Gablenz mit dem zehnten Corps, der mit seiner Avantgarde, einer Brigade,
bei Trautenau ankam, als General v. Boni» mit seinen Spitzen von der andern
Seite eintraf. Die preußische Infanterie drang rasch in die Stadt ein, warf
die dort befindlichen schwachen Jnfanterieabtheilungen in einem Straßen - und
Häusergefecht mit obligaten Scenen aus dem Ort und ließ die Cavalerie der
Avantgarde durchgehen. Diese stieß aber bald auf überlegene Kräfte aller
Waffen und wurde noch rechtzeitig von der eigenen nachfolgenden Infanterie
aufgenommen. Da die Oestreicher vor dem Ort in günstiger Position standen,
die preußische Infanterie aber durch einen drei Meilen langen, seit Morgens
Vier Uhr angetretenen Marsch in unausgesetztem Desilv, bei großer Hitze
selbst lang geworden war, so kam das Gefecht zunächst zum Stehen.

Die Oestreicher wollten diese zeitweilige Ueberlegenheit benutzen, um ihre
Gegner in das Defile zu werfen und griffen stürmisch an, wurden aber
durch das Feuer der preußischen Infanterie blutig zurückgeworfen. General
v. Bonin brachte seine Avantgarde zur vollen Entwickelung und ließ auch
das Gros durch die Stadt vorgehen. General Gablenz aber hatte nach
und nach sein ganzes Corps, 28 Bataillone, herangebracht und gewann gegen
die fünf Bataillone der Avantgarde natürlich rasch die Oberhand. Bonin
dirigirte deshalb das Gros auf den linken Flügel der Avantgarde, blieb aber
mit der Reserve hinter Trautenau stehen; nach den verschiedenen Berichten zu
schließen, so weit, daß er das Gefecht nicht unterstützen und persönlich nicht in
dasselbe eingreifen konnte. Das Gros brachte in einem sehr schwierigen Terrain
nur acht Bataillone und zwei Batterien in die Front, während die Avantgarde
schon Terrain verlor und der Gegner alle seine Truppen und die gesammte
Artillerie, achtzig gezogene Geschütze, ins Gefecht zog. Die preußische Infanterie
war seit früh zwei Uhr in Bewegung und es war Abends sechs Uhr geworden,
ohne daß ein Moment Ruhe eingetreten wäre; sie sing an sich vor dem immer
mehr anstürmenden Feind zurückzuziehen, hielt aber durch ihr Feuer jedes Ein¬
dringen des Gegners zurück. Abends?Vs Uhr traten die letzten Bataillone den
Rückzug an, ohne daß der Feind folgte. Wir lesen nirgends, daß General
v. Bonin mit seinen noch frischen zehn Bataillonen, von denen die Verlust¬
listen wenigstens nicht sprechen, eine Ausnahmestellung genommen hätte.

Der obenerwähnte ofsiciöse Historiker der zweiten Armee sagt: „Da das
Gros des Armeecorps seinen Rückzug fortgesetzt hatte, auch zu erschöpft schien.


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[0320] während die beiden Flügel die Grenze östlich Trautenau und Nachod erreichten. Am 27. waren alle drei Corps auf feindlichem Gebiet und stießen die Flügel¬ corps, welche den großen Straßen folgten, auf feindliche Abtheilungen, indeß die Garde, der nur Nebenwege zu Gebote standen, es allein mit stärkeren Cavalerieabtheilungen zu thun hatte, die sie rasch über den Haufen warf. Das erste Armeecorps, General v. Bonin, fand bei Trautenau den General Gablenz mit dem zehnten Corps, der mit seiner Avantgarde, einer Brigade, bei Trautenau ankam, als General v. Boni» mit seinen Spitzen von der andern Seite eintraf. Die preußische Infanterie drang rasch in die Stadt ein, warf die dort befindlichen schwachen Jnfanterieabtheilungen in einem Straßen - und Häusergefecht mit obligaten Scenen aus dem Ort und ließ die Cavalerie der Avantgarde durchgehen. Diese stieß aber bald auf überlegene Kräfte aller Waffen und wurde noch rechtzeitig von der eigenen nachfolgenden Infanterie aufgenommen. Da die Oestreicher vor dem Ort in günstiger Position standen, die preußische Infanterie aber durch einen drei Meilen langen, seit Morgens Vier Uhr angetretenen Marsch in unausgesetztem Desilv, bei großer Hitze selbst lang geworden war, so kam das Gefecht zunächst zum Stehen. Die Oestreicher wollten diese zeitweilige Ueberlegenheit benutzen, um ihre Gegner in das Defile zu werfen und griffen stürmisch an, wurden aber durch das Feuer der preußischen Infanterie blutig zurückgeworfen. General v. Bonin brachte seine Avantgarde zur vollen Entwickelung und ließ auch das Gros durch die Stadt vorgehen. General Gablenz aber hatte nach und nach sein ganzes Corps, 28 Bataillone, herangebracht und gewann gegen die fünf Bataillone der Avantgarde natürlich rasch die Oberhand. Bonin dirigirte deshalb das Gros auf den linken Flügel der Avantgarde, blieb aber mit der Reserve hinter Trautenau stehen; nach den verschiedenen Berichten zu schließen, so weit, daß er das Gefecht nicht unterstützen und persönlich nicht in dasselbe eingreifen konnte. Das Gros brachte in einem sehr schwierigen Terrain nur acht Bataillone und zwei Batterien in die Front, während die Avantgarde schon Terrain verlor und der Gegner alle seine Truppen und die gesammte Artillerie, achtzig gezogene Geschütze, ins Gefecht zog. Die preußische Infanterie war seit früh zwei Uhr in Bewegung und es war Abends sechs Uhr geworden, ohne daß ein Moment Ruhe eingetreten wäre; sie sing an sich vor dem immer mehr anstürmenden Feind zurückzuziehen, hielt aber durch ihr Feuer jedes Ein¬ dringen des Gegners zurück. Abends?Vs Uhr traten die letzten Bataillone den Rückzug an, ohne daß der Feind folgte. Wir lesen nirgends, daß General v. Bonin mit seinen noch frischen zehn Bataillonen, von denen die Verlust¬ listen wenigstens nicht sprechen, eine Ausnahmestellung genommen hätte. Der obenerwähnte ofsiciöse Historiker der zweiten Armee sagt: „Da das Gros des Armeecorps seinen Rückzug fortgesetzt hatte, auch zu erschöpft schien.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/320>, abgerufen am 30.06.2024.