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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Die genannten Orte, sowie noch mehre andre wird man auf jeder genaueren
Karte finden. Doch muß ich gestehen, daß ich einige im Bericht vorkommende
Dörfer weder auf Kieperts Karte des osmanischen Reichs noch auf sonstigen
mir zu Gebote stehenden Karten gefunden habe. Besonders bedaure ich, daß
ich nicht eine der Zwischenstationen zwischen Arenia und Kutschanis (von denen
Mametan öfter in der Zeitschrift erwähnt wird) nachweisen kann, da uns hier
nicht einmal die sehr genaue Chamylos-Kiepertsche Karte von Aserbaidschan
hilft, obgleich doch wohl die beiden ersten Stationen noch innerhalb dieses
Landes fallen. Für einen Theil der Reisen bietet' die Karte zu Layards
"Niniveh und seine Ueberreste" einige Daten. Wir ergreifen diese Gelegenheit,
um die Schilderungen Layards über die Christen der Gebirge und der Gegend
von Mosul bestens zu empfehlen.

In der Schreibart der Ortsnamen habe ich mich aus guten Gründen fast
überall eng an die Aussprache des Syrers gehalten, auch wo in europäischen
Werken eine andere Schreibweise vorlag. Leider ist aber der Gebrauch der
Vocalzeichen aus mehren Ursachen im Neusyrischen so unbestimmt nicht nur in
Bezug auf Qualität, sondern auch auf Quantität, daß meine Umschreibung
immer nur als eine ungefähre Wiedergabe der syrischen Aussprache gelten kann.
Nur selten konnten wir eine Controle vermittelst einer bekannten arabischen
Schreibart ausüben. Was die Consonanten anbetrifft, so spreche man 2 immer
als weichen Zischlaut (wie im Französischen), s als harten, ^ fast vocalisch (wie
im Englischen).

Bei einer Sprache, von der es kein Wörterbuch und nur eine unvollkom¬
mene Grammatik giebt, wird es einem Uebersetzer schwer, kleine Fehler zu ver¬
meiden. Doch hoffe ich, daß solche wenigstens nicht zahlreich sein werden. Ein¬
zelne Wörter, deren Bedeutung ich nicht sicher ermitteln konnte, habe ich durch
Fragezeichen angedeutet.

Zu manchem Punkt wären wohl noch weitere sachliche Ausführungen er¬
wünscht; doch da ich zunächst weiter nichts beabsichtigte, als einen Text zu¬
gänglich zu machen, der in einer nur äußerst wenigen europäischen Gelehrten
verständlichen Sprache geschrieben ist, so muß ich es dem, der sich für den Inhalt
interessirt, überlassen, sich die weiteren Informationen selbst zu verschaffen.


Th. Rottele.


Reise der Prediger, Diaconus Murad Chan und Diaconus Musche
(Moses), nach dem Lande Botan.

Dienstag den 10. October (1851) verließen wir Arenia und gingen nach
Tschiniza; da predigten wir am Abend.


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Die genannten Orte, sowie noch mehre andre wird man auf jeder genaueren
Karte finden. Doch muß ich gestehen, daß ich einige im Bericht vorkommende
Dörfer weder auf Kieperts Karte des osmanischen Reichs noch auf sonstigen
mir zu Gebote stehenden Karten gefunden habe. Besonders bedaure ich, daß
ich nicht eine der Zwischenstationen zwischen Arenia und Kutschanis (von denen
Mametan öfter in der Zeitschrift erwähnt wird) nachweisen kann, da uns hier
nicht einmal die sehr genaue Chamylos-Kiepertsche Karte von Aserbaidschan
hilft, obgleich doch wohl die beiden ersten Stationen noch innerhalb dieses
Landes fallen. Für einen Theil der Reisen bietet' die Karte zu Layards
„Niniveh und seine Ueberreste" einige Daten. Wir ergreifen diese Gelegenheit,
um die Schilderungen Layards über die Christen der Gebirge und der Gegend
von Mosul bestens zu empfehlen.

In der Schreibart der Ortsnamen habe ich mich aus guten Gründen fast
überall eng an die Aussprache des Syrers gehalten, auch wo in europäischen
Werken eine andere Schreibweise vorlag. Leider ist aber der Gebrauch der
Vocalzeichen aus mehren Ursachen im Neusyrischen so unbestimmt nicht nur in
Bezug auf Qualität, sondern auch auf Quantität, daß meine Umschreibung
immer nur als eine ungefähre Wiedergabe der syrischen Aussprache gelten kann.
Nur selten konnten wir eine Controle vermittelst einer bekannten arabischen
Schreibart ausüben. Was die Consonanten anbetrifft, so spreche man 2 immer
als weichen Zischlaut (wie im Französischen), s als harten, ^ fast vocalisch (wie
im Englischen).

Bei einer Sprache, von der es kein Wörterbuch und nur eine unvollkom¬
mene Grammatik giebt, wird es einem Uebersetzer schwer, kleine Fehler zu ver¬
meiden. Doch hoffe ich, daß solche wenigstens nicht zahlreich sein werden. Ein¬
zelne Wörter, deren Bedeutung ich nicht sicher ermitteln konnte, habe ich durch
Fragezeichen angedeutet.

Zu manchem Punkt wären wohl noch weitere sachliche Ausführungen er¬
wünscht; doch da ich zunächst weiter nichts beabsichtigte, als einen Text zu¬
gänglich zu machen, der in einer nur äußerst wenigen europäischen Gelehrten
verständlichen Sprache geschrieben ist, so muß ich es dem, der sich für den Inhalt
interessirt, überlassen, sich die weiteren Informationen selbst zu verschaffen.


Th. Rottele.


Reise der Prediger, Diaconus Murad Chan und Diaconus Musche
(Moses), nach dem Lande Botan.

Dienstag den 10. October (1851) verließen wir Arenia und gingen nach
Tschiniza; da predigten wir am Abend.


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[0129] Die genannten Orte, sowie noch mehre andre wird man auf jeder genaueren Karte finden. Doch muß ich gestehen, daß ich einige im Bericht vorkommende Dörfer weder auf Kieperts Karte des osmanischen Reichs noch auf sonstigen mir zu Gebote stehenden Karten gefunden habe. Besonders bedaure ich, daß ich nicht eine der Zwischenstationen zwischen Arenia und Kutschanis (von denen Mametan öfter in der Zeitschrift erwähnt wird) nachweisen kann, da uns hier nicht einmal die sehr genaue Chamylos-Kiepertsche Karte von Aserbaidschan hilft, obgleich doch wohl die beiden ersten Stationen noch innerhalb dieses Landes fallen. Für einen Theil der Reisen bietet' die Karte zu Layards „Niniveh und seine Ueberreste" einige Daten. Wir ergreifen diese Gelegenheit, um die Schilderungen Layards über die Christen der Gebirge und der Gegend von Mosul bestens zu empfehlen. In der Schreibart der Ortsnamen habe ich mich aus guten Gründen fast überall eng an die Aussprache des Syrers gehalten, auch wo in europäischen Werken eine andere Schreibweise vorlag. Leider ist aber der Gebrauch der Vocalzeichen aus mehren Ursachen im Neusyrischen so unbestimmt nicht nur in Bezug auf Qualität, sondern auch auf Quantität, daß meine Umschreibung immer nur als eine ungefähre Wiedergabe der syrischen Aussprache gelten kann. Nur selten konnten wir eine Controle vermittelst einer bekannten arabischen Schreibart ausüben. Was die Consonanten anbetrifft, so spreche man 2 immer als weichen Zischlaut (wie im Französischen), s als harten, ^ fast vocalisch (wie im Englischen). Bei einer Sprache, von der es kein Wörterbuch und nur eine unvollkom¬ mene Grammatik giebt, wird es einem Uebersetzer schwer, kleine Fehler zu ver¬ meiden. Doch hoffe ich, daß solche wenigstens nicht zahlreich sein werden. Ein¬ zelne Wörter, deren Bedeutung ich nicht sicher ermitteln konnte, habe ich durch Fragezeichen angedeutet. Zu manchem Punkt wären wohl noch weitere sachliche Ausführungen er¬ wünscht; doch da ich zunächst weiter nichts beabsichtigte, als einen Text zu¬ gänglich zu machen, der in einer nur äußerst wenigen europäischen Gelehrten verständlichen Sprache geschrieben ist, so muß ich es dem, der sich für den Inhalt interessirt, überlassen, sich die weiteren Informationen selbst zu verschaffen. Th. Rottele. Reise der Prediger, Diaconus Murad Chan und Diaconus Musche (Moses), nach dem Lande Botan. Dienstag den 10. October (1851) verließen wir Arenia und gingen nach Tschiniza; da predigten wir am Abend. 15*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/129>, abgerufen am 02.07.2024.