Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.hat er sich als Componist einen Namen gemacht, aber er besaß einen feinett, Auch in nicht wenigen Häusern ist gute Musik zu hören. Aber nicht Grenzboten IV. 18KS. 13
hat er sich als Componist einen Namen gemacht, aber er besaß einen feinett, Auch in nicht wenigen Häusern ist gute Musik zu hören. Aber nicht Grenzboten IV. 18KS. 13
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286259"/> <p xml:id="ID_309" prev="#ID_308"> hat er sich als Componist einen Namen gemacht, aber er besaß einen feinett,<lb/> dem Classischen zugewandten Geschmack. , Von ihm wurde im Winter 1811<lb/> auf 12 der gegenwärtig noch bestehende Gesangverein gegründet; von ihm ging<lb/> auch der erste Anstoß zu den berühmten niederrheinischen Musikfesten aus. indem<lb/> er 1817 mit Hilfe der Gesangs- und Orchesterkräfte Düsseldorfs und Barmens<lb/> eine große Aufführung des „Messias" veranstaltete. Der von ihm geweckte<lb/> Sinn für classische Musik blieb vorherrschend, ohne doch die Aneignung gut<lb/> empfohlener Neuigkeiten auszuschließen, wie denn hier z. B. Schumanns „Sängers<lb/> Fluch", Reinthalers „Jcphtha", van Eykens „Lucifer", Meinardus „Salomo"<lb/> die erste Aufführung erlebten, Schumanns „Paradies und die Perl" und Gades<lb/> „Comala" die zweite oder dritte. An der Spitze des Gesangvereins und der<lb/> Abonnemenlsconccrte steht jetzt der jüngere Schornstein, ein Schüler Hummels.<lb/> namentlich im Einstudiren der Chöre bewährt. Den Kern des Orchesters bildet<lb/> die jvhannisberger Capelle unter Julius Langenbach, einem Schüler Spohrs<lb/> und ganz wackeren Violinspieler, der aus dem Johannisberge das ganze Jahr<lb/> hindurch Concerte u, ig, Strauß giebt, auch schon bis nach Brüssel hin mit<lb/> seinen Leuten einträgliche Kunstreisen gemacht hat. Barmer stand bis 18S4<lb/> im Punkte der öffentlichen Musikvorträge hinter Elverfcld weit zurück, nahm<lb/> dann aber durch Karl Reinecke, den jetzigen Dirigenten der leipziger Gewand¬<lb/> hausconcerte, einen bedeutenden Aufschwung, und ist darin auch unter dessen<lb/> Nachfolger, A. Krause, nicht zurückgegangen. Beide Städte haben einen vor¬<lb/> trefflichen, mit einer Orgel ausgestatteten Concertsaal; doch verdient die barmer<lb/> Concordia vor dem elderfelder Casino noch den Vorzug. Liebhaber eines ge¬<lb/> diegenen Orgelspiels finden dasselbe durch I. A. van Eyter in der reformirten<lb/> Kirche vertreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_310" next="#ID_311"> Auch in nicht wenigen Häusern ist gute Musik zu hören. Aber nicht<lb/> immer verträgt sie sich mit einem ausgebreiteten, unbefangenen Interesse an<lb/> allem Schönen und Großen, mit der von der Gegenwart geforderten ernsten<lb/> Theilnahme an fruchtbaren öffentlichen Bestrebungen; und wo sie mit so leiden¬<lb/> schaftlicher Ausschließlichkett herrscht, nichts Anderes neben sich aufkommen läßt,<lb/> da schlagen ihre veredelnden Wirkungen natürlich leicht um. Zu Gunsten einer<lb/> reinen und vollendeten menschlichen Bildung sollte man wünschen, daß die übrigen<lb/> Künste sich gleichmäßiger Pflege zu erfreuen hätten. Aber die Nähe Düsseldorfs hat<lb/> bis jetzt nicht einmal einen besonders lebendigen Sinn für die Erzeugnisse der<lb/> Malerei Hervotgerufen. Es ist noch ein bloßer erster Anfang, wenn in Barmer<lb/> vorigen Winter eine Gemäldeausstellung stattgefunden hat — wird aber hoffent¬<lb/> lich kein Anfang bleiben. Wahrhaft kläglich sieht es um das Theater aus.<lb/> Anstatt daß die Liebhaber der die Herzen läuternden und den Geist bereichernden<lb/> Bühne in beiden Städten zusammenträten, um durch angemessene Einwirkung<lb/> eine ordentliche Truppe bei einander zu erhalten, überläßt man alles der Zer»</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 18KS. 13</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
hat er sich als Componist einen Namen gemacht, aber er besaß einen feinett,
dem Classischen zugewandten Geschmack. , Von ihm wurde im Winter 1811
auf 12 der gegenwärtig noch bestehende Gesangverein gegründet; von ihm ging
auch der erste Anstoß zu den berühmten niederrheinischen Musikfesten aus. indem
er 1817 mit Hilfe der Gesangs- und Orchesterkräfte Düsseldorfs und Barmens
eine große Aufführung des „Messias" veranstaltete. Der von ihm geweckte
Sinn für classische Musik blieb vorherrschend, ohne doch die Aneignung gut
empfohlener Neuigkeiten auszuschließen, wie denn hier z. B. Schumanns „Sängers
Fluch", Reinthalers „Jcphtha", van Eykens „Lucifer", Meinardus „Salomo"
die erste Aufführung erlebten, Schumanns „Paradies und die Perl" und Gades
„Comala" die zweite oder dritte. An der Spitze des Gesangvereins und der
Abonnemenlsconccrte steht jetzt der jüngere Schornstein, ein Schüler Hummels.
namentlich im Einstudiren der Chöre bewährt. Den Kern des Orchesters bildet
die jvhannisberger Capelle unter Julius Langenbach, einem Schüler Spohrs
und ganz wackeren Violinspieler, der aus dem Johannisberge das ganze Jahr
hindurch Concerte u, ig, Strauß giebt, auch schon bis nach Brüssel hin mit
seinen Leuten einträgliche Kunstreisen gemacht hat. Barmer stand bis 18S4
im Punkte der öffentlichen Musikvorträge hinter Elverfcld weit zurück, nahm
dann aber durch Karl Reinecke, den jetzigen Dirigenten der leipziger Gewand¬
hausconcerte, einen bedeutenden Aufschwung, und ist darin auch unter dessen
Nachfolger, A. Krause, nicht zurückgegangen. Beide Städte haben einen vor¬
trefflichen, mit einer Orgel ausgestatteten Concertsaal; doch verdient die barmer
Concordia vor dem elderfelder Casino noch den Vorzug. Liebhaber eines ge¬
diegenen Orgelspiels finden dasselbe durch I. A. van Eyter in der reformirten
Kirche vertreten.
Auch in nicht wenigen Häusern ist gute Musik zu hören. Aber nicht
immer verträgt sie sich mit einem ausgebreiteten, unbefangenen Interesse an
allem Schönen und Großen, mit der von der Gegenwart geforderten ernsten
Theilnahme an fruchtbaren öffentlichen Bestrebungen; und wo sie mit so leiden¬
schaftlicher Ausschließlichkett herrscht, nichts Anderes neben sich aufkommen läßt,
da schlagen ihre veredelnden Wirkungen natürlich leicht um. Zu Gunsten einer
reinen und vollendeten menschlichen Bildung sollte man wünschen, daß die übrigen
Künste sich gleichmäßiger Pflege zu erfreuen hätten. Aber die Nähe Düsseldorfs hat
bis jetzt nicht einmal einen besonders lebendigen Sinn für die Erzeugnisse der
Malerei Hervotgerufen. Es ist noch ein bloßer erster Anfang, wenn in Barmer
vorigen Winter eine Gemäldeausstellung stattgefunden hat — wird aber hoffent¬
lich kein Anfang bleiben. Wahrhaft kläglich sieht es um das Theater aus.
Anstatt daß die Liebhaber der die Herzen läuternden und den Geist bereichernden
Bühne in beiden Städten zusammenträten, um durch angemessene Einwirkung
eine ordentliche Truppe bei einander zu erhalten, überläßt man alles der Zer»
Grenzboten IV. 18KS. 13
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |