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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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lungen seien abgebrochen, er sei übrigens bereit, den Auftrag deS General Alpen"-
leben anzuhören, um Blutvergießen zu vermeiden. Während der Verhandlungen
waren die Hannoveraner in der Gegend von Fröttstedt, zwischen Gotha und
Eisenach, bis an die Bahn vorgedrungen, hatten sich einige Stunden durch die
Vorstellung, daß über eine Convention unterhandelt werde, von der Zerstörung
der Bahn abhalten lassen, mit einbrechendem Abende jedoch die Schienen auf¬
gerissen. Ais um V,7 Uhr General v. Alvensleben in Gotha ankam, wurde ihm der
durch Rittmeister v. d. Wense angezeigte Abbruch der Verhandlungen und Schienen
mitgetheilt, derselbe sandte die hannöverischen Parlamentäre mit den letzten Be¬
dingungen zurück, welche Preußen nach der von Hannover verweigerten Annahme
der früher von Hannover selbst gestellten Bedingungen und nach Abbruch der
Verhandlungen erheben müsse. Diese Bedingungen waren, wie verlautet, im
Wesentlichen dieselben, auf welche später capitulirt wurde. Die Hannoveraner
sollten nicht nach einem Punkt des Süden, sondern nach Hannover in einzelnen
Trupps zurückmarschiren, dort entlassen werden, die Offiziere sich mit Ehren¬
wort verpflichten, in diesem Kriege nicht gegen Preußen zu dienen, der König
freie Wahl des Aufenthalts haben, dafür wurden sechs Stunden Bedenkzeit
gegeben, wenn nach Ablauf derselben kein Parlamentär zu weiteren Verhand¬
lungen angekommen wäre, würden die Feindseligkeiten beginnen. Diese Ant¬
wort trugen die Parlamentäre um 8 Uhr Abends von Gotha in das hannö-
verische Hauptquartier. Die sechs Stunden vergingen ohne Antwort, man traf
von Gotha aus alle Vorbereitungen zum Kampf.

In dem Moment, wo die Feindseligkeiten beginnen sollten, am 28. um
vier Uhr früh, erschien endlich Oberst Dämmers, um den General v. Alvens-
leben selbst ins Hauptquartier zu holen. Dort verhandelte derselbe mit dem
Kriegsminister und Grafen Platen und brachte um Mittag das Resultat zurück,
er müsse die Entscheidung des Königs von Preußen selbst einholen, bis dahin
sei Einstellung der Feindseligkeiten verabredet.

So weit waren die Verhandlungen gediehen, als am 2S. Nachmittag in
Gotha die Nachricht eintraf, daß die Bayern von Fulda und Hersfeld eine Be-
wegung auf Eisenach zu machten. Dieser Bewegung legte man in Berlin große
Wichtigkeit bei und erklärte wahrscheinlich daraus das hinterhaltige Parlamentiren
und Zaudern der Gegner. In der Nacht vom 28. zum 26. kam von Berlin an den
Herzog das Gesuch, einen Parlamentär an den König von Hannover zu schicken,
mit der Erklärung, daß man. im Fall der Vormarsch der Bayern sich bestätige, die
Unterhandlungen abbrechen und gegen die Hannoveraner vorgehen müsse. Der
König von Hannover beschwerte sich dagegen, daß ein Parlamentär, den er
unterdeß an den König von Preußen über Eisenach gesandt habe, von dem
dort commandirenden General Falckenstein zurückgehalten worden sei. -- Der
Parlamentär war aber nach Eisenach geschickt worden, nachdem die Hannoveraner


lungen seien abgebrochen, er sei übrigens bereit, den Auftrag deS General Alpen«-
leben anzuhören, um Blutvergießen zu vermeiden. Während der Verhandlungen
waren die Hannoveraner in der Gegend von Fröttstedt, zwischen Gotha und
Eisenach, bis an die Bahn vorgedrungen, hatten sich einige Stunden durch die
Vorstellung, daß über eine Convention unterhandelt werde, von der Zerstörung
der Bahn abhalten lassen, mit einbrechendem Abende jedoch die Schienen auf¬
gerissen. Ais um V,7 Uhr General v. Alvensleben in Gotha ankam, wurde ihm der
durch Rittmeister v. d. Wense angezeigte Abbruch der Verhandlungen und Schienen
mitgetheilt, derselbe sandte die hannöverischen Parlamentäre mit den letzten Be¬
dingungen zurück, welche Preußen nach der von Hannover verweigerten Annahme
der früher von Hannover selbst gestellten Bedingungen und nach Abbruch der
Verhandlungen erheben müsse. Diese Bedingungen waren, wie verlautet, im
Wesentlichen dieselben, auf welche später capitulirt wurde. Die Hannoveraner
sollten nicht nach einem Punkt des Süden, sondern nach Hannover in einzelnen
Trupps zurückmarschiren, dort entlassen werden, die Offiziere sich mit Ehren¬
wort verpflichten, in diesem Kriege nicht gegen Preußen zu dienen, der König
freie Wahl des Aufenthalts haben, dafür wurden sechs Stunden Bedenkzeit
gegeben, wenn nach Ablauf derselben kein Parlamentär zu weiteren Verhand¬
lungen angekommen wäre, würden die Feindseligkeiten beginnen. Diese Ant¬
wort trugen die Parlamentäre um 8 Uhr Abends von Gotha in das hannö-
verische Hauptquartier. Die sechs Stunden vergingen ohne Antwort, man traf
von Gotha aus alle Vorbereitungen zum Kampf.

In dem Moment, wo die Feindseligkeiten beginnen sollten, am 28. um
vier Uhr früh, erschien endlich Oberst Dämmers, um den General v. Alvens-
leben selbst ins Hauptquartier zu holen. Dort verhandelte derselbe mit dem
Kriegsminister und Grafen Platen und brachte um Mittag das Resultat zurück,
er müsse die Entscheidung des Königs von Preußen selbst einholen, bis dahin
sei Einstellung der Feindseligkeiten verabredet.

So weit waren die Verhandlungen gediehen, als am 2S. Nachmittag in
Gotha die Nachricht eintraf, daß die Bayern von Fulda und Hersfeld eine Be-
wegung auf Eisenach zu machten. Dieser Bewegung legte man in Berlin große
Wichtigkeit bei und erklärte wahrscheinlich daraus das hinterhaltige Parlamentiren
und Zaudern der Gegner. In der Nacht vom 28. zum 26. kam von Berlin an den
Herzog das Gesuch, einen Parlamentär an den König von Hannover zu schicken,
mit der Erklärung, daß man. im Fall der Vormarsch der Bayern sich bestätige, die
Unterhandlungen abbrechen und gegen die Hannoveraner vorgehen müsse. Der
König von Hannover beschwerte sich dagegen, daß ein Parlamentär, den er
unterdeß an den König von Preußen über Eisenach gesandt habe, von dem
dort commandirenden General Falckenstein zurückgehalten worden sei. — Der
Parlamentär war aber nach Eisenach geschickt worden, nachdem die Hannoveraner


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[0082] lungen seien abgebrochen, er sei übrigens bereit, den Auftrag deS General Alpen«- leben anzuhören, um Blutvergießen zu vermeiden. Während der Verhandlungen waren die Hannoveraner in der Gegend von Fröttstedt, zwischen Gotha und Eisenach, bis an die Bahn vorgedrungen, hatten sich einige Stunden durch die Vorstellung, daß über eine Convention unterhandelt werde, von der Zerstörung der Bahn abhalten lassen, mit einbrechendem Abende jedoch die Schienen auf¬ gerissen. Ais um V,7 Uhr General v. Alvensleben in Gotha ankam, wurde ihm der durch Rittmeister v. d. Wense angezeigte Abbruch der Verhandlungen und Schienen mitgetheilt, derselbe sandte die hannöverischen Parlamentäre mit den letzten Be¬ dingungen zurück, welche Preußen nach der von Hannover verweigerten Annahme der früher von Hannover selbst gestellten Bedingungen und nach Abbruch der Verhandlungen erheben müsse. Diese Bedingungen waren, wie verlautet, im Wesentlichen dieselben, auf welche später capitulirt wurde. Die Hannoveraner sollten nicht nach einem Punkt des Süden, sondern nach Hannover in einzelnen Trupps zurückmarschiren, dort entlassen werden, die Offiziere sich mit Ehren¬ wort verpflichten, in diesem Kriege nicht gegen Preußen zu dienen, der König freie Wahl des Aufenthalts haben, dafür wurden sechs Stunden Bedenkzeit gegeben, wenn nach Ablauf derselben kein Parlamentär zu weiteren Verhand¬ lungen angekommen wäre, würden die Feindseligkeiten beginnen. Diese Ant¬ wort trugen die Parlamentäre um 8 Uhr Abends von Gotha in das hannö- verische Hauptquartier. Die sechs Stunden vergingen ohne Antwort, man traf von Gotha aus alle Vorbereitungen zum Kampf. In dem Moment, wo die Feindseligkeiten beginnen sollten, am 28. um vier Uhr früh, erschien endlich Oberst Dämmers, um den General v. Alvens- leben selbst ins Hauptquartier zu holen. Dort verhandelte derselbe mit dem Kriegsminister und Grafen Platen und brachte um Mittag das Resultat zurück, er müsse die Entscheidung des Königs von Preußen selbst einholen, bis dahin sei Einstellung der Feindseligkeiten verabredet. So weit waren die Verhandlungen gediehen, als am 2S. Nachmittag in Gotha die Nachricht eintraf, daß die Bayern von Fulda und Hersfeld eine Be- wegung auf Eisenach zu machten. Dieser Bewegung legte man in Berlin große Wichtigkeit bei und erklärte wahrscheinlich daraus das hinterhaltige Parlamentiren und Zaudern der Gegner. In der Nacht vom 28. zum 26. kam von Berlin an den Herzog das Gesuch, einen Parlamentär an den König von Hannover zu schicken, mit der Erklärung, daß man. im Fall der Vormarsch der Bayern sich bestätige, die Unterhandlungen abbrechen und gegen die Hannoveraner vorgehen müsse. Der König von Hannover beschwerte sich dagegen, daß ein Parlamentär, den er unterdeß an den König von Preußen über Eisenach gesandt habe, von dem dort commandirenden General Falckenstein zurückgehalten worden sei. — Der Parlamentär war aber nach Eisenach geschickt worden, nachdem die Hannoveraner

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/82>, abgerufen am 22.07.2024.