Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.zur Recognoscirung nach Lahnstein ab; da sie aber dort statt der feindlichen Am vorigen Mittwoch oder Donnerstag fand der dritte Act statt. Wir "-- der süßen Ruh Da nun der Commandant von seinen Landsleuten im Stiche gelassen zur Recognoscirung nach Lahnstein ab; da sie aber dort statt der feindlichen Am vorigen Mittwoch oder Donnerstag fand der dritte Act statt. Wir „— der süßen Ruh Da nun der Commandant von seinen Landsleuten im Stiche gelassen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0064" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285652"/> <p xml:id="ID_166" prev="#ID_165"> zur Recognoscirung nach Lahnstein ab; da sie aber dort statt der feindlichen<lb/> Bayern nur freundliche Zechbrüder fand, so ging sie zurück. Man schien beider¬<lb/> seits einverstanden, das Ganze als einen Uebungsmarsch der Festungsgarnison<lb/> auf der ihr zustehenden Etappenstraße zu betrachten. Also auch darum keine<lb/> Feindschaft! Das war der zweite Act.</p><lb/> <p xml:id="ID_167"> Am vorigen Mittwoch oder Donnerstag fand der dritte Act statt. Wir<lb/> haben in der Nähe von Ehrenbreitstein, aufwärts aus dem rechten Rheinufer,<lb/> eine „nassauische Landesfestung" Maxburg. Sie ist ein altes baufälliges Nest,<lb/> malerisch auf einem schönen rebenumkränzten Hügel gelegen. Ein alter quies-<lb/> cirter Hauptmann verzehrt dort seinen Ruhegehalt, den er durch langjährige<lb/> Diente in Ehren verdient hat. Er führt den Titel „Festungscommandant".<lb/> Dieser Umstand, sowie der, daß zuweilen jemand dort Festungsstrafe absitzt, —<lb/> wie noch kürzlich der wegen eines für den Gegner tödtlichen Duells verurtheilte<lb/> Hauptmann Vogler, dem übrigens der größere Theil seiner Strafzeit erlassen<lb/> wurde —, diese zwei Umstände also, nämlich der Titel Festungscommandant<lb/> und die Verbüßung von Festungsstrafe, rechtfertigen es vielleicht, daß man das<lb/> Ding eine „Festung" nennt. Sonstige Gründe dafür liegen gewiß nicht vor.<lb/> Die ganze Besatzung besteht dermalen 1) aus dem alten Commandanten, 2) sei¬<lb/> nem ebenso alten „Burschen", 3) aus einer ditto Köchin, 4) seinem Hahn und<lb/> sieben Hühnern. Die Preußen schienen jedoch anders berichtet gewesen zu sein.<lb/> Denn am vorigen Donnerstag pochte ein preußischer Hauptmann, begleitet von<lb/> einer Abtheilung Soldaten, an die Pforten der Festung und begehrte Einlaß.<lb/> Der Commandant hatte den Feind den Berg heraufkommen sehn und das<lb/> Thor verrammelt. Da er aber in der Burg keinen Succurs hatte, so rief er<lb/> die friedfertigen Winzer, welche an dem Bergabhange mit dem Heften der im<lb/> Blühen begriffenen Reben beschäftigt waren, um Beistand an. Die Winzer<lb/> setzten sich auch alsbald in Bewegung, aber sie marschirten nicht den Berg hin¬<lb/> auf, sondern sie eilten, wie Matthisson von seinem müden Landmann sagt,</p><lb/> <quote> „— der süßen Ruh<lb/> Ihrer heimathlichen Hütten zu."</quote><lb/> <p xml:id="ID_168"> Da nun der Commandant von seinen Landsleuten im Stiche gelassen<lb/> wurde und wohl einsah, daß er mit seiner Köchin, dem Hahn und den sieben<lb/> Hühnern die Festung gegen die drohende Uebermacht nicht halten konnte, so<lb/> wich er, unter feierlichem Protest der Gewalt; und die Preußen rückten ein.<lb/> Diese schritten alsbald zu einer genauen Aufnahme des sämmtlichen vorhande¬<lb/> nen Kriegsmaterials, als welches bestand: in einer geringen Quantität wirk¬<lb/> lichen Pulvers, sowie in einigen alten Kanonen, welche aus der Schlacht von<lb/> Waterloo (1816) stammen, nur noch zu Salutschüssen gebraucht werden, wo-<lb/> mit man</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0064]
zur Recognoscirung nach Lahnstein ab; da sie aber dort statt der feindlichen
Bayern nur freundliche Zechbrüder fand, so ging sie zurück. Man schien beider¬
seits einverstanden, das Ganze als einen Uebungsmarsch der Festungsgarnison
auf der ihr zustehenden Etappenstraße zu betrachten. Also auch darum keine
Feindschaft! Das war der zweite Act.
Am vorigen Mittwoch oder Donnerstag fand der dritte Act statt. Wir
haben in der Nähe von Ehrenbreitstein, aufwärts aus dem rechten Rheinufer,
eine „nassauische Landesfestung" Maxburg. Sie ist ein altes baufälliges Nest,
malerisch auf einem schönen rebenumkränzten Hügel gelegen. Ein alter quies-
cirter Hauptmann verzehrt dort seinen Ruhegehalt, den er durch langjährige
Diente in Ehren verdient hat. Er führt den Titel „Festungscommandant".
Dieser Umstand, sowie der, daß zuweilen jemand dort Festungsstrafe absitzt, —
wie noch kürzlich der wegen eines für den Gegner tödtlichen Duells verurtheilte
Hauptmann Vogler, dem übrigens der größere Theil seiner Strafzeit erlassen
wurde —, diese zwei Umstände also, nämlich der Titel Festungscommandant
und die Verbüßung von Festungsstrafe, rechtfertigen es vielleicht, daß man das
Ding eine „Festung" nennt. Sonstige Gründe dafür liegen gewiß nicht vor.
Die ganze Besatzung besteht dermalen 1) aus dem alten Commandanten, 2) sei¬
nem ebenso alten „Burschen", 3) aus einer ditto Köchin, 4) seinem Hahn und
sieben Hühnern. Die Preußen schienen jedoch anders berichtet gewesen zu sein.
Denn am vorigen Donnerstag pochte ein preußischer Hauptmann, begleitet von
einer Abtheilung Soldaten, an die Pforten der Festung und begehrte Einlaß.
Der Commandant hatte den Feind den Berg heraufkommen sehn und das
Thor verrammelt. Da er aber in der Burg keinen Succurs hatte, so rief er
die friedfertigen Winzer, welche an dem Bergabhange mit dem Heften der im
Blühen begriffenen Reben beschäftigt waren, um Beistand an. Die Winzer
setzten sich auch alsbald in Bewegung, aber sie marschirten nicht den Berg hin¬
auf, sondern sie eilten, wie Matthisson von seinem müden Landmann sagt,
„— der süßen Ruh
Ihrer heimathlichen Hütten zu."
Da nun der Commandant von seinen Landsleuten im Stiche gelassen
wurde und wohl einsah, daß er mit seiner Köchin, dem Hahn und den sieben
Hühnern die Festung gegen die drohende Uebermacht nicht halten konnte, so
wich er, unter feierlichem Protest der Gewalt; und die Preußen rückten ein.
Diese schritten alsbald zu einer genauen Aufnahme des sämmtlichen vorhande¬
nen Kriegsmaterials, als welches bestand: in einer geringen Quantität wirk¬
lichen Pulvers, sowie in einigen alten Kanonen, welche aus der Schlacht von
Waterloo (1816) stammen, nur noch zu Salutschüssen gebraucht werden, wo-
mit man
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