Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.das Gewicht des Staates selbst fast ganz in die Wagschale der östreichischen Die östreichisch Gesinnten in Preußen. Vor einiger Zeit brachte die Neue Preußische Zeitung an der Spitze ihres Es giebt aber allerdings eine Anzahl von "Oestreichern in Preußen", -- das Gewicht des Staates selbst fast ganz in die Wagschale der östreichischen Die östreichisch Gesinnten in Preußen. Vor einiger Zeit brachte die Neue Preußische Zeitung an der Spitze ihres Es giebt aber allerdings eine Anzahl von „Oestreichern in Preußen", — <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0240" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285828"/> <p xml:id="ID_721" prev="#ID_720"> das Gewicht des Staates selbst fast ganz in die Wagschale der östreichischen<lb/> Interessen legen — dies blieb fürs erste der Charakter der piemontesischen<lb/> Politik.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die östreichisch Gesinnten in Preußen.</head><lb/> <p xml:id="ID_722"> Vor einiger Zeit brachte die Neue Preußische Zeitung an der Spitze ihres<lb/> Blattes einen Artikel über die östreichische Partei in Preußen, als deren Führer<lb/> die Grabows u. s. w. denuncirt wurden. Dabei wurde allerdings die alte<lb/> Regel, daß wer in einem gläsernen Hause wohnt, nicht mit Steinen werfen soll,<lb/> zu wenig beachtet; — ein solcher Vorwurf hätte anscheinend mit besserem Recht<lb/> dem Vater der Kreuzzcitungspartei, dem Rundschauer, gemacht werden können,<lb/> der wenig Tage früher wegen der Solidarität der conservativen Antreffen ein<lb/> Nachgeben Preußens und ein enges Bündniß mit Oestreich verlangte. Doch<lb/> jetzt ist die Zeit zu groß für dergleichen Parteivorwürfe. Denn Kreuzritter und<lb/> Oppositionsmänner stehen neben einander im Feld und sorgen mit gleicher pa¬<lb/> triotischer Wärme für die, welche der Krieg wund geschlagen hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_723" next="#ID_724"> Es giebt aber allerdings eine Anzahl von „Oestreichern in Preußen", —<lb/> welche nicht aus Abneigung gegen das System, mit dem sie bisher in der<lb/> inneren Politik ganz einverstanden waren, und nicht aus starrem Festhalten an<lb/> conservativen Principien, welche sie ohne Bedenken aufzuopfern bereit sind, son¬<lb/> dern aus Vorliebe für das „fromme und biedere" Oestreich, und aus<lb/> Mangel an Nationalgefühl mit ihrem Herzen auf Seiten Oestreichs jstehen.<lb/> Dies ist die Partei der ultramontanen Reaction, die man nicht mit der<lb/> Gesammtheit der preußischen Katholiken, als deren Wortführer sie aufzutreten<lb/> lieben, verwechseln darf, denn sie steht zu der patriotisch gesinnten Mehrzahl<lb/> der Katholiken etwa in demselben Verhältniß, wie die Feudalpartei zum Kern<lb/> der Nation. — Die überwiegende Mehrzahl der preußischen Katholiken, insbe¬<lb/> sondere die liberalen Rheinländer und die kampflustigen Schlesier, — die Mehr¬<lb/> zahl der katholischen Geistlichen, an ihrer Spitze der neue Erzbischof von Köln,<lb/> vergessen keinen Augenblick, daß der Kampf mit Oestreich lediglich ein politisch¬<lb/> nationaler ist, und daß die in dem Eldorado der Glaubenseinheit aufgebrachte</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0240]
das Gewicht des Staates selbst fast ganz in die Wagschale der östreichischen
Interessen legen — dies blieb fürs erste der Charakter der piemontesischen
Politik.
Die östreichisch Gesinnten in Preußen.
Vor einiger Zeit brachte die Neue Preußische Zeitung an der Spitze ihres
Blattes einen Artikel über die östreichische Partei in Preußen, als deren Führer
die Grabows u. s. w. denuncirt wurden. Dabei wurde allerdings die alte
Regel, daß wer in einem gläsernen Hause wohnt, nicht mit Steinen werfen soll,
zu wenig beachtet; — ein solcher Vorwurf hätte anscheinend mit besserem Recht
dem Vater der Kreuzzcitungspartei, dem Rundschauer, gemacht werden können,
der wenig Tage früher wegen der Solidarität der conservativen Antreffen ein
Nachgeben Preußens und ein enges Bündniß mit Oestreich verlangte. Doch
jetzt ist die Zeit zu groß für dergleichen Parteivorwürfe. Denn Kreuzritter und
Oppositionsmänner stehen neben einander im Feld und sorgen mit gleicher pa¬
triotischer Wärme für die, welche der Krieg wund geschlagen hat.
Es giebt aber allerdings eine Anzahl von „Oestreichern in Preußen", —
welche nicht aus Abneigung gegen das System, mit dem sie bisher in der
inneren Politik ganz einverstanden waren, und nicht aus starrem Festhalten an
conservativen Principien, welche sie ohne Bedenken aufzuopfern bereit sind, son¬
dern aus Vorliebe für das „fromme und biedere" Oestreich, und aus
Mangel an Nationalgefühl mit ihrem Herzen auf Seiten Oestreichs jstehen.
Dies ist die Partei der ultramontanen Reaction, die man nicht mit der
Gesammtheit der preußischen Katholiken, als deren Wortführer sie aufzutreten
lieben, verwechseln darf, denn sie steht zu der patriotisch gesinnten Mehrzahl
der Katholiken etwa in demselben Verhältniß, wie die Feudalpartei zum Kern
der Nation. — Die überwiegende Mehrzahl der preußischen Katholiken, insbe¬
sondere die liberalen Rheinländer und die kampflustigen Schlesier, — die Mehr¬
zahl der katholischen Geistlichen, an ihrer Spitze der neue Erzbischof von Köln,
vergessen keinen Augenblick, daß der Kampf mit Oestreich lediglich ein politisch¬
nationaler ist, und daß die in dem Eldorado der Glaubenseinheit aufgebrachte
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