Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.v. d. Horst eine Anzahl thätiger und hervorragender Liberaler Norddeutschlands Die Versammlung war ungeachtet der kurzen Berufungsfrist zahlreich und Damit hat die liberale Partei Hannovers und Kurhesseus sich auf die v. d. Horst eine Anzahl thätiger und hervorragender Liberaler Norddeutschlands Die Versammlung war ungeachtet der kurzen Berufungsfrist zahlreich und Damit hat die liberale Partei Hannovers und Kurhesseus sich auf die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0162" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285750"/> <p xml:id="ID_485" prev="#ID_484"> v. d. Horst eine Anzahl thätiger und hervorragender Liberaler Norddeutschlands<lb/> außer Preußen nach der Stadt Hannover ein.</p><lb/> <p xml:id="ID_486"> Die Versammlung war ungeachtet der kurzen Berufungsfrist zahlreich und<lb/> gut besucht: fast die ganze aufgelöste hannoversche Völkskammer und andere<lb/> bedeutende Hannoveraner, ferner Oldenburger, Braunschweiger, aus Kurhessen<lb/> u. a. Nebelthau und Vetter, aus Weimar Fries, M. Wiggers aus Rostock und<lb/> Ed. Wiggers aus Rendsburg , sechs oder acht Bremer und halb so viel Ham¬<lb/> burger. Trotz dieser Ausdehnung zeigte sich nicht die mindeste eigentlich grund¬<lb/> sätzliche Meinungsverschiedenheit. Indem man Fragen wie Bundesstaat oder<lb/> Einheitsstaat, Wahrung der innern staatlichen Selbständigkeit oder Einverleibung<lb/> in Preußen, als vorläufig ja doch noch nicht zur Entscheidung stehend, bei<lb/> Seite ließ, konnte man sich in vollster und aufrichtigster Uebereinstimmung mit<lb/> aller Schärfe sowohl gegen das fernere Verbleiben Oestreichs im Bunde der<lb/> deutschen Staaten, wie gegen jeden unbefugten Einmischungsversuch des Aus¬<lb/> landes wenden, und in beiderlei Hinsicht die Patrioten Süddeutschlands auf¬<lb/> fordern, zu uns zu stehen gegen die dräuende Gefahr der Fremdherrschaft. Nur<lb/> ein zufällig in die Versammlung venrrter Mann, der Stadtdirector Rasch aus<lb/> Hannover, den wohl noch niemand zu den „angesehenen Liberalen" gerechnet<lb/> hat, sondern der ein eingefleischter Particularist und motorischer Konservativer<lb/> ist, wagte gegen die Verdammung der fluchwürdigen östreichischen Politik mit<lb/> dem Hinweis aus das Bündniß Preußens und Italiens zu sprechen. Ihm<lb/> wurde von Miquöl schlagend erwiedert, daß nicht jedes Bündniß mit dem Aus¬<lb/> land verwerflich sei, sondern nur dasjenige, welches uns vom Ausland abhängig<lb/> mache, das preußisch-italienische Bündniß sei eines der heilsamsten je geschlossenen,<lb/> weil es zwei gleichstrebende, auf einander angewiesene Nationen verbinde, und<lb/> Italien allmälig, aber stetig und sicher, aus der halben Abhängigkeit von Frank¬<lb/> reich loszumachen verheiße. Nach dieser Belehrung verließ Herr Rasch einen<lb/> Ort, an den er offenbar nicht hingehörte, und einstimmig wurde darauf sowohl<lb/> die von Bennigsen entworfene Aufstellung politischer Sätze, wie die von Miquöl<lb/> herrührende Ansprache an die Süddeutschen gutgeheißen.</p><lb/> <p xml:id="ID_487" next="#ID_488"> Damit hat die liberale Partei Hannovers und Kurhesseus sich auf die<lb/> Seite gestellt, gegen welche der Welfentönig und der Kurfürst nach wie vor<lb/> in offener Feindschaft verharren. Es war nur landsmännische Rücksicht auf<lb/> Stellung Und Gefühle, was sie verhinderte, ihren uniformirten Brüdern gleiche<lb/> Parteinahme zur Pflicht zu machen. Die kurhessischen Truppen aber in Mainz<lb/> und die in Frankfurt am Main gesammelten versprengten Hannoveraner wissen nun<lb/> doch, daß sie mit ihrem Lande brechen, wenn sie treu einem augenscheinlich ver¬<lb/> wirkten Eide für Oestreich und seine verlorene Sache fechten wollen. Die Be¬<lb/> völkerung von Hannover und Kurhessen hat am 12. Juli durch den Mund<lb/> ihrer berufensten Vertreter erklärt, daß sie mit Preußen stehe oder falle, daß</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0162]
v. d. Horst eine Anzahl thätiger und hervorragender Liberaler Norddeutschlands
außer Preußen nach der Stadt Hannover ein.
Die Versammlung war ungeachtet der kurzen Berufungsfrist zahlreich und
gut besucht: fast die ganze aufgelöste hannoversche Völkskammer und andere
bedeutende Hannoveraner, ferner Oldenburger, Braunschweiger, aus Kurhessen
u. a. Nebelthau und Vetter, aus Weimar Fries, M. Wiggers aus Rostock und
Ed. Wiggers aus Rendsburg , sechs oder acht Bremer und halb so viel Ham¬
burger. Trotz dieser Ausdehnung zeigte sich nicht die mindeste eigentlich grund¬
sätzliche Meinungsverschiedenheit. Indem man Fragen wie Bundesstaat oder
Einheitsstaat, Wahrung der innern staatlichen Selbständigkeit oder Einverleibung
in Preußen, als vorläufig ja doch noch nicht zur Entscheidung stehend, bei
Seite ließ, konnte man sich in vollster und aufrichtigster Uebereinstimmung mit
aller Schärfe sowohl gegen das fernere Verbleiben Oestreichs im Bunde der
deutschen Staaten, wie gegen jeden unbefugten Einmischungsversuch des Aus¬
landes wenden, und in beiderlei Hinsicht die Patrioten Süddeutschlands auf¬
fordern, zu uns zu stehen gegen die dräuende Gefahr der Fremdherrschaft. Nur
ein zufällig in die Versammlung venrrter Mann, der Stadtdirector Rasch aus
Hannover, den wohl noch niemand zu den „angesehenen Liberalen" gerechnet
hat, sondern der ein eingefleischter Particularist und motorischer Konservativer
ist, wagte gegen die Verdammung der fluchwürdigen östreichischen Politik mit
dem Hinweis aus das Bündniß Preußens und Italiens zu sprechen. Ihm
wurde von Miquöl schlagend erwiedert, daß nicht jedes Bündniß mit dem Aus¬
land verwerflich sei, sondern nur dasjenige, welches uns vom Ausland abhängig
mache, das preußisch-italienische Bündniß sei eines der heilsamsten je geschlossenen,
weil es zwei gleichstrebende, auf einander angewiesene Nationen verbinde, und
Italien allmälig, aber stetig und sicher, aus der halben Abhängigkeit von Frank¬
reich loszumachen verheiße. Nach dieser Belehrung verließ Herr Rasch einen
Ort, an den er offenbar nicht hingehörte, und einstimmig wurde darauf sowohl
die von Bennigsen entworfene Aufstellung politischer Sätze, wie die von Miquöl
herrührende Ansprache an die Süddeutschen gutgeheißen.
Damit hat die liberale Partei Hannovers und Kurhesseus sich auf die
Seite gestellt, gegen welche der Welfentönig und der Kurfürst nach wie vor
in offener Feindschaft verharren. Es war nur landsmännische Rücksicht auf
Stellung Und Gefühle, was sie verhinderte, ihren uniformirten Brüdern gleiche
Parteinahme zur Pflicht zu machen. Die kurhessischen Truppen aber in Mainz
und die in Frankfurt am Main gesammelten versprengten Hannoveraner wissen nun
doch, daß sie mit ihrem Lande brechen, wenn sie treu einem augenscheinlich ver¬
wirkten Eide für Oestreich und seine verlorene Sache fechten wollen. Die Be¬
völkerung von Hannover und Kurhessen hat am 12. Juli durch den Mund
ihrer berufensten Vertreter erklärt, daß sie mit Preußen stehe oder falle, daß
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