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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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Genauigkeit in der Wiedergabe der Originale erreichen, welche so wünschens-
werth ist, um dem mit letztern unbekannten Leser die volle Anschauung und
die Möglichkeit eines eignen Urtheils über sie zu verschaffen. Da ist es
denn ein sehr glücklicher Gedanke gewesen. welchen seit etwa sieben Jahren das
durch seine Fachleistungen, wie durch seine Verlagsunternehmungen gleich rühm¬
lich bekannte photographische Institut von Gustav Schauer in Berlin Schritt
für Schritt vorgehend verwirklicht hat. Es ersetzte die gänzlich ungenügenden
holzschnittlichen Bildbeigaben der seitherigen kunstgeschichtlichen Werke für das
große "gebildete Publikum" durch treffliche Photographien der wichtigsten
Gemälde und Zeichnungen, von welchen die Kunstgeschichte zu erzählen hat,
und vertraute die Bearbeitung der betreffenden Texte den ersten und bewähr¬
testen Kunstgelehrten Deutschlands an, welche es übernehmen wollten und konnten,
nicht wie der Fachmann zum College", sondern wie ihren Stoff und die
Sprache gleich vollkommen beherrschende, durchgebildete Männer für einen Leser¬
kreis zu schreiben, welchem die Düsteleien und Spitzfindigkeiten antiquarisch¬
kritisch-ästhetischer Gelehrsamkeit ziemlich gleichgültig sind, während er sehr
bereit ist. sich auf dem Wege einer angenehmen und unterhaltenden Lectüre die
Resultate der ernsten, eifrigen Forschungen der neuern kunsthistorischen Wissen¬
schaft zuführen zu lassen. Es ist seitdem ein immer ausgedehnterer Cyklus von
solchen Arbeiten im Verlage des genannten Instituts erschienen.

Männer wie Hotho, Waagen. Eggers, Lübke, v. Blomberg u. a. haben
theils auf Grund eigner selbständiger Forschung, theils der soliden Vor¬
arbeit Andrer die Biographien und die Charakteristik des künstlerischen Schaffens
der größten Meister der Malerei des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts
geschrieben, und die Photographien der Hauptwerke derselben -- bald nach den
Originalen unmittelbar, bald nach den besten und getreusten Stichen mit tech¬
nischer Vollendung und Präcision ausgeführt -- welche die bildlichen Beilagen
dieser Texte gaben, unterstützen und ergänzen in der schönsten Weise das schil-
dernde Wort der letzteren. So stehen diese kunstgeschichtlichen Albums (ein
fataler, aber leider unvermeidlicher Pluralis) in ihrer Art einzig da. Ihre
Aufnahme hat dem wirklichen Werth des Unternehmens entsprochen, und indem
die äußere glänzende Ausstattung und der Name der Autoren ihnen bereitwilligen
Eingang verschafften, haben sie viel zur Erweckung tiefern künstlerischen Inter¬
esses und zur Verbreitung wirklich richtigen Wissens von den großen Perioden
der Kunst und ihren Meistern beigetragen, grade in solchen Gesellschaftskreisen,
wo Gleichgiltigkeit, Oberflächlichkeit des Urtheils und Unkenntniß der That-
sachen allgemein zu Hause waren.

In dem bisher erschienenen Cyklus dieser "Albums", so umfassend derselbe
auch war, fehlte immer noch eine entsprechende Arbeit über einen der größten
unter den großen Meistern der Renaissanceperiode, und zwar grade der deutschen


Genauigkeit in der Wiedergabe der Originale erreichen, welche so wünschens-
werth ist, um dem mit letztern unbekannten Leser die volle Anschauung und
die Möglichkeit eines eignen Urtheils über sie zu verschaffen. Da ist es
denn ein sehr glücklicher Gedanke gewesen. welchen seit etwa sieben Jahren das
durch seine Fachleistungen, wie durch seine Verlagsunternehmungen gleich rühm¬
lich bekannte photographische Institut von Gustav Schauer in Berlin Schritt
für Schritt vorgehend verwirklicht hat. Es ersetzte die gänzlich ungenügenden
holzschnittlichen Bildbeigaben der seitherigen kunstgeschichtlichen Werke für das
große „gebildete Publikum" durch treffliche Photographien der wichtigsten
Gemälde und Zeichnungen, von welchen die Kunstgeschichte zu erzählen hat,
und vertraute die Bearbeitung der betreffenden Texte den ersten und bewähr¬
testen Kunstgelehrten Deutschlands an, welche es übernehmen wollten und konnten,
nicht wie der Fachmann zum College», sondern wie ihren Stoff und die
Sprache gleich vollkommen beherrschende, durchgebildete Männer für einen Leser¬
kreis zu schreiben, welchem die Düsteleien und Spitzfindigkeiten antiquarisch¬
kritisch-ästhetischer Gelehrsamkeit ziemlich gleichgültig sind, während er sehr
bereit ist. sich auf dem Wege einer angenehmen und unterhaltenden Lectüre die
Resultate der ernsten, eifrigen Forschungen der neuern kunsthistorischen Wissen¬
schaft zuführen zu lassen. Es ist seitdem ein immer ausgedehnterer Cyklus von
solchen Arbeiten im Verlage des genannten Instituts erschienen.

Männer wie Hotho, Waagen. Eggers, Lübke, v. Blomberg u. a. haben
theils auf Grund eigner selbständiger Forschung, theils der soliden Vor¬
arbeit Andrer die Biographien und die Charakteristik des künstlerischen Schaffens
der größten Meister der Malerei des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts
geschrieben, und die Photographien der Hauptwerke derselben — bald nach den
Originalen unmittelbar, bald nach den besten und getreusten Stichen mit tech¬
nischer Vollendung und Präcision ausgeführt — welche die bildlichen Beilagen
dieser Texte gaben, unterstützen und ergänzen in der schönsten Weise das schil-
dernde Wort der letzteren. So stehen diese kunstgeschichtlichen Albums (ein
fataler, aber leider unvermeidlicher Pluralis) in ihrer Art einzig da. Ihre
Aufnahme hat dem wirklichen Werth des Unternehmens entsprochen, und indem
die äußere glänzende Ausstattung und der Name der Autoren ihnen bereitwilligen
Eingang verschafften, haben sie viel zur Erweckung tiefern künstlerischen Inter¬
esses und zur Verbreitung wirklich richtigen Wissens von den großen Perioden
der Kunst und ihren Meistern beigetragen, grade in solchen Gesellschaftskreisen,
wo Gleichgiltigkeit, Oberflächlichkeit des Urtheils und Unkenntniß der That-
sachen allgemein zu Hause waren.

In dem bisher erschienenen Cyklus dieser „Albums", so umfassend derselbe
auch war, fehlte immer noch eine entsprechende Arbeit über einen der größten
unter den großen Meistern der Renaissanceperiode, und zwar grade der deutschen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/92>, abgerufen am 29.06.2024.