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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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von Frankreich gegen jenen Robert den Dritten zu Gunsten seiner Tante Ma-
haud (Mathilde) entschieden. Langdauernde gewaltsame Auflehnungen gegen
diese Entscheidung folgten; daS Parlament zu Paris entschied wiederholt gegen
Robert, und als er endlich wegen des Verdachtes des Giftmordes und der
Fälschungen von Urkunden in diesen Processen persönlich vor das Parlament
geladen wurde, entfloh er nach England, wo er bei Eduard dem Dritten Schutz
suchte und fand. Auch er war seines Rechte? durch eine falsche Anwendung
der Gesetze beraubt, und seine Klagen mußten daher bei dem Könige, der sich
in gleichem Falle befand, ein williges Gehör finden. Seine Bemühungen,
Eduard zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen, sind geschichtlich vielfach be¬
zeugt. "Eduard," so sagt Froissart, "rw äisait met, mais se xourxensoit sans
cesse toucdant ees xaroles." Zahlreich waren die näheren Veranlassungen,
die den König hätten zum Beginn des Krieges reizen können, Raubanfälle
französischer Schiffe an Englands Küsten, die Unterstützung Schottlands durch
Frankreich und andre; allein der König stand fort und fort zögernd vor dem
gewaltigen Wagniß. Da ergriff Robert daS letzte Mittel, er wollte den Stolz
des Königs im Angesicht des ganzen Hofes demüthigen, indem er ihm öffent¬
lich Mangel an Muth vorwarf.

Hier beginnt unser Gedicht aus jener Zeit. ES ist betitelt "I,e Voeu an
Reron". und einer alten Handschrist entnommen, die sich auf der Bibliothek
zu Bern befindet; abgedruckt ist es bei I,g, vurue as Sande-tale^o: Nemoires
sur 1'anoierme Onevalerie. MuveUe Läition xar Roäier. ?üris 1826.

Es beginnt also:

Das Gedicht erzählt nun folgendes:

Der König Eduard hielt im September 1338 seinen Hof in London. Es
fand ein großes Fest statt. Der König saß in der Mitte seiner Barone und
der Damen seines Hofes. Sein Blick war zerstreut; sein Haupt neigte sich
nachdenkend auf seine Brust.

Um dieselbe Zeit zerstreute sich der Flüchtling Robert von Artois durch





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von Frankreich gegen jenen Robert den Dritten zu Gunsten seiner Tante Ma-
haud (Mathilde) entschieden. Langdauernde gewaltsame Auflehnungen gegen
diese Entscheidung folgten; daS Parlament zu Paris entschied wiederholt gegen
Robert, und als er endlich wegen des Verdachtes des Giftmordes und der
Fälschungen von Urkunden in diesen Processen persönlich vor das Parlament
geladen wurde, entfloh er nach England, wo er bei Eduard dem Dritten Schutz
suchte und fand. Auch er war seines Rechte? durch eine falsche Anwendung
der Gesetze beraubt, und seine Klagen mußten daher bei dem Könige, der sich
in gleichem Falle befand, ein williges Gehör finden. Seine Bemühungen,
Eduard zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen, sind geschichtlich vielfach be¬
zeugt. „Eduard," so sagt Froissart, „rw äisait met, mais se xourxensoit sans
cesse toucdant ees xaroles." Zahlreich waren die näheren Veranlassungen,
die den König hätten zum Beginn des Krieges reizen können, Raubanfälle
französischer Schiffe an Englands Küsten, die Unterstützung Schottlands durch
Frankreich und andre; allein der König stand fort und fort zögernd vor dem
gewaltigen Wagniß. Da ergriff Robert daS letzte Mittel, er wollte den Stolz
des Königs im Angesicht des ganzen Hofes demüthigen, indem er ihm öffent¬
lich Mangel an Muth vorwarf.

Hier beginnt unser Gedicht aus jener Zeit. ES ist betitelt „I,e Voeu an
Reron". und einer alten Handschrist entnommen, die sich auf der Bibliothek
zu Bern befindet; abgedruckt ist es bei I,g, vurue as Sande-tale^o: Nemoires
sur 1'anoierme Onevalerie. MuveUe Läition xar Roäier. ?üris 1826.

Es beginnt also:

Das Gedicht erzählt nun folgendes:

Der König Eduard hielt im September 1338 seinen Hof in London. Es
fand ein großes Fest statt. Der König saß in der Mitte seiner Barone und
der Damen seines Hofes. Sein Blick war zerstreut; sein Haupt neigte sich
nachdenkend auf seine Brust.

Um dieselbe Zeit zerstreute sich der Flüchtling Robert von Artois durch





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[0069] von Frankreich gegen jenen Robert den Dritten zu Gunsten seiner Tante Ma- haud (Mathilde) entschieden. Langdauernde gewaltsame Auflehnungen gegen diese Entscheidung folgten; daS Parlament zu Paris entschied wiederholt gegen Robert, und als er endlich wegen des Verdachtes des Giftmordes und der Fälschungen von Urkunden in diesen Processen persönlich vor das Parlament geladen wurde, entfloh er nach England, wo er bei Eduard dem Dritten Schutz suchte und fand. Auch er war seines Rechte? durch eine falsche Anwendung der Gesetze beraubt, und seine Klagen mußten daher bei dem Könige, der sich in gleichem Falle befand, ein williges Gehör finden. Seine Bemühungen, Eduard zum Kriege gegen Frankreich zu bewegen, sind geschichtlich vielfach be¬ zeugt. „Eduard," so sagt Froissart, „rw äisait met, mais se xourxensoit sans cesse toucdant ees xaroles." Zahlreich waren die näheren Veranlassungen, die den König hätten zum Beginn des Krieges reizen können, Raubanfälle französischer Schiffe an Englands Küsten, die Unterstützung Schottlands durch Frankreich und andre; allein der König stand fort und fort zögernd vor dem gewaltigen Wagniß. Da ergriff Robert daS letzte Mittel, er wollte den Stolz des Königs im Angesicht des ganzen Hofes demüthigen, indem er ihm öffent¬ lich Mangel an Muth vorwarf. Hier beginnt unser Gedicht aus jener Zeit. ES ist betitelt „I,e Voeu an Reron". und einer alten Handschrist entnommen, die sich auf der Bibliothek zu Bern befindet; abgedruckt ist es bei I,g, vurue as Sande-tale^o: Nemoires sur 1'anoierme Onevalerie. MuveUe Läition xar Roäier. ?üris 1826. Es beginnt also: Das Gedicht erzählt nun folgendes: Der König Eduard hielt im September 1338 seinen Hof in London. Es fand ein großes Fest statt. Der König saß in der Mitte seiner Barone und der Damen seines Hofes. Sein Blick war zerstreut; sein Haupt neigte sich nachdenkend auf seine Brust. Um dieselbe Zeit zerstreute sich der Flüchtling Robert von Artois durch ') loin- lÄNLÄA». " ) ssodent. ^euues xsiis.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/69>, abgerufen am 28.09.2024.