Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.vom alten Schadow, und in der Modellirclasse der berliner Akademie empfangen, vom alten Schadow, und in der Modellirclasse der berliner Akademie empfangen, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0538" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285008"/> <p xml:id="ID_1769" prev="#ID_1768" next="#ID_1770"> vom alten Schadow, und in der Modellirclasse der berliner Akademie empfangen,<lb/> deren „Eleveninstitut"' ihn als jungen Mann aufnahm. Talent und Neigung<lb/> führten ihn eigentlich mehr der Goldschmiedekunst und ornamentirenden Metall¬<lb/> arbeit als der freien Bildhauerei zu. Lebhafte Phantasie für Erfindungen dieser<lb/> Gattung, die glückliche Gabe geschickter Raumbenutzung und geläufiges tech¬<lb/> nisches Können kamen ihm dabei trefflich zu Statten. Als er später zur Plastik<lb/> größern Stils, zur Monumcntalbildnerei, überging, konnte er auch darin den<lb/> Goldschmied nie ganz verläugnen. Auch seine derartigen großen Schöpfungen<lb/> behalten immer einen mehr decorativer Charakter und würden sich, in kleinem<lb/> Maßstabe gedacht, sehr gut in das Arabeskenwerk hineinverwoben vorstellen<lb/> lassen, welches er mit so freier Meisterschaft jedem Raum anzupassen versteht.<lb/> Bei einer großen Arbeit, welche ihn während der ersten vierziger Jahre be¬<lb/> schäftigte und viel von sich reden gemacht hat, mußte er. der Erfindungsreiche,<lb/> grade auf das Sclbstschaffen der Composition verzichten und sich an dem Ruhm<lb/> genügen lassen, einen Contourcntwurf von Cornelius ins Relief zu übersetzen<lb/> und so zur Herstellung in Silber zu bereiten. Es war dies der bekannte sil¬<lb/> berne Schild, das Pathengeschenk Friedrich Wilhelms des Vierten für den<lb/> Prinzen von Wales, der sogenannte Glaubcnsschild. Die Aufgabe für Fischer<lb/> -war eben keine besonders dankbare; indeß hat die ihm auferlegte Resignation<lb/> ihn nicht gehindert in der freien, schönen und doch die Absichten des Zeichners<lb/> treu erfüllenden Gestaltung seines Werkes. Schon damals wurde ihm der Auf¬<lb/> trag zu den vier großen Hauptarbeiten seines Lebens, welche ihren vollständigen<lb/> Abschluß indeß heute noch nicht gefunden haben, den Gruppen für den Belle-<lb/> allianceplatz in Berlin. Friedrich Wilhelm der Vierte ersann für diesen lange<lb/> höchst stiefmütterlich behandelten, architektonisch vernachlässigten Platz am süd¬<lb/> lichen Ende der großen Friedrichstraße einen reichen und ausgedehnten Umge-<lb/> staltungs- und Ausschmückungsplan, dessen Grundgedanke aus dem Namen,<lb/> welchen jener führte, abgeleitet oder erwachsen war. Der „schöne Bund" der<lb/> Völkerstämme, welche die letzte große Besreiungsschlacht gegen Napoleon ge¬<lb/> meinsam ausgekämpft hatten, sollte hier seine künstlerische Verherrlichung in<lb/> großen monumentalen Darstellungen finden. Die bekannte Granitsäule in der<lb/> Mitte des Platzes, welche die rauchsche Victoria trägt, mit dem Brunnenbecken<lb/> um sie herum, war nur der erste Beginn dieser projectirten Schmückung. Zu<lb/> ihr sollten noch vier Marmorgruppen gehören, welche in symbolischer Form<lb/> jene vier Stämme, die sich an dem Kampf betheiligten, und diesen Antheil<lb/> daran zu veranschaulichen bestimmt waren: also England, Niederland, Preu¬<lb/> ßen, Braunschweig-Hannover. Ich weiß nicht, ob dem phantasievollen Auf¬<lb/> traggeber selbst oder Fischer, dem Beauftragten, der Gedanke zuzuschreiben<lb/> ist, die jeden der Volksstämme repräsentirenden Kämpfergruppen noch durch die<lb/> Beigabe der betreffenden Thiere ihres nationalen Wappens charakterisirend zu</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0538]
vom alten Schadow, und in der Modellirclasse der berliner Akademie empfangen,
deren „Eleveninstitut"' ihn als jungen Mann aufnahm. Talent und Neigung
führten ihn eigentlich mehr der Goldschmiedekunst und ornamentirenden Metall¬
arbeit als der freien Bildhauerei zu. Lebhafte Phantasie für Erfindungen dieser
Gattung, die glückliche Gabe geschickter Raumbenutzung und geläufiges tech¬
nisches Können kamen ihm dabei trefflich zu Statten. Als er später zur Plastik
größern Stils, zur Monumcntalbildnerei, überging, konnte er auch darin den
Goldschmied nie ganz verläugnen. Auch seine derartigen großen Schöpfungen
behalten immer einen mehr decorativer Charakter und würden sich, in kleinem
Maßstabe gedacht, sehr gut in das Arabeskenwerk hineinverwoben vorstellen
lassen, welches er mit so freier Meisterschaft jedem Raum anzupassen versteht.
Bei einer großen Arbeit, welche ihn während der ersten vierziger Jahre be¬
schäftigte und viel von sich reden gemacht hat, mußte er. der Erfindungsreiche,
grade auf das Sclbstschaffen der Composition verzichten und sich an dem Ruhm
genügen lassen, einen Contourcntwurf von Cornelius ins Relief zu übersetzen
und so zur Herstellung in Silber zu bereiten. Es war dies der bekannte sil¬
berne Schild, das Pathengeschenk Friedrich Wilhelms des Vierten für den
Prinzen von Wales, der sogenannte Glaubcnsschild. Die Aufgabe für Fischer
-war eben keine besonders dankbare; indeß hat die ihm auferlegte Resignation
ihn nicht gehindert in der freien, schönen und doch die Absichten des Zeichners
treu erfüllenden Gestaltung seines Werkes. Schon damals wurde ihm der Auf¬
trag zu den vier großen Hauptarbeiten seines Lebens, welche ihren vollständigen
Abschluß indeß heute noch nicht gefunden haben, den Gruppen für den Belle-
allianceplatz in Berlin. Friedrich Wilhelm der Vierte ersann für diesen lange
höchst stiefmütterlich behandelten, architektonisch vernachlässigten Platz am süd¬
lichen Ende der großen Friedrichstraße einen reichen und ausgedehnten Umge-
staltungs- und Ausschmückungsplan, dessen Grundgedanke aus dem Namen,
welchen jener führte, abgeleitet oder erwachsen war. Der „schöne Bund" der
Völkerstämme, welche die letzte große Besreiungsschlacht gegen Napoleon ge¬
meinsam ausgekämpft hatten, sollte hier seine künstlerische Verherrlichung in
großen monumentalen Darstellungen finden. Die bekannte Granitsäule in der
Mitte des Platzes, welche die rauchsche Victoria trägt, mit dem Brunnenbecken
um sie herum, war nur der erste Beginn dieser projectirten Schmückung. Zu
ihr sollten noch vier Marmorgruppen gehören, welche in symbolischer Form
jene vier Stämme, die sich an dem Kampf betheiligten, und diesen Antheil
daran zu veranschaulichen bestimmt waren: also England, Niederland, Preu¬
ßen, Braunschweig-Hannover. Ich weiß nicht, ob dem phantasievollen Auf¬
traggeber selbst oder Fischer, dem Beauftragten, der Gedanke zuzuschreiben
ist, die jeden der Volksstämme repräsentirenden Kämpfergruppen noch durch die
Beigabe der betreffenden Thiere ihres nationalen Wappens charakterisirend zu
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