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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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Im zweiten über das erste Capitel (ren) des vierten Buchs des Canons
des Avicenna. welches von den Fiebern handelt, mit allgemeinen Anmerkungen.

Im dritten Jahre über das vierte Capitel des ersten Buchs des Canons
deS Avicenna, welches von der Heilung im Allgemeinen spricht, mit den Er¬
läuterungen des Dinus und Ugo.

Um drei Pflegen die in die Facultät der Aerzte aufgenommenen Doctoren
zu lesen, von denen einer in diesem (dem ersten) Halbjahr das Prognostikon
des Hippokrates vortragen wird.

Anatomie oder Ausschreibung von Leichen (iuseetio eorpoium) wird in
jedem einzelnen Jahre, sobald ein entseelter Körper geliefert ist. getrieben wer¬
den, da es ohne sie") keine vollständige Kenntniß der Krankheiten und der
menschlichen Leibesbeschaffenheit giebt.

Uebungen im Disputiren werden nicht fehlen.

Facultät der Künste.

Da, wie Cicero sagt, kein wünschenswertheres Gut und nichts Vornehmeres
dem Geschlechte der Sterblichen verliehen ist noch irgend vom Himmel gestattet
und zum Geschenk gegeben werden wird, als die Philosophie, so wählen wir.
um uns dieselbe anzueignen, den Aristoteles zum Führer, welcher uns durch sein
Wissen von den Dingen, die Menge seiner Schriften, seine Beredsamkeit und
den Scharfsinn seiner Entdeckungen empfohlen wird. Wir werden aber nicht
die Träume und die verwickelten Fragen seiner Erklärer erklären, da es, wie
Seneca sagt, einen höchst kläglichen Geist verräth, nur aus den Commentaren
Weisheit zu schöpfen, in welchen mit Vernachlässigung des Sinnes des Aristo¬
teles die Sophisten (so!) über des Kaisers Bart (lang, oaprirm), wie man zu
sagen Pflegt, sich zanken, sondern die Werke desselben, theils in der Uebersetzung
des Archeropvlus (Argyropulus), theils in der des Augustin NiphuS.**) des
Hermolaus Barbarus***) und des Theodorus Gaza, werden in der untenver¬
zeichneten Ordnung erläutert werden.

Genaue Reihenfolge der Vorlesungen in der Facultät der
schönen Künste nach den einzelnen Stunden, der Verschiedenheit
der Anlagen und den verschiedenen Studien angepaßt.

Sechs Uhr Vormittags. Es wird das Sonnenjahr hindurch die Meta¬
physik des Aristoteles gelesen werden, von Besscmon, dem Peripathetiker und





-) Man bemerke die immer wiederkehrenden Motivirungen, die wie Entschuldigungen
vor den Anhängern des Alten klingen.
") Niphus von Suessa. berühmter Aristoteliker und Averroist. von 14W etwa bis um
die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts in Pisa, Bologna, Rom, Salerno und Padua als
Professor und zugleich als Arzt und Astronom thätig.
Landsmann und Zeitgenosse von Theodor Gaza und Bessarion.

Im zweiten über das erste Capitel (ren) des vierten Buchs des Canons
des Avicenna. welches von den Fiebern handelt, mit allgemeinen Anmerkungen.

Im dritten Jahre über das vierte Capitel des ersten Buchs des Canons
deS Avicenna, welches von der Heilung im Allgemeinen spricht, mit den Er¬
läuterungen des Dinus und Ugo.

Um drei Pflegen die in die Facultät der Aerzte aufgenommenen Doctoren
zu lesen, von denen einer in diesem (dem ersten) Halbjahr das Prognostikon
des Hippokrates vortragen wird.

Anatomie oder Ausschreibung von Leichen (iuseetio eorpoium) wird in
jedem einzelnen Jahre, sobald ein entseelter Körper geliefert ist. getrieben wer¬
den, da es ohne sie") keine vollständige Kenntniß der Krankheiten und der
menschlichen Leibesbeschaffenheit giebt.

Uebungen im Disputiren werden nicht fehlen.

Facultät der Künste.

Da, wie Cicero sagt, kein wünschenswertheres Gut und nichts Vornehmeres
dem Geschlechte der Sterblichen verliehen ist noch irgend vom Himmel gestattet
und zum Geschenk gegeben werden wird, als die Philosophie, so wählen wir.
um uns dieselbe anzueignen, den Aristoteles zum Führer, welcher uns durch sein
Wissen von den Dingen, die Menge seiner Schriften, seine Beredsamkeit und
den Scharfsinn seiner Entdeckungen empfohlen wird. Wir werden aber nicht
die Träume und die verwickelten Fragen seiner Erklärer erklären, da es, wie
Seneca sagt, einen höchst kläglichen Geist verräth, nur aus den Commentaren
Weisheit zu schöpfen, in welchen mit Vernachlässigung des Sinnes des Aristo¬
teles die Sophisten (so!) über des Kaisers Bart (lang, oaprirm), wie man zu
sagen Pflegt, sich zanken, sondern die Werke desselben, theils in der Uebersetzung
des Archeropvlus (Argyropulus), theils in der des Augustin NiphuS.**) des
Hermolaus Barbarus***) und des Theodorus Gaza, werden in der untenver¬
zeichneten Ordnung erläutert werden.

Genaue Reihenfolge der Vorlesungen in der Facultät der
schönen Künste nach den einzelnen Stunden, der Verschiedenheit
der Anlagen und den verschiedenen Studien angepaßt.

Sechs Uhr Vormittags. Es wird das Sonnenjahr hindurch die Meta¬
physik des Aristoteles gelesen werden, von Besscmon, dem Peripathetiker und





-) Man bemerke die immer wiederkehrenden Motivirungen, die wie Entschuldigungen
vor den Anhängern des Alten klingen.
") Niphus von Suessa. berühmter Aristoteliker und Averroist. von 14W etwa bis um
die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts in Pisa, Bologna, Rom, Salerno und Padua als
Professor und zugleich als Arzt und Astronom thätig.
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[0528] Im zweiten über das erste Capitel (ren) des vierten Buchs des Canons des Avicenna. welches von den Fiebern handelt, mit allgemeinen Anmerkungen. Im dritten Jahre über das vierte Capitel des ersten Buchs des Canons deS Avicenna, welches von der Heilung im Allgemeinen spricht, mit den Er¬ läuterungen des Dinus und Ugo. Um drei Pflegen die in die Facultät der Aerzte aufgenommenen Doctoren zu lesen, von denen einer in diesem (dem ersten) Halbjahr das Prognostikon des Hippokrates vortragen wird. Anatomie oder Ausschreibung von Leichen (iuseetio eorpoium) wird in jedem einzelnen Jahre, sobald ein entseelter Körper geliefert ist. getrieben wer¬ den, da es ohne sie") keine vollständige Kenntniß der Krankheiten und der menschlichen Leibesbeschaffenheit giebt. Uebungen im Disputiren werden nicht fehlen. Facultät der Künste. Da, wie Cicero sagt, kein wünschenswertheres Gut und nichts Vornehmeres dem Geschlechte der Sterblichen verliehen ist noch irgend vom Himmel gestattet und zum Geschenk gegeben werden wird, als die Philosophie, so wählen wir. um uns dieselbe anzueignen, den Aristoteles zum Führer, welcher uns durch sein Wissen von den Dingen, die Menge seiner Schriften, seine Beredsamkeit und den Scharfsinn seiner Entdeckungen empfohlen wird. Wir werden aber nicht die Träume und die verwickelten Fragen seiner Erklärer erklären, da es, wie Seneca sagt, einen höchst kläglichen Geist verräth, nur aus den Commentaren Weisheit zu schöpfen, in welchen mit Vernachlässigung des Sinnes des Aristo¬ teles die Sophisten (so!) über des Kaisers Bart (lang, oaprirm), wie man zu sagen Pflegt, sich zanken, sondern die Werke desselben, theils in der Uebersetzung des Archeropvlus (Argyropulus), theils in der des Augustin NiphuS.**) des Hermolaus Barbarus***) und des Theodorus Gaza, werden in der untenver¬ zeichneten Ordnung erläutert werden. Genaue Reihenfolge der Vorlesungen in der Facultät der schönen Künste nach den einzelnen Stunden, der Verschiedenheit der Anlagen und den verschiedenen Studien angepaßt. Sechs Uhr Vormittags. Es wird das Sonnenjahr hindurch die Meta¬ physik des Aristoteles gelesen werden, von Besscmon, dem Peripathetiker und -) Man bemerke die immer wiederkehrenden Motivirungen, die wie Entschuldigungen vor den Anhängern des Alten klingen. ") Niphus von Suessa. berühmter Aristoteliker und Averroist. von 14W etwa bis um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts in Pisa, Bologna, Rom, Salerno und Padua als Professor und zugleich als Arzt und Astronom thätig. Landsmann und Zeitgenosse von Theodor Gaza und Bessarion.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/528>, abgerufen am 01.07.2024.