Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.Griechenland unterworfen und Konstantinipel erobert, da hört er, wie traurig eS Von den Ständen, die in den Spielen auftreten, will ich nur der vier Die Geistlichen mit ihrem zuchtlosen Leben in Spielen, Trinken und Buhlen S0*
Griechenland unterworfen und Konstantinipel erobert, da hört er, wie traurig eS Von den Ständen, die in den Spielen auftreten, will ich nur der vier Die Geistlichen mit ihrem zuchtlosen Leben in Spielen, Trinken und Buhlen S0*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0419" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284889"/> <p xml:id="ID_1373" prev="#ID_1372"> Griechenland unterworfen und Konstantinipel erobert, da hört er, wie traurig eS<lb/> in der Christenheit aussieht; er kommt unter dem freien Geleit der Stadt<lb/> Nürnberg, um die Sünden auszurotten. Die Boten des Papstes, des Kaisers<lb/> und der Fürsten Protestiren auf das feierlichste gegen solche Einmischung in die<lb/> innern deutschen Angelegenheiten und drohen in sehr ungiimpslicher Weise. Aber<lb/> zwei Bürger verkünden, daß man das versprochene Geleit gewähren werde;<lb/> morgen freilich gehe es bereits zu Ende, und deshalb rathen sie die Stadt zu<lb/> verlassen. Er scheidet mit Dank gegen die wackern Bürger und verspricht ihnen<lb/> große Ehre und Reverenz in seinem Gebiet.</p><lb/> <p xml:id="ID_1374"> Von den Ständen, die in den Spielen auftreten, will ich nur der vier<lb/> Facultäten gedenken, so sehr dieselben auch zurücktreten gegen die Bauern und Ritter.<lb/> Geschichten von Bauer» sind natürlich überwiegend; ihre Rohheit und Gefräßig¬<lb/> keit, ihre Raus- und Händelsucht, ihre betrügerische Schlauheit, ihre Auf«<lb/> Schneidereien, ihre plumpen Tänze und Liebesabenteuer bieten den ergötzlichsten<lb/> Stoff. Die ehrenvolle Rolle der Ritter ist vorüber. Die Städter werden ge¬<lb/> schont; wenn in Ur. 36 ein Krämer das gezahlte Geld genau prüft, so ist eS<lb/> eher darauf abgesehen, die Sucht der Bauern, falsche und schlechte Münzen an<lb/> den Mann zu bringen, zu verhöhnen. In einem andern Spiel (70) treten<lb/> zwar die verschiedenen Handwerker auf bei der Bewerbung um eine Jungfrau,<lb/> aber sie werden alle zurückgewiesen, nur der Schreiber „stolz und fein" gewinnt<lb/> ihr Herz, und jubelnd ruft sie aus:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_52" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1375" next="#ID_1376"> Die Geistlichen mit ihrem zuchtlosen Leben in Spielen, Trinken und Buhlen<lb/> sind nur in zwei Spiele eingeführt, und da ist es einmal ein Waldbruder,<lb/> der von einem Bauer wegen seines sündhaften Wandels und groben Lügens<lb/> durchgeprügelt wird, das andre Mal ein Domherr, der von einer Kupplerin be¬<lb/> thört, auch keinen erfreulicheren Ausgang seiner Liebesnarrheit erfährt. Aber die<lb/> Beziehungen auf Mönche und Nonnen, Nollbrüder und Beginen fehlen nicht.<lb/> Eine förmliche Trauung mit allen ihr vorangehenden Verhandlungen über<lb/> Aussteuer und Hochzeitsgeschenke ist in Ur. 66 dargestellt, und eine frevelhafte<lb/> Parodie der Predigt kommt auch vor (70). Wenn man an dem Knechte den<lb/> Herrn erkennt, so werde» die Aufschneidereien von zwölf Pfaffenkncchten ein<lb/> ergötzliches Bild geben, die sich überbieten in Beweisen von ihrer Faulheit. Einer<lb/> hat im Hofe an der Sonne gelegen und.geschlafen, es ist ein Regen gekommen,<lb/> aber er ist liegen geblieben, bis ihm die Haare ausgingen und der Regen ihm ein<lb/> Loch in den Kopf schlug; ein anderer, an, Fahrweg liegend, hat sich von einem<lb/> Vorüberfahrenden Wagen lieber das Bein brechen lassen, ehe er es zurückzog;</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> S0*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0419]
Griechenland unterworfen und Konstantinipel erobert, da hört er, wie traurig eS
in der Christenheit aussieht; er kommt unter dem freien Geleit der Stadt
Nürnberg, um die Sünden auszurotten. Die Boten des Papstes, des Kaisers
und der Fürsten Protestiren auf das feierlichste gegen solche Einmischung in die
innern deutschen Angelegenheiten und drohen in sehr ungiimpslicher Weise. Aber
zwei Bürger verkünden, daß man das versprochene Geleit gewähren werde;
morgen freilich gehe es bereits zu Ende, und deshalb rathen sie die Stadt zu
verlassen. Er scheidet mit Dank gegen die wackern Bürger und verspricht ihnen
große Ehre und Reverenz in seinem Gebiet.
Von den Ständen, die in den Spielen auftreten, will ich nur der vier
Facultäten gedenken, so sehr dieselben auch zurücktreten gegen die Bauern und Ritter.
Geschichten von Bauer» sind natürlich überwiegend; ihre Rohheit und Gefräßig¬
keit, ihre Raus- und Händelsucht, ihre betrügerische Schlauheit, ihre Auf«
Schneidereien, ihre plumpen Tänze und Liebesabenteuer bieten den ergötzlichsten
Stoff. Die ehrenvolle Rolle der Ritter ist vorüber. Die Städter werden ge¬
schont; wenn in Ur. 36 ein Krämer das gezahlte Geld genau prüft, so ist eS
eher darauf abgesehen, die Sucht der Bauern, falsche und schlechte Münzen an
den Mann zu bringen, zu verhöhnen. In einem andern Spiel (70) treten
zwar die verschiedenen Handwerker auf bei der Bewerbung um eine Jungfrau,
aber sie werden alle zurückgewiesen, nur der Schreiber „stolz und fein" gewinnt
ihr Herz, und jubelnd ruft sie aus:
Die Geistlichen mit ihrem zuchtlosen Leben in Spielen, Trinken und Buhlen
sind nur in zwei Spiele eingeführt, und da ist es einmal ein Waldbruder,
der von einem Bauer wegen seines sündhaften Wandels und groben Lügens
durchgeprügelt wird, das andre Mal ein Domherr, der von einer Kupplerin be¬
thört, auch keinen erfreulicheren Ausgang seiner Liebesnarrheit erfährt. Aber die
Beziehungen auf Mönche und Nonnen, Nollbrüder und Beginen fehlen nicht.
Eine förmliche Trauung mit allen ihr vorangehenden Verhandlungen über
Aussteuer und Hochzeitsgeschenke ist in Ur. 66 dargestellt, und eine frevelhafte
Parodie der Predigt kommt auch vor (70). Wenn man an dem Knechte den
Herrn erkennt, so werde» die Aufschneidereien von zwölf Pfaffenkncchten ein
ergötzliches Bild geben, die sich überbieten in Beweisen von ihrer Faulheit. Einer
hat im Hofe an der Sonne gelegen und.geschlafen, es ist ein Regen gekommen,
aber er ist liegen geblieben, bis ihm die Haare ausgingen und der Regen ihm ein
Loch in den Kopf schlug; ein anderer, an, Fahrweg liegend, hat sich von einem
Vorüberfahrenden Wagen lieber das Bein brechen lassen, ehe er es zurückzog;
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