Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band. Wähnt nicht, diese Burschenweise Sei ein bloßer Freudenbrauch! Nein, in braver Väter Kreise Blitzte so der Degen auch. Ha, wie jeder sich bemühte Ganz zu sein des Festes werth! Keiner tastete ans Schwert, War er deutsch nicht von Gemüthe. Blank, sprach jeder, wie die Klinge Müssen alle Brüder sein! Jeder in der Runde bringe Hier ein Herz, das keusch und rein! Fort, wer adel nicht geboren; Wessen Herz nicht treu und gut Schwarz ist, wird, wie diesen Hut Einst der Rache Stahl durchbohren.*) Zwar wir wollen liebreich dulden, Gern des Bruders Fehl verzeihn. Aber schwarze Frevelschulden Müssen nicht das Schwert entweihn. Alle drückt der Menschheit Schwäche, Und verzeihn ist süße Pflicht; Doch wer Hohn der Tugend spricht, Zittre, daß das Schwert sich räche. Drum, ihr Festgenossen, achtet Diese Sitte heilig, schön. Aus mit Herz und Sinnen trachtet Reiner stets sie zu begehn. Laßt das Schwert uns nun entlasten!" Nun erfolgt die Vertheilung der Hüte ungefähr in der Weise wie heute ") Diese Deutung des Hutdurchstechens ist wie manche" Andre vermuthlich an" der
freimaurerischen Symbolik in den Studentenbrauch gekommen. Der nächste Vers könnte fast unverändert in einer damaligen Loge gesungen worden sein. Wähnt nicht, diese Burschenweise Sei ein bloßer Freudenbrauch! Nein, in braver Väter Kreise Blitzte so der Degen auch. Ha, wie jeder sich bemühte Ganz zu sein des Festes werth! Keiner tastete ans Schwert, War er deutsch nicht von Gemüthe. Blank, sprach jeder, wie die Klinge Müssen alle Brüder sein! Jeder in der Runde bringe Hier ein Herz, das keusch und rein! Fort, wer adel nicht geboren; Wessen Herz nicht treu und gut Schwarz ist, wird, wie diesen Hut Einst der Rache Stahl durchbohren.*) Zwar wir wollen liebreich dulden, Gern des Bruders Fehl verzeihn. Aber schwarze Frevelschulden Müssen nicht das Schwert entweihn. Alle drückt der Menschheit Schwäche, Und verzeihn ist süße Pflicht; Doch wer Hohn der Tugend spricht, Zittre, daß das Schwert sich räche. Drum, ihr Festgenossen, achtet Diese Sitte heilig, schön. Aus mit Herz und Sinnen trachtet Reiner stets sie zu begehn. Laßt das Schwert uns nun entlasten!" Nun erfolgt die Vertheilung der Hüte ungefähr in der Weise wie heute ") Diese Deutung des Hutdurchstechens ist wie manche« Andre vermuthlich an« der
freimaurerischen Symbolik in den Studentenbrauch gekommen. Der nächste Vers könnte fast unverändert in einer damaligen Loge gesungen worden sein. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284794"/> <lg xml:id="POEMID_30" type="poem"> <l> Wähnt nicht, diese Burschenweise<lb/> Sei ein bloßer Freudenbrauch!<lb/> Nein, in braver Väter Kreise<lb/> Blitzte so der Degen auch.<lb/> Ha, wie jeder sich bemühte<lb/> Ganz zu sein des Festes werth!<lb/> Keiner tastete ans Schwert,<lb/> War er deutsch nicht von Gemüthe.</l> <l> Blank, sprach jeder, wie die Klinge<lb/> Müssen alle Brüder sein!<lb/> Jeder in der Runde bringe<lb/> Hier ein Herz, das keusch und rein!<lb/> Fort, wer adel nicht geboren;<lb/> Wessen Herz nicht treu und gut<lb/> Schwarz ist, wird, wie diesen Hut<lb/> Einst der Rache Stahl durchbohren.*)</l> <l> Zwar wir wollen liebreich dulden,<lb/> Gern des Bruders Fehl verzeihn.<lb/> Aber schwarze Frevelschulden<lb/> Müssen nicht das Schwert entweihn.<lb/> Alle drückt der Menschheit Schwäche,<lb/> Und verzeihn ist süße Pflicht;<lb/> Doch wer Hohn der Tugend spricht,<lb/> Zittre, daß das Schwert sich räche.</l> <l> Drum, ihr Festgenossen, achtet<lb/> Diese Sitte heilig, schön.<lb/> Aus mit Herz und Sinnen trachtet<lb/> Reiner stets sie zu begehn.<lb/> Laßt das Schwert uns nun entlasten!"</l><lb/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1066"> Nun erfolgt die Vertheilung der Hüte ungefähr in der Weise wie heute<lb/> noch. Der Vorsänger singt zunächst zu der ganzen Versammlung:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_31" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <note xml:id="FID_25" place="foot"> ") Diese Deutung des Hutdurchstechens ist wie manche« Andre vermuthlich an« der<lb/> freimaurerischen Symbolik in den Studentenbrauch gekommen. Der nächste Vers könnte fast<lb/> unverändert in einer damaligen Loge gesungen worden sein.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0324]
Wähnt nicht, diese Burschenweise
Sei ein bloßer Freudenbrauch!
Nein, in braver Väter Kreise
Blitzte so der Degen auch.
Ha, wie jeder sich bemühte
Ganz zu sein des Festes werth!
Keiner tastete ans Schwert,
War er deutsch nicht von Gemüthe. Blank, sprach jeder, wie die Klinge
Müssen alle Brüder sein!
Jeder in der Runde bringe
Hier ein Herz, das keusch und rein!
Fort, wer adel nicht geboren;
Wessen Herz nicht treu und gut
Schwarz ist, wird, wie diesen Hut
Einst der Rache Stahl durchbohren.*) Zwar wir wollen liebreich dulden,
Gern des Bruders Fehl verzeihn.
Aber schwarze Frevelschulden
Müssen nicht das Schwert entweihn.
Alle drückt der Menschheit Schwäche,
Und verzeihn ist süße Pflicht;
Doch wer Hohn der Tugend spricht,
Zittre, daß das Schwert sich räche. Drum, ihr Festgenossen, achtet
Diese Sitte heilig, schön.
Aus mit Herz und Sinnen trachtet
Reiner stets sie zu begehn.
Laßt das Schwert uns nun entlasten!"
Nun erfolgt die Vertheilung der Hüte ungefähr in der Weise wie heute
noch. Der Vorsänger singt zunächst zu der ganzen Versammlung:
") Diese Deutung des Hutdurchstechens ist wie manche« Andre vermuthlich an« der
freimaurerischen Symbolik in den Studentenbrauch gekommen. Der nächste Vers könnte fast
unverändert in einer damaligen Loge gesungen worden sein.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |