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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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irren, welche als Aufsah des vom Kronprinzen, dem damaligen Prinzen von
Preußen, seinem Vater zur silbernen Hochzeitsfeier gestifteten Brunnens im
Schloßstarten zu Babclöberg gedacht und verwendet ist; ferner das große Mar¬
mordenkmal (Statue und relicfgeschmücktes vierseitiges Postament) des Fürsten
zu Putbus ausführen; die Statue des Kurfürsten Johann Friedrich des stand¬
haften für Jena, des Königs Friedrich Wilhelm des Dritten für Kolberg, und
die Reliefs am Denkmal für Beuth in Berlin (alle diese Werke für Bronce-
guß) modelliren. Eine der schwierigsten und in dieser Schwierigkeit grade wie¬
der zu deren geistiger Ueberwindung mächtig lockenden Aufgaben bot ihm das
Standbild Johann Friedrichs. Dieses biedern, bekenntnißtreuen Fürsten schwere
Corpulenz und breites schwammiges Gesicht zu bilden, die ganze Gestalt, in den
niederhängenden lastenden Fürstenmantel und in eine vollständige reich verzierte
Stahlrüstung des sechszehnten Jahrhunderts gekleidet, doch so zu geben und
verständnißvoll und klar herauszuarbeiten, daß sie sich energisch und charakter¬
voll in Form, Haltung und Bewegung ausspräche, hat ihres Meisters ganze
Kunst herausgefordert und seinen ganzen strengen, unnachsichtiger Fleiß im Ver¬
suchen. Verwerfen, Zerstören und immer Besser- und Bessermachen. Freilich
hat diese Mühen ein höchst imponirendes Resultat belohnt.

Die Reliefs am Beuthdenkmal haben bekanntlich eine eigenthümliche Ge¬
schichte. Der Ausgang der Concurrenz um das ganze Denkmal war der, daß
Kiß die Statue des Mannes, Drake die Bildwerke des von ihm entworfnen
Postaments zu modelliren beauftragt wurde. Die Totalität eines Kunstwerks
-- und als ein einheitliches Ganze müssen wir ein solches Monument doch
wohl ansehn -- kann bei einer derartigen Arbeitstheilung unmöglich gerettet
bleiben. Man thut bei diesem Beuthdenkmal daher wirklich am besten, von
ihm als einem Ganzen abzusehn und sich an die Reliefs allein zu halten. An
originaler Schönheit der Erfindung und Gestaltung sind sie nur den witten-
berger Knaben und dem Relieffries am Thiergartendenkmal zu vergleichen. Die
im Grunde gänzlich unplastischen, anscheinend für eine künstlerische Verkörperung
unmöglichen gedanklichen Beziehungen, welche bei den Postamentdarstellungen
an einem Denkmal für einen Mann wie Beuth hauptsächlich in Frage kommen
mußten, diese von ihm ausgehenden wohlthätigen Einwirkungen auf die In¬
dustrie seiner Zeit und seines Vaterlandes -- sie sind hier von Drake mit
einer ganz merkwürdigen Vertiefung in das Wesentliche aufgefaßt und "in der
Seele gewälzt", und er hat so den Punkt gesunden, von wo aus er ihnen mit
den Mitteln seiner Kunst beikommen konnte. Es giebt nichts Geistreicheres
und nichts Naiveres, als diese Compositionen. Der untere schmalere Relief¬
fries schildert ganz direct in fast genrehafter Natürlichkeit die Ausübung ver-
schiedner Hauptindustrien, zu deren großartigem Aufschwung Beuth wirksam bei¬
getragen, die Eisenindustrie, die Weberei, die Typographie, Photographie :c.


irren, welche als Aufsah des vom Kronprinzen, dem damaligen Prinzen von
Preußen, seinem Vater zur silbernen Hochzeitsfeier gestifteten Brunnens im
Schloßstarten zu Babclöberg gedacht und verwendet ist; ferner das große Mar¬
mordenkmal (Statue und relicfgeschmücktes vierseitiges Postament) des Fürsten
zu Putbus ausführen; die Statue des Kurfürsten Johann Friedrich des stand¬
haften für Jena, des Königs Friedrich Wilhelm des Dritten für Kolberg, und
die Reliefs am Denkmal für Beuth in Berlin (alle diese Werke für Bronce-
guß) modelliren. Eine der schwierigsten und in dieser Schwierigkeit grade wie¬
der zu deren geistiger Ueberwindung mächtig lockenden Aufgaben bot ihm das
Standbild Johann Friedrichs. Dieses biedern, bekenntnißtreuen Fürsten schwere
Corpulenz und breites schwammiges Gesicht zu bilden, die ganze Gestalt, in den
niederhängenden lastenden Fürstenmantel und in eine vollständige reich verzierte
Stahlrüstung des sechszehnten Jahrhunderts gekleidet, doch so zu geben und
verständnißvoll und klar herauszuarbeiten, daß sie sich energisch und charakter¬
voll in Form, Haltung und Bewegung ausspräche, hat ihres Meisters ganze
Kunst herausgefordert und seinen ganzen strengen, unnachsichtiger Fleiß im Ver¬
suchen. Verwerfen, Zerstören und immer Besser- und Bessermachen. Freilich
hat diese Mühen ein höchst imponirendes Resultat belohnt.

Die Reliefs am Beuthdenkmal haben bekanntlich eine eigenthümliche Ge¬
schichte. Der Ausgang der Concurrenz um das ganze Denkmal war der, daß
Kiß die Statue des Mannes, Drake die Bildwerke des von ihm entworfnen
Postaments zu modelliren beauftragt wurde. Die Totalität eines Kunstwerks
— und als ein einheitliches Ganze müssen wir ein solches Monument doch
wohl ansehn — kann bei einer derartigen Arbeitstheilung unmöglich gerettet
bleiben. Man thut bei diesem Beuthdenkmal daher wirklich am besten, von
ihm als einem Ganzen abzusehn und sich an die Reliefs allein zu halten. An
originaler Schönheit der Erfindung und Gestaltung sind sie nur den witten-
berger Knaben und dem Relieffries am Thiergartendenkmal zu vergleichen. Die
im Grunde gänzlich unplastischen, anscheinend für eine künstlerische Verkörperung
unmöglichen gedanklichen Beziehungen, welche bei den Postamentdarstellungen
an einem Denkmal für einen Mann wie Beuth hauptsächlich in Frage kommen
mußten, diese von ihm ausgehenden wohlthätigen Einwirkungen auf die In¬
dustrie seiner Zeit und seines Vaterlandes — sie sind hier von Drake mit
einer ganz merkwürdigen Vertiefung in das Wesentliche aufgefaßt und „in der
Seele gewälzt", und er hat so den Punkt gesunden, von wo aus er ihnen mit
den Mitteln seiner Kunst beikommen konnte. Es giebt nichts Geistreicheres
und nichts Naiveres, als diese Compositionen. Der untere schmalere Relief¬
fries schildert ganz direct in fast genrehafter Natürlichkeit die Ausübung ver-
schiedner Hauptindustrien, zu deren großartigem Aufschwung Beuth wirksam bei¬
getragen, die Eisenindustrie, die Weberei, die Typographie, Photographie :c.


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[0254] irren, welche als Aufsah des vom Kronprinzen, dem damaligen Prinzen von Preußen, seinem Vater zur silbernen Hochzeitsfeier gestifteten Brunnens im Schloßstarten zu Babclöberg gedacht und verwendet ist; ferner das große Mar¬ mordenkmal (Statue und relicfgeschmücktes vierseitiges Postament) des Fürsten zu Putbus ausführen; die Statue des Kurfürsten Johann Friedrich des stand¬ haften für Jena, des Königs Friedrich Wilhelm des Dritten für Kolberg, und die Reliefs am Denkmal für Beuth in Berlin (alle diese Werke für Bronce- guß) modelliren. Eine der schwierigsten und in dieser Schwierigkeit grade wie¬ der zu deren geistiger Ueberwindung mächtig lockenden Aufgaben bot ihm das Standbild Johann Friedrichs. Dieses biedern, bekenntnißtreuen Fürsten schwere Corpulenz und breites schwammiges Gesicht zu bilden, die ganze Gestalt, in den niederhängenden lastenden Fürstenmantel und in eine vollständige reich verzierte Stahlrüstung des sechszehnten Jahrhunderts gekleidet, doch so zu geben und verständnißvoll und klar herauszuarbeiten, daß sie sich energisch und charakter¬ voll in Form, Haltung und Bewegung ausspräche, hat ihres Meisters ganze Kunst herausgefordert und seinen ganzen strengen, unnachsichtiger Fleiß im Ver¬ suchen. Verwerfen, Zerstören und immer Besser- und Bessermachen. Freilich hat diese Mühen ein höchst imponirendes Resultat belohnt. Die Reliefs am Beuthdenkmal haben bekanntlich eine eigenthümliche Ge¬ schichte. Der Ausgang der Concurrenz um das ganze Denkmal war der, daß Kiß die Statue des Mannes, Drake die Bildwerke des von ihm entworfnen Postaments zu modelliren beauftragt wurde. Die Totalität eines Kunstwerks — und als ein einheitliches Ganze müssen wir ein solches Monument doch wohl ansehn — kann bei einer derartigen Arbeitstheilung unmöglich gerettet bleiben. Man thut bei diesem Beuthdenkmal daher wirklich am besten, von ihm als einem Ganzen abzusehn und sich an die Reliefs allein zu halten. An originaler Schönheit der Erfindung und Gestaltung sind sie nur den witten- berger Knaben und dem Relieffries am Thiergartendenkmal zu vergleichen. Die im Grunde gänzlich unplastischen, anscheinend für eine künstlerische Verkörperung unmöglichen gedanklichen Beziehungen, welche bei den Postamentdarstellungen an einem Denkmal für einen Mann wie Beuth hauptsächlich in Frage kommen mußten, diese von ihm ausgehenden wohlthätigen Einwirkungen auf die In¬ dustrie seiner Zeit und seines Vaterlandes — sie sind hier von Drake mit einer ganz merkwürdigen Vertiefung in das Wesentliche aufgefaßt und „in der Seele gewälzt", und er hat so den Punkt gesunden, von wo aus er ihnen mit den Mitteln seiner Kunst beikommen konnte. Es giebt nichts Geistreicheres und nichts Naiveres, als diese Compositionen. Der untere schmalere Relief¬ fries schildert ganz direct in fast genrehafter Natürlichkeit die Ausübung ver- schiedner Hauptindustrien, zu deren großartigem Aufschwung Beuth wirksam bei¬ getragen, die Eisenindustrie, die Weberei, die Typographie, Photographie :c.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/254>, abgerufen am 22.12.2024.