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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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König erhielt ein absolutes Veto, und die Kammern durften sich fortan nur
auf Einladung durch die Krone versammeln. Diese Nachgiebigkeit erreichte ihren
Zweck nicht. Das progressistische Cabinet machte einem moderirten Platz,
welches sich beeilte, die Partei der Gegner durch allerlei Maßregeln möglichst
ZU schwächen. Die Städte, welche deren Mittelpunkte waren, wurden in Be¬
lagerungszustand erklärt, die Preßfreiheit beschränkt, die patriotischen Vereine
aufgelöst. Als die Progressisten trotzdem bei den Wahlen siegten, wurden die
Cortes aufgelöst, und die Neuwahlen ergaben jetzt eine Volksvertretung, die sich
gefügig zeigte, als die Regierung Gesetzvorschläge einbrachte, welche die Ver-
fassung noch mehr nach dem Wunsch der Königin-Regentin und der Modcrados
umgestaltete.

Diese Gesetze kamen indeß nicht zur Ausführung. Das Ayuntamiento
von Madrid und die dortige Nationalgarde erhoben die progressistische Fahne,
stürzten, von den übrigen Pateigenossen unterstützt, das Ministerium und nöthig¬
ten die Regentin im Herbst 1840 zur Flucht. Bei dieser Erhebung spielte bereits
die republikanische Partei, die sich bei der ersten Wendung der Pro¬
gressisten nach rechts hin von diesen abgezweigt, eine Rolle. Mehre Blätter,
>vie der "Republikaner" zu Barcelona, der "Guindilla" zu Madrid, der "Santo
del Dia" zu Cadiz, die "Centinel d'Andalusia" zu Sevilla, kämpften, sämmt¬
lich viel gelesen, offen gegen die Monarchie. Den Ausschlag bei dem Gelingen
der Revolution aber gab Espartero, der eben im Begriff war, die Carlisten
'in Norden vollends niederzuwerfen, und der sich als glücklicher General der
höchsten Popularität im Heere und bei dem liberalen Theile des Volks er¬
freute. Die Regentin kam mit ihren Töchtern nach Barcelona, um ihn zu
gewinnen. Er jedoch, bisher zu den Moderados gezählt, trat auf die Seite der
Progressisten, und so schiffte sich Christine, die junge Königin zurücklassend,,
"ach Frankreich ein. Die jetzt am Nuder befindliche Partei erklärte sie auf
Grund ihrer Verheirathung mit dem Leibgardisten Munnoz für der Regentschaft
verlustig. Außerdem folgte ihr der Ruf, den wohlgefüllten Privatschatz Ferdinands
des Siebenten in ihre Schatulle geleert zu haben. Die Progressisten in Madrid
bildeten ein Ministerium der provisorischen Regentschaft bis zur Wahl neuer
Cortes, welche eine definitive Regentschaft und den Vormund Jsabellas ernennen
sollten. Ihre Wahl fiel auf Espartero, der sich mit einem Ministerium umgab,
welchem die englische Verfassung als Muster vorschwebte, und auf welches der
englische Gesandte in Madrid großen Einfluß übte. Wieder wurden verschiedene
Reformen eingeführt, von denen nur das Gesetz erwähnt werden mag, welches
die Güter der Kirche und der Weltgeistlichkeit, die auf zwei Milliarden Realen
geschätzt waren, für Staatseigenthum erklärte und die Besoldung des Klerus
den Provinzen und Stadtgemeinden zuwies.

Die Parteien hatten jetzt folgende Stellung: um die Regierung Esparteros


König erhielt ein absolutes Veto, und die Kammern durften sich fortan nur
auf Einladung durch die Krone versammeln. Diese Nachgiebigkeit erreichte ihren
Zweck nicht. Das progressistische Cabinet machte einem moderirten Platz,
welches sich beeilte, die Partei der Gegner durch allerlei Maßregeln möglichst
ZU schwächen. Die Städte, welche deren Mittelpunkte waren, wurden in Be¬
lagerungszustand erklärt, die Preßfreiheit beschränkt, die patriotischen Vereine
aufgelöst. Als die Progressisten trotzdem bei den Wahlen siegten, wurden die
Cortes aufgelöst, und die Neuwahlen ergaben jetzt eine Volksvertretung, die sich
gefügig zeigte, als die Regierung Gesetzvorschläge einbrachte, welche die Ver-
fassung noch mehr nach dem Wunsch der Königin-Regentin und der Modcrados
umgestaltete.

Diese Gesetze kamen indeß nicht zur Ausführung. Das Ayuntamiento
von Madrid und die dortige Nationalgarde erhoben die progressistische Fahne,
stürzten, von den übrigen Pateigenossen unterstützt, das Ministerium und nöthig¬
ten die Regentin im Herbst 1840 zur Flucht. Bei dieser Erhebung spielte bereits
die republikanische Partei, die sich bei der ersten Wendung der Pro¬
gressisten nach rechts hin von diesen abgezweigt, eine Rolle. Mehre Blätter,
>vie der „Republikaner" zu Barcelona, der „Guindilla" zu Madrid, der „Santo
del Dia" zu Cadiz, die „Centinel d'Andalusia" zu Sevilla, kämpften, sämmt¬
lich viel gelesen, offen gegen die Monarchie. Den Ausschlag bei dem Gelingen
der Revolution aber gab Espartero, der eben im Begriff war, die Carlisten
'in Norden vollends niederzuwerfen, und der sich als glücklicher General der
höchsten Popularität im Heere und bei dem liberalen Theile des Volks er¬
freute. Die Regentin kam mit ihren Töchtern nach Barcelona, um ihn zu
gewinnen. Er jedoch, bisher zu den Moderados gezählt, trat auf die Seite der
Progressisten, und so schiffte sich Christine, die junge Königin zurücklassend,,
"ach Frankreich ein. Die jetzt am Nuder befindliche Partei erklärte sie auf
Grund ihrer Verheirathung mit dem Leibgardisten Munnoz für der Regentschaft
verlustig. Außerdem folgte ihr der Ruf, den wohlgefüllten Privatschatz Ferdinands
des Siebenten in ihre Schatulle geleert zu haben. Die Progressisten in Madrid
bildeten ein Ministerium der provisorischen Regentschaft bis zur Wahl neuer
Cortes, welche eine definitive Regentschaft und den Vormund Jsabellas ernennen
sollten. Ihre Wahl fiel auf Espartero, der sich mit einem Ministerium umgab,
welchem die englische Verfassung als Muster vorschwebte, und auf welches der
englische Gesandte in Madrid großen Einfluß übte. Wieder wurden verschiedene
Reformen eingeführt, von denen nur das Gesetz erwähnt werden mag, welches
die Güter der Kirche und der Weltgeistlichkeit, die auf zwei Milliarden Realen
geschätzt waren, für Staatseigenthum erklärte und die Besoldung des Klerus
den Provinzen und Stadtgemeinden zuwies.

Die Parteien hatten jetzt folgende Stellung: um die Regierung Esparteros


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/195>, abgerufen am 22.12.2024.