Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.Königsgestalten, der kriegerischen und der mehr priesterlichen, ein Werk geschaffen, Wir können nicht zur Betrachtung der großen Monumentalwerke des fol¬ Königsgestalten, der kriegerischen und der mehr priesterlichen, ein Werk geschaffen, Wir können nicht zur Betrachtung der großen Monumentalwerke des fol¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0018" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284488"/> <p xml:id="ID_26" prev="#ID_25"> Königsgestalten, der kriegerischen und der mehr priesterlichen, ein Werk geschaffen,<lb/> das bei seiner historischen und nationalen Charakteristik zugleich in der ganzen<lb/> Reinheit und plastischen Größe eines mächtigen Jdealgebildes erscheint. Von<lb/> dieser Monumentalgruppe enthält das Museum die erste Skizze und den Ab¬<lb/> guß des vollendeten Modells in Größe und Ausführung der Bronce selbst.<lb/> Aus dem Jahr 1838 finden wir das halblebensgroße Hilfsmodell einer Denkmals¬<lb/> statue von sehr hiervon abweichenden Gepräge, der Gncisenaus. welche diesem<lb/> großen Heerführer in Sommereschenburg bei Helmstädt damals errichtet wurde,<lb/> nicht zu verwechseln mit der sechzehn Jahre später in Berlin aufgestellten.<lb/> Die erstere Statue zeigt den Helden in ganz ruhenden Dastehn. die linke<lb/> Hand am Griff des Schwerts, in der andern eine Rolle; der auf der rechten<lb/> Schulter befestigte Mantel fällt in einfach großer Drapirung vom linken Arm<lb/> aufgenommen über die Gestalt. Wenn man will, ist auch hier das eigentlich<lb/> charakteristische Wesen des Mannes, das uns die Art seines Thuns erkennen<lb/> läßt, nicht zum vollen Ausdruck gekommen. Aber das herrliche Leben des von<lb/> höchster Meisterschaft gestalteten Kopfes, die so tüchtig, mannhaft in sich ruhende,<lb/> elastisch schwungkräftige Gestalt, haben mir diese wenig bekannt gewordne<lb/> Statue immer als eine ganz besonders treffliche Arbeit Rauchs erscheinen lassen,<lb/> der ich vor dem großen berliner Denkmal desselben Helden beinah den Vor¬<lb/> zug gebe.</p><lb/> <p xml:id="ID_27" next="#ID_28"> Wir können nicht zur Betrachtung der großen Monumentalwerke des fol¬<lb/> genden Jahrzehnts übergehn, ohne hier gleich die mit den letztgenannten in den<lb/> dreißiger Jahren entstandnen Idealgestalten Rauchs angereiht zu haben. Eine<lb/> scharfe Trennung nach Gattungen würde das Gesammtbild der kolossalen Thätig¬<lb/> keit des außerordentlichen Mannes zu sehr zersplittern. Diese Thätigkeit hatte<lb/> damals bereits die größte Ausbreitung gewonnen. Eine bedeutende Zahl<lb/> tüchtiger junger Kräfte, aus welche er sich verlassen konnte, und deren Arbeit<lb/> immer unter der sichern Leitung und unerbittlich scharfen Controle des Meisters<lb/> stand, hatten sich an den Arbeiten und dem Beispiel Rauchs in seiner Werk¬<lb/> statt bereits seit dem vorigen Jahrzehnt herangebildet. Die Aufträge wurden<lb/> immer umfassender, und den größten konnte diese erste Künstlerwerkstatt der<lb/> Welt vollauf genügen. Zu diesen größten gehörte der Von König Ludwig von<lb/> Bayern ausgehende, für die bei Regensburg von ihm errichtete Walhalla jene<lb/> Folge von kolossalen Victorien in Marmor zu meißeln. Vom Jahre 1833 ab<lb/> hat Rauch mit seinen Schülern, gleichzeitig mit den genannten Denkmalen, an<lb/> diesen Gestalten gearbeitet. Im Sommer 1842 sahen wir sie sämmtlich (ich<lb/> denke es waren acht) hier in den Räumen seiner Werkstatt in Marmor vollendet<lb/> ausgestellt. Die im Museum vorhandnen Modelle geben keine durchweg genaue<lb/> Anschauung derselben. Theils sind es nur Skizzen dazu, theils Abgüsse von<lb/> den später mehrfach zu andern Zwecken neu bearbeiteten, die, auch wo die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0018]
Königsgestalten, der kriegerischen und der mehr priesterlichen, ein Werk geschaffen,
das bei seiner historischen und nationalen Charakteristik zugleich in der ganzen
Reinheit und plastischen Größe eines mächtigen Jdealgebildes erscheint. Von
dieser Monumentalgruppe enthält das Museum die erste Skizze und den Ab¬
guß des vollendeten Modells in Größe und Ausführung der Bronce selbst.
Aus dem Jahr 1838 finden wir das halblebensgroße Hilfsmodell einer Denkmals¬
statue von sehr hiervon abweichenden Gepräge, der Gncisenaus. welche diesem
großen Heerführer in Sommereschenburg bei Helmstädt damals errichtet wurde,
nicht zu verwechseln mit der sechzehn Jahre später in Berlin aufgestellten.
Die erstere Statue zeigt den Helden in ganz ruhenden Dastehn. die linke
Hand am Griff des Schwerts, in der andern eine Rolle; der auf der rechten
Schulter befestigte Mantel fällt in einfach großer Drapirung vom linken Arm
aufgenommen über die Gestalt. Wenn man will, ist auch hier das eigentlich
charakteristische Wesen des Mannes, das uns die Art seines Thuns erkennen
läßt, nicht zum vollen Ausdruck gekommen. Aber das herrliche Leben des von
höchster Meisterschaft gestalteten Kopfes, die so tüchtig, mannhaft in sich ruhende,
elastisch schwungkräftige Gestalt, haben mir diese wenig bekannt gewordne
Statue immer als eine ganz besonders treffliche Arbeit Rauchs erscheinen lassen,
der ich vor dem großen berliner Denkmal desselben Helden beinah den Vor¬
zug gebe.
Wir können nicht zur Betrachtung der großen Monumentalwerke des fol¬
genden Jahrzehnts übergehn, ohne hier gleich die mit den letztgenannten in den
dreißiger Jahren entstandnen Idealgestalten Rauchs angereiht zu haben. Eine
scharfe Trennung nach Gattungen würde das Gesammtbild der kolossalen Thätig¬
keit des außerordentlichen Mannes zu sehr zersplittern. Diese Thätigkeit hatte
damals bereits die größte Ausbreitung gewonnen. Eine bedeutende Zahl
tüchtiger junger Kräfte, aus welche er sich verlassen konnte, und deren Arbeit
immer unter der sichern Leitung und unerbittlich scharfen Controle des Meisters
stand, hatten sich an den Arbeiten und dem Beispiel Rauchs in seiner Werk¬
statt bereits seit dem vorigen Jahrzehnt herangebildet. Die Aufträge wurden
immer umfassender, und den größten konnte diese erste Künstlerwerkstatt der
Welt vollauf genügen. Zu diesen größten gehörte der Von König Ludwig von
Bayern ausgehende, für die bei Regensburg von ihm errichtete Walhalla jene
Folge von kolossalen Victorien in Marmor zu meißeln. Vom Jahre 1833 ab
hat Rauch mit seinen Schülern, gleichzeitig mit den genannten Denkmalen, an
diesen Gestalten gearbeitet. Im Sommer 1842 sahen wir sie sämmtlich (ich
denke es waren acht) hier in den Räumen seiner Werkstatt in Marmor vollendet
ausgestellt. Die im Museum vorhandnen Modelle geben keine durchweg genaue
Anschauung derselben. Theils sind es nur Skizzen dazu, theils Abgüsse von
den später mehrfach zu andern Zwecken neu bearbeiteten, die, auch wo die
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