Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite
"Gott im Himmel, welch' Getümmel,"
Spricht Mamachen wohl dazu,
"Seid gelinder doch, ihr Kinder,
Laßt dem Papa endlich Ruh'!"
Doch das Stören, all das Wehren
Selten nur zu "wirken Pflegt;
Bis das Kosen, Schrei'n und Tosen,
Langsam sich von selber legt.
"Nun das Essen nicht vergessen",
Mahnt der Mutter ernstes Wort.
Doch die Kinder, ich nicht minder,
Schäkern ruhig weiter fort.
"'S ist doch schändlich", ruft mir endlich
Ernstlich bös' mein Frauchen zu;
"Bitte, höre doch und wehre,
Daß die Kinder halten Ruh!"
Ihren Willen zu erfüllen,
Wird nun der Tumult gestillt;
Denn uns Allen kein Gefallen
Ist es, wenn die Mutter schilt.
Wir bequemen uns und nehmen
Nach der Reihe, Groß und Kiel",
Nun auf's Frische dann am Tische
Die gewohnten Plätze ein.
Giebts zum Mahle mit der Schale
Auch Kartoffeln nur und Brod,
Gerne lassen wir das passen,
Leiden wir nur keine Noth.
Kurz bemessen nach dem Essen,
Ist den Kindern nun die Zeit,
Um die Wette geht's zu Bette,
Das für sie schon längst bereit.
Dem Papachen und Mamachen
Giebt vorher, nach altem Brauch,
Jedes Schätze! noch ein Schmätzel,
Wie dabei ein Händchen auch.
Nun ergreife ich die Pfeife,
Drücke mich auf's Kanapee,
Wo ich schmauche dann und rauche,
Ost zu Weibchens Ach und Weh!

„Gott im Himmel, welch' Getümmel,"
Spricht Mamachen wohl dazu,
„Seid gelinder doch, ihr Kinder,
Laßt dem Papa endlich Ruh'!"
Doch das Stören, all das Wehren
Selten nur zu "wirken Pflegt;
Bis das Kosen, Schrei'n und Tosen,
Langsam sich von selber legt.
„Nun das Essen nicht vergessen",
Mahnt der Mutter ernstes Wort.
Doch die Kinder, ich nicht minder,
Schäkern ruhig weiter fort.
„'S ist doch schändlich", ruft mir endlich
Ernstlich bös' mein Frauchen zu;
„Bitte, höre doch und wehre,
Daß die Kinder halten Ruh!"
Ihren Willen zu erfüllen,
Wird nun der Tumult gestillt;
Denn uns Allen kein Gefallen
Ist es, wenn die Mutter schilt.
Wir bequemen uns und nehmen
Nach der Reihe, Groß und Kiel»,
Nun auf's Frische dann am Tische
Die gewohnten Plätze ein.
Giebts zum Mahle mit der Schale
Auch Kartoffeln nur und Brod,
Gerne lassen wir das passen,
Leiden wir nur keine Noth.
Kurz bemessen nach dem Essen,
Ist den Kindern nun die Zeit,
Um die Wette geht's zu Bette,
Das für sie schon längst bereit.
Dem Papachen und Mamachen
Giebt vorher, nach altem Brauch,
Jedes Schätze! noch ein Schmätzel,
Wie dabei ein Händchen auch.
Nun ergreife ich die Pfeife,
Drücke mich auf's Kanapee,
Wo ich schmauche dann und rauche,
Ost zu Weibchens Ach und Weh!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284594"/>
          <lg xml:id="POEMID_5" type="poem">
            <l> &#x201E;Gott im Himmel, welch' Getümmel,"<lb/>
Spricht Mamachen wohl dazu,<lb/>
&#x201E;Seid gelinder doch, ihr Kinder,<lb/>
Laßt dem Papa endlich Ruh'!"</l>
            <l> Doch das Stören, all das Wehren<lb/>
Selten nur zu "wirken Pflegt;<lb/>
Bis das Kosen, Schrei'n und Tosen,<lb/>
Langsam sich von selber legt.</l>
            <l> &#x201E;Nun das Essen nicht vergessen",<lb/>
Mahnt der Mutter ernstes Wort.<lb/>
Doch die Kinder, ich nicht minder,<lb/>
Schäkern ruhig weiter fort.</l>
            <l> &#x201E;'S ist doch schändlich", ruft mir endlich<lb/>
Ernstlich bös' mein Frauchen zu;<lb/>
&#x201E;Bitte, höre doch und wehre,<lb/>
Daß die Kinder halten Ruh!"</l>
            <l> Ihren Willen zu erfüllen,<lb/>
Wird nun der Tumult gestillt;<lb/>
Denn uns Allen kein Gefallen<lb/>
Ist es, wenn die Mutter schilt.</l>
            <l> Wir bequemen uns und nehmen<lb/>
Nach der Reihe, Groß und Kiel»,<lb/>
Nun auf's Frische dann am Tische<lb/>
Die gewohnten Plätze ein.</l>
            <l> Giebts zum Mahle mit der Schale<lb/>
Auch Kartoffeln nur und Brod,<lb/>
Gerne lassen wir das passen,<lb/>
Leiden wir nur keine Noth.</l>
            <l> Kurz bemessen nach dem Essen,<lb/>
Ist den Kindern nun die Zeit,<lb/>
Um die Wette geht's zu Bette,<lb/>
Das für sie schon längst bereit.</l>
            <l> Dem Papachen und Mamachen<lb/>
Giebt vorher, nach altem Brauch,<lb/>
Jedes Schätze! noch ein Schmätzel,<lb/>
Wie dabei ein Händchen auch.</l>
            <l> Nun ergreife ich die Pfeife,<lb/>
Drücke mich auf's Kanapee,<lb/>
Wo ich schmauche dann und rauche,<lb/>
Ost zu Weibchens Ach und Weh!</l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0124] „Gott im Himmel, welch' Getümmel," Spricht Mamachen wohl dazu, „Seid gelinder doch, ihr Kinder, Laßt dem Papa endlich Ruh'!" Doch das Stören, all das Wehren Selten nur zu "wirken Pflegt; Bis das Kosen, Schrei'n und Tosen, Langsam sich von selber legt. „Nun das Essen nicht vergessen", Mahnt der Mutter ernstes Wort. Doch die Kinder, ich nicht minder, Schäkern ruhig weiter fort. „'S ist doch schändlich", ruft mir endlich Ernstlich bös' mein Frauchen zu; „Bitte, höre doch und wehre, Daß die Kinder halten Ruh!" Ihren Willen zu erfüllen, Wird nun der Tumult gestillt; Denn uns Allen kein Gefallen Ist es, wenn die Mutter schilt. Wir bequemen uns und nehmen Nach der Reihe, Groß und Kiel», Nun auf's Frische dann am Tische Die gewohnten Plätze ein. Giebts zum Mahle mit der Schale Auch Kartoffeln nur und Brod, Gerne lassen wir das passen, Leiden wir nur keine Noth. Kurz bemessen nach dem Essen, Ist den Kindern nun die Zeit, Um die Wette geht's zu Bette, Das für sie schon längst bereit. Dem Papachen und Mamachen Giebt vorher, nach altem Brauch, Jedes Schätze! noch ein Schmätzel, Wie dabei ein Händchen auch. Nun ergreife ich die Pfeife, Drücke mich auf's Kanapee, Wo ich schmauche dann und rauche, Ost zu Weibchens Ach und Weh!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/124
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/124>, abgerufen am 29.06.2024.