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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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E.

Du sprichst da von unerhörten Dingen. Etwas so Weiches soll einen

Körper verletzen können?


P.

Verletzen? Wisse, das Wasser, welches in seiner Strömung aufgehalten

wird, ist etwas so Gewaltsames, daß wenn du die beste Klinge eines Schwertes
hineinstößest, diese schneller bricht, als ein noch so harter Stein.


E.

Du erzählst von einer wunderbaren Eigenschaft des Elementes.


P.

Wenn ich noch etwas werde beigefügt haben, werde ich von den

Zürichern Abschied nehmen, was vielleicht schon früher hätte geschehen sollen.


E.

Sei versichert, daß mir alles, was du erzähltest, sehr angenehm war.


P.

Wir sahen in jenem See einmal einen Schulherrn, der unglücklich auf¬

gefangen wurde.


E.

Wie so?


P.

Da er allein schwamm, widerfuhr ihm, daß er mit seinen etwas zu tief

gestreckten Füßen in Wasserkräuter sich verwickelte; nachdem er lange vergeblich
sich zerarbeitet hatte, sank er zuletzt müde zusammen. Als einige Fischer dies
bemerkt und ihn mit Mühe aufgefunden hatten. zogen sie ihn mit einer Stange
heraus. Nachdem er ans Ufer getragen worden war, wurde er auf Befehl
einer abergläubischen alten Frau, nutzlos, aus dem kalten in ein warmes
Bad getragen.


E.

Eine unangenehme Waschung war das.


P.

Damit er, denke ich, durch die Wärme erquickt wie eine Feldgrille

wieder neu anstehe. Etwas Aehnliches ist daselbst einer Schwimmerin von
schöner Gestalt begegnet, wie ich mit eigenen Augen gesehen.


E.

Meinst du eine Wasserschlange?


P.

Nein, sondern ein hübsches Mädchen, eine Nymphe, würdest du sagen.


E.

Warum bist du denn nicht mitleidig der zu Grunde Gehenden zu Hilfe

gesprungen?


P.

Was sollte ich thun, da ich noch Knabe war.

Das herrlich schöne Mädchen starb in der ersten Blüthe ihrer Jahre


E.

eines traurigen Todes.




E.

Du sprichst da von unerhörten Dingen. Etwas so Weiches soll einen

Körper verletzen können?


P.

Verletzen? Wisse, das Wasser, welches in seiner Strömung aufgehalten

wird, ist etwas so Gewaltsames, daß wenn du die beste Klinge eines Schwertes
hineinstößest, diese schneller bricht, als ein noch so harter Stein.


E.

Du erzählst von einer wunderbaren Eigenschaft des Elementes.


P.

Wenn ich noch etwas werde beigefügt haben, werde ich von den

Zürichern Abschied nehmen, was vielleicht schon früher hätte geschehen sollen.


E.

Sei versichert, daß mir alles, was du erzähltest, sehr angenehm war.


P.

Wir sahen in jenem See einmal einen Schulherrn, der unglücklich auf¬

gefangen wurde.


E.

Wie so?


P.

Da er allein schwamm, widerfuhr ihm, daß er mit seinen etwas zu tief

gestreckten Füßen in Wasserkräuter sich verwickelte; nachdem er lange vergeblich
sich zerarbeitet hatte, sank er zuletzt müde zusammen. Als einige Fischer dies
bemerkt und ihn mit Mühe aufgefunden hatten. zogen sie ihn mit einer Stange
heraus. Nachdem er ans Ufer getragen worden war, wurde er auf Befehl
einer abergläubischen alten Frau, nutzlos, aus dem kalten in ein warmes
Bad getragen.


E.

Eine unangenehme Waschung war das.


P.

Damit er, denke ich, durch die Wärme erquickt wie eine Feldgrille

wieder neu anstehe. Etwas Aehnliches ist daselbst einer Schwimmerin von
schöner Gestalt begegnet, wie ich mit eigenen Augen gesehen.


E.

Meinst du eine Wasserschlange?


P.

Nein, sondern ein hübsches Mädchen, eine Nymphe, würdest du sagen.


E.

Warum bist du denn nicht mitleidig der zu Grunde Gehenden zu Hilfe

gesprungen?


P.

Was sollte ich thun, da ich noch Knabe war.

Das herrlich schöne Mädchen starb in der ersten Blüthe ihrer Jahre


E.

eines traurigen Todes.




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[0118] E. Du sprichst da von unerhörten Dingen. Etwas so Weiches soll einen Körper verletzen können? P. Verletzen? Wisse, das Wasser, welches in seiner Strömung aufgehalten wird, ist etwas so Gewaltsames, daß wenn du die beste Klinge eines Schwertes hineinstößest, diese schneller bricht, als ein noch so harter Stein. E. Du erzählst von einer wunderbaren Eigenschaft des Elementes. P. Wenn ich noch etwas werde beigefügt haben, werde ich von den Zürichern Abschied nehmen, was vielleicht schon früher hätte geschehen sollen. E. Sei versichert, daß mir alles, was du erzähltest, sehr angenehm war. P. Wir sahen in jenem See einmal einen Schulherrn, der unglücklich auf¬ gefangen wurde. E. Wie so? P. Da er allein schwamm, widerfuhr ihm, daß er mit seinen etwas zu tief gestreckten Füßen in Wasserkräuter sich verwickelte; nachdem er lange vergeblich sich zerarbeitet hatte, sank er zuletzt müde zusammen. Als einige Fischer dies bemerkt und ihn mit Mühe aufgefunden hatten. zogen sie ihn mit einer Stange heraus. Nachdem er ans Ufer getragen worden war, wurde er auf Befehl einer abergläubischen alten Frau, nutzlos, aus dem kalten in ein warmes Bad getragen. E. Eine unangenehme Waschung war das. P. Damit er, denke ich, durch die Wärme erquickt wie eine Feldgrille wieder neu anstehe. Etwas Aehnliches ist daselbst einer Schwimmerin von schöner Gestalt begegnet, wie ich mit eigenen Augen gesehen. E. Meinst du eine Wasserschlange? P. Nein, sondern ein hübsches Mädchen, eine Nymphe, würdest du sagen. E. Warum bist du denn nicht mitleidig der zu Grunde Gehenden zu Hilfe gesprungen? P. Was sollte ich thun, da ich noch Knabe war. Das herrlich schöne Mädchen starb in der ersten Blüthe ihrer Jahre E. eines traurigen Todes.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/118>, abgerufen am 29.09.2024.