Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.Ihre breiten. biegsamen Füße gebrauchen sie ganz bequem wie die P. untern Enden der Ruder. Sie breiten sie aus und falten sie beim Zurückziehen E. So ist also der Mensch das einzige Geschöpf, das unglücklich und in allen diesen Dingen unwissend zur Welt kommt? P. So will es unser, der Sterblichen, Loos. Aber noch mehr würdest du dich wundern, wenn du sähest, wie man sich von hohen Brücken herabstürzt, E. Und weiter! Ringsum ist dieselbe von Wasser umgeben, außer da, wo auf schmaler P. Strecke eine kunstvolle Brücke an die Kirche angebaut ist. E. Erzähle weiter. P. Da könntest du im Sommer einen merkwürdigen Wettkampf der jungen Leute sehen. In diesem Umkreise folgen sie einander schnellen Zuges gegen E. Und dann? An dieser Stelle stürzen sie sich in die Ti'cfe des Flusses und zwar P. nach der Reihe. Es ist vom Rathe erkannt, daß, wer im Begriffe herabzu¬ E. Eine harte Bestimmung. P. Dir, mein Erotes, wäre das wohl unerträglich. Da sähest du zuerst geflügelte Knaben, dann Forellen, zuletzt Grundeln; denn der Fluß ist durch¬ Man dürfte sich nicht wundern, wenn sie im Herabstürzen mit dem E. Kopf gefährlich auf den Grund ausstieben. Sie werfen sich nieder mit vorgehaltenen Händen. P. Warum nicht mit den Füßen voraus? E. P. Willst du das wissen? E. Allerdings. P. Es ist weniger Gefahr dabei. Denn nicht gering ist diese, daß wenn du mit ausgebreiteten Füßen herabspringst, dich das heftig strömende Wasser 14*
Ihre breiten. biegsamen Füße gebrauchen sie ganz bequem wie die P. untern Enden der Ruder. Sie breiten sie aus und falten sie beim Zurückziehen E. So ist also der Mensch das einzige Geschöpf, das unglücklich und in allen diesen Dingen unwissend zur Welt kommt? P. So will es unser, der Sterblichen, Loos. Aber noch mehr würdest du dich wundern, wenn du sähest, wie man sich von hohen Brücken herabstürzt, E. Und weiter! Ringsum ist dieselbe von Wasser umgeben, außer da, wo auf schmaler P. Strecke eine kunstvolle Brücke an die Kirche angebaut ist. E. Erzähle weiter. P. Da könntest du im Sommer einen merkwürdigen Wettkampf der jungen Leute sehen. In diesem Umkreise folgen sie einander schnellen Zuges gegen E. Und dann? An dieser Stelle stürzen sie sich in die Ti'cfe des Flusses und zwar P. nach der Reihe. Es ist vom Rathe erkannt, daß, wer im Begriffe herabzu¬ E. Eine harte Bestimmung. P. Dir, mein Erotes, wäre das wohl unerträglich. Da sähest du zuerst geflügelte Knaben, dann Forellen, zuletzt Grundeln; denn der Fluß ist durch¬ Man dürfte sich nicht wundern, wenn sie im Herabstürzen mit dem E. Kopf gefährlich auf den Grund ausstieben. Sie werfen sich nieder mit vorgehaltenen Händen. P. Warum nicht mit den Füßen voraus? E. P. Willst du das wissen? E. Allerdings. P. Es ist weniger Gefahr dabei. Denn nicht gering ist diese, daß wenn du mit ausgebreiteten Füßen herabspringst, dich das heftig strömende Wasser 14*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0117" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/284587"/> <p xml:id="ID_398" next="#ID_399"> Ihre breiten. biegsamen Füße gebrauchen sie ganz bequem wie die</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_399" prev="#ID_398"> untern Enden der Ruder. Sie breiten sie aus und falten sie beim Zurückziehen<lb/> wieder zusammen. Denn die Federn, welche bei diesen Vögeln nur wenig<lb/> benetzt werden, in nichts hindern und eher in die Höhe heben als senken. Ja.<lb/> du kannst das an mehren Vierfüßern bewundern.</p><lb/> <note type="speaker"> E.</note><lb/> <p xml:id="ID_400" next="#ID_401"> So ist also der Mensch das einzige Geschöpf, das unglücklich und in</p><lb/> <p xml:id="ID_401" prev="#ID_400"> allen diesen Dingen unwissend zur Welt kommt?</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_402" next="#ID_403"> So will es unser, der Sterblichen, Loos. Aber noch mehr würdest</p><lb/> <p xml:id="ID_403" prev="#ID_402"> du dich wundern, wenn du sähest, wie man sich von hohen Brücken herabstürzt,<lb/> was auch in Basel und Constanz geschieht. Es giebt in Zürich eine schöne<lb/> Kirche, welche gleich einem Schiffschnabel in die Limmat hinausgebaut ist und<lb/> nach dem Wasser genannt wird.</p><lb/> <note type="speaker"> E.</note><lb/> <p xml:id="ID_404"> Und weiter!</p><lb/> <p xml:id="ID_405" next="#ID_406"> Ringsum ist dieselbe von Wasser umgeben, außer da, wo auf schmaler</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_406" prev="#ID_405"> Strecke eine kunstvolle Brücke an die Kirche angebaut ist.</p><lb/> <note type="speaker"> E.</note><lb/> <p xml:id="ID_407"> Erzähle weiter.</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_408" next="#ID_409"> Da könntest du im Sommer einen merkwürdigen Wettkampf der jungen</p><lb/> <p xml:id="ID_409" prev="#ID_408"> Leute sehen. In diesem Umkreise folgen sie einander schnellen Zuges gegen<lb/> den äußern Theil der Kirche hin, wo wie am Vordertheil eines Schiffes die<lb/> Strömung des Flusses anprallt und nach beiden Seiten sich theilt.</p><lb/> <note type="speaker"> E. </note><lb/> <p xml:id="ID_410"> Und dann?</p><lb/> <p xml:id="ID_411" next="#ID_412"> An dieser Stelle stürzen sie sich in die Ti'cfe des Flusses und zwar</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_412" prev="#ID_411"> nach der Reihe. Es ist vom Rathe erkannt, daß, wer im Begriffe herabzu¬<lb/> stürzen, den nächstfolgenden nicht beim Namen ruft, oder wer nicht aus der<lb/> Tiefe irgendein Zeugniß, z. B. ein Steinchen oder etwas Anderes mit sich<lb/> herausbringt, dadurch gestraft werden soll, daß er mit angezogenem Hemde<lb/> von andern herabgeworfen wird.</p><lb/> <note type="speaker"> E. </note><lb/> <p xml:id="ID_413"> Eine harte Bestimmung.</p><lb/> <note type="speaker"> P. </note><lb/> <p xml:id="ID_414" next="#ID_415"> Dir, mein Erotes, wäre das wohl unerträglich. Da sähest du zuerst</p><lb/> <p xml:id="ID_415" prev="#ID_414"> geflügelte Knaben, dann Forellen, zuletzt Grundeln; denn der Fluß ist durch¬<lb/> sichtig wie Glas.</p><lb/> <p xml:id="ID_416" next="#ID_417"> Man dürfte sich nicht wundern, wenn sie im Herabstürzen mit dem</p><lb/> <note type="speaker"> E. </note><lb/> <p xml:id="ID_417" prev="#ID_416"> Kopf gefährlich auf den Grund ausstieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_418"> Sie werfen sich nieder mit vorgehaltenen Händen.</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_419"> Warum nicht mit den Füßen voraus?</p><lb/> <note type="speaker"> E.</note><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_420"> Willst du das wissen?</p><lb/> <note type="speaker"> E. </note><lb/> <p xml:id="ID_421"> Allerdings.</p><lb/> <note type="speaker"> P.</note><lb/> <p xml:id="ID_422" next="#ID_423"> Es ist weniger Gefahr dabei. Denn nicht gering ist diese, daß wenn</p><lb/> <p xml:id="ID_423" prev="#ID_422"> du mit ausgebreiteten Füßen herabspringst, dich das heftig strömende Wasser<lb/> mitten durchschneide, was anderswo nicht nur einmal begegnet ist.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 14*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0117]
Ihre breiten. biegsamen Füße gebrauchen sie ganz bequem wie die
P.
untern Enden der Ruder. Sie breiten sie aus und falten sie beim Zurückziehen
wieder zusammen. Denn die Federn, welche bei diesen Vögeln nur wenig
benetzt werden, in nichts hindern und eher in die Höhe heben als senken. Ja.
du kannst das an mehren Vierfüßern bewundern.
E.
So ist also der Mensch das einzige Geschöpf, das unglücklich und in
allen diesen Dingen unwissend zur Welt kommt?
P.
So will es unser, der Sterblichen, Loos. Aber noch mehr würdest
du dich wundern, wenn du sähest, wie man sich von hohen Brücken herabstürzt,
was auch in Basel und Constanz geschieht. Es giebt in Zürich eine schöne
Kirche, welche gleich einem Schiffschnabel in die Limmat hinausgebaut ist und
nach dem Wasser genannt wird.
E.
Und weiter!
Ringsum ist dieselbe von Wasser umgeben, außer da, wo auf schmaler
P.
Strecke eine kunstvolle Brücke an die Kirche angebaut ist.
E.
Erzähle weiter.
P.
Da könntest du im Sommer einen merkwürdigen Wettkampf der jungen
Leute sehen. In diesem Umkreise folgen sie einander schnellen Zuges gegen
den äußern Theil der Kirche hin, wo wie am Vordertheil eines Schiffes die
Strömung des Flusses anprallt und nach beiden Seiten sich theilt.
E.
Und dann?
An dieser Stelle stürzen sie sich in die Ti'cfe des Flusses und zwar
P.
nach der Reihe. Es ist vom Rathe erkannt, daß, wer im Begriffe herabzu¬
stürzen, den nächstfolgenden nicht beim Namen ruft, oder wer nicht aus der
Tiefe irgendein Zeugniß, z. B. ein Steinchen oder etwas Anderes mit sich
herausbringt, dadurch gestraft werden soll, daß er mit angezogenem Hemde
von andern herabgeworfen wird.
E.
Eine harte Bestimmung.
P.
Dir, mein Erotes, wäre das wohl unerträglich. Da sähest du zuerst
geflügelte Knaben, dann Forellen, zuletzt Grundeln; denn der Fluß ist durch¬
sichtig wie Glas.
Man dürfte sich nicht wundern, wenn sie im Herabstürzen mit dem
E.
Kopf gefährlich auf den Grund ausstieben.
Sie werfen sich nieder mit vorgehaltenen Händen.
P.
Warum nicht mit den Füßen voraus?
E.
P.
Willst du das wissen?
E.
Allerdings.
P.
Es ist weniger Gefahr dabei. Denn nicht gering ist diese, daß wenn
du mit ausgebreiteten Füßen herabspringst, dich das heftig strömende Wasser
mitten durchschneide, was anderswo nicht nur einmal begegnet ist.
14*
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |