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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band.

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Pampin us.

Da ich noch als Knabe zu Zürich in Helvetien mich aufhielt,

gingen unser oft 20 bis 30 Schüler zusammen in das Schilfwerk am Seeufer.

Was wolltet ihr da machen?


Erstes.

Jener Ort ist ungefähe 1000 Schritte von der Stadt entfernt.


P.
E.

Weiter.

Dort fertigte sich jeder aus dem Schilfe, das in der Seehunde eine


P.

bedeutende Höhe erreicht, ein Bündel, befestigte es um den Leib, so daß er mit
vorgestrecktem Kopf und Hals einer Gans ziemlich ähnlich sah; an das Bündel
knüpfte er sein Hemd -- denn die übrigen Kleider ließen wir gewöhnlich zu
Hause -- und so, von unsern Rohrbündeln getragen und nur mit den Füßen
rudernd, schwammen wir in Reih und Glied in den See hinaus.

Die Verwegenheit dieser Knaben in einem so tiefen See hätte wohl


E.

der Lehrer mit einer guten Ruthe züchtigen dürfen.


P.

Draußen im See, 40 Schritte vom Ufer, war eine sehr große steinerne

Bildsäule des heiligen Niklaus, die auf einem mächtigen Fels ruhte.

Besser hätte da der heilige Christoph hingepaßt.


E.
P.

Nachdem wir den Heiligen in geordneten Reihen dreimal umschwommen

"ut pflichtgemäß gegrüßt hatten, da er doch der Jugend gütiger Schutzpatron
ist. kehrten wir um und steuerten grade der Stadt zu.


E.

Auf so weitem Wege?


P.

Allerdings. Jeden, der aus der Reihe gewichen wäre, traf die Strafe,

daß er zu Hause sein Pferd (?) verlieren sollte.


E.

Eine schwere Büßung.


P.

In geordnetem Zuge schwammen wir unter dem Wasserthor der Stadt

durch, da wo die Limmat aus dem See zu fließen beginnt. Dann stimmten
wir ein bekanntes Lied an und schlenderten fröhlich mitten durch die Stadt
nach Hause.


E.

Ich bin ganz erstaunt. Aber wie? Lerntet ihr Knaben alle schwimmen

ohne irgendwelche Hilfe?


P.

Ganz gut.


E.

Woher lernen denn dort die Knaben so geschickt schwimmen?


P.

Du weißt, was gute Lehrer in jeder Kunst ausrichten können und

was eine anhaltende Uebung, die beste Lehrmeisterin. vermag; dazu kommt als
neuer Reiz ein herrlicher Fluß und der nahe See. Man möchte behaupten, daß
die Kinder die Kunst mit ihrer Geburt fast spielend erlernen.


E.

Die Kunst der Enten meinst du, nicht der Menschenkinder.


P,

Der Unterricht in dieser Fertigkeit geht gleichsam von einer Hand in

die andere. Kurz, du könntest da. wie das Sprichwort sagt, die echten Schwimmer
aus Delos sehen. Und nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen würden dir
ein angenehmes Schauspiel bieten.


Grenzboten I. 186K. . 14
Pampin us.

Da ich noch als Knabe zu Zürich in Helvetien mich aufhielt,

gingen unser oft 20 bis 30 Schüler zusammen in das Schilfwerk am Seeufer.

Was wolltet ihr da machen?


Erstes.

Jener Ort ist ungefähe 1000 Schritte von der Stadt entfernt.


P.
E.

Weiter.

Dort fertigte sich jeder aus dem Schilfe, das in der Seehunde eine


P.

bedeutende Höhe erreicht, ein Bündel, befestigte es um den Leib, so daß er mit
vorgestrecktem Kopf und Hals einer Gans ziemlich ähnlich sah; an das Bündel
knüpfte er sein Hemd — denn die übrigen Kleider ließen wir gewöhnlich zu
Hause — und so, von unsern Rohrbündeln getragen und nur mit den Füßen
rudernd, schwammen wir in Reih und Glied in den See hinaus.

Die Verwegenheit dieser Knaben in einem so tiefen See hätte wohl


E.

der Lehrer mit einer guten Ruthe züchtigen dürfen.


P.

Draußen im See, 40 Schritte vom Ufer, war eine sehr große steinerne

Bildsäule des heiligen Niklaus, die auf einem mächtigen Fels ruhte.

Besser hätte da der heilige Christoph hingepaßt.


E.
P.

Nachdem wir den Heiligen in geordneten Reihen dreimal umschwommen

»ut pflichtgemäß gegrüßt hatten, da er doch der Jugend gütiger Schutzpatron
ist. kehrten wir um und steuerten grade der Stadt zu.


E.

Auf so weitem Wege?


P.

Allerdings. Jeden, der aus der Reihe gewichen wäre, traf die Strafe,

daß er zu Hause sein Pferd (?) verlieren sollte.


E.

Eine schwere Büßung.


P.

In geordnetem Zuge schwammen wir unter dem Wasserthor der Stadt

durch, da wo die Limmat aus dem See zu fließen beginnt. Dann stimmten
wir ein bekanntes Lied an und schlenderten fröhlich mitten durch die Stadt
nach Hause.


E.

Ich bin ganz erstaunt. Aber wie? Lerntet ihr Knaben alle schwimmen

ohne irgendwelche Hilfe?


P.

Ganz gut.


E.

Woher lernen denn dort die Knaben so geschickt schwimmen?


P.

Du weißt, was gute Lehrer in jeder Kunst ausrichten können und

was eine anhaltende Uebung, die beste Lehrmeisterin. vermag; dazu kommt als
neuer Reiz ein herrlicher Fluß und der nahe See. Man möchte behaupten, daß
die Kinder die Kunst mit ihrer Geburt fast spielend erlernen.


E.

Die Kunst der Enten meinst du, nicht der Menschenkinder.


P,

Der Unterricht in dieser Fertigkeit geht gleichsam von einer Hand in

die andere. Kurz, du könntest da. wie das Sprichwort sagt, die echten Schwimmer
aus Delos sehen. Und nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen würden dir
ein angenehmes Schauspiel bieten.


Grenzboten I. 186K. . 14
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[0115] Pampin us. Da ich noch als Knabe zu Zürich in Helvetien mich aufhielt, gingen unser oft 20 bis 30 Schüler zusammen in das Schilfwerk am Seeufer. Was wolltet ihr da machen? Erstes. Jener Ort ist ungefähe 1000 Schritte von der Stadt entfernt. P. E. Weiter. Dort fertigte sich jeder aus dem Schilfe, das in der Seehunde eine P. bedeutende Höhe erreicht, ein Bündel, befestigte es um den Leib, so daß er mit vorgestrecktem Kopf und Hals einer Gans ziemlich ähnlich sah; an das Bündel knüpfte er sein Hemd — denn die übrigen Kleider ließen wir gewöhnlich zu Hause — und so, von unsern Rohrbündeln getragen und nur mit den Füßen rudernd, schwammen wir in Reih und Glied in den See hinaus. Die Verwegenheit dieser Knaben in einem so tiefen See hätte wohl E. der Lehrer mit einer guten Ruthe züchtigen dürfen. P. Draußen im See, 40 Schritte vom Ufer, war eine sehr große steinerne Bildsäule des heiligen Niklaus, die auf einem mächtigen Fels ruhte. Besser hätte da der heilige Christoph hingepaßt. E. P. Nachdem wir den Heiligen in geordneten Reihen dreimal umschwommen »ut pflichtgemäß gegrüßt hatten, da er doch der Jugend gütiger Schutzpatron ist. kehrten wir um und steuerten grade der Stadt zu. E. Auf so weitem Wege? P. Allerdings. Jeden, der aus der Reihe gewichen wäre, traf die Strafe, daß er zu Hause sein Pferd (?) verlieren sollte. E. Eine schwere Büßung. P. In geordnetem Zuge schwammen wir unter dem Wasserthor der Stadt durch, da wo die Limmat aus dem See zu fließen beginnt. Dann stimmten wir ein bekanntes Lied an und schlenderten fröhlich mitten durch die Stadt nach Hause. E. Ich bin ganz erstaunt. Aber wie? Lerntet ihr Knaben alle schwimmen ohne irgendwelche Hilfe? P. Ganz gut. E. Woher lernen denn dort die Knaben so geschickt schwimmen? P. Du weißt, was gute Lehrer in jeder Kunst ausrichten können und was eine anhaltende Uebung, die beste Lehrmeisterin. vermag; dazu kommt als neuer Reiz ein herrlicher Fluß und der nahe See. Man möchte behaupten, daß die Kinder die Kunst mit ihrer Geburt fast spielend erlernen. E. Die Kunst der Enten meinst du, nicht der Menschenkinder. P, Der Unterricht in dieser Fertigkeit geht gleichsam von einer Hand in die andere. Kurz, du könntest da. wie das Sprichwort sagt, die echten Schwimmer aus Delos sehen. Und nicht nur Knaben, sondern auch Mädchen würden dir ein angenehmes Schauspiel bieten. Grenzboten I. 186K. . 14

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_284469/115>, abgerufen am 22.12.2024.