Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Bund der katholischen Hauptmächte Europas zu zerstreuen, und constatiren Die gleichen Ziele kehren wieder in zwei deutschen Flugschriften des Jahres Allerdings ist nun richtig, daß diese Schriften sich selbst mehr oder minder Von der großen Anzahl directer Beweisstücke, welche sich für die That¬ "Seit dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hat man hin und wieder Bund der katholischen Hauptmächte Europas zu zerstreuen, und constatiren Die gleichen Ziele kehren wieder in zwei deutschen Flugschriften des Jahres Allerdings ist nun richtig, daß diese Schriften sich selbst mehr oder minder Von der großen Anzahl directer Beweisstücke, welche sich für die That¬ „Seit dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hat man hin und wieder <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0080" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283433"/> <p xml:id="ID_224" prev="#ID_223"> Bund der katholischen Hauptmächte Europas zu zerstreuen, und constatiren<lb/> eben durch diese Tendenz das Vorhandensein und die Bedeutung dies« Be¬<lb/> sorgnisse.</p><lb/> <p xml:id="ID_225"> Die gleichen Ziele kehren wieder in zwei deutschen Flugschriften des Jahres<lb/> 1757, welche Cauer in der Sammlung der berliner Kriegsakademie fand. Die<lb/> eine, zu Köln erschienen, führt den Titel: „Abbildung des gegenwärtigen Kriegs<lb/> in Teutschland, nach seinem eigentlichen Ursprung und Folgen vorgestellt in<lb/> dem Briefe eines Bürgers der freien Reichsstadt F. an einen preußischen Unter¬<lb/> thanen". Die zweite nennt sich: „Betrachtungen über den gegenwärtigen inner¬<lb/> lichen Krieg der Deutschen und dessen Absicht auf die Religion", und ist dem<lb/> Titel nach in Goslar herausgekommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_226"> Allerdings ist nun richtig, daß diese Schriften sich selbst mehr oder minder<lb/> bestimmt als von Protestanten verfaßt geben. Allein erstens beweist dies<lb/> nichts für ihren wirklichen Ursprung; denn wenn sie Katholiken zu Verfassern<lb/> hatten, so hatten diese, wofern sie auf die Evangelischen wirken wollten, sicher¬<lb/> lich alle Ursache, sich in deren Kleider zu stecken. Dann aber, wollte man auch<lb/> das Herauskehren des protestantischen Bekenntnisses bei ihnen für mehr als<lb/> bloße Maske halten, so würde daraus eben nichts weiter folgen, als daß es<lb/> damals auch einzelne Protestanten gab. die unter ihren Glaubensgenossen eine<lb/> isolirte Stellung einnahmen — eine solche Stellung etwa wie heutzutage Herr<lb/> Klopp, der Lobredner Tillys und der Verkleinerer des großen Friedrich.</p><lb/> <p xml:id="ID_227"> Von der großen Anzahl directer Beweisstücke, welche sich für die That¬<lb/> sache beibringen ließen, daß das deutsche Volk den siebenjährigen Krieg als<lb/> einen Kampf auch von religiöser Bedeutung ansah, führt der Verfasser nur die<lb/> Reihenfolge von „Schreiben eines Freundes aus Sachsen an seinen Freund in<lb/> W** über den gegenwärtigen Zustand des Krieges in Deutschland, Freiburg<lb/> 1768" an, eine Art periodischer Schrift, welche dazu bestimmt gewesen zu sein<lb/> scheint, im Kurfürstenthum Sachsen das preußische Interesse zu vertreten.<lb/> Gleich in dem zweiten dieser Briefe wird nun aber der religiöse Gesichtspunkt<lb/> mit aller Entschiedenheit eingenommen und die Erörterung der betreffenden<lb/> Frage mit folgenden Worten eingeleitet:</p><lb/> <p xml:id="ID_228" next="#ID_229"> „Seit dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hat man hin und wieder<lb/> geglaubt, daß dle Feinde des Königs von Preußen außer den Absichten auf<lb/> seine Lande auch Anschläge wider die bisherige Freyheit der protestantischen<lb/> Religion in Deutschland hegten. Die meisten preußisch Gesinnten be¬<lb/> haupteten diese Meinung und bestärkten sie aus den öffentlichen Schriften des<lb/> berliner Hofes, durch welche sich derselbe wegen Ergreifung der Waffen wider<lb/> Oestreich und Sachsen rechtfertiget. Da wir hier zu Lande ni« gut preußisch<lb/> gesinnet gewesen: so fand auch die Vorstellung, daß unsre Religions-Freyheit in<lb/> Gefahr schwebe, bey uns wenig Glauben. Diejenigen, welche sich die Gabe</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0080]
Bund der katholischen Hauptmächte Europas zu zerstreuen, und constatiren
eben durch diese Tendenz das Vorhandensein und die Bedeutung dies« Be¬
sorgnisse.
Die gleichen Ziele kehren wieder in zwei deutschen Flugschriften des Jahres
1757, welche Cauer in der Sammlung der berliner Kriegsakademie fand. Die
eine, zu Köln erschienen, führt den Titel: „Abbildung des gegenwärtigen Kriegs
in Teutschland, nach seinem eigentlichen Ursprung und Folgen vorgestellt in
dem Briefe eines Bürgers der freien Reichsstadt F. an einen preußischen Unter¬
thanen". Die zweite nennt sich: „Betrachtungen über den gegenwärtigen inner¬
lichen Krieg der Deutschen und dessen Absicht auf die Religion", und ist dem
Titel nach in Goslar herausgekommen.
Allerdings ist nun richtig, daß diese Schriften sich selbst mehr oder minder
bestimmt als von Protestanten verfaßt geben. Allein erstens beweist dies
nichts für ihren wirklichen Ursprung; denn wenn sie Katholiken zu Verfassern
hatten, so hatten diese, wofern sie auf die Evangelischen wirken wollten, sicher¬
lich alle Ursache, sich in deren Kleider zu stecken. Dann aber, wollte man auch
das Herauskehren des protestantischen Bekenntnisses bei ihnen für mehr als
bloße Maske halten, so würde daraus eben nichts weiter folgen, als daß es
damals auch einzelne Protestanten gab. die unter ihren Glaubensgenossen eine
isolirte Stellung einnahmen — eine solche Stellung etwa wie heutzutage Herr
Klopp, der Lobredner Tillys und der Verkleinerer des großen Friedrich.
Von der großen Anzahl directer Beweisstücke, welche sich für die That¬
sache beibringen ließen, daß das deutsche Volk den siebenjährigen Krieg als
einen Kampf auch von religiöser Bedeutung ansah, führt der Verfasser nur die
Reihenfolge von „Schreiben eines Freundes aus Sachsen an seinen Freund in
W** über den gegenwärtigen Zustand des Krieges in Deutschland, Freiburg
1768" an, eine Art periodischer Schrift, welche dazu bestimmt gewesen zu sein
scheint, im Kurfürstenthum Sachsen das preußische Interesse zu vertreten.
Gleich in dem zweiten dieser Briefe wird nun aber der religiöse Gesichtspunkt
mit aller Entschiedenheit eingenommen und die Erörterung der betreffenden
Frage mit folgenden Worten eingeleitet:
„Seit dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges hat man hin und wieder
geglaubt, daß dle Feinde des Königs von Preußen außer den Absichten auf
seine Lande auch Anschläge wider die bisherige Freyheit der protestantischen
Religion in Deutschland hegten. Die meisten preußisch Gesinnten be¬
haupteten diese Meinung und bestärkten sie aus den öffentlichen Schriften des
berliner Hofes, durch welche sich derselbe wegen Ergreifung der Waffen wider
Oestreich und Sachsen rechtfertiget. Da wir hier zu Lande ni« gut preußisch
gesinnet gewesen: so fand auch die Vorstellung, daß unsre Religions-Freyheit in
Gefahr schwebe, bey uns wenig Glauben. Diejenigen, welche sich die Gabe
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