Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.in der Plenarsitzung feierlich zu Protokoll verwahren müssen; es sei möglich, Zu weiterer Begründung seiner Ansicht las nun Versiert einen Aufsatz vor, v. Fakel bemerkte, Preußen habe allerdings erklärt, Handclstractatc mit den Gttnzlwten III- I8<>S, 67
in der Plenarsitzung feierlich zu Protokoll verwahren müssen; es sei möglich, Zu weiterer Begründung seiner Ansicht las nun Versiert einen Aufsatz vor, v. Fakel bemerkte, Preußen habe allerdings erklärt, Handclstractatc mit den Gttnzlwten III- I8<>S, 67
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0519" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283872"/> <p xml:id="ID_1487" prev="#ID_1486"> in der Plenarsitzung feierlich zu Protokoll verwahren müssen; es sei möglich,<lb/> und man sei verpflichtet, „wenigstens etwas" zur Erleichterung des Handels<lb/> und Verkehrs zu thun. Bernstorff versuchte zu widersprechen, als aber die<lb/> übrigen Mitglieder des Ausschusses sich über die Verbindlichkeit des Bundes<lb/> mit seinem Gegner einverstanden erklärten, erkannte er dieselbe auch an, fügte<lb/> aber sein Bedauern hinzu, daß man in Karlsbad einen Beschluß gefaßt, den<lb/> man als unausführbar werde widerrufen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1488"> Zu weiterer Begründung seiner Ansicht las nun Versiert einen Aufsatz vor,<lb/> in welchem er die großen Erwartungen schilderte, welche die ganze Nation auf<lb/> eine segensreiche Entwickelung des Artikel 19 setze, mit düstern Farben die Ge¬<lb/> fahren. ausmalte, die eine Enttäuschung in dieser Frage im Gefolge haben<lb/> müsse, und schließlich darauf antrug, am Bundestag eine Commission nieder¬<lb/> zusetzen, welche die Regulirung der Handelsangclegenhciten in befriedigender<lb/> Weise übernehme. Bernstorff begnügte sich darauf zu sagen, daß die Gefahr,<lb/> welche aus der Nichterfüllung des Artikel 19 entspringen könne, bei weitem<lb/> nicht so groß sei, als Berstett sie dargestellt. Es stehe ja jedem Staate frei,<lb/> seine Interna ohne Dazwischenkunft des Bundes zu ordnen und mit Nachbar¬<lb/> staaten Separatverträge zu schließen. Preußen sehe solche Verträge sogar gern<lb/> und sei nicht abgeneigt, sich mit den paciscirenden Staaten gleichfalls auf<lb/> Handelsverträge einzulassen. Berstett entgegnete, daß die paciscirenden Staaten<lb/> in dem Fall nicht mehr in der Lage seien, vortheilhafte Handelsverträge mit<lb/> Preußen einzugehen. Von dem Augenblick an, wo sie sich durch den Nicht-<lb/> beitritt des letzteren zu einem Handelssystem für ganz Deutschland gezwungen<lb/> sehen würden, unter sich, also für ein kleineres Gebiet, ein Uebereinkommen zu<lb/> treffen, müßten sie aus der Grenzlinie gegen die nichtbeitrctenden Staaten einen<lb/> Ersatz zu ziehen suchen, um den Ausfall zu decken, der durch die Aufhebung<lb/> der Grenz- und Binnenzölle für sie entspränge.</p><lb/> <p xml:id="ID_1489"> v. Fakel bemerkte, Preußen habe allerdings erklärt, Handclstractatc mit den<lb/> Bundesstaaten abschließen zu wollen, es gedenke aber die Bedingungen vorzu¬<lb/> schreiben, und das mache jedes Uebereinkommen unmöglich, v. Globig ging<lb/> noch über Berstett hinaus, er wollte, daß man hier sofort über allgemeine<lb/> Grundsätze, wie die Erleichterung des Handels zu bewirken sei, übereinkomme,<lb/> v. Zentner war der Meinung, „daß alle Bundesglieder bereits die Verpflichtung<lb/> übernommen hätten, etwas zur Erleichterung des Handels und Verkehrs zu<lb/> thun." Senator Hach aus Hamburg endlich verlas den Aufsatz eines Sach¬<lb/> verständigen, der sich besonders deshalb gegen das allgemeine Handelssystem<lb/> aussprach, weil es unzertrennlich sei von einer an die Grenzen Deutschlands<lb/> ZU verlegenden Douanenlinie. Die Sitzung endigte mit dem Beschluß, es solle<lb/> jeder Gesandte für die nächste Zusammenkunft seine Ideen zu Papier bringen<lb/> Und vorlegen.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Gttnzlwten III- I8<>S, 67</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0519]
in der Plenarsitzung feierlich zu Protokoll verwahren müssen; es sei möglich,
und man sei verpflichtet, „wenigstens etwas" zur Erleichterung des Handels
und Verkehrs zu thun. Bernstorff versuchte zu widersprechen, als aber die
übrigen Mitglieder des Ausschusses sich über die Verbindlichkeit des Bundes
mit seinem Gegner einverstanden erklärten, erkannte er dieselbe auch an, fügte
aber sein Bedauern hinzu, daß man in Karlsbad einen Beschluß gefaßt, den
man als unausführbar werde widerrufen müssen.
Zu weiterer Begründung seiner Ansicht las nun Versiert einen Aufsatz vor,
in welchem er die großen Erwartungen schilderte, welche die ganze Nation auf
eine segensreiche Entwickelung des Artikel 19 setze, mit düstern Farben die Ge¬
fahren. ausmalte, die eine Enttäuschung in dieser Frage im Gefolge haben
müsse, und schließlich darauf antrug, am Bundestag eine Commission nieder¬
zusetzen, welche die Regulirung der Handelsangclegenhciten in befriedigender
Weise übernehme. Bernstorff begnügte sich darauf zu sagen, daß die Gefahr,
welche aus der Nichterfüllung des Artikel 19 entspringen könne, bei weitem
nicht so groß sei, als Berstett sie dargestellt. Es stehe ja jedem Staate frei,
seine Interna ohne Dazwischenkunft des Bundes zu ordnen und mit Nachbar¬
staaten Separatverträge zu schließen. Preußen sehe solche Verträge sogar gern
und sei nicht abgeneigt, sich mit den paciscirenden Staaten gleichfalls auf
Handelsverträge einzulassen. Berstett entgegnete, daß die paciscirenden Staaten
in dem Fall nicht mehr in der Lage seien, vortheilhafte Handelsverträge mit
Preußen einzugehen. Von dem Augenblick an, wo sie sich durch den Nicht-
beitritt des letzteren zu einem Handelssystem für ganz Deutschland gezwungen
sehen würden, unter sich, also für ein kleineres Gebiet, ein Uebereinkommen zu
treffen, müßten sie aus der Grenzlinie gegen die nichtbeitrctenden Staaten einen
Ersatz zu ziehen suchen, um den Ausfall zu decken, der durch die Aufhebung
der Grenz- und Binnenzölle für sie entspränge.
v. Fakel bemerkte, Preußen habe allerdings erklärt, Handclstractatc mit den
Bundesstaaten abschließen zu wollen, es gedenke aber die Bedingungen vorzu¬
schreiben, und das mache jedes Uebereinkommen unmöglich, v. Globig ging
noch über Berstett hinaus, er wollte, daß man hier sofort über allgemeine
Grundsätze, wie die Erleichterung des Handels zu bewirken sei, übereinkomme,
v. Zentner war der Meinung, „daß alle Bundesglieder bereits die Verpflichtung
übernommen hätten, etwas zur Erleichterung des Handels und Verkehrs zu
thun." Senator Hach aus Hamburg endlich verlas den Aufsatz eines Sach¬
verständigen, der sich besonders deshalb gegen das allgemeine Handelssystem
aussprach, weil es unzertrennlich sei von einer an die Grenzen Deutschlands
ZU verlegenden Douanenlinie. Die Sitzung endigte mit dem Beschluß, es solle
jeder Gesandte für die nächste Zusammenkunft seine Ideen zu Papier bringen
Und vorlegen.
Gttnzlwten III- I8<>S, 67
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