Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.maßregeln für den Fall, daß es wirklich eine Vergeltung nach dem Tode geben Einige, die sich mit Industrie beschäftigten. Andere, die vermöge ihrer Das Bedürfniß war übrigens nicht sehr dringend; denn nur Wenige "renzbottn III. I8SS. ^
maßregeln für den Fall, daß es wirklich eine Vergeltung nach dem Tode geben Einige, die sich mit Industrie beschäftigten. Andere, die vermöge ihrer Das Bedürfniß war übrigens nicht sehr dringend; denn nur Wenige «renzbottn III. I8SS. ^
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maßregeln für den Fall, daß es wirklich eine Vergeltung nach dem Tode geben
sollte. Man wollte sich aber nicht Pflichten und Entsagungen auferlegen ohne
sichere Bürgschaft, daß man sich auf dem rechten Wege befinde, und so erwachte
das Bedürfniß nach einer „Leitung", arabisch Hoda.
Einige, die sich mit Industrie beschäftigten. Andere, die vermöge ihrer
geographischen Lage oder ihrer socialen Stellung viel mit Fremden in Berührung
kamen, schlössen sich dem Judenthum oder dem Christenthum an. Das waren
jedoch nur Nothbehelfe; denn jene beiden Religionen waren zu complicirt, zu
gelehrt, zu mysteriös und so. wie sie damals bekannt wurden, zu unrein für
den einfachen Sinn und Verstand des Arabers. Nächst der Dreieinigkeit war
Von den christlichen Dogmen die Lehre von einem Mittler für denselben am
anstößigsten; denn nach der Empfindung, die sich in dem Koranspruch, daß Gott
dem Menschen näher ist als seine Herzader, ausdrückt, war jede Jntercession
überflüssig. In abgelegneren Orten gab es wahrscheinlich schon in frühen Zeiten
Wektiker. welche das Princip des Monotheismus festhielten, aus den Po-
sttiven Religionen, deren oberflächliche Kenntniß ihnen durch mündliche Mit-
Teilung zugekommen war. das ihrem Bedürfniß Entsprechende auswählten und
sich dann auf alle Propheten von Noah und Abraham bis auf Jesus beriefen,
um für ihr Gemisch von Vorstellungen göttliche Autorität nachzuweisen. waS
s'es recht wohl thun ließ. Denn es leuchtet ein, daß diese Religionslehrer,
^cum sie alle von demselben Gotte gesandt und inspirirt sind, auch im Grunde
alle dasselbe gelehrt haben müssen, oder daß wenigstens das allen Gemeinsame
das Wesentliche ist. Dennoch konnte ein solches Verfahren nur vor der Ver-
nunft. nicht aber vor der historischen Theologie bestehen, und kein solcher Eklektiker
vermochte seine Ansichten vor den Rabbinern oder Bischöfen zu vertheidigen;
d°um die geschriebenen Urkunden, auf die er sich berief, ohne sie zu kennen,
sprachen gegen ihn. Solche religiöse Begriffe waren Erzeugnisse der Zeit, und
">cum sie auch nie festen Boden fassen konnten, so tauchten sie doch immer von
neuem wieder auf. so daß die Makkaner dem Mohammad. als er ihnen derartiges
Ertrug, entgegnen konnten: Das haben wir und unsere Väter alles schon ge-
^re. Sie konnten nur unter der Bedingung, daß eine neue göttliche Autorität
^für bürgte. Bestand und weitere Ausbreitung gewinnen.
Das Bedürfniß war übrigens nicht sehr dringend; denn nur Wenige
fühlten dasselbe, die Massen lebten in sorglosen Jndiffcrent.sans dahin. D,e
Verbreitung des Islam in Arabien und die Religionskriege Mohammads haben
>r einen ganz eigenthümlichen Charakter. Der Kern der Gemeinde des
Propheten bestand auch in den letzten Jahren Mohammads aus kaum mehr
«'s tausend Menschen. Diese aber waren Zeloten, und so schüchterten sie dre
indifferente Bevölkerung MadynaS ein und verbreiteten dann den Glauben
^res das Schwert. Bei der Zerfahrenheit der politischen Zustände des Landes
«renzbottn III. I8SS. ^
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