Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.er Beleidigungen, wählt er einsichtige Rathgeber, befolgt er deren Vorschläge, Fragen wir weiter : wie gelang es ihm, seiner Lehre Eingang zu verschaffen? Aber auch Omars Thatkraft erklärt die ungeheuren Eroberungen des Islam er Beleidigungen, wählt er einsichtige Rathgeber, befolgt er deren Vorschläge, Fragen wir weiter : wie gelang es ihm, seiner Lehre Eingang zu verschaffen? Aber auch Omars Thatkraft erklärt die ungeheuren Eroberungen des Islam <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0491" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283844"/> <p xml:id="ID_1417" prev="#ID_1416"> er Beleidigungen, wählt er einsichtige Rathgeber, befolgt er deren Vorschläge,<lb/> benutzt er stets den rechten Augenblick, handelt er immer im Geiste seines Volks<lb/> und unterwirft er sich damit in wenigen Jahren ganz Arabien.</p><lb/> <p xml:id="ID_1418"> Fragen wir weiter : wie gelang es ihm, seiner Lehre Eingang zu verschaffen?<lb/> Die Musline erwidern: durch die Macht des Wortes und der Wahrheit,<lb/> was andere dadurch ausdrücken, daß sie sagen: durch die Macht seines Genies.<lb/> Sprenger hält Ansichten dieser Art für „krankhaft und jeder historischen Grund,<lb/> läge entbehrend". Es sei wahr, fährt er fort, unter Mohammad habe sich<lb/> ganz Arabien zu seiner Lehre bekehrt, nach seinem Tode aber seien drei Viertel<lb/> der Halbinsel abtrünnig geworden, und zwar weit der Prophet Häuptlinge sich<lb/> erkauft habe, die er hätte zu Boden treten sollen, und weil er in seinem theo-<lb/> kratischen Dunkel gegen die Heuchelei von Stämmen blind gewesen sei. deren<lb/> Verrätherische Gesinnung am Tage gelegen. Wären seine Nachfolger nicht klüger<lb/> und energischer verfahren, so hätte sich der Muhammedanismus ausgelöst oder<lb/> wäre eine unbedeutende Seele geblieben. „Omar", sagt Sprenger, „ist der<lb/> eigentliche Stifter der moSlimischen Macht. Omar steht in meinen Augen<lb/> in jeder Beziehung höher als der Prophet. Er ist frei von den<lb/> Schwächen und Ausschweifungen, welche den Charakter des letzteren beflecken,<lb/> und ein Mann voll männlichen Ernstes und Thatkraft. Nach dem Tode<lb/> des Propheten hat er sich das Zutrauen aller Parteien und aller Stämme<lb/> durch seine Uneigennützigkeit. seine Offenheit und seinen gesunden Blick erworben,<lb/> und sein Wort war das Wort der Gesammtheit. Schon während der Lebzeit<lb/> Mvhammads hatte er größere Verdienste um den Sieg des Islam, ja um die<lb/> Reinheit der Lehre, als der Prophet selbst. Er hat seinen Meister vor vielen<lb/> groben Mißgriffen durch energisches Einschreiten bewahrt, und sein überlegener<lb/> ^"se mußte auf das wenn auch zähe, doch schwache hysterische Gemüth deS<lb/> Mohammad einen ununterbrochenen Einfluß üben."</p><lb/> <p xml:id="ID_1419" next="#ID_1420"> Aber auch Omars Thatkraft erklärt die ungeheuren Eroberungen des Islam<lb/> "'ehe ganz. Er war todt. als der neue Glaube Spanien. Sind und Trans-<lb/> °!"rien sich unterwarf. Und in den folgenden Jahrhunderten wurden die Horden<lb/> ^ntralasicns von diesem Glauben entzündet. um aus den Steppen herauszu-<lb/> buchen. Indien und das europäische Gebiet der byzantinischen Kaiser zu erobern<lb/> und bis Wien vorzudringen. Besehen wir uns. sagt der Verfasser, dieses nur<lb/> Staunen erfüllende Phänomen, die weite Ausbreitung und die daraus hervor-<lb/> übende Dauer des Islam, so erblicken wir darin die Summe der Kräfte aller<lb/> nomadische« Nationen. Es ist ein schon von dem moslimischen Geschichts-<lb/> Mvsophen Ihr Chaldun entwickeltes Gesetz, daß die Nomaden von Zeit zu<lb/> Zeit ackerbauende Länder überfluthen und Dynastien gründen. Es giebt keuien<lb/> ^°et außer Allah! war das Feldgeschrei der erobernden Söhne der Wüste, aber<lb/> Gi.übe war nicht das einzige Movers in ihrer Bewegung. Selbst jener</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0491]
er Beleidigungen, wählt er einsichtige Rathgeber, befolgt er deren Vorschläge,
benutzt er stets den rechten Augenblick, handelt er immer im Geiste seines Volks
und unterwirft er sich damit in wenigen Jahren ganz Arabien.
Fragen wir weiter : wie gelang es ihm, seiner Lehre Eingang zu verschaffen?
Die Musline erwidern: durch die Macht des Wortes und der Wahrheit,
was andere dadurch ausdrücken, daß sie sagen: durch die Macht seines Genies.
Sprenger hält Ansichten dieser Art für „krankhaft und jeder historischen Grund,
läge entbehrend". Es sei wahr, fährt er fort, unter Mohammad habe sich
ganz Arabien zu seiner Lehre bekehrt, nach seinem Tode aber seien drei Viertel
der Halbinsel abtrünnig geworden, und zwar weit der Prophet Häuptlinge sich
erkauft habe, die er hätte zu Boden treten sollen, und weil er in seinem theo-
kratischen Dunkel gegen die Heuchelei von Stämmen blind gewesen sei. deren
Verrätherische Gesinnung am Tage gelegen. Wären seine Nachfolger nicht klüger
und energischer verfahren, so hätte sich der Muhammedanismus ausgelöst oder
wäre eine unbedeutende Seele geblieben. „Omar", sagt Sprenger, „ist der
eigentliche Stifter der moSlimischen Macht. Omar steht in meinen Augen
in jeder Beziehung höher als der Prophet. Er ist frei von den
Schwächen und Ausschweifungen, welche den Charakter des letzteren beflecken,
und ein Mann voll männlichen Ernstes und Thatkraft. Nach dem Tode
des Propheten hat er sich das Zutrauen aller Parteien und aller Stämme
durch seine Uneigennützigkeit. seine Offenheit und seinen gesunden Blick erworben,
und sein Wort war das Wort der Gesammtheit. Schon während der Lebzeit
Mvhammads hatte er größere Verdienste um den Sieg des Islam, ja um die
Reinheit der Lehre, als der Prophet selbst. Er hat seinen Meister vor vielen
groben Mißgriffen durch energisches Einschreiten bewahrt, und sein überlegener
^"se mußte auf das wenn auch zähe, doch schwache hysterische Gemüth deS
Mohammad einen ununterbrochenen Einfluß üben."
Aber auch Omars Thatkraft erklärt die ungeheuren Eroberungen des Islam
"'ehe ganz. Er war todt. als der neue Glaube Spanien. Sind und Trans-
°!"rien sich unterwarf. Und in den folgenden Jahrhunderten wurden die Horden
^ntralasicns von diesem Glauben entzündet. um aus den Steppen herauszu-
buchen. Indien und das europäische Gebiet der byzantinischen Kaiser zu erobern
und bis Wien vorzudringen. Besehen wir uns. sagt der Verfasser, dieses nur
Staunen erfüllende Phänomen, die weite Ausbreitung und die daraus hervor-
übende Dauer des Islam, so erblicken wir darin die Summe der Kräfte aller
nomadische« Nationen. Es ist ein schon von dem moslimischen Geschichts-
Mvsophen Ihr Chaldun entwickeltes Gesetz, daß die Nomaden von Zeit zu
Zeit ackerbauende Länder überfluthen und Dynastien gründen. Es giebt keuien
^°et außer Allah! war das Feldgeschrei der erobernden Söhne der Wüste, aber
Gi.übe war nicht das einzige Movers in ihrer Bewegung. Selbst jener
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