Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.beeinträchtigt worden wäre. - Obwohl frühzeitig von Krankheiten heimgesucht Seine Theilnahme an den Staatsgeschäften wuchs immer mehr. Unter Es ist wahr, in den Jahren des Kriegs mit den deutschen Protestanten Und wenn Karl, seit er zum Manne gereift, selbst die Seele seiner Ne- Allerdings lag es in der Natur eines Reiches, welches aus so vielen und beeinträchtigt worden wäre. - Obwohl frühzeitig von Krankheiten heimgesucht Seine Theilnahme an den Staatsgeschäften wuchs immer mehr. Unter Es ist wahr, in den Jahren des Kriegs mit den deutschen Protestanten Und wenn Karl, seit er zum Manne gereift, selbst die Seele seiner Ne- Allerdings lag es in der Natur eines Reiches, welches aus so vielen und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0457" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283810"/> <p xml:id="ID_1316" prev="#ID_1315"> beeinträchtigt worden wäre. - Obwohl frühzeitig von Krankheiten heimgesucht<lb/> und im Mannesalter hart von der Gicht geplagt, ließ er sich doch von Schmerzen<lb/> und Leiden nie ganz niederdrücken, sondern war immer zu rascher Thätigkeit<lb/> bereit, wenn die Stunde es verlangte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1317"> Seine Theilnahme an den Staatsgeschäften wuchs immer mehr. Unter<lb/> der Leitung seiner Minister studirte er die Lage Europas nach allen Richtungen<lb/> und erfüllte er sich immer stärker mit den kaiserlichen Tendenzen. Mehr und<lb/> wehr rüstete sich sein Geist und Wille für zwei große Unternehmungen: die<lb/> Bewältigung der rivalifirenden Valois und den Kreuzzug des gesammten Abend¬<lb/> landes gegen den Islam. Noch verweilte er eine Zeit lang in Spanien still<lb/> sitzend und an der Thätigkeit Anderer lernend. Dann, im Jahre 1529, griff<lb/> ^ selbst in das große Getriebe der Welt handelnd ein. Zuerst war er von<lb/> Chiövres beherrscht gewesen, dann hatte ihn Gattinara vollständig geleitet, jetzt<lb/> wurde er von Cobos und Granvella nur noch berathen; denn seine Lehrzeit<lb/> War beendet. Von einer unbedingten Leitung Eines Ministers war jetzt nicht<lb/> U'ehr die Rede: Karl sah jetzt selbst den Zusammenhang der Dinge und gab<lb/> b>e Entscheidung in den vorliegenden Fragen. Von seinen beiden ersten Räthen<lb/> hat ohne Zweifel Cobos in der ersten Zeit den überwiegenden Einfluß gehabt;<lb/> Nut den Jahren aber kam Granvella in die Stellung des Premierministers,<lb/> wenn man so sagen darf, und nachdem Karl im Jahre 1543 Cobos in Spanien<lb/> "is vertrauten Rathgeber seines Sohnes zurückgelassen, war Granvella unein¬<lb/> geschränkt der Erste im Vertrauen des Kaisers, eine Situation, in der er geschickt<lb/> u die Absichten seines Gebieters einzugehen und die große Politik wie seine<lb/> e>gene Sache zu führen wußte, in Betreff deren es aber keinem Zweifel unter¬<lb/> legen ^ ^ Führer und Meister nicht Granvella, sondern Karl<lb/> selbst war.</p><lb/> <p xml:id="ID_1318"> Es ist wahr, in den Jahren des Kriegs mit den deutschen Protestanten<lb/> ^ Karl noch manchen Minister mit wichtigen Dingen betraut und noch manchen<lb/> Ebenen Freund und Diener benutzt, aber auf die wesentliche Entscheidung der<lb/> Inslebener Fragen hat niemand von ihnen Einfluß geübt, sie alle waren nur<lb/> erzeuge. Zu den wichtigeren Berathungen wurde nur Alba und der Beicht¬<lb/> er de Soto gezogen, und der Rath des letzteren wird nächst dem Granvellas<lb/> ein Eingang gefunden haben. Alles Andere, wozu man noch den oder jenen<lb/> ern hörte, waren Fragen des Details oder der Ausführung, in denen man<lb/> ) so oder so entscheiden konnte, Richtung und Ziel dieser Politik aber wurden<lb/> ^ 'Ruch mit Granvella und Soto besprochen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1319"> Und wenn Karl, seit er zum Manne gereift, selbst die Seele seiner Ne-<lb/> > erung, der kaiserliche Staatsmann gewesen ist. so hat er auch an der Aus-<lb/> )rung der einzelnen Beschlüsse sehr bestimmten Antheil gehabt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1320" next="#ID_1321"> Allerdings lag es in der Natur eines Reiches, welches aus so vielen und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0457]
beeinträchtigt worden wäre. - Obwohl frühzeitig von Krankheiten heimgesucht
und im Mannesalter hart von der Gicht geplagt, ließ er sich doch von Schmerzen
und Leiden nie ganz niederdrücken, sondern war immer zu rascher Thätigkeit
bereit, wenn die Stunde es verlangte.
Seine Theilnahme an den Staatsgeschäften wuchs immer mehr. Unter
der Leitung seiner Minister studirte er die Lage Europas nach allen Richtungen
und erfüllte er sich immer stärker mit den kaiserlichen Tendenzen. Mehr und
wehr rüstete sich sein Geist und Wille für zwei große Unternehmungen: die
Bewältigung der rivalifirenden Valois und den Kreuzzug des gesammten Abend¬
landes gegen den Islam. Noch verweilte er eine Zeit lang in Spanien still
sitzend und an der Thätigkeit Anderer lernend. Dann, im Jahre 1529, griff
^ selbst in das große Getriebe der Welt handelnd ein. Zuerst war er von
Chiövres beherrscht gewesen, dann hatte ihn Gattinara vollständig geleitet, jetzt
wurde er von Cobos und Granvella nur noch berathen; denn seine Lehrzeit
War beendet. Von einer unbedingten Leitung Eines Ministers war jetzt nicht
U'ehr die Rede: Karl sah jetzt selbst den Zusammenhang der Dinge und gab
b>e Entscheidung in den vorliegenden Fragen. Von seinen beiden ersten Räthen
hat ohne Zweifel Cobos in der ersten Zeit den überwiegenden Einfluß gehabt;
Nut den Jahren aber kam Granvella in die Stellung des Premierministers,
wenn man so sagen darf, und nachdem Karl im Jahre 1543 Cobos in Spanien
"is vertrauten Rathgeber seines Sohnes zurückgelassen, war Granvella unein¬
geschränkt der Erste im Vertrauen des Kaisers, eine Situation, in der er geschickt
u die Absichten seines Gebieters einzugehen und die große Politik wie seine
e>gene Sache zu führen wußte, in Betreff deren es aber keinem Zweifel unter¬
legen ^ ^ Führer und Meister nicht Granvella, sondern Karl
selbst war.
Es ist wahr, in den Jahren des Kriegs mit den deutschen Protestanten
^ Karl noch manchen Minister mit wichtigen Dingen betraut und noch manchen
Ebenen Freund und Diener benutzt, aber auf die wesentliche Entscheidung der
Inslebener Fragen hat niemand von ihnen Einfluß geübt, sie alle waren nur
erzeuge. Zu den wichtigeren Berathungen wurde nur Alba und der Beicht¬
er de Soto gezogen, und der Rath des letzteren wird nächst dem Granvellas
ein Eingang gefunden haben. Alles Andere, wozu man noch den oder jenen
ern hörte, waren Fragen des Details oder der Ausführung, in denen man
) so oder so entscheiden konnte, Richtung und Ziel dieser Politik aber wurden
^ 'Ruch mit Granvella und Soto besprochen.
Und wenn Karl, seit er zum Manne gereift, selbst die Seele seiner Ne-
> erung, der kaiserliche Staatsmann gewesen ist. so hat er auch an der Aus-
)rung der einzelnen Beschlüsse sehr bestimmten Antheil gehabt.
Allerdings lag es in der Natur eines Reiches, welches aus so vielen und
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