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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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ihren Wasserbedürfnissen auf Brunnen angewiesen, von denen vier für jedes
Regiment angelegt, hinreichen und noch nie versagt haben. Das Wasser ist
gypshaltig, aber gesund und hat eine Temperatur von 8"R. Das Lager liegt
in der Südostecke der Fläche, dicht an den jenseits der Grenzen gelegenen Orten
Groß, und Klein-Mourmelon. Eine Pferdeeisenbahn, welche durch das ganze
Lager führt, verbindet dasselbe mit Chalons. Es sei hier gleich bemerkt, daß
die ganze Fläche 6 Millionen Franken, mithin 1.600,009 Thlr. kostet, daß der
Morgen also mit 40 Thlrn. bezahlt ist. 30,000 Mann können in diesem Lager
untergebracht werden und zwar theils in Baracken, theils in Zelten. Baracken
sind angelegt zur Unterbringung einer Division und dienen für den Winter zur
Aufnahme derjenigen Truppen, welche zur Bewachung des Lagers dort bleiben.
In Zelten liegen alle sonst noch i" das Lager commandirten Truppen. Die
Zelte sind entweder konische oder trapezförmige, jene mit einer 10 Fuß, diese
mit zwei 6 Fuß hohen Stangen, welche das Zelt tragen. Die erster" sind die
allseitig bevorzugten und werden allein noch neu beschafft. Die konischen Zelte
also sind 10 Fuß hoch und haben in ihrer Grundfläche 18 Fuß Durchmesser.
Der Zeltmantel aus dichten, Drillich wird von Stricken, von der Spitze der
Stange bis zu ringsum auf einem kleinen Erdwall eingeschlagenen Pflöcken
gezogen und strammgehalten, und die Stricke sind an der äußern Seite der
Leinwand angebracht, weil man die Erfahrung gemacht, daß dann das Wasser
besser abläuft, als bei entgegengesetztem Verfahren. Ein kleiner Graben zur
Aufnahme des Regenwassers umgiebt jedes Zelt. In demselben sind zwei Thür¬
einschnitte angebracht, um je nach der Windrichtung von ihnen Gebrauch zu
wachen. -- Das Zelt ist zur Aufnahme von 12 Mann Infanterie oder von
8 Mann Cavallerie nebst Sattelzeug bestimmt. Das Lager der Leute besteht
aus einer untergelegten Strohdecke, darauf ein Strohsack, ein Kopfpolster, ein
großes Leintuch und zwei wollene Decken. Das Stroh der Strohsäcke wird
reglemcntsmcißig alle vierzehn Tage erneuert. -- Die Soldaten vertiefen den
Boden des Zeltes, um mehr Höhe zu gewinnen. -- Zur Aufnahme der Effecten
dient eine im obern Zelt angebrachte Borte mit Schlingen; die Zelte einer
Compagnie (80--90 Mann stark) stehen in einer Reihe senkrecht zur Frontlinie
des ganzen Lagers, dieses aber hat die Länge der in Linie entwickelten Truppen.

Die Baracken sind von Fachwerkbau. mit Schiefer gedeckt, SV Fuß lang,
12 Fuß hoch und 18 Fuß tief; sie enthalten einen Saal zur Aufnahme von
60 Mann und einen kleinen Raum für 6 Unteroffiziere. -- Die Fenster liegen
^ Fuß über dem Boden, und die Baracke hat nur eine Thür. -- Die Betten,
genau ebenso wie in den Zelten, liegen in Reihen an den langen Wänden auf
gedielten Boden. Ebenso wie die Baracken sind alle permanenten Etablisse¬
ments, wie Lazarethe, Magazine, der Sitz der Verwaltungsbehörden u. s. w.
von Fachwerk gebaut, längs des ganzen Lagers an geeigneten Punkten. Hinter


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ihren Wasserbedürfnissen auf Brunnen angewiesen, von denen vier für jedes
Regiment angelegt, hinreichen und noch nie versagt haben. Das Wasser ist
gypshaltig, aber gesund und hat eine Temperatur von 8"R. Das Lager liegt
in der Südostecke der Fläche, dicht an den jenseits der Grenzen gelegenen Orten
Groß, und Klein-Mourmelon. Eine Pferdeeisenbahn, welche durch das ganze
Lager führt, verbindet dasselbe mit Chalons. Es sei hier gleich bemerkt, daß
die ganze Fläche 6 Millionen Franken, mithin 1.600,009 Thlr. kostet, daß der
Morgen also mit 40 Thlrn. bezahlt ist. 30,000 Mann können in diesem Lager
untergebracht werden und zwar theils in Baracken, theils in Zelten. Baracken
sind angelegt zur Unterbringung einer Division und dienen für den Winter zur
Aufnahme derjenigen Truppen, welche zur Bewachung des Lagers dort bleiben.
In Zelten liegen alle sonst noch i» das Lager commandirten Truppen. Die
Zelte sind entweder konische oder trapezförmige, jene mit einer 10 Fuß, diese
mit zwei 6 Fuß hohen Stangen, welche das Zelt tragen. Die erster» sind die
allseitig bevorzugten und werden allein noch neu beschafft. Die konischen Zelte
also sind 10 Fuß hoch und haben in ihrer Grundfläche 18 Fuß Durchmesser.
Der Zeltmantel aus dichten, Drillich wird von Stricken, von der Spitze der
Stange bis zu ringsum auf einem kleinen Erdwall eingeschlagenen Pflöcken
gezogen und strammgehalten, und die Stricke sind an der äußern Seite der
Leinwand angebracht, weil man die Erfahrung gemacht, daß dann das Wasser
besser abläuft, als bei entgegengesetztem Verfahren. Ein kleiner Graben zur
Aufnahme des Regenwassers umgiebt jedes Zelt. In demselben sind zwei Thür¬
einschnitte angebracht, um je nach der Windrichtung von ihnen Gebrauch zu
wachen. — Das Zelt ist zur Aufnahme von 12 Mann Infanterie oder von
8 Mann Cavallerie nebst Sattelzeug bestimmt. Das Lager der Leute besteht
aus einer untergelegten Strohdecke, darauf ein Strohsack, ein Kopfpolster, ein
großes Leintuch und zwei wollene Decken. Das Stroh der Strohsäcke wird
reglemcntsmcißig alle vierzehn Tage erneuert. — Die Soldaten vertiefen den
Boden des Zeltes, um mehr Höhe zu gewinnen. — Zur Aufnahme der Effecten
dient eine im obern Zelt angebrachte Borte mit Schlingen; die Zelte einer
Compagnie (80—90 Mann stark) stehen in einer Reihe senkrecht zur Frontlinie
des ganzen Lagers, dieses aber hat die Länge der in Linie entwickelten Truppen.

Die Baracken sind von Fachwerkbau. mit Schiefer gedeckt, SV Fuß lang,
12 Fuß hoch und 18 Fuß tief; sie enthalten einen Saal zur Aufnahme von
60 Mann und einen kleinen Raum für 6 Unteroffiziere. — Die Fenster liegen
^ Fuß über dem Boden, und die Baracke hat nur eine Thür. — Die Betten,
genau ebenso wie in den Zelten, liegen in Reihen an den langen Wänden auf
gedielten Boden. Ebenso wie die Baracken sind alle permanenten Etablisse¬
ments, wie Lazarethe, Magazine, der Sitz der Verwaltungsbehörden u. s. w.
von Fachwerk gebaut, längs des ganzen Lagers an geeigneten Punkten. Hinter


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[0411] ihren Wasserbedürfnissen auf Brunnen angewiesen, von denen vier für jedes Regiment angelegt, hinreichen und noch nie versagt haben. Das Wasser ist gypshaltig, aber gesund und hat eine Temperatur von 8"R. Das Lager liegt in der Südostecke der Fläche, dicht an den jenseits der Grenzen gelegenen Orten Groß, und Klein-Mourmelon. Eine Pferdeeisenbahn, welche durch das ganze Lager führt, verbindet dasselbe mit Chalons. Es sei hier gleich bemerkt, daß die ganze Fläche 6 Millionen Franken, mithin 1.600,009 Thlr. kostet, daß der Morgen also mit 40 Thlrn. bezahlt ist. 30,000 Mann können in diesem Lager untergebracht werden und zwar theils in Baracken, theils in Zelten. Baracken sind angelegt zur Unterbringung einer Division und dienen für den Winter zur Aufnahme derjenigen Truppen, welche zur Bewachung des Lagers dort bleiben. In Zelten liegen alle sonst noch i» das Lager commandirten Truppen. Die Zelte sind entweder konische oder trapezförmige, jene mit einer 10 Fuß, diese mit zwei 6 Fuß hohen Stangen, welche das Zelt tragen. Die erster» sind die allseitig bevorzugten und werden allein noch neu beschafft. Die konischen Zelte also sind 10 Fuß hoch und haben in ihrer Grundfläche 18 Fuß Durchmesser. Der Zeltmantel aus dichten, Drillich wird von Stricken, von der Spitze der Stange bis zu ringsum auf einem kleinen Erdwall eingeschlagenen Pflöcken gezogen und strammgehalten, und die Stricke sind an der äußern Seite der Leinwand angebracht, weil man die Erfahrung gemacht, daß dann das Wasser besser abläuft, als bei entgegengesetztem Verfahren. Ein kleiner Graben zur Aufnahme des Regenwassers umgiebt jedes Zelt. In demselben sind zwei Thür¬ einschnitte angebracht, um je nach der Windrichtung von ihnen Gebrauch zu wachen. — Das Zelt ist zur Aufnahme von 12 Mann Infanterie oder von 8 Mann Cavallerie nebst Sattelzeug bestimmt. Das Lager der Leute besteht aus einer untergelegten Strohdecke, darauf ein Strohsack, ein Kopfpolster, ein großes Leintuch und zwei wollene Decken. Das Stroh der Strohsäcke wird reglemcntsmcißig alle vierzehn Tage erneuert. — Die Soldaten vertiefen den Boden des Zeltes, um mehr Höhe zu gewinnen. — Zur Aufnahme der Effecten dient eine im obern Zelt angebrachte Borte mit Schlingen; die Zelte einer Compagnie (80—90 Mann stark) stehen in einer Reihe senkrecht zur Frontlinie des ganzen Lagers, dieses aber hat die Länge der in Linie entwickelten Truppen. Die Baracken sind von Fachwerkbau. mit Schiefer gedeckt, SV Fuß lang, 12 Fuß hoch und 18 Fuß tief; sie enthalten einen Saal zur Aufnahme von 60 Mann und einen kleinen Raum für 6 Unteroffiziere. — Die Fenster liegen ^ Fuß über dem Boden, und die Baracke hat nur eine Thür. — Die Betten, genau ebenso wie in den Zelten, liegen in Reihen an den langen Wänden auf gedielten Boden. Ebenso wie die Baracken sind alle permanenten Etablisse¬ ments, wie Lazarethe, Magazine, der Sitz der Verwaltungsbehörden u. s. w. von Fachwerk gebaut, längs des ganzen Lagers an geeigneten Punkten. Hinter 54*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/411>, abgerufen am 15.01.2025.