Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.land mit Elsaß und Lothringen vorgeschobenen Theiles von Frankreich, der Das Lager von Chalons liegt 3 Meilen nördlich dieser Stadt, aus einer land mit Elsaß und Lothringen vorgeschobenen Theiles von Frankreich, der Das Lager von Chalons liegt 3 Meilen nördlich dieser Stadt, aus einer <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0410" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283763"/> <p xml:id="ID_1167" prev="#ID_1166"> land mit Elsaß und Lothringen vorgeschobenen Theiles von Frankreich, der<lb/> nicht nur von jeher die Operationsbasis seiner größten Kriege gebildet hat,<lb/> sondern auch die meisten Festungen und bei weitem die größten Garnisonen<lb/> des ganzen Kaiserstaats enthält. Innerhalb eines Umkreises von 3S Meilen<lb/> liegen fast zwei Drittel der gesammten in Frankreich selbst stehenden Truppen<lb/> in Garnison. Eine ähnliche Centrallage für die preußische Armee würde die<lb/> Gegend bei Frankfurt a. O. gewähren. Hier würden von den neun Armeecorps<lb/> Preußens nur das preußische, das westphälische und das rheinische zu weit ab¬<lb/> liegen , um regelmäßig herangezogen zu werden. Ein Lager bei Frankfurt<lb/> würde zwar nicht ein Centtalpunkt für ein besonderes Kriegstheater werden,<lb/> aber es würde an einem Knotenpunkt der Eisenbahnen liegen und dadurch<lb/> diesen Mangel vollauf ersetzen, nach Osten die Ostbahn und die in der Aus¬<lb/> führung begriffene directe Bahn über Meseritz nach Posen, nach Süden die<lb/> niederschlesisch.märkische und die durch einen Marsch zu erreichende Berlin-Gör-<lb/> litzer resp. Gebirgsbahn, nach Westen die Bahnen von Frankfurt und von<lb/> Küstrin nach Berlin, sowie die demnächst in Angriff kommende Bahn Sorau-<lb/> Halle; nach Norden, der entschieden unwichtigsten Strecke, würde die nur im<lb/> Project existirende Bahn Küstrin - Neustadt-Eberswalde 8 Meilen lang allein<lb/> eine directe Verbindung gewähren; der Weg über Berlin und über Kreuz öffnet<lb/> aber auch diese Himmelsrichtung. Chalons entbehrt solcher reichen Eisenbahn¬<lb/> verbindung, es ist durch einen Seitenstrang mit der Linie Paris-Straßburg<lb/> verbunden, Truppen aus dem Lager von Chalons müssen nach der belgischen<lb/> Grenze mit einem Umweg über Seitenstraßen oder über Paris dirigirt werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1168" next="#ID_1169"> Das Lager von Chalons liegt 3 Meilen nördlich dieser Stadt, aus einer<lb/> 4—500 F. über dem Meere sich erhebenden Kreidcbank. deren Mächtigkeit man auf<lb/> 1500 Fuß schätzt und die sich bis zum Kanal im Norden erstreckt. Lockere Erde<lb/> ist auf dem zerreiblichen Kalk wenig vorhanden, jedoch ist bei gehöriger Düngung<lb/> die Fruchtbarkeit nicht ausgeschlossen, dies beweisen die Pappeln, die sich noch<lb/> mehrfach auf den früher cultivirten Partien finden, sonst sind nur kleine Fichten¬<lb/> gebüsche vorhanden, die den ehemaligen Eigenthumsgrenzen entsprechen. Der<lb/> Boden hat eine starke Kapillarität. Regengüsse verschwinden schnell und erzeugen<lb/> nur während ihrer Dauer einen zähen Schlamm. Acht Meiereien sind zur<lb/> Ausnutzung der 40,000 Morgen betragenden Fläche angelegt. Das Klima ist<lb/> etwas rauher als das von Paris, weil das völlig freie Plateau allen Winden<lb/> geöffnet ist; im Ganzen aber ist das Klima ein gesundes, epidemische Krank¬<lb/> heiten sind hier, so lange das Lager besteht, also seit 1857, trotz der Menschen¬<lb/> anhäufung auf einem Fleck, noch nie beobachtet worden, was man von den<lb/> andern französischen Lagern, bei Boulogne, Sathonay u. s. w, nicht sagen kann.<lb/> Bier Bäche fließen durch das ganze Feld, der Cheneu durch das Lager. Der<lb/> letztere trocknet im Sommer fast regelmäßig aus, und die Truppen sind mit</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0410]
land mit Elsaß und Lothringen vorgeschobenen Theiles von Frankreich, der
nicht nur von jeher die Operationsbasis seiner größten Kriege gebildet hat,
sondern auch die meisten Festungen und bei weitem die größten Garnisonen
des ganzen Kaiserstaats enthält. Innerhalb eines Umkreises von 3S Meilen
liegen fast zwei Drittel der gesammten in Frankreich selbst stehenden Truppen
in Garnison. Eine ähnliche Centrallage für die preußische Armee würde die
Gegend bei Frankfurt a. O. gewähren. Hier würden von den neun Armeecorps
Preußens nur das preußische, das westphälische und das rheinische zu weit ab¬
liegen , um regelmäßig herangezogen zu werden. Ein Lager bei Frankfurt
würde zwar nicht ein Centtalpunkt für ein besonderes Kriegstheater werden,
aber es würde an einem Knotenpunkt der Eisenbahnen liegen und dadurch
diesen Mangel vollauf ersetzen, nach Osten die Ostbahn und die in der Aus¬
führung begriffene directe Bahn über Meseritz nach Posen, nach Süden die
niederschlesisch.märkische und die durch einen Marsch zu erreichende Berlin-Gör-
litzer resp. Gebirgsbahn, nach Westen die Bahnen von Frankfurt und von
Küstrin nach Berlin, sowie die demnächst in Angriff kommende Bahn Sorau-
Halle; nach Norden, der entschieden unwichtigsten Strecke, würde die nur im
Project existirende Bahn Küstrin - Neustadt-Eberswalde 8 Meilen lang allein
eine directe Verbindung gewähren; der Weg über Berlin und über Kreuz öffnet
aber auch diese Himmelsrichtung. Chalons entbehrt solcher reichen Eisenbahn¬
verbindung, es ist durch einen Seitenstrang mit der Linie Paris-Straßburg
verbunden, Truppen aus dem Lager von Chalons müssen nach der belgischen
Grenze mit einem Umweg über Seitenstraßen oder über Paris dirigirt werden.
Das Lager von Chalons liegt 3 Meilen nördlich dieser Stadt, aus einer
4—500 F. über dem Meere sich erhebenden Kreidcbank. deren Mächtigkeit man auf
1500 Fuß schätzt und die sich bis zum Kanal im Norden erstreckt. Lockere Erde
ist auf dem zerreiblichen Kalk wenig vorhanden, jedoch ist bei gehöriger Düngung
die Fruchtbarkeit nicht ausgeschlossen, dies beweisen die Pappeln, die sich noch
mehrfach auf den früher cultivirten Partien finden, sonst sind nur kleine Fichten¬
gebüsche vorhanden, die den ehemaligen Eigenthumsgrenzen entsprechen. Der
Boden hat eine starke Kapillarität. Regengüsse verschwinden schnell und erzeugen
nur während ihrer Dauer einen zähen Schlamm. Acht Meiereien sind zur
Ausnutzung der 40,000 Morgen betragenden Fläche angelegt. Das Klima ist
etwas rauher als das von Paris, weil das völlig freie Plateau allen Winden
geöffnet ist; im Ganzen aber ist das Klima ein gesundes, epidemische Krank¬
heiten sind hier, so lange das Lager besteht, also seit 1857, trotz der Menschen¬
anhäufung auf einem Fleck, noch nie beobachtet worden, was man von den
andern französischen Lagern, bei Boulogne, Sathonay u. s. w, nicht sagen kann.
Bier Bäche fließen durch das ganze Feld, der Cheneu durch das Lager. Der
letztere trocknet im Sommer fast regelmäßig aus, und die Truppen sind mit
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