Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.selbst ausgestellt. Ohne Zweifel wird die Definition des Begriffes "verdienst¬ Und darum auch wird diese Frage wohl als diejenige Hu bezeichnen sein, Wir brauchen hiernach die Weite des Begriffs "verdienstvoll" kaum noch Es kommt hierbei noch die geschäftliche Einrichtung der Stiftung als eine Hrcilzbvle" 1U, 50
selbst ausgestellt. Ohne Zweifel wird die Definition des Begriffes „verdienst¬ Und darum auch wird diese Frage wohl als diejenige Hu bezeichnen sein, Wir brauchen hiernach die Weite des Begriffs „verdienstvoll" kaum noch Es kommt hierbei noch die geschäftliche Einrichtung der Stiftung als eine Hrcilzbvle» 1U, 50
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0375" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283728"/> <p xml:id="ID_1082" prev="#ID_1081"> selbst ausgestellt. Ohne Zweifel wird die Definition des Begriffes „verdienst¬<lb/> voll" immer ein schwankender bleiben, und selbst wenn ein Verzeichnis; der ab¬<lb/> gewiesenen Bittsteller vorgelegt werden könnte, ließe sich über die Besten unter<lb/> ihnen noch lange rechten. Aber, wie Rückert sagt:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_1" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_1083"> Und darum auch wird diese Frage wohl als diejenige Hu bezeichnen sein,<lb/> Welche, allem Partbeihadcr entzogen, mit der größten Gewissenhaftigkeit er¬<lb/> wogen und beantwortet sein will. Denn hier kommt man mit dem Maßstabe<lb/> einer mehr oder weniger großen Klassicität nicht durch. Es können Dichter<lb/> verdienstvoll genannt werden, insofern sie den rechten Ton für eine in ihrer<lb/> Zeit grade wichtige, wenn auch niedrigstehende Bildungsclasse trafen und da¬<lb/> durch, trotz ihrer Ungenießbarkeit für feiner gewöhnte Naturen, in große Kreise<lb/> das Bedürfniß nach poetischer Erhebung oder geistiger Ansprache hineintrugen.<lb/> Es können eine Menge Mittelbegabungen, ganz abgesehen von ihren absoluten<lb/> Leistungen, durch die Art, wie sie wirkten, bei genauer Prüfung dieses von<lb/> ihnen geübten Einflusses als durchaus förderungsberechtigt erscheinen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1084"> Wir brauchen hiernach die Weite des Begriffs „verdienstvoll" kaum noch<lb/> nach andern Seiten hin zu erläutern. Es liegt auf der Hand, daß die richtige<lb/> Abschätzung eines Autors, im strengen Verständniß der Stiftungsvorschrifr, eine<lb/> Aufgabe ist, welche sehr breite Kenntnisse und sehr weiten Blick erfordert. Wer<lb/> ober auch nur einige Ahnung von der ungeheuren geistigen Arbeit hat, die sich<lb/> ohne Unterbrechung in unserm Vaterlande vollzieht, von den unzähligen Kräften,<lb/> welche die Fähigkeit für den Genuß des Bessern und des Besten erst vorbe¬<lb/> reiten helfen; von der verhältnißmäßig großen Wichtigkeit dieser Zwischenthätig-<lb/> reit und dem unverhältnißmäßig geringen Lohne, welchen ihre Dienste ihr ein¬<lb/> tragen; wer überhaupt nur einigermaßen den geheimen Quelle» nachforscht,<lb/> aus denen die allmälige geistige Fvrtentrvickclung eines Volks sich speist; —<lb/> der wird sich gewiß wenigstens zum zweiten Male Bedenkzeit nehmen, wenn er<lb/> beim ersten Mal den Ueberfluß der Schillerstiftung nicht an die rechte Adresse<lb/> bringen zu können meinte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1085" next="#ID_1086"> Es kommt hierbei noch die geschäftliche Einrichtung der Stiftung als eine<lb/> die richtige Verwendung erschwerende in Betracht. Zwei Drittel aller Zinsen<lb/> soll der Vorort spenden dürfen. Aber er ist eben nur an einem einzigen<lb/> Punkt und sehr häufig nicht in der Lage, seine Augen überall zu haben. Dort,<lb/> wo doch auch Bedürftige sind, in dem Gesichtskreise der übrigen 21 Zweig¬<lb/> stiftungen, fehlt es jahraus jahrein an Mitteln, um reichlich zu geben, oder<lb/> aber die Vorstände der Stiftungen vereinfachen sich ihre Aufgabe gar noch,<lb/> indem sie das ganze Vertheilungsgeschäft dem Vorort anheimgeben. Der Januar-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Hrcilzbvle» 1U, 50</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0375]
selbst ausgestellt. Ohne Zweifel wird die Definition des Begriffes „verdienst¬
voll" immer ein schwankender bleiben, und selbst wenn ein Verzeichnis; der ab¬
gewiesenen Bittsteller vorgelegt werden könnte, ließe sich über die Besten unter
ihnen noch lange rechten. Aber, wie Rückert sagt:
Und darum auch wird diese Frage wohl als diejenige Hu bezeichnen sein,
Welche, allem Partbeihadcr entzogen, mit der größten Gewissenhaftigkeit er¬
wogen und beantwortet sein will. Denn hier kommt man mit dem Maßstabe
einer mehr oder weniger großen Klassicität nicht durch. Es können Dichter
verdienstvoll genannt werden, insofern sie den rechten Ton für eine in ihrer
Zeit grade wichtige, wenn auch niedrigstehende Bildungsclasse trafen und da¬
durch, trotz ihrer Ungenießbarkeit für feiner gewöhnte Naturen, in große Kreise
das Bedürfniß nach poetischer Erhebung oder geistiger Ansprache hineintrugen.
Es können eine Menge Mittelbegabungen, ganz abgesehen von ihren absoluten
Leistungen, durch die Art, wie sie wirkten, bei genauer Prüfung dieses von
ihnen geübten Einflusses als durchaus förderungsberechtigt erscheinen.
Wir brauchen hiernach die Weite des Begriffs „verdienstvoll" kaum noch
nach andern Seiten hin zu erläutern. Es liegt auf der Hand, daß die richtige
Abschätzung eines Autors, im strengen Verständniß der Stiftungsvorschrifr, eine
Aufgabe ist, welche sehr breite Kenntnisse und sehr weiten Blick erfordert. Wer
ober auch nur einige Ahnung von der ungeheuren geistigen Arbeit hat, die sich
ohne Unterbrechung in unserm Vaterlande vollzieht, von den unzähligen Kräften,
welche die Fähigkeit für den Genuß des Bessern und des Besten erst vorbe¬
reiten helfen; von der verhältnißmäßig großen Wichtigkeit dieser Zwischenthätig-
reit und dem unverhältnißmäßig geringen Lohne, welchen ihre Dienste ihr ein¬
tragen; wer überhaupt nur einigermaßen den geheimen Quelle» nachforscht,
aus denen die allmälige geistige Fvrtentrvickclung eines Volks sich speist; —
der wird sich gewiß wenigstens zum zweiten Male Bedenkzeit nehmen, wenn er
beim ersten Mal den Ueberfluß der Schillerstiftung nicht an die rechte Adresse
bringen zu können meinte.
Es kommt hierbei noch die geschäftliche Einrichtung der Stiftung als eine
die richtige Verwendung erschwerende in Betracht. Zwei Drittel aller Zinsen
soll der Vorort spenden dürfen. Aber er ist eben nur an einem einzigen
Punkt und sehr häufig nicht in der Lage, seine Augen überall zu haben. Dort,
wo doch auch Bedürftige sind, in dem Gesichtskreise der übrigen 21 Zweig¬
stiftungen, fehlt es jahraus jahrein an Mitteln, um reichlich zu geben, oder
aber die Vorstände der Stiftungen vereinfachen sich ihre Aufgabe gar noch,
indem sie das ganze Vertheilungsgeschäft dem Vorort anheimgeben. Der Januar-
Hrcilzbvle» 1U, 50
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |