Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Versuch zu solcher Verständigung ist aber von Seiten des Verwaltungsraths nicht Höheren Orts gethane Schritte, die, wie es scheint, sich angereiht haben, Dennoch hat Herr v. Dingelstedt in jenem Rückblick auf das Jnterimisticum Kennzeichnet sich hiernach das Jnterimisticum als eine Maßregel, welche Versuch zu solcher Verständigung ist aber von Seiten des Verwaltungsraths nicht Höheren Orts gethane Schritte, die, wie es scheint, sich angereiht haben, Dennoch hat Herr v. Dingelstedt in jenem Rückblick auf das Jnterimisticum Kennzeichnet sich hiernach das Jnterimisticum als eine Maßregel, welche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283725"/> <p xml:id="ID_1072" prev="#ID_1071"> Versuch zu solcher Verständigung ist aber von Seiten des Verwaltungsraths nicht<lb/> gemacht worden, und Herr v. Dingelstedt hat auf der letzten Generalversammlung<lb/> in seiner schließlichen historischen Würdigung des Jnterimisticums sogar geradezu<lb/> erklärt, die Differenz zwischen dem Verwaltungsrath und dem sächsischen Mimi><lb/> sterium sei natürlich als die überhaupt allein in Frage kommende anzusehen<lb/> gewesen. Immer der nämliche Ton erhabner Überlegenheit, der von einem<lb/> Meinungsrccht der Minorität nichts weiß und, trotz nachgewiesener capitaler<lb/> Gedächtnißfehler und sonstiger Nachsicht heischender Mißgriffe auf die Opposition<lb/> wie von dein Wollenthron eines Nvcocoministers hinabblickt. Was nun in<lb/> jener Richtung der „auswärtigen Angelegenheiten" geschehen ist, beschränkt sich<lb/> auf eine dem sächsischen Cultnsministerium gegenüber erfolglos gebliebene Dar¬<lb/> legung derjenigen Gründe, welche eine Anerkennung der Vorortswahl und<lb/> eine Zurücknahme des Jnhibitoriums oder aber eine Gutmachung etwaiger<lb/> Formversäumnisse Plausibel machen sollten; demnächst auf einen ähnlichen<lb/> mündlichen Versuch. — Hiermit ist die ganze fünfmonatliche Vcrsöbnungs-<lb/> thätigkcit des „lediglich zum Zwecke einer friedlichen und freundlichen Ver¬<lb/> ständigung unter den Zweigstiftungen" prolongutcn Verwaltungsraths<lb/> erschöpft.</p><lb/> <p xml:id="ID_1073"> Höheren Orts gethane Schritte, die, wie es scheint, sich angereiht haben,<lb/> entziehen sich begreiflicherweise der eingehenden Erwähnung, sind auch nicht<lb/> Sache des Verwaltungsraths, sowie überdies von ihnen nicht bekannt ist, daß<lb/> sie auf eine Verständigung im Schoße der Stiftung abgezwcckt haben.<lb/> Vergeblich sind auch sie geblieben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1074"> Dennoch hat Herr v. Dingelstedt in jenem Rückblick auf das Jnterimisticum<lb/> das wirkliche Hereinbrechen des im Decemberrundschreibcn schon von ihm pro»<lb/> phczeihten Nothstandes nachgewiesen. Einem berühmten Novellisten. hat er<lb/> beispielsweise versichert, seien die Mittel zu einer Genesungsreise nach Karlsbad<lb/> verweigert worden, weil die Centralkasse unter dem Druck des Jnhibitoriums<lb/> sich nicht in der Lage befunden habe, neue Verpflichtungen auf sich zu nehmen.<lb/> Aber auch ohne diese, ausdrückliche Bestätigung würden sich mit Leichtigkeit<lb/> Fälle nachweisen lassen, aus denen hervorgeht, daß verdienstvolle Schriftsteller<lb/> in dieser Zeit trotz warmer Befürwortung in Noth verblieben sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_1075" next="#ID_1076"> Kennzeichnet sich hiernach das Jnterimisticum als eine Maßregel, welche<lb/> leider nichts genützt, wohl aber dem sächsischen Ministerium in weitesten Kreisen<lb/> den lauten oder stillen Groll der vielen „deshalb" Abgewiesenen eingetragen<lb/> hat, so können wir doch — außer dieser letzteren Rückwirkung, deren absichtliche<lb/> Herbeiführung wir dem Verwaltungsräthe einer milden Stiftung natürlich nicht<lb/> zutrauen — keinerlei Ergebnisse erblicken, um deren Möglichkeit willen der<lb/> Verwaltungsrath überhaupt inmitten der Stiftung so lange noch zu cimtiren<lb/> für gut fand. Schon im Januar konnte man resigniren. Es war zum Seba-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0372]
Versuch zu solcher Verständigung ist aber von Seiten des Verwaltungsraths nicht
gemacht worden, und Herr v. Dingelstedt hat auf der letzten Generalversammlung
in seiner schließlichen historischen Würdigung des Jnterimisticums sogar geradezu
erklärt, die Differenz zwischen dem Verwaltungsrath und dem sächsischen Mimi>
sterium sei natürlich als die überhaupt allein in Frage kommende anzusehen
gewesen. Immer der nämliche Ton erhabner Überlegenheit, der von einem
Meinungsrccht der Minorität nichts weiß und, trotz nachgewiesener capitaler
Gedächtnißfehler und sonstiger Nachsicht heischender Mißgriffe auf die Opposition
wie von dein Wollenthron eines Nvcocoministers hinabblickt. Was nun in
jener Richtung der „auswärtigen Angelegenheiten" geschehen ist, beschränkt sich
auf eine dem sächsischen Cultnsministerium gegenüber erfolglos gebliebene Dar¬
legung derjenigen Gründe, welche eine Anerkennung der Vorortswahl und
eine Zurücknahme des Jnhibitoriums oder aber eine Gutmachung etwaiger
Formversäumnisse Plausibel machen sollten; demnächst auf einen ähnlichen
mündlichen Versuch. — Hiermit ist die ganze fünfmonatliche Vcrsöbnungs-
thätigkcit des „lediglich zum Zwecke einer friedlichen und freundlichen Ver¬
ständigung unter den Zweigstiftungen" prolongutcn Verwaltungsraths
erschöpft.
Höheren Orts gethane Schritte, die, wie es scheint, sich angereiht haben,
entziehen sich begreiflicherweise der eingehenden Erwähnung, sind auch nicht
Sache des Verwaltungsraths, sowie überdies von ihnen nicht bekannt ist, daß
sie auf eine Verständigung im Schoße der Stiftung abgezwcckt haben.
Vergeblich sind auch sie geblieben.
Dennoch hat Herr v. Dingelstedt in jenem Rückblick auf das Jnterimisticum
das wirkliche Hereinbrechen des im Decemberrundschreibcn schon von ihm pro»
phczeihten Nothstandes nachgewiesen. Einem berühmten Novellisten. hat er
beispielsweise versichert, seien die Mittel zu einer Genesungsreise nach Karlsbad
verweigert worden, weil die Centralkasse unter dem Druck des Jnhibitoriums
sich nicht in der Lage befunden habe, neue Verpflichtungen auf sich zu nehmen.
Aber auch ohne diese, ausdrückliche Bestätigung würden sich mit Leichtigkeit
Fälle nachweisen lassen, aus denen hervorgeht, daß verdienstvolle Schriftsteller
in dieser Zeit trotz warmer Befürwortung in Noth verblieben sind.
Kennzeichnet sich hiernach das Jnterimisticum als eine Maßregel, welche
leider nichts genützt, wohl aber dem sächsischen Ministerium in weitesten Kreisen
den lauten oder stillen Groll der vielen „deshalb" Abgewiesenen eingetragen
hat, so können wir doch — außer dieser letzteren Rückwirkung, deren absichtliche
Herbeiführung wir dem Verwaltungsräthe einer milden Stiftung natürlich nicht
zutrauen — keinerlei Ergebnisse erblicken, um deren Möglichkeit willen der
Verwaltungsrath überhaupt inmitten der Stiftung so lange noch zu cimtiren
für gut fand. Schon im Januar konnte man resigniren. Es war zum Seba-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |