Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.hellt nicht allein aus dem schon erwähnten Umlaufschreiben, worin von dem Es ist nicht ganz zu Tage getreten, wie viele Mitglieder der Verwaltungs¬ Und so können auch die bei der letzten Generalversammlung nicht anwesend Denn so zeigt sichs jetzt leider in Wirklichkeit. Der Verwaltungsrath h.it hellt nicht allein aus dem schon erwähnten Umlaufschreiben, worin von dem Es ist nicht ganz zu Tage getreten, wie viele Mitglieder der Verwaltungs¬ Und so können auch die bei der letzten Generalversammlung nicht anwesend Denn so zeigt sichs jetzt leider in Wirklichkeit. Der Verwaltungsrath h.it <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0371" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283724"/> <p xml:id="ID_1068" prev="#ID_1067"> hellt nicht allein aus dem schon erwähnten Umlaufschreiben, worin von dem<lb/> „voraussichtlich letzten Male auf Weimars heiligem Boden" die Rede war,<lb/> eine dichterische Uebertreibung, wie das Pathos des ungeduldigen Verlangens<lb/> sich deren so gern bedient; denn Weimar konnte ja schon nach den nächsten fünf<lb/> Jahren wieder gewählt werden-, — noch weit unverkennbarer bricht die Ueber¬<lb/> zeugung, man dürfe und werde das Kind nicht von der Pflegemutter trennen,<lb/> in den Worten durch, mit welchen der amtliche Januarbericht des letzten Ver¬<lb/> waltungsjahres die Idylle der vorörtlichen Häuslichkeit schilderte: „Dort, an<lb/> geweihter und denkbarlich würdigster Stätte", so singt dieser Bericht, „in den<lb/> Gleisen eines durch vierjährige Erfahrung gefundenen und befestigten Geschäfts¬<lb/> ganges, pflegen wir gewissenhaft und getreulich des uns gewordenen Ehren-<lb/> und Vertrauenamtes". — An „denkbarlich würdigster Stelle", man sieht, der<lb/> ganze Verwaltungsrath hatte schon vor Jahresfrist sich wenn nicht in dem<lb/> Wunsche begegnet, so doch in der stilistischen Netzmasche seines Vorsitzenden<lb/> zusammengefunden- nie wieder von Weimar lassen zu müssen. Und nun sollte<lb/> dennoch geschieden sein?</p><lb/> <p xml:id="ID_1069"> Es ist nicht ganz zu Tage getreten, wie viele Mitglieder der Verwaltungs¬<lb/> rath in den sechs Monaten seiner letzten interimistischen Thätigkeit gezählt hat,<lb/> und ob auch Dresden und Stuttgart bei diesem Jntenmisticum unbetheiligt<lb/> waren. Am Verwaltungstischc der letzten Generalversammlung sind sie nicht<lb/> Zu sehen gewesen, obschon § 9S der Geschäftsordnung die Bestimmung enthält:<lb/> „Die Mitglieder des Verwaltungsraths sind verpflichtet, in der Generalver¬<lb/> sammlung zu erscheinen". Aber indem wir überhaupt vom Verwaltungsrath<lb/> sprechen, müssen wir ihn uns natürlich als ein Ganzes denken, dessen mög¬<lb/> licher innerer Zwiespalt sich unsrer Würdigung entzieht. Ohne Zweifel sind<lb/> nicht alle sieben Mitglieder der Meinung gewesen, man dürfe Ehrengaben an<lb/> wohlhabende Schriftsteller spenden oder man thue gut. Weimars Wahl um<lb/> jeden Preis durchzusetzen. Aber wenn die im Verwaltungsrath Ucberstimmten<lb/> bei solchen Satzungewidrigkeitcn ihre Demission nicht einreichten, so bleiben sie<lb/> selbstverständlich für die wider ihre Ueberzeugung vorgenommenen Verwaltung/.<lb/> Handlungen mitverantwortlich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1070"> Und so können auch die bei der letzten Generalversammlung nicht anwesend<lb/> gewesenen Verwaltungsmitglieder die Mitverantwortlichkeit für die Thatsache<lb/> uicht ablehnen, daß während jenes ganzen langen Jnterimisticums die Herbei¬<lb/> führung einer „friedlichen uno freundlichen Verständigung unter den Zweig¬<lb/> stiftungen" nicht einmal versucht worden ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_1071" next="#ID_1072"> Denn so zeigt sichs jetzt leider in Wirklichkeit. Der Verwaltungsrath h.it<lb/> Zwar in seinem Rundschreiben vom letzten Mai die Versicherung abgegeben, es<lb/> sei „nicht gelungen, eine Verständigung über die bekannten und beklagens-<lb/> werthen Zerwürfnisse in verdeutschen Schillerstiftung herbeizuführen", irgendein</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0371]
hellt nicht allein aus dem schon erwähnten Umlaufschreiben, worin von dem
„voraussichtlich letzten Male auf Weimars heiligem Boden" die Rede war,
eine dichterische Uebertreibung, wie das Pathos des ungeduldigen Verlangens
sich deren so gern bedient; denn Weimar konnte ja schon nach den nächsten fünf
Jahren wieder gewählt werden-, — noch weit unverkennbarer bricht die Ueber¬
zeugung, man dürfe und werde das Kind nicht von der Pflegemutter trennen,
in den Worten durch, mit welchen der amtliche Januarbericht des letzten Ver¬
waltungsjahres die Idylle der vorörtlichen Häuslichkeit schilderte: „Dort, an
geweihter und denkbarlich würdigster Stätte", so singt dieser Bericht, „in den
Gleisen eines durch vierjährige Erfahrung gefundenen und befestigten Geschäfts¬
ganges, pflegen wir gewissenhaft und getreulich des uns gewordenen Ehren-
und Vertrauenamtes". — An „denkbarlich würdigster Stelle", man sieht, der
ganze Verwaltungsrath hatte schon vor Jahresfrist sich wenn nicht in dem
Wunsche begegnet, so doch in der stilistischen Netzmasche seines Vorsitzenden
zusammengefunden- nie wieder von Weimar lassen zu müssen. Und nun sollte
dennoch geschieden sein?
Es ist nicht ganz zu Tage getreten, wie viele Mitglieder der Verwaltungs¬
rath in den sechs Monaten seiner letzten interimistischen Thätigkeit gezählt hat,
und ob auch Dresden und Stuttgart bei diesem Jntenmisticum unbetheiligt
waren. Am Verwaltungstischc der letzten Generalversammlung sind sie nicht
Zu sehen gewesen, obschon § 9S der Geschäftsordnung die Bestimmung enthält:
„Die Mitglieder des Verwaltungsraths sind verpflichtet, in der Generalver¬
sammlung zu erscheinen". Aber indem wir überhaupt vom Verwaltungsrath
sprechen, müssen wir ihn uns natürlich als ein Ganzes denken, dessen mög¬
licher innerer Zwiespalt sich unsrer Würdigung entzieht. Ohne Zweifel sind
nicht alle sieben Mitglieder der Meinung gewesen, man dürfe Ehrengaben an
wohlhabende Schriftsteller spenden oder man thue gut. Weimars Wahl um
jeden Preis durchzusetzen. Aber wenn die im Verwaltungsrath Ucberstimmten
bei solchen Satzungewidrigkeitcn ihre Demission nicht einreichten, so bleiben sie
selbstverständlich für die wider ihre Ueberzeugung vorgenommenen Verwaltung/.
Handlungen mitverantwortlich.
Und so können auch die bei der letzten Generalversammlung nicht anwesend
gewesenen Verwaltungsmitglieder die Mitverantwortlichkeit für die Thatsache
uicht ablehnen, daß während jenes ganzen langen Jnterimisticums die Herbei¬
führung einer „friedlichen uno freundlichen Verständigung unter den Zweig¬
stiftungen" nicht einmal versucht worden ist.
Denn so zeigt sichs jetzt leider in Wirklichkeit. Der Verwaltungsrath h.it
Zwar in seinem Rundschreiben vom letzten Mai die Versicherung abgegeben, es
sei „nicht gelungen, eine Verständigung über die bekannten und beklagens-
werthen Zerwürfnisse in verdeutschen Schillerstiftung herbeizuführen", irgendein
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