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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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erwies. Die Selbständigkeit unsrer Mittelstaaten bleibt immer eine imaginäre,
so lange sie mit Staaten zusammengrenzen, die zehn- und zwanzig-, ja dreißig¬
mal so große Heere ins Feld führen tonnen, als so ein Staat. Weder die
28,000 Würtenberger, noch die 108,000 Bayern können hindern, daß die be¬
treffenden Staaten aufhören müssen zu bestehen, sobald die Großmast, an die
sie sich anlehnen, es nicht mehr für geeignet hält, sie zu desabuser. "Wenn
also die Ausgaben," sagt der Verfasser, "welche die Großmächte für militärische
Anstalten machen, ungeheuer erscheinen, so sind die der Klein- und Mittelstaaten
in gar keiner Weise zu rechtfertigen, weil nicht einmal der erste und wichtigste
Zweck der staatlichen Selbständigkeit damit erreicht wird."

Sollen nun etwa die Mittelstaaten ihre Heere vergrößern? Sie könn¬
ten es durch Einführung des schweizerischen Systems, meint der Verfasser,
aber wir vermuthen, sie wissen, daß diese Methode nicht die rechte sein würde.
Sie könnten es durch Nachahmung der preußischen Militäreinrichtungcn. aber
wo bliebe dann die behagliche Existenz der Steuerpflichtigen in diesen Ländern,
die wir zu Anfang dieses Aufsatzes preisen hörten?

Sehr interessante Aufschlüsse giebt die siebente Tabelle unsrer Schrift, die
wir deshalb ausnahmsweise ganz mittheilen:



Diese Nebeneinanderstellung zeigt, daß fast im gleichen Verhältniß, wie
die Zahl der Einwohner eines Landes abnimmt, die auf jeden Kopf fallenden


erwies. Die Selbständigkeit unsrer Mittelstaaten bleibt immer eine imaginäre,
so lange sie mit Staaten zusammengrenzen, die zehn- und zwanzig-, ja dreißig¬
mal so große Heere ins Feld führen tonnen, als so ein Staat. Weder die
28,000 Würtenberger, noch die 108,000 Bayern können hindern, daß die be¬
treffenden Staaten aufhören müssen zu bestehen, sobald die Großmast, an die
sie sich anlehnen, es nicht mehr für geeignet hält, sie zu desabuser. „Wenn
also die Ausgaben," sagt der Verfasser, „welche die Großmächte für militärische
Anstalten machen, ungeheuer erscheinen, so sind die der Klein- und Mittelstaaten
in gar keiner Weise zu rechtfertigen, weil nicht einmal der erste und wichtigste
Zweck der staatlichen Selbständigkeit damit erreicht wird."

Sollen nun etwa die Mittelstaaten ihre Heere vergrößern? Sie könn¬
ten es durch Einführung des schweizerischen Systems, meint der Verfasser,
aber wir vermuthen, sie wissen, daß diese Methode nicht die rechte sein würde.
Sie könnten es durch Nachahmung der preußischen Militäreinrichtungcn. aber
wo bliebe dann die behagliche Existenz der Steuerpflichtigen in diesen Ländern,
die wir zu Anfang dieses Aufsatzes preisen hörten?

Sehr interessante Aufschlüsse giebt die siebente Tabelle unsrer Schrift, die
wir deshalb ausnahmsweise ganz mittheilen:



Diese Nebeneinanderstellung zeigt, daß fast im gleichen Verhältniß, wie
die Zahl der Einwohner eines Landes abnimmt, die auf jeden Kopf fallenden


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[0316] erwies. Die Selbständigkeit unsrer Mittelstaaten bleibt immer eine imaginäre, so lange sie mit Staaten zusammengrenzen, die zehn- und zwanzig-, ja dreißig¬ mal so große Heere ins Feld führen tonnen, als so ein Staat. Weder die 28,000 Würtenberger, noch die 108,000 Bayern können hindern, daß die be¬ treffenden Staaten aufhören müssen zu bestehen, sobald die Großmast, an die sie sich anlehnen, es nicht mehr für geeignet hält, sie zu desabuser. „Wenn also die Ausgaben," sagt der Verfasser, „welche die Großmächte für militärische Anstalten machen, ungeheuer erscheinen, so sind die der Klein- und Mittelstaaten in gar keiner Weise zu rechtfertigen, weil nicht einmal der erste und wichtigste Zweck der staatlichen Selbständigkeit damit erreicht wird." Sollen nun etwa die Mittelstaaten ihre Heere vergrößern? Sie könn¬ ten es durch Einführung des schweizerischen Systems, meint der Verfasser, aber wir vermuthen, sie wissen, daß diese Methode nicht die rechte sein würde. Sie könnten es durch Nachahmung der preußischen Militäreinrichtungcn. aber wo bliebe dann die behagliche Existenz der Steuerpflichtigen in diesen Ländern, die wir zu Anfang dieses Aufsatzes preisen hörten? Sehr interessante Aufschlüsse giebt die siebente Tabelle unsrer Schrift, die wir deshalb ausnahmsweise ganz mittheilen: Ausgaben für Civilliste und Apanagen. Namen der Staaten.Ausgaben für Hofhaltung, Civilliste und Apanagen. Summe derselben auf Thaler re- ducirt.pro Kopf der Bevöl¬ kerung.Ihr Verhältniß zu der Ge- sammtsumme der eigentlichen Regicrungsciusgaben in "/„. Frankreich......7,067,000V.^1'» Großbritannien und Irland3.046.0000..0,7- 4.616.0000.22,« Oestreich......4,970.0000„2,g Preußen......3.073.0000.23., 1.712,0000.»6.« 904.0000.48.2 800.0000..8.« 654.0000.»8,o Baden.......S26.0000.,6.« Hessen-Darmstadt ....468.0000.»12„ Hessen-Kassel.....362.0000,»8.4 Nassau.......311.0000.,12,o Diese Nebeneinanderstellung zeigt, daß fast im gleichen Verhältniß, wie die Zahl der Einwohner eines Landes abnimmt, die auf jeden Kopf fallenden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/316>, abgerufen am 15.01.2025.