Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.liebe Aufgabe theils schlechter, theils gcir nicht erfüllen, und daß dieselben einen Um nun herauszufinden, worin der Grund der großen Verschiedenheit in Aus der Tabelle über die Ausgaben, welche die Staatsschulden verursachen, Betrachten wir die Tabelle über die Kosten für das Militärwescn. so finden liebe Aufgabe theils schlechter, theils gcir nicht erfüllen, und daß dieselben einen Um nun herauszufinden, worin der Grund der großen Verschiedenheit in Aus der Tabelle über die Ausgaben, welche die Staatsschulden verursachen, Betrachten wir die Tabelle über die Kosten für das Militärwescn. so finden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0315" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283668"/> <p xml:id="ID_891" prev="#ID_890"> liebe Aufgabe theils schlechter, theils gcir nicht erfüllen, und daß dieselben einen<lb/> funfzigjährigen Frieden genossen haben, und man Übersicht ferner, daß in Preußen,<lb/> dem Großstaat, diese Ausgaben im Ganzen verhältnihmähig geringer sind als<lb/> in den kleinen deutschen Königreichen mit Ausnahme Würtembergs, und sehr<lb/> viel geringer als in Baden, Hessen-Kassel und Nassau.</p><lb/> <p xml:id="ID_892"> Um nun herauszufinden, worin der Grund der großen Verschiedenheit in<lb/> den Bedürfnissen der einzelnen Staaten liegt, zerlegt der Verfasser die in seiner<lb/> ersten Tabelle angeführten Gesammtausgaben in ihre hauptsächlichen Posten,<lb/> wobei er die Ausgaben für die Verzinsung, Tilgung und Verwaltung der<lb/> Staatsschulden und dann diejenigen für Militär und Flotte voranstellt, weil<lb/> in diesen Posten der Schwerpunkt aller neueren Budgets liegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_893"> Aus der Tabelle über die Ausgaben, welche die Staatsschulden verursachen,<lb/> sehen wir, daß, während England fast 6, Frankreich beinahe 4 und Oestreich<lb/> ziemlich 3 Thaler per Kopf für diese Ausgaben zu verwenden hat, die deutschen<lb/> Königreiche nur bis 1 Thaler per Kopf für Schulden verausgaben, wobei<lb/> wieder Preußen, Hannover und Würtemberg günstiger gestellt sind als Sachsen<lb/> und Bayern. Berücksichtigen wir den Antheil, welchen die Erfordernisse der<lb/> Schuld an der Gesammtsumme der eigentlichen Regierungsausgaben haben, so<lb/> rückt Oestreich in die erste Linie, indem hier nicht weniger als 42 Procent<lb/> sämmtlicher Staatsausgaben, die als eigentliche Regierungskostcn zu betrachten<lb/> sind, von der Staatsschuld verschlungen werden. In den deutschen Staaten<lb/> fallen 7 bis 20 Procent aller Staatsausgaben auf jene, wobei Würtemberg<lb/> mit ungefähr 7, Baden mit etwa 8, Preußen und Hannover mit circa 11 Procent<lb/> am günstigsten, Bayern mit etwa 17 und Sachsen mit 19 Procent am un¬<lb/> günstigsten gestellt sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_894" next="#ID_895"> Betrachten wir die Tabelle über die Kosten für das Militärwescn. so finden<lb/> wir, daß sich dieselben in Preußen und Oestreich auf 2,z Thlr. pro Kops be¬<lb/> laufen, in England auf mehr als das Doppelte und in Frankreich immer noch<lb/> auf S,i, in den deutschen Mittelstaaten dagegen nur auf ungefähr IVs Thlr.<lb/> Das scheint verhältnißmäßig wenig zu sein, ziehen wir aber mit dem Verfasser<lb/> in Betracht, was mit dieser Ausgabe hier geleistet wird, so überzeugen wir<lb/> uns sofort, daß die gebrachten Opfer unverhältnißmäßig groß sind. Oder was<lb/> helfen diese mittelstaatlichen Armeen, wenn es sich um deren Selbständigkeit<lb/> handelt? Kein einigermaßen Verständiger wird sich darüber täuschen können,<lb/> daß diese Selbständigkeit nicht durch jene Heere, sondern lediglich durch die ge¬<lb/> stimmten europäischen Verhältnisse gesichert ist. Der eigentliche Zweck der<lb/> stehenden Heere: Schulz gegen äußere Feinde zu gewähren wird durch das Mui><lb/> tärsystem der Mittelstaaten so gut wie gar nicht erfüllt. Man werfe nicht den<lb/> deutschen Bund ein. der von Oestreich bei der Einladung zum Fürstencongreß<lb/> für eine Null erklärt wurde, und der sich im darauf folgenden Zähre als solche</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0315]
liebe Aufgabe theils schlechter, theils gcir nicht erfüllen, und daß dieselben einen
funfzigjährigen Frieden genossen haben, und man Übersicht ferner, daß in Preußen,
dem Großstaat, diese Ausgaben im Ganzen verhältnihmähig geringer sind als
in den kleinen deutschen Königreichen mit Ausnahme Würtembergs, und sehr
viel geringer als in Baden, Hessen-Kassel und Nassau.
Um nun herauszufinden, worin der Grund der großen Verschiedenheit in
den Bedürfnissen der einzelnen Staaten liegt, zerlegt der Verfasser die in seiner
ersten Tabelle angeführten Gesammtausgaben in ihre hauptsächlichen Posten,
wobei er die Ausgaben für die Verzinsung, Tilgung und Verwaltung der
Staatsschulden und dann diejenigen für Militär und Flotte voranstellt, weil
in diesen Posten der Schwerpunkt aller neueren Budgets liegt.
Aus der Tabelle über die Ausgaben, welche die Staatsschulden verursachen,
sehen wir, daß, während England fast 6, Frankreich beinahe 4 und Oestreich
ziemlich 3 Thaler per Kopf für diese Ausgaben zu verwenden hat, die deutschen
Königreiche nur bis 1 Thaler per Kopf für Schulden verausgaben, wobei
wieder Preußen, Hannover und Würtemberg günstiger gestellt sind als Sachsen
und Bayern. Berücksichtigen wir den Antheil, welchen die Erfordernisse der
Schuld an der Gesammtsumme der eigentlichen Regierungsausgaben haben, so
rückt Oestreich in die erste Linie, indem hier nicht weniger als 42 Procent
sämmtlicher Staatsausgaben, die als eigentliche Regierungskostcn zu betrachten
sind, von der Staatsschuld verschlungen werden. In den deutschen Staaten
fallen 7 bis 20 Procent aller Staatsausgaben auf jene, wobei Würtemberg
mit ungefähr 7, Baden mit etwa 8, Preußen und Hannover mit circa 11 Procent
am günstigsten, Bayern mit etwa 17 und Sachsen mit 19 Procent am un¬
günstigsten gestellt sind.
Betrachten wir die Tabelle über die Kosten für das Militärwescn. so finden
wir, daß sich dieselben in Preußen und Oestreich auf 2,z Thlr. pro Kops be¬
laufen, in England auf mehr als das Doppelte und in Frankreich immer noch
auf S,i, in den deutschen Mittelstaaten dagegen nur auf ungefähr IVs Thlr.
Das scheint verhältnißmäßig wenig zu sein, ziehen wir aber mit dem Verfasser
in Betracht, was mit dieser Ausgabe hier geleistet wird, so überzeugen wir
uns sofort, daß die gebrachten Opfer unverhältnißmäßig groß sind. Oder was
helfen diese mittelstaatlichen Armeen, wenn es sich um deren Selbständigkeit
handelt? Kein einigermaßen Verständiger wird sich darüber täuschen können,
daß diese Selbständigkeit nicht durch jene Heere, sondern lediglich durch die ge¬
stimmten europäischen Verhältnisse gesichert ist. Der eigentliche Zweck der
stehenden Heere: Schulz gegen äußere Feinde zu gewähren wird durch das Mui>
tärsystem der Mittelstaaten so gut wie gar nicht erfüllt. Man werfe nicht den
deutschen Bund ein. der von Oestreich bei der Einladung zum Fürstencongreß
für eine Null erklärt wurde, und der sich im darauf folgenden Zähre als solche
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