Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zur künftigen Gründung eines.akademischen Instituts die Genehmigung der
Generalversammlung finden, so wird an den . . . Bestimmungen in Betreff
der . . . Zinsen etwas nicht geändert". -- Das Wesentliche hierbei ist, daß
sich das sächsische Cultusministerium damals herbeigelassen hat, auch diesen
Paragraphen des Kompromisses zu bestätigen. An sich hat diese Bestätigung
für die Form der künftigen Akademie zwar noch keinerlei Bedeutung. Es ist
dadurch aber später möglich geworden, das sächsische Ministerium in den Ver¬
dacht einer besonderen Parteinahme für dieses Project zu bringen und die
Gründe seines neulichen Verhaltens darauf zurückzuführen.

So viel über die ersten Stadien, welche diese Angelegenheit durchlaufen
hat. Dresden ist durch die Schuld des Lotterievereins zu dem ostensiblen An¬
stifter des Akademieplans geworden, und was der Verwaltungsrath in derselben
Richtung befürwortet hat, erscheint lediglich als um des lieben Friedens willen
befürwortet. Wir glauben allerdings annehmen zu dürfen, daß einige Mit¬
glieder des Verwaltungsraths dem großen Plane, wenn er sich in Weimar
verwirklichen ließ, noch weit günstiger gestimmt waren, als selbst der Major
Serre.

Und dies bringt uns auf die Stellung Weimars und sein Verhältniß zu
der Schillerstiftung.

Man ist hier -und da der Meinung, dies Verhältniß sei überhaupt ein so
ursprüngliches, daß die Stiftung früher oder später ihr Wanderleben in Wei-
war beschließen müsse. Was jetzt dagegen geschehe, seien nur kleinliche Intri¬
guen der Mißgunst. Dem ist indessen doch wohl folgendes entgegenzuhalten.
Der erste Ausruf zur Gründung der Schillerstistung datirt bekanntlich von 18SS.
Er ging von Julius Hammer in Dresden aus und fand in dieser Stadt die erste
Unterstützung. Im Juni 1857 waren in Dresden bereits 7000 Thlr. gesam¬
melt worden, und es hatten sich Filiale in Berlin, München, Stuttgart, Frank¬
furt, Hamburg und Darmstadt gebildet. Weimar war noch ohne Zweigstiftung.
Erst im Mai 1868 wurde das Versäumte nachgeholt, und von da an bleibt
das Interesse Weimars für die jetzt allerdings bereits sehr ansehnlich fundirte
Stiftung im stetigen Wachsthum. Die schwierigsten Arbeiten sind also ohne
Weimar geschehen. Dennoch gaben sein endliches Hinzutreten, die rege bekun¬
dete Theilnahme des weimarscher Staatsoberhauptes, die geschäftskundige Per¬
sönlichkeit Herrn v. Dingelstedts, die allgemeine Dankbarkeit endlich für die
von Weimar damals grade veranstaltete monumentale Verherrlichung Goethes
und Schillers, alles dies, sagen wir, gab der weimarscher Filiale sofort eine
schwer wiegende Bedeutung. Bis dahin hatte Dresden für die bleibende (Zen¬
tralstelle der Stiftung gegolten. Jetzt regte sich in der Mitte des dresdner
Vorstandes der Wunsch, durch ein Wechseln des Vororts auch andere Stiftungs-
orte an der Ehre des Vorsitzes theilnehmen zu lassen und der Stiftung dadurch


zur künftigen Gründung eines.akademischen Instituts die Genehmigung der
Generalversammlung finden, so wird an den . . . Bestimmungen in Betreff
der . . . Zinsen etwas nicht geändert". — Das Wesentliche hierbei ist, daß
sich das sächsische Cultusministerium damals herbeigelassen hat, auch diesen
Paragraphen des Kompromisses zu bestätigen. An sich hat diese Bestätigung
für die Form der künftigen Akademie zwar noch keinerlei Bedeutung. Es ist
dadurch aber später möglich geworden, das sächsische Ministerium in den Ver¬
dacht einer besonderen Parteinahme für dieses Project zu bringen und die
Gründe seines neulichen Verhaltens darauf zurückzuführen.

So viel über die ersten Stadien, welche diese Angelegenheit durchlaufen
hat. Dresden ist durch die Schuld des Lotterievereins zu dem ostensiblen An¬
stifter des Akademieplans geworden, und was der Verwaltungsrath in derselben
Richtung befürwortet hat, erscheint lediglich als um des lieben Friedens willen
befürwortet. Wir glauben allerdings annehmen zu dürfen, daß einige Mit¬
glieder des Verwaltungsraths dem großen Plane, wenn er sich in Weimar
verwirklichen ließ, noch weit günstiger gestimmt waren, als selbst der Major
Serre.

Und dies bringt uns auf die Stellung Weimars und sein Verhältniß zu
der Schillerstiftung.

Man ist hier -und da der Meinung, dies Verhältniß sei überhaupt ein so
ursprüngliches, daß die Stiftung früher oder später ihr Wanderleben in Wei-
war beschließen müsse. Was jetzt dagegen geschehe, seien nur kleinliche Intri¬
guen der Mißgunst. Dem ist indessen doch wohl folgendes entgegenzuhalten.
Der erste Ausruf zur Gründung der Schillerstistung datirt bekanntlich von 18SS.
Er ging von Julius Hammer in Dresden aus und fand in dieser Stadt die erste
Unterstützung. Im Juni 1857 waren in Dresden bereits 7000 Thlr. gesam¬
melt worden, und es hatten sich Filiale in Berlin, München, Stuttgart, Frank¬
furt, Hamburg und Darmstadt gebildet. Weimar war noch ohne Zweigstiftung.
Erst im Mai 1868 wurde das Versäumte nachgeholt, und von da an bleibt
das Interesse Weimars für die jetzt allerdings bereits sehr ansehnlich fundirte
Stiftung im stetigen Wachsthum. Die schwierigsten Arbeiten sind also ohne
Weimar geschehen. Dennoch gaben sein endliches Hinzutreten, die rege bekun¬
dete Theilnahme des weimarscher Staatsoberhauptes, die geschäftskundige Per¬
sönlichkeit Herrn v. Dingelstedts, die allgemeine Dankbarkeit endlich für die
von Weimar damals grade veranstaltete monumentale Verherrlichung Goethes
und Schillers, alles dies, sagen wir, gab der weimarscher Filiale sofort eine
schwer wiegende Bedeutung. Bis dahin hatte Dresden für die bleibende (Zen¬
tralstelle der Stiftung gegolten. Jetzt regte sich in der Mitte des dresdner
Vorstandes der Wunsch, durch ein Wechseln des Vororts auch andere Stiftungs-
orte an der Ehre des Vorsitzes theilnehmen zu lassen und der Stiftung dadurch


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0307" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283660"/>
          <p xml:id="ID_865" prev="#ID_864"> zur künftigen Gründung eines.akademischen Instituts die Genehmigung der<lb/>
Generalversammlung finden, so wird an den . . . Bestimmungen in Betreff<lb/>
der . . . Zinsen etwas nicht geändert". &#x2014; Das Wesentliche hierbei ist, daß<lb/>
sich das sächsische Cultusministerium damals herbeigelassen hat, auch diesen<lb/>
Paragraphen des Kompromisses zu bestätigen. An sich hat diese Bestätigung<lb/>
für die Form der künftigen Akademie zwar noch keinerlei Bedeutung. Es ist<lb/>
dadurch aber später möglich geworden, das sächsische Ministerium in den Ver¬<lb/>
dacht einer besonderen Parteinahme für dieses Project zu bringen und die<lb/>
Gründe seines neulichen Verhaltens darauf zurückzuführen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_866"> So viel über die ersten Stadien, welche diese Angelegenheit durchlaufen<lb/>
hat. Dresden ist durch die Schuld des Lotterievereins zu dem ostensiblen An¬<lb/>
stifter des Akademieplans geworden, und was der Verwaltungsrath in derselben<lb/>
Richtung befürwortet hat, erscheint lediglich als um des lieben Friedens willen<lb/>
befürwortet. Wir glauben allerdings annehmen zu dürfen, daß einige Mit¬<lb/>
glieder des Verwaltungsraths dem großen Plane, wenn er sich in Weimar<lb/>
verwirklichen ließ, noch weit günstiger gestimmt waren, als selbst der Major<lb/>
Serre.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_867"> Und dies bringt uns auf die Stellung Weimars und sein Verhältniß zu<lb/>
der Schillerstiftung.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_868" next="#ID_869"> Man ist hier -und da der Meinung, dies Verhältniß sei überhaupt ein so<lb/>
ursprüngliches, daß die Stiftung früher oder später ihr Wanderleben in Wei-<lb/>
war beschließen müsse. Was jetzt dagegen geschehe, seien nur kleinliche Intri¬<lb/>
guen der Mißgunst. Dem ist indessen doch wohl folgendes entgegenzuhalten.<lb/>
Der erste Ausruf zur Gründung der Schillerstistung datirt bekanntlich von 18SS.<lb/>
Er ging von Julius Hammer in Dresden aus und fand in dieser Stadt die erste<lb/>
Unterstützung. Im Juni 1857 waren in Dresden bereits 7000 Thlr. gesam¬<lb/>
melt worden, und es hatten sich Filiale in Berlin, München, Stuttgart, Frank¬<lb/>
furt, Hamburg und Darmstadt gebildet. Weimar war noch ohne Zweigstiftung.<lb/>
Erst im Mai 1868 wurde das Versäumte nachgeholt, und von da an bleibt<lb/>
das Interesse Weimars für die jetzt allerdings bereits sehr ansehnlich fundirte<lb/>
Stiftung im stetigen Wachsthum. Die schwierigsten Arbeiten sind also ohne<lb/>
Weimar geschehen. Dennoch gaben sein endliches Hinzutreten, die rege bekun¬<lb/>
dete Theilnahme des weimarscher Staatsoberhauptes, die geschäftskundige Per¬<lb/>
sönlichkeit Herrn v. Dingelstedts, die allgemeine Dankbarkeit endlich für die<lb/>
von Weimar damals grade veranstaltete monumentale Verherrlichung Goethes<lb/>
und Schillers, alles dies, sagen wir, gab der weimarscher Filiale sofort eine<lb/>
schwer wiegende Bedeutung. Bis dahin hatte Dresden für die bleibende (Zen¬<lb/>
tralstelle der Stiftung gegolten. Jetzt regte sich in der Mitte des dresdner<lb/>
Vorstandes der Wunsch, durch ein Wechseln des Vororts auch andere Stiftungs-<lb/>
orte an der Ehre des Vorsitzes theilnehmen zu lassen und der Stiftung dadurch</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0307] zur künftigen Gründung eines.akademischen Instituts die Genehmigung der Generalversammlung finden, so wird an den . . . Bestimmungen in Betreff der . . . Zinsen etwas nicht geändert". — Das Wesentliche hierbei ist, daß sich das sächsische Cultusministerium damals herbeigelassen hat, auch diesen Paragraphen des Kompromisses zu bestätigen. An sich hat diese Bestätigung für die Form der künftigen Akademie zwar noch keinerlei Bedeutung. Es ist dadurch aber später möglich geworden, das sächsische Ministerium in den Ver¬ dacht einer besonderen Parteinahme für dieses Project zu bringen und die Gründe seines neulichen Verhaltens darauf zurückzuführen. So viel über die ersten Stadien, welche diese Angelegenheit durchlaufen hat. Dresden ist durch die Schuld des Lotterievereins zu dem ostensiblen An¬ stifter des Akademieplans geworden, und was der Verwaltungsrath in derselben Richtung befürwortet hat, erscheint lediglich als um des lieben Friedens willen befürwortet. Wir glauben allerdings annehmen zu dürfen, daß einige Mit¬ glieder des Verwaltungsraths dem großen Plane, wenn er sich in Weimar verwirklichen ließ, noch weit günstiger gestimmt waren, als selbst der Major Serre. Und dies bringt uns auf die Stellung Weimars und sein Verhältniß zu der Schillerstiftung. Man ist hier -und da der Meinung, dies Verhältniß sei überhaupt ein so ursprüngliches, daß die Stiftung früher oder später ihr Wanderleben in Wei- war beschließen müsse. Was jetzt dagegen geschehe, seien nur kleinliche Intri¬ guen der Mißgunst. Dem ist indessen doch wohl folgendes entgegenzuhalten. Der erste Ausruf zur Gründung der Schillerstistung datirt bekanntlich von 18SS. Er ging von Julius Hammer in Dresden aus und fand in dieser Stadt die erste Unterstützung. Im Juni 1857 waren in Dresden bereits 7000 Thlr. gesam¬ melt worden, und es hatten sich Filiale in Berlin, München, Stuttgart, Frank¬ furt, Hamburg und Darmstadt gebildet. Weimar war noch ohne Zweigstiftung. Erst im Mai 1868 wurde das Versäumte nachgeholt, und von da an bleibt das Interesse Weimars für die jetzt allerdings bereits sehr ansehnlich fundirte Stiftung im stetigen Wachsthum. Die schwierigsten Arbeiten sind also ohne Weimar geschehen. Dennoch gaben sein endliches Hinzutreten, die rege bekun¬ dete Theilnahme des weimarscher Staatsoberhauptes, die geschäftskundige Per¬ sönlichkeit Herrn v. Dingelstedts, die allgemeine Dankbarkeit endlich für die von Weimar damals grade veranstaltete monumentale Verherrlichung Goethes und Schillers, alles dies, sagen wir, gab der weimarscher Filiale sofort eine schwer wiegende Bedeutung. Bis dahin hatte Dresden für die bleibende (Zen¬ tralstelle der Stiftung gegolten. Jetzt regte sich in der Mitte des dresdner Vorstandes der Wunsch, durch ein Wechseln des Vororts auch andere Stiftungs- orte an der Ehre des Vorsitzes theilnehmen zu lassen und der Stiftung dadurch

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/307
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/307>, abgerufen am 15.01.2025.