Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.sehr bald den Wunsch im Herzen, sein Beginnen schließlich'durch die Gründung Aber auch Julius Hammer war in diesem Punkte wohl kaum ohne eine Es konnte nicht ausbleiben, daß die mit der Nationallotterie in erster Von diesem, durch die Verhältnisse naturgemäß gegebenen äußern Anstoß sehr bald den Wunsch im Herzen, sein Beginnen schließlich'durch die Gründung Aber auch Julius Hammer war in diesem Punkte wohl kaum ohne eine Es konnte nicht ausbleiben, daß die mit der Nationallotterie in erster Von diesem, durch die Verhältnisse naturgemäß gegebenen äußern Anstoß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0305" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283658"/> <p xml:id="ID_859" prev="#ID_858"> sehr bald den Wunsch im Herzen, sein Beginnen schließlich'durch die Gründung<lb/> einer Akademie gekrönt zu sehen. Wir citiren die eigenen Worte Julius<lb/> Hammers, indem wir aus seiner „Geschichte der Schillerstiftung 2. Abth. 18S9"<lb/> den Schluß hierher setzen: „Dann aber . . . (nach Einführung der Oeffentlich-<lb/> keit) möchte die Zeit gekommen sein, wo das Institut der Mildthätigkeit sich zu<lb/> einer Kunst und Wissenschaft umfassenden deutschen Akademie erweitert<lb/> haben wird. — Das walte Gott!"</p><lb/> <p xml:id="ID_860"> Aber auch Julius Hammer war in diesem Punkte wohl kaum ohne eine<lb/> gewisse zeitgeistige Beeinflussung geblieben. Weimar hatte durch die Gründung<lb/> einer Malerakademie den Geschmack für Veranstaltungen dieser Art eben erst<lb/> auf einen ähnliche» Weg hinzuleiten verstanden. Frankfurt trug sich mit aller¬<lb/> hand Hochstiftprojecten. In sehr luftigen Gebilden begannen der Gemüther<lb/> sich Vorstellungen und Ahnungen zu bemächtigen, die von einigen als der<lb/> Keim einer völlig neuen, jeder Staatsbeeinflussung entzogenen Art von Uni¬<lb/> versität aufgefaßt wurden, während andere sich darunter etwas wie die Ver¬<lb/> schmelzung von Belriguardo, Versailles und Sabinum denken mochten, eine<lb/> Pflanzstätte des Schönen und Hohen, welcher die Tassos, die Racines, die<lb/> Horaze nicht fehlen würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_861"> Es konnte nicht ausbleiben, daß die mit der Nationallotterie in erster<lb/> Linie beschäftigte» Persönlichkeiten, je größer die Einnahme zu werden begann,<lb/> desto öfter von solchen Dingen reden hörten, und daß sich in ihnen selbst allmälig<lb/> der Wunsch festsetzte, über die bloße Mildthätigkeit hinaus die Grundsteine zu<lb/> einem Bau so vielverhcißender Art legen zu dürfen. Als dann der Abschluß<lb/> des Lottogeschäfts heranrückte, die statutenmäßig aber nicht zulässige Ueberant-<lb/> Wertung deS erworbenen Capitales an die sieben Verwaltungsräthe allerlei<lb/> Abwickelungsvvrschläge hervorrief, da folgte es von selbst, daß von dem soge¬<lb/> nannten Hauptverein der Nationallotterie die ÄkadeMiefrage zuerst förmlich zur<lb/> Sprache gebracht wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_862" next="#ID_863"> Von diesem, durch die Verhältnisse naturgemäß gegebenen äußern Anstoß<lb/> datirt die Sage, das Akademieproject sei vor allem Dresdens geistiges Eigen¬<lb/> thum. Die Wahrheit ist, es wurde von allen Seiten zu jener Zeit dem Un¬<lb/> ternehmer der Nationallotterie zugetragen, und als er nun nach einer Form<lb/> suchte, um die für die Schillerstiftung erworbenen 300.000 Thlr. der Stiftung<lb/> zu übereignen, glaubte er dem Wunsche aller zu begegnen, indem er mit dem<lb/> Vorschlag kam: 100,000 Thlr. von jener Summe für die Gründung einer<lb/> deutschen Akademie abzutrennen. — Nach den seitdem in der Schillerstistung<lb/> ZU Tage getretenen Sympathien scheint es zweifellos, daß dieser Vorschlag in<lb/> nichts Anderem verfehlt war, als in der höchst unglücklich gewählten Form.<lb/> Ließ man ihn aus dem Schoße der Stiftung hervorgehen, statt ihn von außen,<lb/> gewissermaßen wie eine Forderung, in die Stiftung hineinzuwerfen, so kam</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0305]
sehr bald den Wunsch im Herzen, sein Beginnen schließlich'durch die Gründung
einer Akademie gekrönt zu sehen. Wir citiren die eigenen Worte Julius
Hammers, indem wir aus seiner „Geschichte der Schillerstiftung 2. Abth. 18S9"
den Schluß hierher setzen: „Dann aber . . . (nach Einführung der Oeffentlich-
keit) möchte die Zeit gekommen sein, wo das Institut der Mildthätigkeit sich zu
einer Kunst und Wissenschaft umfassenden deutschen Akademie erweitert
haben wird. — Das walte Gott!"
Aber auch Julius Hammer war in diesem Punkte wohl kaum ohne eine
gewisse zeitgeistige Beeinflussung geblieben. Weimar hatte durch die Gründung
einer Malerakademie den Geschmack für Veranstaltungen dieser Art eben erst
auf einen ähnliche» Weg hinzuleiten verstanden. Frankfurt trug sich mit aller¬
hand Hochstiftprojecten. In sehr luftigen Gebilden begannen der Gemüther
sich Vorstellungen und Ahnungen zu bemächtigen, die von einigen als der
Keim einer völlig neuen, jeder Staatsbeeinflussung entzogenen Art von Uni¬
versität aufgefaßt wurden, während andere sich darunter etwas wie die Ver¬
schmelzung von Belriguardo, Versailles und Sabinum denken mochten, eine
Pflanzstätte des Schönen und Hohen, welcher die Tassos, die Racines, die
Horaze nicht fehlen würden.
Es konnte nicht ausbleiben, daß die mit der Nationallotterie in erster
Linie beschäftigte» Persönlichkeiten, je größer die Einnahme zu werden begann,
desto öfter von solchen Dingen reden hörten, und daß sich in ihnen selbst allmälig
der Wunsch festsetzte, über die bloße Mildthätigkeit hinaus die Grundsteine zu
einem Bau so vielverhcißender Art legen zu dürfen. Als dann der Abschluß
des Lottogeschäfts heranrückte, die statutenmäßig aber nicht zulässige Ueberant-
Wertung deS erworbenen Capitales an die sieben Verwaltungsräthe allerlei
Abwickelungsvvrschläge hervorrief, da folgte es von selbst, daß von dem soge¬
nannten Hauptverein der Nationallotterie die ÄkadeMiefrage zuerst förmlich zur
Sprache gebracht wurde.
Von diesem, durch die Verhältnisse naturgemäß gegebenen äußern Anstoß
datirt die Sage, das Akademieproject sei vor allem Dresdens geistiges Eigen¬
thum. Die Wahrheit ist, es wurde von allen Seiten zu jener Zeit dem Un¬
ternehmer der Nationallotterie zugetragen, und als er nun nach einer Form
suchte, um die für die Schillerstiftung erworbenen 300.000 Thlr. der Stiftung
zu übereignen, glaubte er dem Wunsche aller zu begegnen, indem er mit dem
Vorschlag kam: 100,000 Thlr. von jener Summe für die Gründung einer
deutschen Akademie abzutrennen. — Nach den seitdem in der Schillerstistung
ZU Tage getretenen Sympathien scheint es zweifellos, daß dieser Vorschlag in
nichts Anderem verfehlt war, als in der höchst unglücklich gewählten Form.
Ließ man ihn aus dem Schoße der Stiftung hervorgehen, statt ihn von außen,
gewissermaßen wie eine Forderung, in die Stiftung hineinzuwerfen, so kam
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