Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.dieser Etablissements unausbleiblich auf der Liste der den Besuchern zu bereiten¬ Die Universität wurde bekanntlich noch 1848 in eine Kaserne umgewandelt, Endlich sollte auch ein nicht für militärische Zwecke bestimmtes Gebäude Grenzboten III. 18K6. 40
dieser Etablissements unausbleiblich auf der Liste der den Besuchern zu bereiten¬ Die Universität wurde bekanntlich noch 1848 in eine Kaserne umgewandelt, Endlich sollte auch ein nicht für militärische Zwecke bestimmtes Gebäude Grenzboten III. 18K6. 40
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0291" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283644"/> <p xml:id="ID_816" prev="#ID_815"> dieser Etablissements unausbleiblich auf der Liste der den Besuchern zu bereiten¬<lb/> den Freuden, Bei nicht fürstlichen Personen machte ein General oder Hof¬<lb/> adjutant, bei Prinzen und regierenden Häuptern der Kaiser selbst den Führer.<lb/> Eine Parade, eine Production der Zöglinge der Hofreitschule, die Besichtigung<lb/> einer gewöhnlichen Kaserne und der Franz-Joscphskaserne, eine Fahrt in das<lb/> Arsenal, Productionen der Offiziere der Cavallerie- und Artillerieequitation. ein<lb/> Familiendiner und ein Galladiner, dann eine Revue der in den kaiserlichen<lb/> Stallgebäuden befindlichen Pferde und Equipagen waren die Herrlichkeiten,<lb/> welche die höchsten und allerhöchsten Gäste zu Gesicht bekamen. Mochten sie<lb/> auch das alles bei früheren Besuchen genügend kennen gelernt haben, immer<lb/> wieder mußten sie denselben Becher bis zur Neige leeren. Dafür wurden sie<lb/> aber auch mit dem Besuche der verschiedenen Bildergalerien. Antikensammlungen,<lb/> oder gar der Naturaliencabinete und Bibliotheken verschont, wenigstens ist uns<lb/> kein Beispiel bekannt, daß einem Gaste des Hofes der Besuch irgendeiner<lb/> dieser Anstalten zugemuthet worden wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_817"> Die Universität wurde bekanntlich noch 1848 in eine Kaserne umgewandelt,<lb/> freilich nur provisorisch, aber das Provisorium dauerte so lange, daß man,<lb/> als endlich an Aufhebung desselben gedacht wurde, den früheren Zustand ver¬<lb/> gessen hatte. Bei Räumung der „Universitätskciserne" wurde sie der kaiserlichen<lb/> Akademie eingeräumt und nur ein Theil des Gebäudes den Studirenden über,<lb/> geben. Die Kirche dagegen wurde den ehrwürdigen Patres der Gesellschaft<lb/> Jesu geöffnet. Da jedoch die Männer des Schwertes einen Theil der Woh¬<lb/> nungen der Wissenschaften für sich occupirt hatten, wollte man großmüthig auch<lb/> den letzteren wieder ein Plätzchen gönnen, und so räumte man der medicinischen<lb/> Facultät einen Theil der ehemaligen Gewehrfabrik ein. während der andere<lb/> Theil dieses alten, fehlerhaft gebauten Gebäudes in eine Polizeikaserne umge¬<lb/> schaffen wurde. In den niedrigen, dunkeln und feuchten Räumen, in welchen<lb/> früher die kaiserlichen Büchsenschmiede mit dem Blasbalg und Hammer hantiert<lb/> hatten, hielten Oppolzer und Nokytansky ihre Vorträge, während draußen vor<lb/> den Fenstern die slowakischen und ruthenischen Rekruten des k. k. Polizei¬<lb/> wachcorps nach dem „Eins, Zwei" ihrer Abrichter gedrillt wurden!</p><lb/> <p xml:id="ID_818"> Endlich sollte auch ein nicht für militärische Zwecke bestimmtes Gebäude<lb/> zur Ausführung kommen, die aus Anlaß des auf den Kaiser verübten Attentats<lb/> Projectirte Botivkirche. Erzherzog Maximilian, der nunmehrige Kaiser von<lb/> Mexiko, suchte seiner Freude über das Mißlingen des Attentats Ausdruck zu<lb/> geben und ein gewaltiges Denkmal zur Erinnerung an dieses Ereignis; aufzu¬<lb/> richten. Er eröffnete die Sammlung für den Bau der Kirche. Eine ansehnliche<lb/> Summe — nahe an zwei Millionen — wurde zusammengebracht, Concurse<lb/> Wurden ausgeschrieben und Contracte abgeschlossen; dennoch vergingen über drei<lb/> Jahre, bevor der Bau begonnen werden konnte.</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III. 18K6. 40</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0291]
dieser Etablissements unausbleiblich auf der Liste der den Besuchern zu bereiten¬
den Freuden, Bei nicht fürstlichen Personen machte ein General oder Hof¬
adjutant, bei Prinzen und regierenden Häuptern der Kaiser selbst den Führer.
Eine Parade, eine Production der Zöglinge der Hofreitschule, die Besichtigung
einer gewöhnlichen Kaserne und der Franz-Joscphskaserne, eine Fahrt in das
Arsenal, Productionen der Offiziere der Cavallerie- und Artillerieequitation. ein
Familiendiner und ein Galladiner, dann eine Revue der in den kaiserlichen
Stallgebäuden befindlichen Pferde und Equipagen waren die Herrlichkeiten,
welche die höchsten und allerhöchsten Gäste zu Gesicht bekamen. Mochten sie
auch das alles bei früheren Besuchen genügend kennen gelernt haben, immer
wieder mußten sie denselben Becher bis zur Neige leeren. Dafür wurden sie
aber auch mit dem Besuche der verschiedenen Bildergalerien. Antikensammlungen,
oder gar der Naturaliencabinete und Bibliotheken verschont, wenigstens ist uns
kein Beispiel bekannt, daß einem Gaste des Hofes der Besuch irgendeiner
dieser Anstalten zugemuthet worden wäre.
Die Universität wurde bekanntlich noch 1848 in eine Kaserne umgewandelt,
freilich nur provisorisch, aber das Provisorium dauerte so lange, daß man,
als endlich an Aufhebung desselben gedacht wurde, den früheren Zustand ver¬
gessen hatte. Bei Räumung der „Universitätskciserne" wurde sie der kaiserlichen
Akademie eingeräumt und nur ein Theil des Gebäudes den Studirenden über,
geben. Die Kirche dagegen wurde den ehrwürdigen Patres der Gesellschaft
Jesu geöffnet. Da jedoch die Männer des Schwertes einen Theil der Woh¬
nungen der Wissenschaften für sich occupirt hatten, wollte man großmüthig auch
den letzteren wieder ein Plätzchen gönnen, und so räumte man der medicinischen
Facultät einen Theil der ehemaligen Gewehrfabrik ein. während der andere
Theil dieses alten, fehlerhaft gebauten Gebäudes in eine Polizeikaserne umge¬
schaffen wurde. In den niedrigen, dunkeln und feuchten Räumen, in welchen
früher die kaiserlichen Büchsenschmiede mit dem Blasbalg und Hammer hantiert
hatten, hielten Oppolzer und Nokytansky ihre Vorträge, während draußen vor
den Fenstern die slowakischen und ruthenischen Rekruten des k. k. Polizei¬
wachcorps nach dem „Eins, Zwei" ihrer Abrichter gedrillt wurden!
Endlich sollte auch ein nicht für militärische Zwecke bestimmtes Gebäude
zur Ausführung kommen, die aus Anlaß des auf den Kaiser verübten Attentats
Projectirte Botivkirche. Erzherzog Maximilian, der nunmehrige Kaiser von
Mexiko, suchte seiner Freude über das Mißlingen des Attentats Ausdruck zu
geben und ein gewaltiges Denkmal zur Erinnerung an dieses Ereignis; aufzu¬
richten. Er eröffnete die Sammlung für den Bau der Kirche. Eine ansehnliche
Summe — nahe an zwei Millionen — wurde zusammengebracht, Concurse
Wurden ausgeschrieben und Contracte abgeschlossen; dennoch vergingen über drei
Jahre, bevor der Bau begonnen werden konnte.
Grenzboten III. 18K6. 40
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