Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.Eintritt der Elbherzogthümer in den deutschen Zollverein zu erwartenden Ausfall So steht es also um die Lasten eines zukünftigen souveränen Staates der Grenzboten III. 18os, 27
Eintritt der Elbherzogthümer in den deutschen Zollverein zu erwartenden Ausfall So steht es also um die Lasten eines zukünftigen souveränen Staates der Grenzboten III. 18os, 27
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Eintritt der Elbherzogthümer in den deutschen Zollverein zu erwartenden Ausfall
in den Einnahmen in Abrechnung, so daß sich der Ueberschuß dieser Aufstellung
mit unserem Ueberschuß bis auf einige hunderttausend Mark schließlich deckt.
Dieser letztere aber wiederum deckt nicht ein Dritttheil der nothwendigen Mehr¬
ausgaben von 7.314,285 Thlr. oder 12.800.000 si.. wie sie sich aus der auf
Seite 12 befindlichen Aufstellung berechnen. Nehmen wir die 1864/65 erzielten
Einnahmen als maßgebend für die bisherigen Lasten der Herzogthümer. so er¬
halten wir bei Vertheilung auf die Bevölkerung genau 6,9g xro Kopf, ein
Satz, der etwa mit dem von Baden, Großherzogthum Hessen, Kurhessen,
Nassau. Schwarzburg, Rudolstadt stimmt, der aber in einem souveränen Schleswig-
Holstein, wie wir oben sahen um ein Geringes weniger als das Doppelte,
auf 12,4 gesteigert werden muß.
So steht es also um die Lasten eines zukünftigen souveränen Staates der
Elbherzogthümer. Betrachten wir nun noch, welche Lasten ein halbsvuveränes
Schleswig-Holstein zu tragen haben wird, und nehmen wir dazu als Muster ein
Schleswig-Holstein mit eignem Landesherrn. aber so wie es sich nach den preu¬
ßischen Forderungen vom 22. Februar 1866 gestalten würde. Diese Forde¬
rungen stellen bekanntlich eine Verschmelzung des Heeres und der Flotte einer¬
seits und der Post und des Telegraphcnwesens andrerseits mit denen Preußens
auf und fordern die Abtretung gewisser Gebietstheile. Die Verschmelzung des
Heeres und der Flotte würde sicher die finanzielle Folge haben, daß die Her¬
zogthümer auf den Satz der Ausgaben für das Kriegswesen zurückkämen, der
in Preußen auf den Kopf fällt und nach dem regelmäßigen Kriegsbudget (Land¬
heer und Flotte ineinandergerechnct) des Voranschlages für das Jahr 1864
2^ Thlr. beträgt. Dieser Satz aber ergiebt für Schleswig-Holstein ein Jahres¬
budget von 2.127.186 Thlr. oder 3.722.S74 si. und steht um fast 2 Millionen
Thlr. oder 3V-- Mill. si. unter den wahrscheinlichen Kriegsausgaben eines sou¬
veränen Schleswig-Holstein. Ferner wird, wenn wir auch die Ersparnisse in¬
folge einer Verschmelzung der Post und des Telegraphenwesens als unbedeu¬
tend nicht in Anrechnung bringen, eine bedeutende Verminderung der Schulden¬
last durch die Abtretung von Gebietsteilen zur Anlegung von Kriegshafen
und des Nord-Ostseekanals in Preußen erzielt werden und endlich die Folge
des ganzen Verhältnisses auch eine Uebertragung der auswärtigen Vertretung an
Preußen sein, welche weitere nicht unbedeutende Summen ersparen lassen würde.
Da sich die für Abtretung von Gebietstheilen zu zahlenden Summen nicht im
Voraus berechnen lassen, so bleibt uns hier nichts als eine reine Wahrschein¬
lichkeitsrechnung übrig, die zu festen Anhaltspunkten nur das Minder der
Kriegsausgaben mit 3,277,426 si. und den Wegfall der Kosten der auswär¬
tigen Vertretung mit 200,000 si. im Ganzen gegen 3'/- Mill. si. oder 2 Mill.
Thlr. hat. Wenn nun aber etwa Preußen gegen die Abtretung Schleswig-holsteinischer
Grenzboten III. 18os, 27
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