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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band.

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Unterdeß ist die Zeit gekommen, wo wir nicht allein daran zu denken haben,
daß wir Mitglieder der preußischen Partei, sondern auch, daß wir Liberale sind.
Was in diesen Tagen in der Rheinprovinz begonnen hat, muß uns allen eine
ernste Mahnung sein, daß die Parteigenossen vielleicht bald um anderes zu
arbeiten haben, was uns näher liegt, als selbst unsere Rechte an die Herzog-
? thümer.




Vermischte Literatur.

Das Judenthum und seine Geschichte. Zweite Abtheilung: von der
Zerstörung des zweiten Tempels bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts. Nebst
einem Anhang: Offenes Sendschreiben an Herr Professor Dr. Holtzmann. Von
Dr. Abraham Geiger, Rabbiner der israelitischen Gemeinde zu Frankfurt a. M.
Breslau, Verlag der Schicklerschen Buchhandlung. 203 S. 8.

Dieser zweite Band, wie der erste in zwölf Vorlesungen zerfallend, führt den
Leser auf ein Gebiet, welches insofern schon von noch größerem Interesse als das
ist, auf welchem der Verfasser im ersten sich bewegte, als es dem nicht gelehrten
Publikum eine unbekannte Welt ist, aus der ihm bisher nur einige Namen und
Bücher -- etwa Mischnah und Gemara, Rabbi Allda, die Karäer, Aben Esra
und Maimonides -- schattenhaft entgegentraten, und dessen Bedeutung für die Ge,
schichte der Religionen und der Philosophie ihm hier von kundiger Hand aufgehellt
wird. Der Verfasser zeigt nach einer Einleitung, in welcher er seine Ansicht von
dem Beruf des Judenthums in der Diaspora ausspricht, zunächst die Auslösung des
jüdischen Staates und deren Folgen bis auf Allda, dann die Zustände und Verhält¬
nisse, aus denen die Mischnah und die babylonische Gemara hervorgingen, worauf
er die Stellung des Islam zum Judenthum erörtert. Eine fernere Vorlesung charak"
tcrisirt die Karäer, "die geistigen und leiblichen Nachkommen der Sadducäer", "die
Alterthümlcr der damaligen Zeit" (Mitte des achten Jahrhunderts n. Chr.), die er
als gegen den Fortschritt der Wissenschaft Protestirendc tief unter die Rabbanitcn
stellt, deren ersten bedeutenderen Vertreter uns ein nächster Abschnitt in dem Aegvpter
Saadias schildert. Dann folgt in vier Vorlesungen die spanische Periode, die Glanz"
zeit des mittelalterlichen Judenthums mit den Gelehrten- und Dichternamen Menachem
Bau Saruk, Samuel Halevi.(der Wcssir am Hofe des Chalifen von Granada war),
Gabirol (ein schwungvoller und gedankenreicher Dichter), Jehuda Halevi (gleichfalls
ein hochbegabter Poet), Aben Esra und Abu Aarau Musa Ben Abdallah. ge¬
wöhnlich Maimonides genannt, der größte und fruchtbarste jüdische Denker des
Mittelalters. Die vorletzte Vorlesung geht dann auf die jüdische Wissenschaft, wie
sie sich bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich
entwickelte, über, wobei Rabbi Gcrschom, der die Monogamie zum Gesetz erhob,


Unterdeß ist die Zeit gekommen, wo wir nicht allein daran zu denken haben,
daß wir Mitglieder der preußischen Partei, sondern auch, daß wir Liberale sind.
Was in diesen Tagen in der Rheinprovinz begonnen hat, muß uns allen eine
ernste Mahnung sein, daß die Parteigenossen vielleicht bald um anderes zu
arbeiten haben, was uns näher liegt, als selbst unsere Rechte an die Herzog-
? thümer.




Vermischte Literatur.

Das Judenthum und seine Geschichte. Zweite Abtheilung: von der
Zerstörung des zweiten Tempels bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts. Nebst
einem Anhang: Offenes Sendschreiben an Herr Professor Dr. Holtzmann. Von
Dr. Abraham Geiger, Rabbiner der israelitischen Gemeinde zu Frankfurt a. M.
Breslau, Verlag der Schicklerschen Buchhandlung. 203 S. 8.

Dieser zweite Band, wie der erste in zwölf Vorlesungen zerfallend, führt den
Leser auf ein Gebiet, welches insofern schon von noch größerem Interesse als das
ist, auf welchem der Verfasser im ersten sich bewegte, als es dem nicht gelehrten
Publikum eine unbekannte Welt ist, aus der ihm bisher nur einige Namen und
Bücher — etwa Mischnah und Gemara, Rabbi Allda, die Karäer, Aben Esra
und Maimonides — schattenhaft entgegentraten, und dessen Bedeutung für die Ge,
schichte der Religionen und der Philosophie ihm hier von kundiger Hand aufgehellt
wird. Der Verfasser zeigt nach einer Einleitung, in welcher er seine Ansicht von
dem Beruf des Judenthums in der Diaspora ausspricht, zunächst die Auslösung des
jüdischen Staates und deren Folgen bis auf Allda, dann die Zustände und Verhält¬
nisse, aus denen die Mischnah und die babylonische Gemara hervorgingen, worauf
er die Stellung des Islam zum Judenthum erörtert. Eine fernere Vorlesung charak«
tcrisirt die Karäer, „die geistigen und leiblichen Nachkommen der Sadducäer", „die
Alterthümlcr der damaligen Zeit" (Mitte des achten Jahrhunderts n. Chr.), die er
als gegen den Fortschritt der Wissenschaft Protestirendc tief unter die Rabbanitcn
stellt, deren ersten bedeutenderen Vertreter uns ein nächster Abschnitt in dem Aegvpter
Saadias schildert. Dann folgt in vier Vorlesungen die spanische Periode, die Glanz»
zeit des mittelalterlichen Judenthums mit den Gelehrten- und Dichternamen Menachem
Bau Saruk, Samuel Halevi.(der Wcssir am Hofe des Chalifen von Granada war),
Gabirol (ein schwungvoller und gedankenreicher Dichter), Jehuda Halevi (gleichfalls
ein hochbegabter Poet), Aben Esra und Abu Aarau Musa Ben Abdallah. ge¬
wöhnlich Maimonides genannt, der größte und fruchtbarste jüdische Denker des
Mittelalters. Die vorletzte Vorlesung geht dann auf die jüdische Wissenschaft, wie
sie sich bis zum Ende des zwölften Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich
entwickelte, über, wobei Rabbi Gcrschom, der die Monogamie zum Gesetz erhob,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_283352/213>, abgerufen am 15.01.2025.