Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.Barre der Hever nachgewiesen, so genügt das noch lange nicht, da für den Sodann wäre man mit dem Nachweis unbehinderter Einfahrt in die Hever Zweitens aber ist der Durchstich, den die "Gehorsamste Vorstellung" Die Nordsee hat starke Fluth und Ebbe, desgleichen die Unterelbe. In Grenzboten II. 186ö. 12
Barre der Hever nachgewiesen, so genügt das noch lange nicht, da für den Sodann wäre man mit dem Nachweis unbehinderter Einfahrt in die Hever Zweitens aber ist der Durchstich, den die „Gehorsamste Vorstellung" Die Nordsee hat starke Fluth und Ebbe, desgleichen die Unterelbe. In Grenzboten II. 186ö. 12
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0099" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282896"/> <p xml:id="ID_294" prev="#ID_293"> Barre der Hever nachgewiesen, so genügt das noch lange nicht, da für den<lb/> Kanal 2S Fuß Tiefe verlangt werden und wegen der Bewegung der Schiffe<lb/> beim Seegange natürlich um so viele Fuß größere Tiefe auf der Hever nöthig<lb/> wäre, als die Schiffe im Wellenthale gesenkt werden. Man müßte also wenig¬<lb/> stens 28 bis 30 Fuß nachweisen können.</p><lb/> <p xml:id="ID_295"> Sodann wäre man mit dem Nachweis unbehinderter Einfahrt in die Hever<lb/> auch noch nicht über den Berg. Von Husum aus müßten seewärts auf weite<lb/> Strecken hin gewaltige Hafenbauten ausgeführt werden, die, wenn nach den<lb/> bisher gemachten Erfahrungen überhaupt noch ein Verständiger an solche Werke<lb/> im Waldgebiete zu gehen Neigung verspürte, kolossale Summen verschlingen<lb/> würden. Und bei alledem würde sich das Fahrwasser mit dem der Elbe gar<lb/> nicht vergleichen lassen und nicht einmal Sicherheit für feine Dauer gewähren,<lb/> auch wenn es künstlich mit großen Kosten für den Anfang hergestellt sein sollte.</p><lb/> <p xml:id="ID_296"> Zweitens aber ist der Durchstich, den die „Gehorsamste Vorstellung"<lb/> im Auge hat, gewiß etwas außerordentlich Gutes und Schönes, aber leider<lb/> nur auf dem Papier. Daß es für die Leichtigkeit des Verkehres zwischen der<lb/> Nordsee und dem baltischen Meeresbecken am günstigsten wäre, wenn die<lb/> cimbrische Halbinsel irgendwo im Süden einfach durchstochen und somit eine<lb/> offne Wasserstraße zwischen beiden Meeren geschaffen werden könnte, liegt auf<lb/> der Hand.- Dies ist aber nicht möglich, und zwar nicht etwa, weil sich d^er<lb/> Durchbrechung des dazwischen liegenden Landes bis zu der gewünschten Tiefe<lb/> des Einschnittes unüberwindliche technische Schwierigkeiten entgegenstellten,<lb/> sondern weil unabänderliche Naturgesehe die Wassermassen beider Seebecken in<lb/> Verschiedener Weise bewegen, so daß in dem Durchstich unablässig heftige und<lb/> wechselnde Strömungen entstehen müßten, welche jede Schifffahrt verhindern<lb/> und sehr bald den Durchstich selbst zerstören würden. Für den Seeanwohner<lb/> bedarf dies keiner weiteren Erörterung, für Andere einige Worte.</p><lb/> <p xml:id="ID_297" next="#ID_298"> Die Nordsee hat starke Fluth und Ebbe, desgleichen die Unterelbe. In<lb/> der Gegend von Husum beträgt die Differenz des Wasserstandes zwischen der<lb/> ordinären tiefsten Ebbe und der ordinären höchsten Fluth etwa 10 Fuß rhein.<lb/> Die gegen den mittleren Wasserstand (nach dem sich der Wasserstand im Durch,<lb/> stich regeln müßte) vorkommenden Differenzen betragen also 5 Fuß, um welche<lb/> das Wasser bald sinkt, bald sich erhebt. Außer dieser täglich zweimal wechselnden<lb/> Hebung und Senkung des Meeresspiegels tritt zweimal innerhalb vier Wochen<lb/> eine höhere Fluth ein, die Springfluth, welche das Wasser bis zu 6 Fuß über<lb/> seinen mittleren Stand emportreibt. Endlich kommen dazu noch unregelmäßig<lb/> die Wirkungen der Stürme, welche das Aufstauen des Wassers zur Fluthzeit<lb/> bis zu außerordentlichen Höhen, den sogenannten Sturmfluthen, veranlassen<lb/> können. In manchen, allerdings seltenen Fällen dieser Art ist das Wasser selbst<lb/> in der Elbe bis zu 13 Fuß rhein. über die gewöhnliche Fluthhöhe und weiter</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 186ö. 12</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0099]
Barre der Hever nachgewiesen, so genügt das noch lange nicht, da für den
Kanal 2S Fuß Tiefe verlangt werden und wegen der Bewegung der Schiffe
beim Seegange natürlich um so viele Fuß größere Tiefe auf der Hever nöthig
wäre, als die Schiffe im Wellenthale gesenkt werden. Man müßte also wenig¬
stens 28 bis 30 Fuß nachweisen können.
Sodann wäre man mit dem Nachweis unbehinderter Einfahrt in die Hever
auch noch nicht über den Berg. Von Husum aus müßten seewärts auf weite
Strecken hin gewaltige Hafenbauten ausgeführt werden, die, wenn nach den
bisher gemachten Erfahrungen überhaupt noch ein Verständiger an solche Werke
im Waldgebiete zu gehen Neigung verspürte, kolossale Summen verschlingen
würden. Und bei alledem würde sich das Fahrwasser mit dem der Elbe gar
nicht vergleichen lassen und nicht einmal Sicherheit für feine Dauer gewähren,
auch wenn es künstlich mit großen Kosten für den Anfang hergestellt sein sollte.
Zweitens aber ist der Durchstich, den die „Gehorsamste Vorstellung"
im Auge hat, gewiß etwas außerordentlich Gutes und Schönes, aber leider
nur auf dem Papier. Daß es für die Leichtigkeit des Verkehres zwischen der
Nordsee und dem baltischen Meeresbecken am günstigsten wäre, wenn die
cimbrische Halbinsel irgendwo im Süden einfach durchstochen und somit eine
offne Wasserstraße zwischen beiden Meeren geschaffen werden könnte, liegt auf
der Hand.- Dies ist aber nicht möglich, und zwar nicht etwa, weil sich d^er
Durchbrechung des dazwischen liegenden Landes bis zu der gewünschten Tiefe
des Einschnittes unüberwindliche technische Schwierigkeiten entgegenstellten,
sondern weil unabänderliche Naturgesehe die Wassermassen beider Seebecken in
Verschiedener Weise bewegen, so daß in dem Durchstich unablässig heftige und
wechselnde Strömungen entstehen müßten, welche jede Schifffahrt verhindern
und sehr bald den Durchstich selbst zerstören würden. Für den Seeanwohner
bedarf dies keiner weiteren Erörterung, für Andere einige Worte.
Die Nordsee hat starke Fluth und Ebbe, desgleichen die Unterelbe. In
der Gegend von Husum beträgt die Differenz des Wasserstandes zwischen der
ordinären tiefsten Ebbe und der ordinären höchsten Fluth etwa 10 Fuß rhein.
Die gegen den mittleren Wasserstand (nach dem sich der Wasserstand im Durch,
stich regeln müßte) vorkommenden Differenzen betragen also 5 Fuß, um welche
das Wasser bald sinkt, bald sich erhebt. Außer dieser täglich zweimal wechselnden
Hebung und Senkung des Meeresspiegels tritt zweimal innerhalb vier Wochen
eine höhere Fluth ein, die Springfluth, welche das Wasser bis zu 6 Fuß über
seinen mittleren Stand emportreibt. Endlich kommen dazu noch unregelmäßig
die Wirkungen der Stürme, welche das Aufstauen des Wassers zur Fluthzeit
bis zu außerordentlichen Höhen, den sogenannten Sturmfluthen, veranlassen
können. In manchen, allerdings seltenen Fällen dieser Art ist das Wasser selbst
in der Elbe bis zu 13 Fuß rhein. über die gewöhnliche Fluthhöhe und weiter
Grenzboten II. 186ö. 12
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |