Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.Tidende". Ordnen wir sie nach dem zu Anfang dieses Aufsatzes Gesagten, so Die "Jtzehoer Nachrichten", seit Anfang vorigen Jahres von dem Das dabei nicht hinter dem Berge gehalten und mit sehr kräftigen Wahr¬ "Srenzbvtcn II. 18KS. 7
Tidende". Ordnen wir sie nach dem zu Anfang dieses Aufsatzes Gesagten, so Die „Jtzehoer Nachrichten", seit Anfang vorigen Jahres von dem Das dabei nicht hinter dem Berge gehalten und mit sehr kräftigen Wahr¬ «Srenzbvtcn II. 18KS. 7
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0057" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/282854"/> <p xml:id="ID_174" prev="#ID_173"> Tidende". Ordnen wir sie nach dem zu Anfang dieses Aufsatzes Gesagten, so<lb/> gehören der „Altonaer Mercur" und die „Jtzehoer Nachrichten" als industrielle<lb/> Unternehmungen zusammen, doch gilt diese Bezeichnung für das letztgenannte<lb/> Blatt, wie sogleich zu zeigen sein wird . nur mit Einschränkung. Die übrigen fünf<lb/> Journale sind Parteiblätter. Eine Zeitung, welche man, wenn der Herzog bereits<lb/> als regierender Herr zu betrachten wäre, als Regierungsblatt anzusehen hätte,<lb/> existirt im Lande nicht, womit indeß nicht behauptet werden soll, daß die Landcs-<lb/> presse von Kiel aus nicht, soweit sie sich irgend willig zeigt, beeinflußt würde.</p><lb/> <p xml:id="ID_175"> Die „Jtzehoer Nachrichten", seit Anfang vorigen Jahres von dem<lb/> Würtenberger Rommel redigirt, nur dreimal wöchentlich, aber in sehr großem<lb/> Format erscheinend, sind noch jetzt, wie früher, wo sie „Jtzehoer Wochenblatt"<lb/> hießen, das verbreitetste Blatt der Herzogtümer; sie zählen jetzt zwischen 9<lb/> und 10,000 Abonnenten und werden vorzüglich auf dem Lande bis hinauf an<lb/> die dänische Sprachgrenze viel gehalten, so daß ihr Einfluß, wenn sie ein reines<lb/> Parteiorgan wären, ein sehr bedeutender sein würde. Wie die Sachen liegen,<lb/> ist dieser Einfluß theilweise gehemmt. Das Blatt ist ein Tummelplatz der ver¬<lb/> schiedensten Parteien. Die Redaction und Christian Raon, einer der Haupt¬<lb/> mitarbeiter, sind gute deutsche Patrioten und infolge dessen aus Seite derer,<lb/> welche engen Anschluß Schleswig-Holsteins an Preußen vor allem fordern.<lb/> Die Leser dagegen nehmen zum Theil einen andern Standpunkt ein und ver¬<lb/> langen, Wie es scheint, häusiger als bequem und nützlich ist, baß man sie auch<lb/> als Mitarbeiter gelten lasse. Die industrielle Seite des Blattes nöthigt, darauf<lb/> einzugehen, und die Folge ist, daß nicht selten spaltenlange Auslassungen eines<lb/> ziemlich derben Particularismus erscheinen, die durch die unbeholfne Form, in<lb/> der sie auftreten, nicht genießbarer werden. Die Partei der Redaction aber<lb/> weiß sich zu helfen. Sie kann die betreffenden Artikel nicht ablehnen, wohl<lb/> aber widerlegen, und das thut sie mit einer UnVerdrossenheit und einem Ge¬<lb/> schick, die alles Lobes werth sind, und die dem Blatte immerhin einen gewissen<lb/> Parteistempcl aufdrücken, zumal da ihre Bemühungen, Verstand zu predigen,<lb/> durch Beiträge von Gesinnungsgenossen fleißig unterstützt werden. Sehr ergötzlich<lb/> ist, zu sehen, wie so ein langathmiger Particularist in dem Blatte in der Regel<lb/> unmittelbar auf seinen Fersen den Redacteur oder einen gleichdenkenden Freund<lb/> mit ebenso langem Athem, aber bessern Gründen hat. Denn lang und breit<lb/> muß die Predigt sein, sonst ist sie nicht gut. Bauer Peter oder Paul will<lb/> etwas für sein Geld haben, und wer lang hat, der läßt lang hängen, sagt<lb/> das Sprichwort.</p><lb/> <p xml:id="ID_176"> Das dabei nicht hinter dem Berge gehalten und mit sehr kräftigen Wahr¬<lb/> heiten ins Feld gerückt wird, mögen einige Auszüge bezeugen. Als die thörichte<lb/> Phrase vom „Anschluß an Deutschland" durch die Vierziger-Erklärung von Kiel<lb/> aus in Umlauf gesetzt worden, sagte das Blatt am 2. Februar:</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> «Srenzbvtcn II. 18KS. 7</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0057]
Tidende". Ordnen wir sie nach dem zu Anfang dieses Aufsatzes Gesagten, so
gehören der „Altonaer Mercur" und die „Jtzehoer Nachrichten" als industrielle
Unternehmungen zusammen, doch gilt diese Bezeichnung für das letztgenannte
Blatt, wie sogleich zu zeigen sein wird . nur mit Einschränkung. Die übrigen fünf
Journale sind Parteiblätter. Eine Zeitung, welche man, wenn der Herzog bereits
als regierender Herr zu betrachten wäre, als Regierungsblatt anzusehen hätte,
existirt im Lande nicht, womit indeß nicht behauptet werden soll, daß die Landcs-
presse von Kiel aus nicht, soweit sie sich irgend willig zeigt, beeinflußt würde.
Die „Jtzehoer Nachrichten", seit Anfang vorigen Jahres von dem
Würtenberger Rommel redigirt, nur dreimal wöchentlich, aber in sehr großem
Format erscheinend, sind noch jetzt, wie früher, wo sie „Jtzehoer Wochenblatt"
hießen, das verbreitetste Blatt der Herzogtümer; sie zählen jetzt zwischen 9
und 10,000 Abonnenten und werden vorzüglich auf dem Lande bis hinauf an
die dänische Sprachgrenze viel gehalten, so daß ihr Einfluß, wenn sie ein reines
Parteiorgan wären, ein sehr bedeutender sein würde. Wie die Sachen liegen,
ist dieser Einfluß theilweise gehemmt. Das Blatt ist ein Tummelplatz der ver¬
schiedensten Parteien. Die Redaction und Christian Raon, einer der Haupt¬
mitarbeiter, sind gute deutsche Patrioten und infolge dessen aus Seite derer,
welche engen Anschluß Schleswig-Holsteins an Preußen vor allem fordern.
Die Leser dagegen nehmen zum Theil einen andern Standpunkt ein und ver¬
langen, Wie es scheint, häusiger als bequem und nützlich ist, baß man sie auch
als Mitarbeiter gelten lasse. Die industrielle Seite des Blattes nöthigt, darauf
einzugehen, und die Folge ist, daß nicht selten spaltenlange Auslassungen eines
ziemlich derben Particularismus erscheinen, die durch die unbeholfne Form, in
der sie auftreten, nicht genießbarer werden. Die Partei der Redaction aber
weiß sich zu helfen. Sie kann die betreffenden Artikel nicht ablehnen, wohl
aber widerlegen, und das thut sie mit einer UnVerdrossenheit und einem Ge¬
schick, die alles Lobes werth sind, und die dem Blatte immerhin einen gewissen
Parteistempcl aufdrücken, zumal da ihre Bemühungen, Verstand zu predigen,
durch Beiträge von Gesinnungsgenossen fleißig unterstützt werden. Sehr ergötzlich
ist, zu sehen, wie so ein langathmiger Particularist in dem Blatte in der Regel
unmittelbar auf seinen Fersen den Redacteur oder einen gleichdenkenden Freund
mit ebenso langem Athem, aber bessern Gründen hat. Denn lang und breit
muß die Predigt sein, sonst ist sie nicht gut. Bauer Peter oder Paul will
etwas für sein Geld haben, und wer lang hat, der läßt lang hängen, sagt
das Sprichwort.
Das dabei nicht hinter dem Berge gehalten und mit sehr kräftigen Wahr¬
heiten ins Feld gerückt wird, mögen einige Auszüge bezeugen. Als die thörichte
Phrase vom „Anschluß an Deutschland" durch die Vierziger-Erklärung von Kiel
aus in Umlauf gesetzt worden, sagte das Blatt am 2. Februar:
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