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Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

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Tagestempcratur von 11 Uhr Mittags bis 3 Uhr Nachmittags das nasse Ge¬
strüpp etwas abtrocknete, welches in den Frühstunden die Kleider sofort derartig
näßte, als ob sie aus dem Wasser gezogen wären. Die Waffen rösteten, das
Pulver versagte seine Dienste, auch das Wild war spärlicher und schwerer zu
erlegen. Bald gesellten sich zu der mangelhaften Ernährung und Körperpflege
noch Anzeichen von Krankheiten, namentlich Magenleiden, welche die Willens¬
kraft meiner Truppe mehr und mehr herabstimmten. Ich selbst war von an¬
haltender Diarrhöe hart mitgenommen, die bald allgemein ward und in den
viel gefürchteten und aufreibenden xu^jo, eine Art chronischer Ruhr, ausartete.
Die hin und hergehenden Fouragethierc nahmen Kranke mit fort und brachten
Ersatzleute herbei, welche letzteren'aber, wenn sie den Kranken auf halbem Wege
begegneten, über den Anblick erschreckt, wenig Neigung zeigten, ihren Contract
zu erfüllen, und häusig schleunigst umkehrten. Gefürchteter noch als Kälte und
Krankheit war der Umstand, daß wir ein Gebiet betreten hatten, das häufig
Von den ununterworfcnen Goajiro-Indianern auf ihren Jagdzügen durch¬
streift wurde. Man erzählte sich von Ueberfällen und Niedermchelungen. die
zu verschiedenen Zeiten an vordringenden Ansiedlern und Jägern verübt sein
sollten. Der Indianer, der sich Cbnst und Bürger nennt, hat vor seinem um-
getauft umherschweifenden Bruder eine gewaltige Furcht, derselbe steht beständig
mit giftigen Pfeilen und blutigen Scalpen vor seinen leicht erschreckten
Augen.

Mit welchem Entzücken ich endlich unter solchen Umständen, nach Ueber¬
windung unglaublicher Drangsale bei eignem kranken Körper, auf dem höchsten
Gebirgspaß, dem alto edel molto, das kleine Kreuz aufrichtete, welches nach
Landessitte immer den höchsten Uebergangspunkt bezeichnet, kann man sich vor¬
stellen. Auch die wenigen getreuen Mulatten und Indianer, die mir (es waren



/) Von^iro (Goachiro-) Indianer; der Stamm der Goajiro hat seine vollständige Un¬
abhängigkeit den beiden Staaten Venezuela und Neugranada gegenüber bis auf den heutigen
behauptet; unter verschiedenen Häuptlingen (Caziken) hat er die Halbinsel Guajiro, welche
'in Westen den Golf von Maracaibo umfaßt, nördlich von Maracaibo und Rio Hansa inne,
durch welche beide Nachbarrcpubliken auf der Karte ihre Grenze gezogen, über welche aber keine
von beiden eine effective Herrschaft ausübt. Den schmalen und langgedehnten Landstrich
Zwischen beiden Republiken von der Nordspitze der Halbinsel Guajiro bis südlich zum Cata-
tumbo und Rio Zulia hinunter, zwischen dem Balle Upar und dem Gebirge von Ocaira einer¬
seits, und Perija und den Küstenorten des Maracnibosces andrerseits -- der von aller Cultur
und allem Verkehr abgeschnitten, behaupten die Goajiros und ihnen verwandte Stämme
stellenweise ebenfalls, und wird er von einzelnen Zügen derselben zu verschiedenen Zeiten durch¬
streift. Sie waren immer das hauptsächliche Hindernis; des directen Verkehrs zwischen der
Lagune von Maracaibo und dem Valle de Upar und der Provinz Ocoria; nur einzelne Wenige
bestanden das Wagestück, den Landstrich der Guajiro zu durchkreuzen; der fremde Eindringling
Mdet selten eine freundliche Aufnahme, gewöhnlich den Tod. Die beiden Republiken sind
wir sich selbst zu sehr in Anspruch genommen, um an eine Unterwerfung der Goajiro durch
Militärische Kräfte denken zu können; nur die vordringende Cultur wird auch hier das Wert
ber Eroberung vollenden. Bei Rio Hansa und Maracaibo ist ein Militärcordon gegen die
G"nze zur Verhütung feindseliger Ausfälle vorgeschoben; durch diesen wird der Tauschhandel
Mischen reisenden Kaufleuten und den Indianern vermittelt; hauptsächlich sind es Pferde,
gegen Salz Branntwein, Zucker und Manufacturwaaren eingetauscht werden; aber auch
°>e Gefangenen die die Indianer in den beständigen Streitigkeiten unter sich einander ab-
?°denen. finden'hier einen billigen Verkauf, die unter der Bezeichnung "schütterte Arbeiter"
'n den Plantagen untergebracht werden, um daselbst die sogenannten Schulden abzuarbeiten,
°- h- bis ans Ende ihres Lebens Frohndienste zu leisten. Ehemals erschienen die Goajiro
beliebig in Maracaibo, aber wegen mancherlei Excessen, die sie ausgeübt, wird ihnen die
Ueberschreituna des Cordons nicht mehr gestattet. Ihre ganze Religion scheint sich auf die
°nulle Vorstellung von einem bösen übernatürlichen Wesen zu beschränken.

Tagestempcratur von 11 Uhr Mittags bis 3 Uhr Nachmittags das nasse Ge¬
strüpp etwas abtrocknete, welches in den Frühstunden die Kleider sofort derartig
näßte, als ob sie aus dem Wasser gezogen wären. Die Waffen rösteten, das
Pulver versagte seine Dienste, auch das Wild war spärlicher und schwerer zu
erlegen. Bald gesellten sich zu der mangelhaften Ernährung und Körperpflege
noch Anzeichen von Krankheiten, namentlich Magenleiden, welche die Willens¬
kraft meiner Truppe mehr und mehr herabstimmten. Ich selbst war von an¬
haltender Diarrhöe hart mitgenommen, die bald allgemein ward und in den
viel gefürchteten und aufreibenden xu^jo, eine Art chronischer Ruhr, ausartete.
Die hin und hergehenden Fouragethierc nahmen Kranke mit fort und brachten
Ersatzleute herbei, welche letzteren'aber, wenn sie den Kranken auf halbem Wege
begegneten, über den Anblick erschreckt, wenig Neigung zeigten, ihren Contract
zu erfüllen, und häusig schleunigst umkehrten. Gefürchteter noch als Kälte und
Krankheit war der Umstand, daß wir ein Gebiet betreten hatten, das häufig
Von den ununterworfcnen Goajiro-Indianern auf ihren Jagdzügen durch¬
streift wurde. Man erzählte sich von Ueberfällen und Niedermchelungen. die
zu verschiedenen Zeiten an vordringenden Ansiedlern und Jägern verübt sein
sollten. Der Indianer, der sich Cbnst und Bürger nennt, hat vor seinem um-
getauft umherschweifenden Bruder eine gewaltige Furcht, derselbe steht beständig
mit giftigen Pfeilen und blutigen Scalpen vor seinen leicht erschreckten
Augen.

Mit welchem Entzücken ich endlich unter solchen Umständen, nach Ueber¬
windung unglaublicher Drangsale bei eignem kranken Körper, auf dem höchsten
Gebirgspaß, dem alto edel molto, das kleine Kreuz aufrichtete, welches nach
Landessitte immer den höchsten Uebergangspunkt bezeichnet, kann man sich vor¬
stellen. Auch die wenigen getreuen Mulatten und Indianer, die mir (es waren



/) Von^iro (Goachiro-) Indianer; der Stamm der Goajiro hat seine vollständige Un¬
abhängigkeit den beiden Staaten Venezuela und Neugranada gegenüber bis auf den heutigen
behauptet; unter verschiedenen Häuptlingen (Caziken) hat er die Halbinsel Guajiro, welche
'in Westen den Golf von Maracaibo umfaßt, nördlich von Maracaibo und Rio Hansa inne,
durch welche beide Nachbarrcpubliken auf der Karte ihre Grenze gezogen, über welche aber keine
von beiden eine effective Herrschaft ausübt. Den schmalen und langgedehnten Landstrich
Zwischen beiden Republiken von der Nordspitze der Halbinsel Guajiro bis südlich zum Cata-
tumbo und Rio Zulia hinunter, zwischen dem Balle Upar und dem Gebirge von Ocaira einer¬
seits, und Perija und den Küstenorten des Maracnibosces andrerseits — der von aller Cultur
und allem Verkehr abgeschnitten, behaupten die Goajiros und ihnen verwandte Stämme
stellenweise ebenfalls, und wird er von einzelnen Zügen derselben zu verschiedenen Zeiten durch¬
streift. Sie waren immer das hauptsächliche Hindernis; des directen Verkehrs zwischen der
Lagune von Maracaibo und dem Valle de Upar und der Provinz Ocoria; nur einzelne Wenige
bestanden das Wagestück, den Landstrich der Guajiro zu durchkreuzen; der fremde Eindringling
Mdet selten eine freundliche Aufnahme, gewöhnlich den Tod. Die beiden Republiken sind
wir sich selbst zu sehr in Anspruch genommen, um an eine Unterwerfung der Goajiro durch
Militärische Kräfte denken zu können; nur die vordringende Cultur wird auch hier das Wert
ber Eroberung vollenden. Bei Rio Hansa und Maracaibo ist ein Militärcordon gegen die
G"nze zur Verhütung feindseliger Ausfälle vorgeschoben; durch diesen wird der Tauschhandel
Mischen reisenden Kaufleuten und den Indianern vermittelt; hauptsächlich sind es Pferde,
gegen Salz Branntwein, Zucker und Manufacturwaaren eingetauscht werden; aber auch
°>e Gefangenen die die Indianer in den beständigen Streitigkeiten unter sich einander ab-
?°denen. finden'hier einen billigen Verkauf, die unter der Bezeichnung „schütterte Arbeiter"
'n den Plantagen untergebracht werden, um daselbst die sogenannten Schulden abzuarbeiten,
°- h- bis ans Ende ihres Lebens Frohndienste zu leisten. Ehemals erschienen die Goajiro
beliebig in Maracaibo, aber wegen mancherlei Excessen, die sie ausgeübt, wird ihnen die
Ueberschreituna des Cordons nicht mehr gestattet. Ihre ganze Religion scheint sich auf die
°nulle Vorstellung von einem bösen übernatürlichen Wesen zu beschränken.
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[0295] Tagestempcratur von 11 Uhr Mittags bis 3 Uhr Nachmittags das nasse Ge¬ strüpp etwas abtrocknete, welches in den Frühstunden die Kleider sofort derartig näßte, als ob sie aus dem Wasser gezogen wären. Die Waffen rösteten, das Pulver versagte seine Dienste, auch das Wild war spärlicher und schwerer zu erlegen. Bald gesellten sich zu der mangelhaften Ernährung und Körperpflege noch Anzeichen von Krankheiten, namentlich Magenleiden, welche die Willens¬ kraft meiner Truppe mehr und mehr herabstimmten. Ich selbst war von an¬ haltender Diarrhöe hart mitgenommen, die bald allgemein ward und in den viel gefürchteten und aufreibenden xu^jo, eine Art chronischer Ruhr, ausartete. Die hin und hergehenden Fouragethierc nahmen Kranke mit fort und brachten Ersatzleute herbei, welche letzteren'aber, wenn sie den Kranken auf halbem Wege begegneten, über den Anblick erschreckt, wenig Neigung zeigten, ihren Contract zu erfüllen, und häusig schleunigst umkehrten. Gefürchteter noch als Kälte und Krankheit war der Umstand, daß wir ein Gebiet betreten hatten, das häufig Von den ununterworfcnen Goajiro-Indianern auf ihren Jagdzügen durch¬ streift wurde. Man erzählte sich von Ueberfällen und Niedermchelungen. die zu verschiedenen Zeiten an vordringenden Ansiedlern und Jägern verübt sein sollten. Der Indianer, der sich Cbnst und Bürger nennt, hat vor seinem um- getauft umherschweifenden Bruder eine gewaltige Furcht, derselbe steht beständig mit giftigen Pfeilen und blutigen Scalpen vor seinen leicht erschreckten Augen. Mit welchem Entzücken ich endlich unter solchen Umständen, nach Ueber¬ windung unglaublicher Drangsale bei eignem kranken Körper, auf dem höchsten Gebirgspaß, dem alto edel molto, das kleine Kreuz aufrichtete, welches nach Landessitte immer den höchsten Uebergangspunkt bezeichnet, kann man sich vor¬ stellen. Auch die wenigen getreuen Mulatten und Indianer, die mir (es waren /) Von^iro (Goachiro-) Indianer; der Stamm der Goajiro hat seine vollständige Un¬ abhängigkeit den beiden Staaten Venezuela und Neugranada gegenüber bis auf den heutigen behauptet; unter verschiedenen Häuptlingen (Caziken) hat er die Halbinsel Guajiro, welche 'in Westen den Golf von Maracaibo umfaßt, nördlich von Maracaibo und Rio Hansa inne, durch welche beide Nachbarrcpubliken auf der Karte ihre Grenze gezogen, über welche aber keine von beiden eine effective Herrschaft ausübt. Den schmalen und langgedehnten Landstrich Zwischen beiden Republiken von der Nordspitze der Halbinsel Guajiro bis südlich zum Cata- tumbo und Rio Zulia hinunter, zwischen dem Balle Upar und dem Gebirge von Ocaira einer¬ seits, und Perija und den Küstenorten des Maracnibosces andrerseits — der von aller Cultur und allem Verkehr abgeschnitten, behaupten die Goajiros und ihnen verwandte Stämme stellenweise ebenfalls, und wird er von einzelnen Zügen derselben zu verschiedenen Zeiten durch¬ streift. Sie waren immer das hauptsächliche Hindernis; des directen Verkehrs zwischen der Lagune von Maracaibo und dem Valle de Upar und der Provinz Ocoria; nur einzelne Wenige bestanden das Wagestück, den Landstrich der Guajiro zu durchkreuzen; der fremde Eindringling Mdet selten eine freundliche Aufnahme, gewöhnlich den Tod. Die beiden Republiken sind wir sich selbst zu sehr in Anspruch genommen, um an eine Unterwerfung der Goajiro durch Militärische Kräfte denken zu können; nur die vordringende Cultur wird auch hier das Wert ber Eroberung vollenden. Bei Rio Hansa und Maracaibo ist ein Militärcordon gegen die G"nze zur Verhütung feindseliger Ausfälle vorgeschoben; durch diesen wird der Tauschhandel Mischen reisenden Kaufleuten und den Indianern vermittelt; hauptsächlich sind es Pferde, gegen Salz Branntwein, Zucker und Manufacturwaaren eingetauscht werden; aber auch °>e Gefangenen die die Indianer in den beständigen Streitigkeiten unter sich einander ab- ?°denen. finden'hier einen billigen Verkauf, die unter der Bezeichnung „schütterte Arbeiter" 'n den Plantagen untergebracht werden, um daselbst die sogenannten Schulden abzuarbeiten, °- h- bis ans Ende ihres Lebens Frohndienste zu leisten. Ehemals erschienen die Goajiro beliebig in Maracaibo, aber wegen mancherlei Excessen, die sie ausgeübt, wird ihnen die Ueberschreituna des Cordons nicht mehr gestattet. Ihre ganze Religion scheint sich auf die °nulle Vorstellung von einem bösen übernatürlichen Wesen zu beschränken.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/295>, abgerufen am 28.09.2024.