Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Portraits von Brunetto Latini, dem Lehrer Dantes, und von Messer Corso
Donati, einem vornehmen Bürger jener Zeit."*)

An einer andern Stelle**) spricht er von dem giottoschen Portrait Dantes
in Se. Croce mit indirecten Worten. Bei der Beschreibung von Michelangelos
Leichenbegängnis^ in Florenz und der Ausschmückung der Todtenkapelle in
Se. Lorenzo nennt er verschiedene Portraits, die für diese Gelegenheit gemacht
worden, und darunter eins von Giotto, welches dadurch kenntlich sei, daß der
Maler in seiner Hand "eine .kleine Tafel hält, den jugendlichen Dante dar¬
stellend, in der Manier, wie er von Giotto in Se. Croce gemalt worden."
Außer diesen Porträts von Dante, die Giotto zugeschrieben sind oder zuge¬
schrieben werden konnten, werden noch andere erwähnt. Nach Vasari soll
Taddeo Gaddi, der beste Schüler Giottos, eine Seite des Tramezzo in der
Kirche von Se. Croce zu Florenz mit Fresken verziert, und indem er im
"Wunder des heiligen Franziskus" die Wiedererweckung des spini Kindes dar¬
gestellt, die Portraits von Giotto, Dante und Guido Cavalcante darin an¬
gebracht haben. Die Niederreißung des Tramezzo von Vasari selbst verursachte
die Zerstörung des Bildes.

Im Jahre 1430 hielt ein Franziskanermönch Antonio in der Kirche von
Se. Croce zu Florenz eine Reihe von Vorlesungen über Dantes Divinia
Commedia. Die Rednerbühne war mit einem Porträt des Dichters geschmückt,
das verloren gegangen ist. Statt dessen besitzen wir ein anderes von Dome-
nico de' Mechelino, ebenfalls in Se. Croce und nach einem Entwurf von Alesso
Baldorinetti im Jahr 146ö ausgeführt. Ohne Zweifel ist es von einem älteren
Portrait copirt, und zwar mit jenem Mangel an Kraft, der einen Künstler
dritten Ranges charakterisirt. Dante ist darin in mittleren Jahren dargestellt.
Ein früheres Bild, das uns ihn gleichfalls als Mann von mittleren Jahren
zeigt, findet sich in einem Codex der Divina Commedia in der Expalatina-
Bibliothek in Florenz. Es verräth die charakteristischen Züge von Agnolo
Gaddis Hand und rührt daher aus dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts her.

Dann enthält der Codex im Riccardiana zu Florenz ein Portrait, das dem
in der Kapelle des Podesta ähnlicher ist, als das soeben erwähnte, aber in der
Kleidung moderner scheint und vielleicht aus der Mitte des fünfzehnten Jahr¬
hunderts stammt.

Ein drittes tritt als kleines Miniaturbild in ganzer Figur auf in einem
Codex Ur. 174 (Codex Laurentianus genannt) in Florenz, in welchem die
Zeichnung fehlerhaft, das Gesicht eine Caricatur des Dichters ist, und welches
dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts angehört.




") Vasari, Vol. I. p, 311.
Vasari, Vol. XII. x. L02.

Portraits von Brunetto Latini, dem Lehrer Dantes, und von Messer Corso
Donati, einem vornehmen Bürger jener Zeit."*)

An einer andern Stelle**) spricht er von dem giottoschen Portrait Dantes
in Se. Croce mit indirecten Worten. Bei der Beschreibung von Michelangelos
Leichenbegängnis^ in Florenz und der Ausschmückung der Todtenkapelle in
Se. Lorenzo nennt er verschiedene Portraits, die für diese Gelegenheit gemacht
worden, und darunter eins von Giotto, welches dadurch kenntlich sei, daß der
Maler in seiner Hand „eine .kleine Tafel hält, den jugendlichen Dante dar¬
stellend, in der Manier, wie er von Giotto in Se. Croce gemalt worden."
Außer diesen Porträts von Dante, die Giotto zugeschrieben sind oder zuge¬
schrieben werden konnten, werden noch andere erwähnt. Nach Vasari soll
Taddeo Gaddi, der beste Schüler Giottos, eine Seite des Tramezzo in der
Kirche von Se. Croce zu Florenz mit Fresken verziert, und indem er im
„Wunder des heiligen Franziskus" die Wiedererweckung des spini Kindes dar¬
gestellt, die Portraits von Giotto, Dante und Guido Cavalcante darin an¬
gebracht haben. Die Niederreißung des Tramezzo von Vasari selbst verursachte
die Zerstörung des Bildes.

Im Jahre 1430 hielt ein Franziskanermönch Antonio in der Kirche von
Se. Croce zu Florenz eine Reihe von Vorlesungen über Dantes Divinia
Commedia. Die Rednerbühne war mit einem Porträt des Dichters geschmückt,
das verloren gegangen ist. Statt dessen besitzen wir ein anderes von Dome-
nico de' Mechelino, ebenfalls in Se. Croce und nach einem Entwurf von Alesso
Baldorinetti im Jahr 146ö ausgeführt. Ohne Zweifel ist es von einem älteren
Portrait copirt, und zwar mit jenem Mangel an Kraft, der einen Künstler
dritten Ranges charakterisirt. Dante ist darin in mittleren Jahren dargestellt.
Ein früheres Bild, das uns ihn gleichfalls als Mann von mittleren Jahren
zeigt, findet sich in einem Codex der Divina Commedia in der Expalatina-
Bibliothek in Florenz. Es verräth die charakteristischen Züge von Agnolo
Gaddis Hand und rührt daher aus dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts her.

Dann enthält der Codex im Riccardiana zu Florenz ein Portrait, das dem
in der Kapelle des Podesta ähnlicher ist, als das soeben erwähnte, aber in der
Kleidung moderner scheint und vielleicht aus der Mitte des fünfzehnten Jahr¬
hunderts stammt.

Ein drittes tritt als kleines Miniaturbild in ganzer Figur auf in einem
Codex Ur. 174 (Codex Laurentianus genannt) in Florenz, in welchem die
Zeichnung fehlerhaft, das Gesicht eine Caricatur des Dichters ist, und welches
dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts angehört.




") Vasari, Vol. I. p, 311.
Vasari, Vol. XII. x. L02.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/283081"/>
          <p xml:id="ID_916" prev="#ID_915"> Portraits von Brunetto Latini, dem Lehrer Dantes, und von Messer Corso<lb/>
Donati, einem vornehmen Bürger jener Zeit."*)</p><lb/>
          <p xml:id="ID_917"> An einer andern Stelle**) spricht er von dem giottoschen Portrait Dantes<lb/>
in Se. Croce mit indirecten Worten. Bei der Beschreibung von Michelangelos<lb/>
Leichenbegängnis^ in Florenz und der Ausschmückung der Todtenkapelle in<lb/>
Se. Lorenzo nennt er verschiedene Portraits, die für diese Gelegenheit gemacht<lb/>
worden, und darunter eins von Giotto, welches dadurch kenntlich sei, daß der<lb/>
Maler in seiner Hand &#x201E;eine .kleine Tafel hält, den jugendlichen Dante dar¬<lb/>
stellend, in der Manier, wie er von Giotto in Se. Croce gemalt worden."<lb/>
Außer diesen Porträts von Dante, die Giotto zugeschrieben sind oder zuge¬<lb/>
schrieben werden konnten, werden noch andere erwähnt. Nach Vasari soll<lb/>
Taddeo Gaddi, der beste Schüler Giottos, eine Seite des Tramezzo in der<lb/>
Kirche von Se. Croce zu Florenz mit Fresken verziert, und indem er im<lb/>
&#x201E;Wunder des heiligen Franziskus" die Wiedererweckung des spini Kindes dar¬<lb/>
gestellt, die Portraits von Giotto, Dante und Guido Cavalcante darin an¬<lb/>
gebracht haben. Die Niederreißung des Tramezzo von Vasari selbst verursachte<lb/>
die Zerstörung des Bildes.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_918"> Im Jahre 1430 hielt ein Franziskanermönch Antonio in der Kirche von<lb/>
Se. Croce zu Florenz eine Reihe von Vorlesungen über Dantes Divinia<lb/>
Commedia. Die Rednerbühne war mit einem Porträt des Dichters geschmückt,<lb/>
das verloren gegangen ist. Statt dessen besitzen wir ein anderes von Dome-<lb/>
nico de' Mechelino, ebenfalls in Se. Croce und nach einem Entwurf von Alesso<lb/>
Baldorinetti im Jahr 146ö ausgeführt. Ohne Zweifel ist es von einem älteren<lb/>
Portrait copirt, und zwar mit jenem Mangel an Kraft, der einen Künstler<lb/>
dritten Ranges charakterisirt. Dante ist darin in mittleren Jahren dargestellt.<lb/>
Ein früheres Bild, das uns ihn gleichfalls als Mann von mittleren Jahren<lb/>
zeigt, findet sich in einem Codex der Divina Commedia in der Expalatina-<lb/>
Bibliothek in Florenz. Es verräth die charakteristischen Züge von Agnolo<lb/>
Gaddis Hand und rührt daher aus dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts her.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_919"> Dann enthält der Codex im Riccardiana zu Florenz ein Portrait, das dem<lb/>
in der Kapelle des Podesta ähnlicher ist, als das soeben erwähnte, aber in der<lb/>
Kleidung moderner scheint und vielleicht aus der Mitte des fünfzehnten Jahr¬<lb/>
hunderts stammt.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_920"> Ein drittes tritt als kleines Miniaturbild in ganzer Figur auf in einem<lb/>
Codex Ur. 174 (Codex Laurentianus genannt) in Florenz, in welchem die<lb/>
Zeichnung fehlerhaft, das Gesicht eine Caricatur des Dichters ist, und welches<lb/>
dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts angehört.</p><lb/>
          <note xml:id="FID_58" place="foot"> ") Vasari, Vol. I. p, 311.</note><lb/>
          <note xml:id="FID_59" place="foot"> Vasari, Vol. XII. x. L02.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0284] Portraits von Brunetto Latini, dem Lehrer Dantes, und von Messer Corso Donati, einem vornehmen Bürger jener Zeit."*) An einer andern Stelle**) spricht er von dem giottoschen Portrait Dantes in Se. Croce mit indirecten Worten. Bei der Beschreibung von Michelangelos Leichenbegängnis^ in Florenz und der Ausschmückung der Todtenkapelle in Se. Lorenzo nennt er verschiedene Portraits, die für diese Gelegenheit gemacht worden, und darunter eins von Giotto, welches dadurch kenntlich sei, daß der Maler in seiner Hand „eine .kleine Tafel hält, den jugendlichen Dante dar¬ stellend, in der Manier, wie er von Giotto in Se. Croce gemalt worden." Außer diesen Porträts von Dante, die Giotto zugeschrieben sind oder zuge¬ schrieben werden konnten, werden noch andere erwähnt. Nach Vasari soll Taddeo Gaddi, der beste Schüler Giottos, eine Seite des Tramezzo in der Kirche von Se. Croce zu Florenz mit Fresken verziert, und indem er im „Wunder des heiligen Franziskus" die Wiedererweckung des spini Kindes dar¬ gestellt, die Portraits von Giotto, Dante und Guido Cavalcante darin an¬ gebracht haben. Die Niederreißung des Tramezzo von Vasari selbst verursachte die Zerstörung des Bildes. Im Jahre 1430 hielt ein Franziskanermönch Antonio in der Kirche von Se. Croce zu Florenz eine Reihe von Vorlesungen über Dantes Divinia Commedia. Die Rednerbühne war mit einem Porträt des Dichters geschmückt, das verloren gegangen ist. Statt dessen besitzen wir ein anderes von Dome- nico de' Mechelino, ebenfalls in Se. Croce und nach einem Entwurf von Alesso Baldorinetti im Jahr 146ö ausgeführt. Ohne Zweifel ist es von einem älteren Portrait copirt, und zwar mit jenem Mangel an Kraft, der einen Künstler dritten Ranges charakterisirt. Dante ist darin in mittleren Jahren dargestellt. Ein früheres Bild, das uns ihn gleichfalls als Mann von mittleren Jahren zeigt, findet sich in einem Codex der Divina Commedia in der Expalatina- Bibliothek in Florenz. Es verräth die charakteristischen Züge von Agnolo Gaddis Hand und rührt daher aus dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts her. Dann enthält der Codex im Riccardiana zu Florenz ein Portrait, das dem in der Kapelle des Podesta ähnlicher ist, als das soeben erwähnte, aber in der Kleidung moderner scheint und vielleicht aus der Mitte des fünfzehnten Jahr¬ hunderts stammt. Ein drittes tritt als kleines Miniaturbild in ganzer Figur auf in einem Codex Ur. 174 (Codex Laurentianus genannt) in Florenz, in welchem die Zeichnung fehlerhaft, das Gesicht eine Caricatur des Dichters ist, und welches dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts angehört. ") Vasari, Vol. I. p, 311. Vasari, Vol. XII. x. L02.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/284
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 24, 1865, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341801_282796/284>, abgerufen am 29.06.2024.