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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Lust hatten, vor ihrer bevorstehenden Auflösung sich noch den Gefahren einer
Schlacht auszusetzen, Patterson konnte mithin seinen Gegner Johnston nicht
davon abhalten, der Hauptarmee bei Manassas I. zu Hilfe zu euer; er ver¬
lor infolge dessen seinen Posten, den nunmehr Gi. Banks einnahm.

Mac Dowell brach am 16. von Washington auf; Beauregard, von seinem
Lormarsch unterrichtet, wich vor ihm zurück. Am 18. stieß die Avantgarde des
Nordens aus den Feind am Bull Rum, 4'/- deutsche Meile von Washington, am 20.
war die Armee schlagfertig und am 21. Morgens rückte sie zur Schlacht vor. --

Mac Dowell hatte 5 Divisionen ^ 2 Brigaden, ^ 4 Regimenter oder
vier Bataillone; von diesen nahm er drei Divisionen in die Front, zwei in
Reserve, demonstrirte mit einer Brigade in der feindlichen linken Flanke, be°
schästtgte die feindliche Front mit der zweiten Brigade der Division Tylor, griff
mit der Division Hunter den feindlichen linken Flügel an und umging diesen
Flügel mit der dritten Division Hcintzelmann. Wenn man nun erfährt, daß
man von der Starke des Gegners gar nichts wußte, daß der Wald gar keine
Uebersicht gestattete und daß die Truppen jeder Disciplin entbehrten, um der
Führung im Gefecht zu gehorchen, so muß man über diese Disposition erstau¬
nen. Nur solche Umgehungen, welche innerhalb des eigenen und des feindlichen
Feucrbereichs statthaben, bleiben in der Hand des Führers und verheißen Erfolg;
Umgehungen aber, welche den Feind erst suchen, finden ihn oft in unbequemer
Gegend. So erging es hier der Division Hcintzelmann. Sie wurde von dem
von Harpersferry heranrückenden Johnston selbst in die Flanke genommen und
in großer Unordnung zurückgeworfen. Ihre Flucht steckte die übrigen Truppen
an und in wilder Hast wälzten sich die Massen in vollster Auflösung nach Washing¬
ton zurück, wo sie am 22. Morgens anlangten; sie legten auf diese Weise in
zwölf Stunden einen Weg zurück, zu welchem sie vorher drei Tage gebraucht
hatten. So gering die physischen Verluste waren -- der Norden verlor 481
Todte, 1011 Berwundete und 1460 Gefangene -- so bedeutend waren die mo¬
ralischen. Die Union war nicht nur im ersten Zusammentreffen mit dem ver¬
achteten Gegner geschlagen, sondern ihre Armee war auch total aufgelöst, die
Truppen zum großen Theil gleich bis in ihre Heimath gelaufen und dort aus¬
einandergegangen. Wenn die Conföberirten unmittelbar folgten und Washing¬
ton angriffen, so wäre es ihnen ohne Frage in die Hände gefallen, aber sie
sind entweder nicht in der nothwendigen Verfassung dazu gewesen oder sie woll¬
ten durch Respectiruug der Grenzen den Frieden erleichtern, zu dem sie den
Norden jetzt geneigt glaubten. Darin freilich irrten sie. Die Größe des Schla¬
ges bestimmte die Höhe der Bestrebungen, denselben wieder gut zu machen.
Der Congreß stellte der Regierung zu diesem Zweck alle Mittel zu Gebote.
Mac T vwel wurde entfernt und in seine Stelle der siegreiche Mac Clellan be¬
rufen, der sofort an die Neuorganisation der Armee schritt und damit die noch


Lust hatten, vor ihrer bevorstehenden Auflösung sich noch den Gefahren einer
Schlacht auszusetzen, Patterson konnte mithin seinen Gegner Johnston nicht
davon abhalten, der Hauptarmee bei Manassas I. zu Hilfe zu euer; er ver¬
lor infolge dessen seinen Posten, den nunmehr Gi. Banks einnahm.

Mac Dowell brach am 16. von Washington auf; Beauregard, von seinem
Lormarsch unterrichtet, wich vor ihm zurück. Am 18. stieß die Avantgarde des
Nordens aus den Feind am Bull Rum, 4'/- deutsche Meile von Washington, am 20.
war die Armee schlagfertig und am 21. Morgens rückte sie zur Schlacht vor. —

Mac Dowell hatte 5 Divisionen ^ 2 Brigaden, ^ 4 Regimenter oder
vier Bataillone; von diesen nahm er drei Divisionen in die Front, zwei in
Reserve, demonstrirte mit einer Brigade in der feindlichen linken Flanke, be°
schästtgte die feindliche Front mit der zweiten Brigade der Division Tylor, griff
mit der Division Hunter den feindlichen linken Flügel an und umging diesen
Flügel mit der dritten Division Hcintzelmann. Wenn man nun erfährt, daß
man von der Starke des Gegners gar nichts wußte, daß der Wald gar keine
Uebersicht gestattete und daß die Truppen jeder Disciplin entbehrten, um der
Führung im Gefecht zu gehorchen, so muß man über diese Disposition erstau¬
nen. Nur solche Umgehungen, welche innerhalb des eigenen und des feindlichen
Feucrbereichs statthaben, bleiben in der Hand des Führers und verheißen Erfolg;
Umgehungen aber, welche den Feind erst suchen, finden ihn oft in unbequemer
Gegend. So erging es hier der Division Hcintzelmann. Sie wurde von dem
von Harpersferry heranrückenden Johnston selbst in die Flanke genommen und
in großer Unordnung zurückgeworfen. Ihre Flucht steckte die übrigen Truppen
an und in wilder Hast wälzten sich die Massen in vollster Auflösung nach Washing¬
ton zurück, wo sie am 22. Morgens anlangten; sie legten auf diese Weise in
zwölf Stunden einen Weg zurück, zu welchem sie vorher drei Tage gebraucht
hatten. So gering die physischen Verluste waren — der Norden verlor 481
Todte, 1011 Berwundete und 1460 Gefangene — so bedeutend waren die mo¬
ralischen. Die Union war nicht nur im ersten Zusammentreffen mit dem ver¬
achteten Gegner geschlagen, sondern ihre Armee war auch total aufgelöst, die
Truppen zum großen Theil gleich bis in ihre Heimath gelaufen und dort aus¬
einandergegangen. Wenn die Conföberirten unmittelbar folgten und Washing¬
ton angriffen, so wäre es ihnen ohne Frage in die Hände gefallen, aber sie
sind entweder nicht in der nothwendigen Verfassung dazu gewesen oder sie woll¬
ten durch Respectiruug der Grenzen den Frieden erleichtern, zu dem sie den
Norden jetzt geneigt glaubten. Darin freilich irrten sie. Die Größe des Schla¬
ges bestimmte die Höhe der Bestrebungen, denselben wieder gut zu machen.
Der Congreß stellte der Regierung zu diesem Zweck alle Mittel zu Gebote.
Mac T vwel wurde entfernt und in seine Stelle der siegreiche Mac Clellan be¬
rufen, der sofort an die Neuorganisation der Armee schritt und damit die noch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/460>, abgerufen am 22.07.2024.