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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

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Staaten zu Hilfe; die Streitkräfte mehren sich und zwingen zu Armeeorgani¬
sationen, die alsbald den Krieg herbeiführen. Bei der ersten Begegnung der
Heere aber bei Bull Rum, beweisen sie sich als unbrauchbar, beide Seiten stehen
zunächst vom Kampfe ab und beschließen, erst ihre Streitkräfte zu reformiren.
Der Winter 1861 aus 1862 wird auf ihre Ausbildung verwandt und der eigent¬
liche Krieg beginnt erst mit dem nächsten Jahre. Wir könnten deshalb das
Jahr 1861 ohne Schaden für unsre Kenntnisse übergehen, wenn nicht ge¬
rade die negativen Eigenschaften der Vorgänge, die es bringt, dazu beitrügen,
die Schärfe der dortigen Gegensätze und die Große der einander entgegen
stehenden Verhältnisse im Vergleich mit den unsrigen darzuthun.

Die Zeit vom Wahltag, 4. November 1860, bis zum Tage des Regierungs¬
wechsels, den 4. März 1861, wurde vom Süden benutzt, um unter dem Schutze
und der Hilfe seines Präsidenten Buchanan sich zu rüsten und den Norden zu
schwächen. Dies geschah, wie wir andeuteten, indem man die Streitkräfte der
Union dem Norden möglichst entführte, die Vorräthe an Waffen und Aus¬
rüstungszeug meist in den südlichen Zeughäusern und Forts sammelte, die re¬
gulären Truppen nicht ergänzte, um sie, so weit man ihrer nicht zur Besetzung
der Forts und zur Handhabung der Polizei ze. in Californien bedürfte, in
Texas, im innersten Winkel des Südens aufzustellen, indem man andrerseits
die Marine, welche in ihren leitenden und dienenden Elementen den seefahrenden
Nordstaaten angehörte, über die Meere verstreute. Es wurden ferner in den
Südstaaten die Parteien organisirt und diese Trennung von der Union zur Loo-
sung gemacht. Die Legislaturen sprachen endlich die Trennung aus und ver¬
fügten, daß alles Gut der Republik, was in den einzelnen Staaten lag. als
rechtmäßiger Antheil am Ganzen in Besitz genommen werde, eine Maßregel,
welche zunächst und vorwiegend die Occupation der zahlreichen Befestigungen
bedeutete, die infolge des englischen Krieges zum Schutz aller bedeuten¬
deren Häfen angelegt waren. Nur an drei Orten mißlang das, nämlich
bei dem virginischen Fort Monroe an der Mündung der Chesapeake-Bai,
im Hafen von Charlesto" beim Fort Sünder in Südcarolina und im Hafen
von Pensacola in Florida beim Fort Platens.

Von diesen war Fort Sünder bestimmt, die erste bedeutende Rolle zu
spielen. Im, heißblütigen Südcarolina gelegen, bot es diesem die Secession
führenden Staate den Anhaltepunkt, um handelnd gegen die Union aufzutreten.
Der Commandant des Forts weigerte die Uebergabe, Südcarolina ccrnirte den
Platz und der Präsident Buchanan verbot dem Commandanten alle Feindselig¬
keiten, ja er weigerte sich sogar dann Gewalt zu gestatten, als die zur Verpro-
viantirung des Forts ankommenden Unionsschiffe verhindert wurden, sich dem¬
selben zu nähern.

Der Süden schritt in seiner Consolidation rasch vorwärts. Ende Februar


Staaten zu Hilfe; die Streitkräfte mehren sich und zwingen zu Armeeorgani¬
sationen, die alsbald den Krieg herbeiführen. Bei der ersten Begegnung der
Heere aber bei Bull Rum, beweisen sie sich als unbrauchbar, beide Seiten stehen
zunächst vom Kampfe ab und beschließen, erst ihre Streitkräfte zu reformiren.
Der Winter 1861 aus 1862 wird auf ihre Ausbildung verwandt und der eigent¬
liche Krieg beginnt erst mit dem nächsten Jahre. Wir könnten deshalb das
Jahr 1861 ohne Schaden für unsre Kenntnisse übergehen, wenn nicht ge¬
rade die negativen Eigenschaften der Vorgänge, die es bringt, dazu beitrügen,
die Schärfe der dortigen Gegensätze und die Große der einander entgegen
stehenden Verhältnisse im Vergleich mit den unsrigen darzuthun.

Die Zeit vom Wahltag, 4. November 1860, bis zum Tage des Regierungs¬
wechsels, den 4. März 1861, wurde vom Süden benutzt, um unter dem Schutze
und der Hilfe seines Präsidenten Buchanan sich zu rüsten und den Norden zu
schwächen. Dies geschah, wie wir andeuteten, indem man die Streitkräfte der
Union dem Norden möglichst entführte, die Vorräthe an Waffen und Aus¬
rüstungszeug meist in den südlichen Zeughäusern und Forts sammelte, die re¬
gulären Truppen nicht ergänzte, um sie, so weit man ihrer nicht zur Besetzung
der Forts und zur Handhabung der Polizei ze. in Californien bedürfte, in
Texas, im innersten Winkel des Südens aufzustellen, indem man andrerseits
die Marine, welche in ihren leitenden und dienenden Elementen den seefahrenden
Nordstaaten angehörte, über die Meere verstreute. Es wurden ferner in den
Südstaaten die Parteien organisirt und diese Trennung von der Union zur Loo-
sung gemacht. Die Legislaturen sprachen endlich die Trennung aus und ver¬
fügten, daß alles Gut der Republik, was in den einzelnen Staaten lag. als
rechtmäßiger Antheil am Ganzen in Besitz genommen werde, eine Maßregel,
welche zunächst und vorwiegend die Occupation der zahlreichen Befestigungen
bedeutete, die infolge des englischen Krieges zum Schutz aller bedeuten¬
deren Häfen angelegt waren. Nur an drei Orten mißlang das, nämlich
bei dem virginischen Fort Monroe an der Mündung der Chesapeake-Bai,
im Hafen von Charlesto» beim Fort Sünder in Südcarolina und im Hafen
von Pensacola in Florida beim Fort Platens.

Von diesen war Fort Sünder bestimmt, die erste bedeutende Rolle zu
spielen. Im, heißblütigen Südcarolina gelegen, bot es diesem die Secession
führenden Staate den Anhaltepunkt, um handelnd gegen die Union aufzutreten.
Der Commandant des Forts weigerte die Uebergabe, Südcarolina ccrnirte den
Platz und der Präsident Buchanan verbot dem Commandanten alle Feindselig¬
keiten, ja er weigerte sich sogar dann Gewalt zu gestatten, als die zur Verpro-
viantirung des Forts ankommenden Unionsschiffe verhindert wurden, sich dem¬
selben zu nähern.

Der Süden schritt in seiner Consolidation rasch vorwärts. Ende Februar


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[0394] Staaten zu Hilfe; die Streitkräfte mehren sich und zwingen zu Armeeorgani¬ sationen, die alsbald den Krieg herbeiführen. Bei der ersten Begegnung der Heere aber bei Bull Rum, beweisen sie sich als unbrauchbar, beide Seiten stehen zunächst vom Kampfe ab und beschließen, erst ihre Streitkräfte zu reformiren. Der Winter 1861 aus 1862 wird auf ihre Ausbildung verwandt und der eigent¬ liche Krieg beginnt erst mit dem nächsten Jahre. Wir könnten deshalb das Jahr 1861 ohne Schaden für unsre Kenntnisse übergehen, wenn nicht ge¬ rade die negativen Eigenschaften der Vorgänge, die es bringt, dazu beitrügen, die Schärfe der dortigen Gegensätze und die Große der einander entgegen stehenden Verhältnisse im Vergleich mit den unsrigen darzuthun. Die Zeit vom Wahltag, 4. November 1860, bis zum Tage des Regierungs¬ wechsels, den 4. März 1861, wurde vom Süden benutzt, um unter dem Schutze und der Hilfe seines Präsidenten Buchanan sich zu rüsten und den Norden zu schwächen. Dies geschah, wie wir andeuteten, indem man die Streitkräfte der Union dem Norden möglichst entführte, die Vorräthe an Waffen und Aus¬ rüstungszeug meist in den südlichen Zeughäusern und Forts sammelte, die re¬ gulären Truppen nicht ergänzte, um sie, so weit man ihrer nicht zur Besetzung der Forts und zur Handhabung der Polizei ze. in Californien bedürfte, in Texas, im innersten Winkel des Südens aufzustellen, indem man andrerseits die Marine, welche in ihren leitenden und dienenden Elementen den seefahrenden Nordstaaten angehörte, über die Meere verstreute. Es wurden ferner in den Südstaaten die Parteien organisirt und diese Trennung von der Union zur Loo- sung gemacht. Die Legislaturen sprachen endlich die Trennung aus und ver¬ fügten, daß alles Gut der Republik, was in den einzelnen Staaten lag. als rechtmäßiger Antheil am Ganzen in Besitz genommen werde, eine Maßregel, welche zunächst und vorwiegend die Occupation der zahlreichen Befestigungen bedeutete, die infolge des englischen Krieges zum Schutz aller bedeuten¬ deren Häfen angelegt waren. Nur an drei Orten mißlang das, nämlich bei dem virginischen Fort Monroe an der Mündung der Chesapeake-Bai, im Hafen von Charlesto» beim Fort Sünder in Südcarolina und im Hafen von Pensacola in Florida beim Fort Platens. Von diesen war Fort Sünder bestimmt, die erste bedeutende Rolle zu spielen. Im, heißblütigen Südcarolina gelegen, bot es diesem die Secession führenden Staate den Anhaltepunkt, um handelnd gegen die Union aufzutreten. Der Commandant des Forts weigerte die Uebergabe, Südcarolina ccrnirte den Platz und der Präsident Buchanan verbot dem Commandanten alle Feindselig¬ keiten, ja er weigerte sich sogar dann Gewalt zu gestatten, als die zur Verpro- viantirung des Forts ankommenden Unionsschiffe verhindert wurden, sich dem¬ selben zu nähern. Der Süden schritt in seiner Consolidation rasch vorwärts. Ende Februar

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/394>, abgerufen am 22.07.2024.