Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.Da indeß die Franzosen, die sich um Landau concentrirt hatten, leine Miene .Unter dem Eindrucke dieser für die kaiserliche Armee ziemlich niederschla¬ Wie wenig Bürgschaft für ein tüchtiges Zusammenwirken die bloße Ver¬ Unser Dietrich von Buch selbst war es. der die ersten Erfahrungen darüber Grcuzbotm IV. 1864. 47
Da indeß die Franzosen, die sich um Landau concentrirt hatten, leine Miene .Unter dem Eindrucke dieser für die kaiserliche Armee ziemlich niederschla¬ Wie wenig Bürgschaft für ein tüchtiges Zusammenwirken die bloße Ver¬ Unser Dietrich von Buch selbst war es. der die ersten Erfahrungen darüber Grcuzbotm IV. 1864. 47
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Da indeß die Franzosen, die sich um Landau concentrirt hatten, leine Miene
zum Angriff machten, siing der kaiserliche General über den Rhein zurück, um
ihn bald wieder bei Straßburg zu überschreiten; von dort aus weiter operirend
erhielt er von Türenne, welcher ihm cntgegenmarschirtc, am 24. September
einen derben Stoß, der ihn nöthigte, sich aus Straßburg zurückzukehren.
.Unter dem Eindrucke dieser für die kaiserliche Armee ziemlich niederschla¬
genden Erfahrungen machte nun der Kurfürst seine Versuche, mit Bournonville
ins Einvernehmen zu treten. Es hing begreiflicherweise so gut wie alles da¬
von ab, daß man sich gegenseitig mit Coulanz und Bereitwilligkeit unterstützte.
Aber Friedrich Wilhelm fand in dem General ganz den Mann nach dem Her¬
zen des wiener Cabinets, das alle Transaetioncn mit Brandenburg mir dein
berüchtigten cLttii-an ekirsvo behandelte: „uns gefällt kein mächtiger Fürst der
Wenden an der Ostsee". Ueber die absichtliche Indolenz dieses Herrn sollte er
bald verständliche Aufschlüsse erhalten, die zwar das Gute mit sich brachten,
daß er vor der Gefahr bewahrt wurde, sich auf die Kaiserlichen zu verlassen,
die aber zugleich darnach angethan waren, dem ganzen Unternehmen das trau¬
rigste Prognostikon des Mißerfolgs zu geben. Brandenburg ein Nein zu stellen
schien der wiener Politik und ihrem würdigen Zögling im Felde wichtiger, als
den Franzosen etwas auszuwischen. Denn geschah ersteres nicht, so war für
Haus und Altar Sorge; wurde letzteres versäumt, so trug ja nur das „Reich"
den Schaden!
Wie wenig Bürgschaft für ein tüchtiges Zusammenwirken die bloße Ver¬
ewigung der verschiedenen bunt genug zusammengewürfelten Truppen, im Gan¬
zen 36.000. gab, die am 5. October bei Blesheim in der Nähe von Straßburg
erfolgte, sollte sich bald zeigen.
Unser Dietrich von Buch selbst war es. der die ersten Erfahrungen darüber
machte. Um Mitternacht des 7. October ertheilte ihm der Kurfürst nach einer
sehr ehrenvollen Anrede, die gwßcs Vertrauen in seine Treue und Umsicht kund-
gab, den wichtigen Auftrag, den kaiserlichen Feldmarschall alsbald aufzusüßen
und ihn zu veranlassen, daß er sich sofort in Marsch setze und die beiden vor
der Front befindlichen kleinen Flüsse rechtzeitig überschreite, damit er zur Un¬
terstützung bereit sei, wenn der Kurfürst vom Feinde attakirt wurde, was »ah
vorauszusehen war. Der linke Flügel nämlicl,, welchen die brandenburgischen
Truppen ausmachten, befand sich viel dichter vorm Feinde als die Kaiserlichen.
Die Forderung war nicht blos verständig, sondern unerläßlich; indeß Herr Bour-
nonville sah die Sache anders an und war schlechterdings nicht vorwärts zu be¬
wegen. Auf dem Rückwege, den er unverrichteter Dinge antreten mußte, um
bei Zeiten zu rapportiren. fand Buch die brandenburgische Kavallerie schon im
Gefecht, Straßburg zur Rechten, die Prausch der ganzen Länge nach im Rücken,
den ersten Vormittagsstunden ließ der Kurfürst drei Schüsse aus Vierund-
Grcuzbotm IV. 1864. 47
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