Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

zwar 1) an Kürassiren (Trabanten, Leibregiment, Kurprinz, Prinz Friedrich,
Derfflinger, Anhalt-Dessau, Hessen-Homburg, Görtzke, Lüdeke, Mörner, Herzog
von Croy, Mecklenburg) zusammen 0300 Pferde, und 2) an Dragonern (Derff¬
linger und Bomsdvrf) 1320 Pferde; in Sununa 10/126 Man" betrug; dazu
20 Geschütze mit Bedienung.

Unter den Führern dieser Truppen ragten besonders hervor: Generalfeld-
marschall Derfflinger, damals 68 Jahr alt, die Generalmajors v. Görtzke und
Lüdeke, jener 63, dieser 71 Jahr alt, Generalleutnant v. d. Goltz, ein Fünf¬
ziger; ferner die Prinzen Friedrich von Hessen-Homburg, General der Cavallerie,
41 Jahr, Kurprinz Karl Aemit, Generalmajor, 19 Jahr alt und August von
Holstein-Plön, Generalfeldzeugmeister. Unter den Adjutanten waren auch die
beiden Kammerjunker v. Podewils und unser Dietrich Sigismund v. Buch.

Den Letzteren führten seine Geschäfte gleich bei der Fortsetzung des Marsches,
den das Heer in vier Abtheilungen durch den thüringer Wald bewerkstelligte,
die Kreuz und Quer in verschiedenen Städten und an mehren kleinen Höfen
umher und wir können bei dieser Gelegenheit manchen Blick in das bunte
ilieichsstaatSmosaik der damaligen Zeit werfen. Erst am 11. September er¬
reichte er das Haupiquartier zu Uffenheim, um seine Briefe, die er noch von
Arnstadt und Erfurt her hatte, zu übereichen. Der Kurfürst hatte sich schon
unzufrieden geäußert über sein langes Ausbleiben und Widersacher des Jun¬
kers waren bemüht gewesen, die Stimmung des Herrn noch mehr zu reizen.
Buch machte daher als Eavalier sein Cntrö mit einer ColleklivherauSfvrderung
an alle Verläumder und ließ zu diesem Zwecke "expreß zwei gute Pferde zurück".
Sein Müthchen zu kühlen fand er erst einige Tage später anderweite Gelegen¬
heit, in Ochsensurt nämlich, wohin er mit einigen Genossen einen Abstecher
machte, begegnete eS ihm, daß er in der Weinlaune Händel anfing und "zufällig
zwei Bürger töotete".

Die Aussage französischer Gefangener, welche eingebracht wurden, ließ
einen baldigen Zusammenstoß mit den Feinden erwarten; am 22. wurde auch
der erste französische Spion gehängt, der des Kurfürsten Quartier hatte in
Brand stecken wollen. In Neckarsulm vereinigte sich das Neichscvntingent unter
dem Commando des Herzogs von (Lette, 3000 Man" stark, mit der Armee
Friedrich Wilhelms, i" dessen Kriegsrath die Direction gerade auf Straßburg
beschlossen wurde. Um aber die weiteren Unternehmungen zu sichern, war es
von nöthen, sich mit den kaiserlichen Truppe", die unter BournonvillcS Befehl
standen, zu gleichmäßiger Operation zu verständigen. Diese hatten im Juni
unter der Leitung des Herzogs von Lothringen und des Grafen Caprara bei
SinzKeim einen glücklichen Schlag gegen Türenne geführt, der damals bis Heidel¬
berg zurückgedrängt worden war. Gleichzeitig hatte Bournvnville, der neue Chef,
Verstärkungen hinzugeführt und stellte sich jenseits des Rheines bei Speier auf.


zwar 1) an Kürassiren (Trabanten, Leibregiment, Kurprinz, Prinz Friedrich,
Derfflinger, Anhalt-Dessau, Hessen-Homburg, Görtzke, Lüdeke, Mörner, Herzog
von Croy, Mecklenburg) zusammen 0300 Pferde, und 2) an Dragonern (Derff¬
linger und Bomsdvrf) 1320 Pferde; in Sununa 10/126 Man» betrug; dazu
20 Geschütze mit Bedienung.

Unter den Führern dieser Truppen ragten besonders hervor: Generalfeld-
marschall Derfflinger, damals 68 Jahr alt, die Generalmajors v. Görtzke und
Lüdeke, jener 63, dieser 71 Jahr alt, Generalleutnant v. d. Goltz, ein Fünf¬
ziger; ferner die Prinzen Friedrich von Hessen-Homburg, General der Cavallerie,
41 Jahr, Kurprinz Karl Aemit, Generalmajor, 19 Jahr alt und August von
Holstein-Plön, Generalfeldzeugmeister. Unter den Adjutanten waren auch die
beiden Kammerjunker v. Podewils und unser Dietrich Sigismund v. Buch.

Den Letzteren führten seine Geschäfte gleich bei der Fortsetzung des Marsches,
den das Heer in vier Abtheilungen durch den thüringer Wald bewerkstelligte,
die Kreuz und Quer in verschiedenen Städten und an mehren kleinen Höfen
umher und wir können bei dieser Gelegenheit manchen Blick in das bunte
ilieichsstaatSmosaik der damaligen Zeit werfen. Erst am 11. September er¬
reichte er das Haupiquartier zu Uffenheim, um seine Briefe, die er noch von
Arnstadt und Erfurt her hatte, zu übereichen. Der Kurfürst hatte sich schon
unzufrieden geäußert über sein langes Ausbleiben und Widersacher des Jun¬
kers waren bemüht gewesen, die Stimmung des Herrn noch mehr zu reizen.
Buch machte daher als Eavalier sein Cntrö mit einer ColleklivherauSfvrderung
an alle Verläumder und ließ zu diesem Zwecke „expreß zwei gute Pferde zurück".
Sein Müthchen zu kühlen fand er erst einige Tage später anderweite Gelegen¬
heit, in Ochsensurt nämlich, wohin er mit einigen Genossen einen Abstecher
machte, begegnete eS ihm, daß er in der Weinlaune Händel anfing und „zufällig
zwei Bürger töotete".

Die Aussage französischer Gefangener, welche eingebracht wurden, ließ
einen baldigen Zusammenstoß mit den Feinden erwarten; am 22. wurde auch
der erste französische Spion gehängt, der des Kurfürsten Quartier hatte in
Brand stecken wollen. In Neckarsulm vereinigte sich das Neichscvntingent unter
dem Commando des Herzogs von (Lette, 3000 Man» stark, mit der Armee
Friedrich Wilhelms, i» dessen Kriegsrath die Direction gerade auf Straßburg
beschlossen wurde. Um aber die weiteren Unternehmungen zu sichern, war es
von nöthen, sich mit den kaiserlichen Truppe», die unter BournonvillcS Befehl
standen, zu gleichmäßiger Operation zu verständigen. Diese hatten im Juni
unter der Leitung des Herzogs von Lothringen und des Grafen Caprara bei
SinzKeim einen glücklichen Schlag gegen Türenne geführt, der damals bis Heidel¬
berg zurückgedrängt worden war. Gleichzeitig hatte Bournvnville, der neue Chef,
Verstärkungen hinzugeführt und stellte sich jenseits des Rheines bei Speier auf.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0372" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189996"/>
            <p xml:id="ID_1301" prev="#ID_1300"> zwar 1) an Kürassiren (Trabanten, Leibregiment, Kurprinz, Prinz Friedrich,<lb/>
Derfflinger, Anhalt-Dessau, Hessen-Homburg, Görtzke, Lüdeke, Mörner, Herzog<lb/>
von Croy, Mecklenburg) zusammen 0300 Pferde, und 2) an Dragonern (Derff¬<lb/>
linger und Bomsdvrf) 1320 Pferde; in Sununa 10/126 Man» betrug; dazu<lb/>
20 Geschütze mit Bedienung.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1302"> Unter den Führern dieser Truppen ragten besonders hervor: Generalfeld-<lb/>
marschall Derfflinger, damals 68 Jahr alt, die Generalmajors v. Görtzke und<lb/>
Lüdeke, jener 63, dieser 71 Jahr alt, Generalleutnant v. d. Goltz, ein Fünf¬<lb/>
ziger; ferner die Prinzen Friedrich von Hessen-Homburg, General der Cavallerie,<lb/>
41 Jahr, Kurprinz Karl Aemit, Generalmajor, 19 Jahr alt und August von<lb/>
Holstein-Plön, Generalfeldzeugmeister. Unter den Adjutanten waren auch die<lb/>
beiden Kammerjunker v. Podewils und unser Dietrich Sigismund v. Buch.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1303"> Den Letzteren führten seine Geschäfte gleich bei der Fortsetzung des Marsches,<lb/>
den das Heer in vier Abtheilungen durch den thüringer Wald bewerkstelligte,<lb/>
die Kreuz und Quer in verschiedenen Städten und an mehren kleinen Höfen<lb/>
umher und wir können bei dieser Gelegenheit manchen Blick in das bunte<lb/>
ilieichsstaatSmosaik der damaligen Zeit werfen. Erst am 11. September er¬<lb/>
reichte er das Haupiquartier zu Uffenheim, um seine Briefe, die er noch von<lb/>
Arnstadt und Erfurt her hatte, zu übereichen. Der Kurfürst hatte sich schon<lb/>
unzufrieden geäußert über sein langes Ausbleiben und Widersacher des Jun¬<lb/>
kers waren bemüht gewesen, die Stimmung des Herrn noch mehr zu reizen.<lb/>
Buch machte daher als Eavalier sein Cntrö mit einer ColleklivherauSfvrderung<lb/>
an alle Verläumder und ließ zu diesem Zwecke &#x201E;expreß zwei gute Pferde zurück".<lb/>
Sein Müthchen zu kühlen fand er erst einige Tage später anderweite Gelegen¬<lb/>
heit, in Ochsensurt nämlich, wohin er mit einigen Genossen einen Abstecher<lb/>
machte, begegnete eS ihm, daß er in der Weinlaune Händel anfing und &#x201E;zufällig<lb/>
zwei Bürger töotete".</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1304" next="#ID_1305"> Die Aussage französischer Gefangener, welche eingebracht wurden, ließ<lb/>
einen baldigen Zusammenstoß mit den Feinden erwarten; am 22. wurde auch<lb/>
der erste französische Spion gehängt, der des Kurfürsten Quartier hatte in<lb/>
Brand stecken wollen. In Neckarsulm vereinigte sich das Neichscvntingent unter<lb/>
dem Commando des Herzogs von (Lette, 3000 Man» stark, mit der Armee<lb/>
Friedrich Wilhelms, i» dessen Kriegsrath die Direction gerade auf Straßburg<lb/>
beschlossen wurde. Um aber die weiteren Unternehmungen zu sichern, war es<lb/>
von nöthen, sich mit den kaiserlichen Truppe», die unter BournonvillcS Befehl<lb/>
standen, zu gleichmäßiger Operation zu verständigen. Diese hatten im Juni<lb/>
unter der Leitung des Herzogs von Lothringen und des Grafen Caprara bei<lb/>
SinzKeim einen glücklichen Schlag gegen Türenne geführt, der damals bis Heidel¬<lb/>
berg zurückgedrängt worden war. Gleichzeitig hatte Bournvnville, der neue Chef,<lb/>
Verstärkungen hinzugeführt und stellte sich jenseits des Rheines bei Speier auf.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0372] zwar 1) an Kürassiren (Trabanten, Leibregiment, Kurprinz, Prinz Friedrich, Derfflinger, Anhalt-Dessau, Hessen-Homburg, Görtzke, Lüdeke, Mörner, Herzog von Croy, Mecklenburg) zusammen 0300 Pferde, und 2) an Dragonern (Derff¬ linger und Bomsdvrf) 1320 Pferde; in Sununa 10/126 Man» betrug; dazu 20 Geschütze mit Bedienung. Unter den Führern dieser Truppen ragten besonders hervor: Generalfeld- marschall Derfflinger, damals 68 Jahr alt, die Generalmajors v. Görtzke und Lüdeke, jener 63, dieser 71 Jahr alt, Generalleutnant v. d. Goltz, ein Fünf¬ ziger; ferner die Prinzen Friedrich von Hessen-Homburg, General der Cavallerie, 41 Jahr, Kurprinz Karl Aemit, Generalmajor, 19 Jahr alt und August von Holstein-Plön, Generalfeldzeugmeister. Unter den Adjutanten waren auch die beiden Kammerjunker v. Podewils und unser Dietrich Sigismund v. Buch. Den Letzteren führten seine Geschäfte gleich bei der Fortsetzung des Marsches, den das Heer in vier Abtheilungen durch den thüringer Wald bewerkstelligte, die Kreuz und Quer in verschiedenen Städten und an mehren kleinen Höfen umher und wir können bei dieser Gelegenheit manchen Blick in das bunte ilieichsstaatSmosaik der damaligen Zeit werfen. Erst am 11. September er¬ reichte er das Haupiquartier zu Uffenheim, um seine Briefe, die er noch von Arnstadt und Erfurt her hatte, zu übereichen. Der Kurfürst hatte sich schon unzufrieden geäußert über sein langes Ausbleiben und Widersacher des Jun¬ kers waren bemüht gewesen, die Stimmung des Herrn noch mehr zu reizen. Buch machte daher als Eavalier sein Cntrö mit einer ColleklivherauSfvrderung an alle Verläumder und ließ zu diesem Zwecke „expreß zwei gute Pferde zurück". Sein Müthchen zu kühlen fand er erst einige Tage später anderweite Gelegen¬ heit, in Ochsensurt nämlich, wohin er mit einigen Genossen einen Abstecher machte, begegnete eS ihm, daß er in der Weinlaune Händel anfing und „zufällig zwei Bürger töotete". Die Aussage französischer Gefangener, welche eingebracht wurden, ließ einen baldigen Zusammenstoß mit den Feinden erwarten; am 22. wurde auch der erste französische Spion gehängt, der des Kurfürsten Quartier hatte in Brand stecken wollen. In Neckarsulm vereinigte sich das Neichscvntingent unter dem Commando des Herzogs von (Lette, 3000 Man» stark, mit der Armee Friedrich Wilhelms, i» dessen Kriegsrath die Direction gerade auf Straßburg beschlossen wurde. Um aber die weiteren Unternehmungen zu sichern, war es von nöthen, sich mit den kaiserlichen Truppe», die unter BournonvillcS Befehl standen, zu gleichmäßiger Operation zu verständigen. Diese hatten im Juni unter der Leitung des Herzogs von Lothringen und des Grafen Caprara bei SinzKeim einen glücklichen Schlag gegen Türenne geführt, der damals bis Heidel¬ berg zurückgedrängt worden war. Gleichzeitig hatte Bournvnville, der neue Chef, Verstärkungen hinzugeführt und stellte sich jenseits des Rheines bei Speier auf.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/372
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/372>, abgerufen am 22.07.2024.