Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.Blitz in sein großes Waldbild noch ein gesteigertes, gleichsam dramatisches Oswald Ueberhand mag die Reihe der vorzugsweise sogenannten Blitz in sein großes Waldbild noch ein gesteigertes, gleichsam dramatisches Oswald Ueberhand mag die Reihe der vorzugsweise sogenannten <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189976"/> <p xml:id="ID_1230" prev="#ID_1229"> Blitz in sein großes Waldbild noch ein gesteigertes, gleichsam dramatisches<lb/> Naturleben. Ruths erhebt durch den tiefen Ernst seines Kolorits und durch<lb/> die Großartigkeit seiner Naturauffassung Bilder einfacher Haidelandschaft oder<lb/> buschiger Ebenen zur wahrhaft poetischen Wirkung. Studirte, zuweilen wohl<lb/> zu absichtlich gesuchte Einfachheit der gewählten Motive kennzeichnet die Bil¬<lb/> der von Bernewitz v. Loefen; doch geben ihm solche gerade Gelegenheit,<lb/> seinen Sinn für die feineren und leiseren Schönheiten, für die bescheidne und<lb/> intimere Poesie der schlichtesten Natur, in ausgebildeter malerischer Kunst nur<lb/> um so mehr zu erproben. In dieser Einfachheit der Motive wetteifert<lb/> mit ihm der Danziger Scherres, dessen schönes Talent leider nur durch eine<lb/> neuerdings angenommene seltsame Manierirtheit beeinträchtigt wird. Dann<lb/> A n t o n i e B le l mit ihren so scharf das Wesen der dargestellten Natur treffenden<lb/> Seestrand- und Haidebildern. sah amph e l cer, der belgische Meister, der in<lb/> der Malerei saftiger Wiesen, Getreidefeldern und aller bescheidnen Reize nieder¬<lb/> ländischer Landschaft unerreicht bleibt. Eschke, Hoguet, Th. Weber sind<lb/> hier ferner zu nennen. Flache Wiese, buschiges Flußufer, Meeresstrand und<lb/> auch wohl sturmbewegtes Meer sind meist die wiederkehrenden Motive ihrer<lb/> Bilder, eine große Bravour des Vertrags, technische Virtuosität. Leichtigkeit<lb/> des Schaffens, welche die Oberflächlichkeit nicht immer ausschließt, ist ihnen<lb/> gemeinsam eigenthümlich, wie verschieden sie auch im Einzelnen unter einander<lb/> sind. Von des Erstgenannten zahlreich ausgestellten Bildern ist die Ansicht der<lb/> „Küste von Helgoland im Winter", „Elizabeth Casile auf Jersey zur Ebbezeit",<lb/> und „die Londonbridge bei Mondschein" besonders hervorzuheben. Die helgoländer<lb/> Klippe oder vielmehr der Blick von ihrer Höhe über das weite Meer wurde<lb/> auch für Hoguet der Vorwurf der trefflichsten Malerei. Weber ist am glück¬<lb/> lichsten in dem großen Bilde des buschigen, pappelgrünen Ufers der Seine bei<lb/> Bougival im milden Licht eines heitern Sommertages und in einem düster-<lb/> tönigen Seesturm, wo sein eigenthümliches Talent zur vollsten Geltung gelangt.<lb/> Tiefer freilich im Grunde seiner charakteristischen Erscheinung zeigt der „Sturm<lb/> an der norwegischen Küste" von Gude dies wild erhabne Naturschauspiel auf¬<lb/> gefaßt.,</p><lb/> <p xml:id="ID_1231" next="#ID_1232"> Oswald Ueberhand mag die Reihe der vorzugsweise sogenannten<lb/> „schönen Landschaftsmaler" eröffnen, denen sich die der grandiosen und pomp¬<lb/> haften Hvchgcbirgsscenenen anschließen. Ihm, vielleicht dem größten Maler<lb/> der Luft unter den Zeitgenossen, giebt besonders der italienische Süden die er¬<lb/> wünschtesten Gegenstände der Darstellung und wenige noch sind in dessen<lb/> eigenste Schönheiten so eingedrungen wie er. Die Mannigfaltigkeit der Tages¬<lb/> zeiten, L>est- und Luftstimmungen. worin er oft dieselbe Scenerie immer wieder<lb/> zu malen weiß, ist unerschöpflich. Eine der von ihm mit besonderer Vorliebe<lb/> gewählten ist der Golf von Neapel mit der Stadt zur Linken am Meere hin-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0352]
Blitz in sein großes Waldbild noch ein gesteigertes, gleichsam dramatisches
Naturleben. Ruths erhebt durch den tiefen Ernst seines Kolorits und durch
die Großartigkeit seiner Naturauffassung Bilder einfacher Haidelandschaft oder
buschiger Ebenen zur wahrhaft poetischen Wirkung. Studirte, zuweilen wohl
zu absichtlich gesuchte Einfachheit der gewählten Motive kennzeichnet die Bil¬
der von Bernewitz v. Loefen; doch geben ihm solche gerade Gelegenheit,
seinen Sinn für die feineren und leiseren Schönheiten, für die bescheidne und
intimere Poesie der schlichtesten Natur, in ausgebildeter malerischer Kunst nur
um so mehr zu erproben. In dieser Einfachheit der Motive wetteifert
mit ihm der Danziger Scherres, dessen schönes Talent leider nur durch eine
neuerdings angenommene seltsame Manierirtheit beeinträchtigt wird. Dann
A n t o n i e B le l mit ihren so scharf das Wesen der dargestellten Natur treffenden
Seestrand- und Haidebildern. sah amph e l cer, der belgische Meister, der in
der Malerei saftiger Wiesen, Getreidefeldern und aller bescheidnen Reize nieder¬
ländischer Landschaft unerreicht bleibt. Eschke, Hoguet, Th. Weber sind
hier ferner zu nennen. Flache Wiese, buschiges Flußufer, Meeresstrand und
auch wohl sturmbewegtes Meer sind meist die wiederkehrenden Motive ihrer
Bilder, eine große Bravour des Vertrags, technische Virtuosität. Leichtigkeit
des Schaffens, welche die Oberflächlichkeit nicht immer ausschließt, ist ihnen
gemeinsam eigenthümlich, wie verschieden sie auch im Einzelnen unter einander
sind. Von des Erstgenannten zahlreich ausgestellten Bildern ist die Ansicht der
„Küste von Helgoland im Winter", „Elizabeth Casile auf Jersey zur Ebbezeit",
und „die Londonbridge bei Mondschein" besonders hervorzuheben. Die helgoländer
Klippe oder vielmehr der Blick von ihrer Höhe über das weite Meer wurde
auch für Hoguet der Vorwurf der trefflichsten Malerei. Weber ist am glück¬
lichsten in dem großen Bilde des buschigen, pappelgrünen Ufers der Seine bei
Bougival im milden Licht eines heitern Sommertages und in einem düster-
tönigen Seesturm, wo sein eigenthümliches Talent zur vollsten Geltung gelangt.
Tiefer freilich im Grunde seiner charakteristischen Erscheinung zeigt der „Sturm
an der norwegischen Küste" von Gude dies wild erhabne Naturschauspiel auf¬
gefaßt.,
Oswald Ueberhand mag die Reihe der vorzugsweise sogenannten
„schönen Landschaftsmaler" eröffnen, denen sich die der grandiosen und pomp¬
haften Hvchgcbirgsscenenen anschließen. Ihm, vielleicht dem größten Maler
der Luft unter den Zeitgenossen, giebt besonders der italienische Süden die er¬
wünschtesten Gegenstände der Darstellung und wenige noch sind in dessen
eigenste Schönheiten so eingedrungen wie er. Die Mannigfaltigkeit der Tages¬
zeiten, L>est- und Luftstimmungen. worin er oft dieselbe Scenerie immer wieder
zu malen weiß, ist unerschöpflich. Eine der von ihm mit besonderer Vorliebe
gewählten ist der Golf von Neapel mit der Stadt zur Linken am Meere hin-
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