Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.bigte Werk von ihm bis auf unsere Tage unentdeckt geblieben ist, während ein Weiter bewahrt Sta Chiara kein sichtbares Werk von Giotto. Denn das bigte Werk von ihm bis auf unsere Tage unentdeckt geblieben ist, während ein Weiter bewahrt Sta Chiara kein sichtbares Werk von Giotto. Denn das <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0033" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189657"/> <p xml:id="ID_116" prev="#ID_115"> bigte Werk von ihm bis auf unsere Tage unentdeckt geblieben ist, während ein<lb/> anderes — die Sacramente in der Jncvrvnata — ihm unter andern selbst von<lb/> Lanzi und Rumohr fälschlich zugetheilt wurde. Die Verwirrung ging so weit,<lb/> daß Einige sogar die Thätigkeit des Meisters in Neapel, von der Vasari und<lb/> Ghiberti mit so positiven Angaben reden, überhaupt für eine Legende hielten.<lb/> Jenes Werk jedoch, welches den Beleg für die anderweit schon hinlänglich be¬<lb/> urkundete Thatsache abgiebt, befindet sich unmittelbar neben der alten Kloster¬<lb/> kirche von Sta. Chiara. Wer sich nämlich derselben von der Seite des nach<lb/> der neuen Kirche ti Gehn hinweisenden Thores nähert, wird in Ur. 23 einen<lb/> Möbelladen mit der Firma Francesco Tittipaldi antreffen. Dieser Laden stoßt<lb/> an eine große Halle, ehemals zum Kloster gehörig und ihre Hinterwand füllt<lb/> ein großes Fresko, welches die Raute mit dem Wappen Roberts und Sanchias<lb/> umrahmt. Hier hat Giotto in einem Gemälde, das seine künstlerische Voll¬<lb/> endung auf ihrer Höhe zeigt, die Mildthätigkeit der Franziskaner von Neapel<lb/> durch das Wunder der Speisung mit Brod und Fischen verherrlicht. Der Hei¬<lb/> land, eine jugendliche majestätische Gestalt, überragt die Apostel, welche be¬<lb/> schäftigt sind, die Speisen zur Weihung heranzubringen, während andere, unter<lb/> ihnen im Vordergrund Petrus, die Spende an eine Gruppe von Männern,<lb/> Weibern und Kindern austheilen. Im Vordergrund rechts kniet die heilige<lb/> Clara im Gebet, den Rosenkranz in der Hand; links der heilige Franz mit<lb/> einem Brodbeutel über den Schultern. Die Gruppirung des Ganzen, die<lb/> naturgemäße Formgebung, der schöne Ausdruck im Einzelnen, die Wärme des<lb/> Colorits sind gleich vortrefflich; nur hat das Bild wesentlich gelitten. Das<lb/> g, t-empera. aufgetragene Blau hat sich mit der Zeit verändert; das Grün ist<lb/> gedunkelt, viele Stellen unkenntlich. Wenn man erfährt, daß das Fresko bei<lb/> seiner Aufsindung durch Stühle und andere Mobilien bedeckt war. die auf<lb/> Nägeln an der Wand hingen, so darf man sich nur darüber wundern, daß<lb/> überhaupt etwas erhalten blieb. Uebrigens nimmt das Bild den untern Theil<lb/> der Wand ein; der obere ist nicht mehr da. und auch die übrigen Seiten der<lb/> Halle zeigen keine Spur mehr von Malerei.</p><lb/> <p xml:id="ID_117" next="#ID_118"> Weiter bewahrt Sta Chiara kein sichtbares Werk von Giotto. Denn das<lb/> Altarbild der Madonna delle Grazie, dessen er bezüchtigt wird, ist noch werth¬<lb/> loser als das bereits berührte Bild des einen Simone, welches sich in dieser<lb/> Kirche findet. Was unter den zu Anfang des vorigen Jahrhunderts überwcißten<lb/> Wänden möglicherweise noch schlummert, wissen die Götter. Seine Male¬<lb/> reien im Castel Nuovo und im Castel dell'Uovo, für die wir gute schriftliche<lb/> Zeugnisse haben, sind mit den Gebäuden zu Grunde gegangen. In Privat,<lb/> besitz in Neapel finden sich noch zwei Tafelbilder, freilich in sehr desolatem<lb/> Zustande, die aber seinen Namen wohl verdienen. Die sieben Sacramente in<lb/> der Kapelle der Jncoronata sind trotz der Darstellung einer fürstlichen Heirath von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0033]
bigte Werk von ihm bis auf unsere Tage unentdeckt geblieben ist, während ein
anderes — die Sacramente in der Jncvrvnata — ihm unter andern selbst von
Lanzi und Rumohr fälschlich zugetheilt wurde. Die Verwirrung ging so weit,
daß Einige sogar die Thätigkeit des Meisters in Neapel, von der Vasari und
Ghiberti mit so positiven Angaben reden, überhaupt für eine Legende hielten.
Jenes Werk jedoch, welches den Beleg für die anderweit schon hinlänglich be¬
urkundete Thatsache abgiebt, befindet sich unmittelbar neben der alten Kloster¬
kirche von Sta. Chiara. Wer sich nämlich derselben von der Seite des nach
der neuen Kirche ti Gehn hinweisenden Thores nähert, wird in Ur. 23 einen
Möbelladen mit der Firma Francesco Tittipaldi antreffen. Dieser Laden stoßt
an eine große Halle, ehemals zum Kloster gehörig und ihre Hinterwand füllt
ein großes Fresko, welches die Raute mit dem Wappen Roberts und Sanchias
umrahmt. Hier hat Giotto in einem Gemälde, das seine künstlerische Voll¬
endung auf ihrer Höhe zeigt, die Mildthätigkeit der Franziskaner von Neapel
durch das Wunder der Speisung mit Brod und Fischen verherrlicht. Der Hei¬
land, eine jugendliche majestätische Gestalt, überragt die Apostel, welche be¬
schäftigt sind, die Speisen zur Weihung heranzubringen, während andere, unter
ihnen im Vordergrund Petrus, die Spende an eine Gruppe von Männern,
Weibern und Kindern austheilen. Im Vordergrund rechts kniet die heilige
Clara im Gebet, den Rosenkranz in der Hand; links der heilige Franz mit
einem Brodbeutel über den Schultern. Die Gruppirung des Ganzen, die
naturgemäße Formgebung, der schöne Ausdruck im Einzelnen, die Wärme des
Colorits sind gleich vortrefflich; nur hat das Bild wesentlich gelitten. Das
g, t-empera. aufgetragene Blau hat sich mit der Zeit verändert; das Grün ist
gedunkelt, viele Stellen unkenntlich. Wenn man erfährt, daß das Fresko bei
seiner Aufsindung durch Stühle und andere Mobilien bedeckt war. die auf
Nägeln an der Wand hingen, so darf man sich nur darüber wundern, daß
überhaupt etwas erhalten blieb. Uebrigens nimmt das Bild den untern Theil
der Wand ein; der obere ist nicht mehr da. und auch die übrigen Seiten der
Halle zeigen keine Spur mehr von Malerei.
Weiter bewahrt Sta Chiara kein sichtbares Werk von Giotto. Denn das
Altarbild der Madonna delle Grazie, dessen er bezüchtigt wird, ist noch werth¬
loser als das bereits berührte Bild des einen Simone, welches sich in dieser
Kirche findet. Was unter den zu Anfang des vorigen Jahrhunderts überwcißten
Wänden möglicherweise noch schlummert, wissen die Götter. Seine Male¬
reien im Castel Nuovo und im Castel dell'Uovo, für die wir gute schriftliche
Zeugnisse haben, sind mit den Gebäuden zu Grunde gegangen. In Privat,
besitz in Neapel finden sich noch zwei Tafelbilder, freilich in sehr desolatem
Zustande, die aber seinen Namen wohl verdienen. Die sieben Sacramente in
der Kapelle der Jncoronata sind trotz der Darstellung einer fürstlichen Heirath von
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