Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Nach dieser Einschaltung kehren wir zu den Ereignissen am grimmaischcn
Thore zurück.

An der Töte der Angriffscolonne war, wie bereits erwähnt, das Land-
wchrbataillon Friccius, welchem als Soutien zwei Bataillone des dritten ost¬
preußischen Infanterieregiments -- Müllenheim und Gleisenberg -- folgten.

Weiter zurück und möglichst außer dem feindlichen Schußbereich standen
noch zwei Bataillone schwedischer Infanterie.

Beim Beginn des Sturmgefcchts am grimmaischen Thore passirte ein
Bataillon schwedischer Infanterie -- das Bataillon Engelbrecht der schwedisch-
pommerschcn Garde -- nebst zwei Geschützen der schwedischen Fußartillerie unsere
Aufstellung im Kohlgarten. Diese Truppen machten jedoch auch außerhalb des
feindlichen Schußbereichs Halt und schienen den Erfolg der preußischen Waffen
abwarten zu wollen.

Weiter vor habe ich erwähnt, daß bei der Ankunft des dritten Armeecorps
an den Straßcnhäuscrn Truppentheile der Brigade Borstell und Krafft zur
Erstürmung der Stadt vvrgcsendet worden.

Das Bataillon des Regiments Colberg ging gegen den Stadtmauertract
rechts vom grimmaischcn Thore, noch weiter rechts ging das pommersche
Grenadierbataillon und das erste pommersche Infanterieregiment vor. Bei ihrem
nachherigen Angriff auf die Stadt, bei der sogenannten "Milchinsel", erstürmten
sie das "Hinterthor" und drangen nach heftigem Kampfe mit Truppen der alten
französischen Garde in die Stadt ein.

Die Tirailleurs des pommerschen Grenadierbataillons unter Führung des
Lieutenants v. Gliczinski waren sogar durch eine vom Feinde unbewacht ge¬
bliebene Gartenpforte in der Stadtmauer, welche von dem Gartenbesitzer ge¬
öffnet worden war. in das Innere der Vorstadt eingerückt und hatten bei nur
schwachem Widerstände durch die sogenannte "Quergasse" die große Vorstadt¬
straße, den grimmaischen Steinweg erreicht.

In dieser Straße, an der Ecke der Quergasse, war ein Wirthshaus (gegen¬
wärtig Stadt Dresden) belegen, in welchem der Prinz Emil von Hessen-Darm-
stadt durch die Pommern überrascht und mit seinem gesammten Gefolge zum
Gefangenen gemacht wurde.

Dies geschah aber zu einer Zeit, während welcher das Bataillon Friccius
am grimmaischen Thore noch immer verzweifelt kämpfte.

So ferne es nun auch sei, den Kriegsruhm des vorerwähnten braven
Bataillons zu schmälern, so beweist doch die Gefangennehmung des Prinzen
Emil von Hessen-Darmstadt so viel, daß die Tirailleurs des pommerschen Gre-
nadicrbataillvns früher als das genannte Landwchrbataillon in die Vorstadt
Leipzigs eingedrungen sind. Dies ist bisher aber immer streitig gewesen und
möge hiermit durch meine damals auf dem Wege mehrfach erhaltener Mitthei¬


lt

Nach dieser Einschaltung kehren wir zu den Ereignissen am grimmaischcn
Thore zurück.

An der Töte der Angriffscolonne war, wie bereits erwähnt, das Land-
wchrbataillon Friccius, welchem als Soutien zwei Bataillone des dritten ost¬
preußischen Infanterieregiments — Müllenheim und Gleisenberg — folgten.

Weiter zurück und möglichst außer dem feindlichen Schußbereich standen
noch zwei Bataillone schwedischer Infanterie.

Beim Beginn des Sturmgefcchts am grimmaischen Thore passirte ein
Bataillon schwedischer Infanterie — das Bataillon Engelbrecht der schwedisch-
pommerschcn Garde — nebst zwei Geschützen der schwedischen Fußartillerie unsere
Aufstellung im Kohlgarten. Diese Truppen machten jedoch auch außerhalb des
feindlichen Schußbereichs Halt und schienen den Erfolg der preußischen Waffen
abwarten zu wollen.

Weiter vor habe ich erwähnt, daß bei der Ankunft des dritten Armeecorps
an den Straßcnhäuscrn Truppentheile der Brigade Borstell und Krafft zur
Erstürmung der Stadt vvrgcsendet worden.

Das Bataillon des Regiments Colberg ging gegen den Stadtmauertract
rechts vom grimmaischcn Thore, noch weiter rechts ging das pommersche
Grenadierbataillon und das erste pommersche Infanterieregiment vor. Bei ihrem
nachherigen Angriff auf die Stadt, bei der sogenannten „Milchinsel", erstürmten
sie das „Hinterthor" und drangen nach heftigem Kampfe mit Truppen der alten
französischen Garde in die Stadt ein.

Die Tirailleurs des pommerschen Grenadierbataillons unter Führung des
Lieutenants v. Gliczinski waren sogar durch eine vom Feinde unbewacht ge¬
bliebene Gartenpforte in der Stadtmauer, welche von dem Gartenbesitzer ge¬
öffnet worden war. in das Innere der Vorstadt eingerückt und hatten bei nur
schwachem Widerstände durch die sogenannte „Quergasse" die große Vorstadt¬
straße, den grimmaischen Steinweg erreicht.

In dieser Straße, an der Ecke der Quergasse, war ein Wirthshaus (gegen¬
wärtig Stadt Dresden) belegen, in welchem der Prinz Emil von Hessen-Darm-
stadt durch die Pommern überrascht und mit seinem gesammten Gefolge zum
Gefangenen gemacht wurde.

Dies geschah aber zu einer Zeit, während welcher das Bataillon Friccius
am grimmaischen Thore noch immer verzweifelt kämpfte.

So ferne es nun auch sei, den Kriegsruhm des vorerwähnten braven
Bataillons zu schmälern, so beweist doch die Gefangennehmung des Prinzen
Emil von Hessen-Darmstadt so viel, daß die Tirailleurs des pommerschen Gre-
nadicrbataillvns früher als das genannte Landwchrbataillon in die Vorstadt
Leipzigs eingedrungen sind. Dies ist bisher aber immer streitig gewesen und
möge hiermit durch meine damals auf dem Wege mehrfach erhaltener Mitthei¬


lt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/189735"/>
          <p xml:id="ID_401"> Nach dieser Einschaltung kehren wir zu den Ereignissen am grimmaischcn<lb/>
Thore zurück.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_402"> An der Töte der Angriffscolonne war, wie bereits erwähnt, das Land-<lb/>
wchrbataillon Friccius, welchem als Soutien zwei Bataillone des dritten ost¬<lb/>
preußischen Infanterieregiments &#x2014; Müllenheim und Gleisenberg &#x2014; folgten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_403"> Weiter zurück und möglichst außer dem feindlichen Schußbereich standen<lb/>
noch zwei Bataillone schwedischer Infanterie.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_404"> Beim Beginn des Sturmgefcchts am grimmaischen Thore passirte ein<lb/>
Bataillon schwedischer Infanterie &#x2014; das Bataillon Engelbrecht der schwedisch-<lb/>
pommerschcn Garde &#x2014; nebst zwei Geschützen der schwedischen Fußartillerie unsere<lb/>
Aufstellung im Kohlgarten. Diese Truppen machten jedoch auch außerhalb des<lb/>
feindlichen Schußbereichs Halt und schienen den Erfolg der preußischen Waffen<lb/>
abwarten zu wollen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_405"> Weiter vor habe ich erwähnt, daß bei der Ankunft des dritten Armeecorps<lb/>
an den Straßcnhäuscrn Truppentheile der Brigade Borstell und Krafft zur<lb/>
Erstürmung der Stadt vvrgcsendet worden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_406"> Das Bataillon des Regiments Colberg ging gegen den Stadtmauertract<lb/>
rechts vom grimmaischcn Thore, noch weiter rechts ging das pommersche<lb/>
Grenadierbataillon und das erste pommersche Infanterieregiment vor. Bei ihrem<lb/>
nachherigen Angriff auf die Stadt, bei der sogenannten &#x201E;Milchinsel", erstürmten<lb/>
sie das &#x201E;Hinterthor" und drangen nach heftigem Kampfe mit Truppen der alten<lb/>
französischen Garde in die Stadt ein.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_407"> Die Tirailleurs des pommerschen Grenadierbataillons unter Führung des<lb/>
Lieutenants v. Gliczinski waren sogar durch eine vom Feinde unbewacht ge¬<lb/>
bliebene Gartenpforte in der Stadtmauer, welche von dem Gartenbesitzer ge¬<lb/>
öffnet worden war. in das Innere der Vorstadt eingerückt und hatten bei nur<lb/>
schwachem Widerstände durch die sogenannte &#x201E;Quergasse" die große Vorstadt¬<lb/>
straße, den grimmaischen Steinweg erreicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_408"> In dieser Straße, an der Ecke der Quergasse, war ein Wirthshaus (gegen¬<lb/>
wärtig Stadt Dresden) belegen, in welchem der Prinz Emil von Hessen-Darm-<lb/>
stadt durch die Pommern überrascht und mit seinem gesammten Gefolge zum<lb/>
Gefangenen gemacht wurde.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_409"> Dies geschah aber zu einer Zeit, während welcher das Bataillon Friccius<lb/>
am grimmaischen Thore noch immer verzweifelt kämpfte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_410" next="#ID_411"> So ferne es nun auch sei, den Kriegsruhm des vorerwähnten braven<lb/>
Bataillons zu schmälern, so beweist doch die Gefangennehmung des Prinzen<lb/>
Emil von Hessen-Darmstadt so viel, daß die Tirailleurs des pommerschen Gre-<lb/>
nadicrbataillvns früher als das genannte Landwchrbataillon in die Vorstadt<lb/>
Leipzigs eingedrungen sind. Dies ist bisher aber immer streitig gewesen und<lb/>
möge hiermit durch meine damals auf dem Wege mehrfach erhaltener Mitthei¬</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> lt</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0111] Nach dieser Einschaltung kehren wir zu den Ereignissen am grimmaischcn Thore zurück. An der Töte der Angriffscolonne war, wie bereits erwähnt, das Land- wchrbataillon Friccius, welchem als Soutien zwei Bataillone des dritten ost¬ preußischen Infanterieregiments — Müllenheim und Gleisenberg — folgten. Weiter zurück und möglichst außer dem feindlichen Schußbereich standen noch zwei Bataillone schwedischer Infanterie. Beim Beginn des Sturmgefcchts am grimmaischen Thore passirte ein Bataillon schwedischer Infanterie — das Bataillon Engelbrecht der schwedisch- pommerschcn Garde — nebst zwei Geschützen der schwedischen Fußartillerie unsere Aufstellung im Kohlgarten. Diese Truppen machten jedoch auch außerhalb des feindlichen Schußbereichs Halt und schienen den Erfolg der preußischen Waffen abwarten zu wollen. Weiter vor habe ich erwähnt, daß bei der Ankunft des dritten Armeecorps an den Straßcnhäuscrn Truppentheile der Brigade Borstell und Krafft zur Erstürmung der Stadt vvrgcsendet worden. Das Bataillon des Regiments Colberg ging gegen den Stadtmauertract rechts vom grimmaischcn Thore, noch weiter rechts ging das pommersche Grenadierbataillon und das erste pommersche Infanterieregiment vor. Bei ihrem nachherigen Angriff auf die Stadt, bei der sogenannten „Milchinsel", erstürmten sie das „Hinterthor" und drangen nach heftigem Kampfe mit Truppen der alten französischen Garde in die Stadt ein. Die Tirailleurs des pommerschen Grenadierbataillons unter Führung des Lieutenants v. Gliczinski waren sogar durch eine vom Feinde unbewacht ge¬ bliebene Gartenpforte in der Stadtmauer, welche von dem Gartenbesitzer ge¬ öffnet worden war. in das Innere der Vorstadt eingerückt und hatten bei nur schwachem Widerstände durch die sogenannte „Quergasse" die große Vorstadt¬ straße, den grimmaischen Steinweg erreicht. In dieser Straße, an der Ecke der Quergasse, war ein Wirthshaus (gegen¬ wärtig Stadt Dresden) belegen, in welchem der Prinz Emil von Hessen-Darm- stadt durch die Pommern überrascht und mit seinem gesammten Gefolge zum Gefangenen gemacht wurde. Dies geschah aber zu einer Zeit, während welcher das Bataillon Friccius am grimmaischen Thore noch immer verzweifelt kämpfte. So ferne es nun auch sei, den Kriegsruhm des vorerwähnten braven Bataillons zu schmälern, so beweist doch die Gefangennehmung des Prinzen Emil von Hessen-Darmstadt so viel, daß die Tirailleurs des pommerschen Gre- nadicrbataillvns früher als das genannte Landwchrbataillon in die Vorstadt Leipzigs eingedrungen sind. Dies ist bisher aber immer streitig gewesen und möge hiermit durch meine damals auf dem Wege mehrfach erhaltener Mitthei¬ lt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/111
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_360480/111>, abgerufen am 03.07.2024.