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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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bürg und Lübeck besonders interessirt sein, deren Ostseehäfen eine viel höhere
Bedeutung erhalten, ja die durch den Kanal in den Stand gesetzt werden, mit
den Nordseehäscn in Concurrenz zu treten. In dritter Reihe würden die deut¬
schen Nordsecstaaten stehen, denen der Kanal jedenfalls einen lebhaften Handels¬
aufschwung und dann die endliche energische Gründung einer Kriegsmarine
Sicherheit des Handels bringt.

Es würde uns so nicht unbillig erscheinen, wenn die am wenigsten inter-
essirten deutschen Küstenstaalen zu den erwähnten Ausgaben ein Simplum, die
stärker interessirten zwei Simpla und Schleswig-Holstein drei bis vier Simpla
nach Kopfzahl beizusteuern hätten."

Schließlich zeigt die Schrift, daß das Unternehmen in seiner technischen
Unterhaltung unter dauernder Ueberwachung des Staates stehen muß. Aller¬
dings ist es billig, sagt der Verfasser, daß, wenn private Mittel ein industrielles
Werk ins Leben rufen, auch den Privaten dessen Führung überlassen wird,
von der die Rente des aufgewendeten Capitals wesentlich abhängig ist. Andrer¬
seits aber kann der Staat es den Privaten nicht überlassen, ein solches Werk,
von dessen jederzeit vollkommener Instandhaltung die Existenz des Staates ab¬
hängig sein kann, allein zu verwalten. So erwünscht es daher ist, daß den
Actionären des Kanalunternehmens möglichst liberale Bedingungen gestellt wer¬
den und die Selbstverwaltung möglichst wenig gehindert wird, so nothwendig
ist es, daß eine staatliche Oberaufsicht in genau bestimmter Weise festgestellt
wird.

Wie die politisch-militärische Betheiligung Deutschlands geregelt werden
soll, untersucht die Schrift nicht. Doch enthält sie Andeutungen, denen wir
in der Meinung, daß wir richtig zwischen den Zeilen lesen, durchaus beipflich¬
ten können.

Wir freuen uns in dem Verfasser zugleich einen guten Patrioten, d. h.
einen solchen begrüßen zu können, der über das zukünftige Verhältniß Schleswig-
Holsteins zu Preußen sich richtige Vorstellungen gebildet hat. Wir haben Ursache
zu glauben, daß er in dieser Hinsicht mit den Ansichten der neuen "Kieler
Zeitung" übereinstimmt, die in den Aufsätzen ihrer Probenummern, welche
ihr politisches Glaubensbekenntniß aussprechen, dem Anschluß der Herzogthümer
an Preußen warm das Wort redet. Wenn er in der'Einleitung seiner Schrift
sagt, daß die drei Hauptfragen der Herstellung der Wahrhaftigkeit Schleswig-
Holsteins, des Eintritts der Herzogthümer in den Zollverein und des großen
Kanals die Schleswig-Hvlsteiner besonders auf Preußen hinweisen, so glauben
wir dies namentlich aus jenen Aufsätzen ergänzen zu dürfen, mit deren Er¬
wähnung wir das Blatt zugleich unsern Lesern zu empfehlen hoffen. Es heißt
da ungefähr, nachdem von der Nothwendigkeit die Rede gewesen, daß sich in
Schleswig-Holstein eine öffentliche Meinung darüber bilde, welche Stellung die


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bürg und Lübeck besonders interessirt sein, deren Ostseehäfen eine viel höhere
Bedeutung erhalten, ja die durch den Kanal in den Stand gesetzt werden, mit
den Nordseehäscn in Concurrenz zu treten. In dritter Reihe würden die deut¬
schen Nordsecstaaten stehen, denen der Kanal jedenfalls einen lebhaften Handels¬
aufschwung und dann die endliche energische Gründung einer Kriegsmarine
Sicherheit des Handels bringt.

Es würde uns so nicht unbillig erscheinen, wenn die am wenigsten inter-
essirten deutschen Küstenstaalen zu den erwähnten Ausgaben ein Simplum, die
stärker interessirten zwei Simpla und Schleswig-Holstein drei bis vier Simpla
nach Kopfzahl beizusteuern hätten."

Schließlich zeigt die Schrift, daß das Unternehmen in seiner technischen
Unterhaltung unter dauernder Ueberwachung des Staates stehen muß. Aller¬
dings ist es billig, sagt der Verfasser, daß, wenn private Mittel ein industrielles
Werk ins Leben rufen, auch den Privaten dessen Führung überlassen wird,
von der die Rente des aufgewendeten Capitals wesentlich abhängig ist. Andrer¬
seits aber kann der Staat es den Privaten nicht überlassen, ein solches Werk,
von dessen jederzeit vollkommener Instandhaltung die Existenz des Staates ab¬
hängig sein kann, allein zu verwalten. So erwünscht es daher ist, daß den
Actionären des Kanalunternehmens möglichst liberale Bedingungen gestellt wer¬
den und die Selbstverwaltung möglichst wenig gehindert wird, so nothwendig
ist es, daß eine staatliche Oberaufsicht in genau bestimmter Weise festgestellt
wird.

Wie die politisch-militärische Betheiligung Deutschlands geregelt werden
soll, untersucht die Schrift nicht. Doch enthält sie Andeutungen, denen wir
in der Meinung, daß wir richtig zwischen den Zeilen lesen, durchaus beipflich¬
ten können.

Wir freuen uns in dem Verfasser zugleich einen guten Patrioten, d. h.
einen solchen begrüßen zu können, der über das zukünftige Verhältniß Schleswig-
Holsteins zu Preußen sich richtige Vorstellungen gebildet hat. Wir haben Ursache
zu glauben, daß er in dieser Hinsicht mit den Ansichten der neuen „Kieler
Zeitung" übereinstimmt, die in den Aufsätzen ihrer Probenummern, welche
ihr politisches Glaubensbekenntniß aussprechen, dem Anschluß der Herzogthümer
an Preußen warm das Wort redet. Wenn er in der'Einleitung seiner Schrift
sagt, daß die drei Hauptfragen der Herstellung der Wahrhaftigkeit Schleswig-
Holsteins, des Eintritts der Herzogthümer in den Zollverein und des großen
Kanals die Schleswig-Hvlsteiner besonders auf Preußen hinweisen, so glauben
wir dies namentlich aus jenen Aufsätzen ergänzen zu dürfen, mit deren Er¬
wähnung wir das Blatt zugleich unsern Lesern zu empfehlen hoffen. Es heißt
da ungefähr, nachdem von der Nothwendigkeit die Rede gewesen, daß sich in
Schleswig-Holstein eine öffentliche Meinung darüber bilde, welche Stellung die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/67>, abgerufen am 20.10.2024.