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Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band.

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Eckernförde (beide mit dem Hülfskanal Eckernförde-Kiel) und zuletzt auf die
Linie Se. Margarethen oder Störort-Bramstedt-Oldesloe-Neustädter Bucht reflec-
tiren würden."

Der Verfasser beweist dann, daß das Unternehmen nicht über Deutschlands
Kräfte geht, und giebt darauf an. wie er sich die Betheiligung des Staats an
demselben vorstellt. In ersterer Beziehung sagt er, daß den Kanal jährlich
mindestens 20,000 Handelsschiffe Passiren werden, die mit ihrer Ladung einen
Assecuranzwcrth von mindestens 500 Millionen preußischen Thalern repräsentiren.
Bon diesem Werth kann eine Kanalabgabe erhoben werden, welche den Schiffs¬
eignern und Frachlinhaber" noch Vortheil gewährt, weil die Assecuranzprämie
bei der Schifffahrt durch den Kanal viel kleiner sein wird als bei der gefähr¬
lichen Fahrt um die cimbrische Halbinsel, und weil dazu noch eine erhebliche
Zeitersparnis) tritt. Die Ersparnis; allein an der Assecuranzprämie ist auf
1 Procent berechnet worden, und so wäre eine Kanalabgabe von bis V"
Procent des Schiffs- und Ladungswerthes nicht zu hoch gegriffen. Nehmen
Wir nur V2 Procent, so würde die Kanalabgabe eine jährliche Einnahme von
2Vs Millionen Thalern liefern. Berechnen wir die Betriebs- und Unterhaltungs¬
kosten des Kanals zu 20. allerhöchstens 40 Procent der Bruttoeinnahme und
ziehen wir diese Kosten von letzterer ab, so haben wir eine fünfprocentige Ver¬
zinsung eines Capitals von 30 bis 40 Millionen Thalern. Eine Aktiengesell¬
schaft, welche bis zu dieser Höhe sich bei dem Unternehmen betheiligte, könnte
hiernach um so mehr auf gute Zinsen rechnen, als der Kanal den bisherigen
Verkehr außerordentlich steigern und allmälig eine weit größere Anzahl von
Schiffen als oben angenommen wurde, den neuen Wasserweg benutzen wird.

Der zweite Theil der .Kosten, der durch die militärischen Zwecke des Kanals
veranlaßt wird, die Ausgaben für MarineetablissemcntS, Festungswerke, den
etwaigen Seitcnkanal Eckernförde-Kiel u. d. würde nach des Verfassers Meinung
durch Staatsbeiträge in Deutschland aufzubringen sein, wobei aber wegen der
Höhe der Beiträge eine billige Rücksicht darauf zu nehmen wäre, welche Staaten
von dem Kanäle vorzüglich Vortheil haben würden. "Es könnte z. B. so ge¬
halten werden, daß für d>e Fvrtisicationsarbeite" die Kosten ebenso wie für den
Bau der Bundesfcstungcn gleichmäßig im deutschen Bunde repartirt würden,
größere Hafenarbeiter dagegen, welche der privaten Baugesellschaft nicht sämmt¬
lich übertragen werden sollten, von den vorzugsweise beim Seehandel interessir-
ten Staaten auszuführen wären, welche wohl auch in stärkerem Verhältnisse zu
den eigentlichen Ausgaben der zu schaffenden deutschen Kriegsmarine, dem Schutze
des Seehandels, beizutragen verpflichtet sein würden.

Die verhältnißmäßig stärkste Besteuerung für diese Zwecke würde Schleswig-
Holstein zu tragen haben, weil demselben durch die Kanalanlage die allergrößten
materiellen Vortheile zugewendet werden. Demnächst würden Preußen, Mentler-


Eckernförde (beide mit dem Hülfskanal Eckernförde-Kiel) und zuletzt auf die
Linie Se. Margarethen oder Störort-Bramstedt-Oldesloe-Neustädter Bucht reflec-
tiren würden."

Der Verfasser beweist dann, daß das Unternehmen nicht über Deutschlands
Kräfte geht, und giebt darauf an. wie er sich die Betheiligung des Staats an
demselben vorstellt. In ersterer Beziehung sagt er, daß den Kanal jährlich
mindestens 20,000 Handelsschiffe Passiren werden, die mit ihrer Ladung einen
Assecuranzwcrth von mindestens 500 Millionen preußischen Thalern repräsentiren.
Bon diesem Werth kann eine Kanalabgabe erhoben werden, welche den Schiffs¬
eignern und Frachlinhaber» noch Vortheil gewährt, weil die Assecuranzprämie
bei der Schifffahrt durch den Kanal viel kleiner sein wird als bei der gefähr¬
lichen Fahrt um die cimbrische Halbinsel, und weil dazu noch eine erhebliche
Zeitersparnis) tritt. Die Ersparnis; allein an der Assecuranzprämie ist auf
1 Procent berechnet worden, und so wäre eine Kanalabgabe von bis V»
Procent des Schiffs- und Ladungswerthes nicht zu hoch gegriffen. Nehmen
Wir nur V2 Procent, so würde die Kanalabgabe eine jährliche Einnahme von
2Vs Millionen Thalern liefern. Berechnen wir die Betriebs- und Unterhaltungs¬
kosten des Kanals zu 20. allerhöchstens 40 Procent der Bruttoeinnahme und
ziehen wir diese Kosten von letzterer ab, so haben wir eine fünfprocentige Ver¬
zinsung eines Capitals von 30 bis 40 Millionen Thalern. Eine Aktiengesell¬
schaft, welche bis zu dieser Höhe sich bei dem Unternehmen betheiligte, könnte
hiernach um so mehr auf gute Zinsen rechnen, als der Kanal den bisherigen
Verkehr außerordentlich steigern und allmälig eine weit größere Anzahl von
Schiffen als oben angenommen wurde, den neuen Wasserweg benutzen wird.

Der zweite Theil der .Kosten, der durch die militärischen Zwecke des Kanals
veranlaßt wird, die Ausgaben für MarineetablissemcntS, Festungswerke, den
etwaigen Seitcnkanal Eckernförde-Kiel u. d. würde nach des Verfassers Meinung
durch Staatsbeiträge in Deutschland aufzubringen sein, wobei aber wegen der
Höhe der Beiträge eine billige Rücksicht darauf zu nehmen wäre, welche Staaten
von dem Kanäle vorzüglich Vortheil haben würden. „Es könnte z. B. so ge¬
halten werden, daß für d>e Fvrtisicationsarbeite» die Kosten ebenso wie für den
Bau der Bundesfcstungcn gleichmäßig im deutschen Bunde repartirt würden,
größere Hafenarbeiter dagegen, welche der privaten Baugesellschaft nicht sämmt¬
lich übertragen werden sollten, von den vorzugsweise beim Seehandel interessir-
ten Staaten auszuführen wären, welche wohl auch in stärkerem Verhältnisse zu
den eigentlichen Ausgaben der zu schaffenden deutschen Kriegsmarine, dem Schutze
des Seehandels, beizutragen verpflichtet sein würden.

Die verhältnißmäßig stärkste Besteuerung für diese Zwecke würde Schleswig-
Holstein zu tragen haben, weil demselben durch die Kanalanlage die allergrößten
materiellen Vortheile zugewendet werden. Demnächst würden Preußen, Mentler-


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[0066] Eckernförde (beide mit dem Hülfskanal Eckernförde-Kiel) und zuletzt auf die Linie Se. Margarethen oder Störort-Bramstedt-Oldesloe-Neustädter Bucht reflec- tiren würden." Der Verfasser beweist dann, daß das Unternehmen nicht über Deutschlands Kräfte geht, und giebt darauf an. wie er sich die Betheiligung des Staats an demselben vorstellt. In ersterer Beziehung sagt er, daß den Kanal jährlich mindestens 20,000 Handelsschiffe Passiren werden, die mit ihrer Ladung einen Assecuranzwcrth von mindestens 500 Millionen preußischen Thalern repräsentiren. Bon diesem Werth kann eine Kanalabgabe erhoben werden, welche den Schiffs¬ eignern und Frachlinhaber» noch Vortheil gewährt, weil die Assecuranzprämie bei der Schifffahrt durch den Kanal viel kleiner sein wird als bei der gefähr¬ lichen Fahrt um die cimbrische Halbinsel, und weil dazu noch eine erhebliche Zeitersparnis) tritt. Die Ersparnis; allein an der Assecuranzprämie ist auf 1 Procent berechnet worden, und so wäre eine Kanalabgabe von bis V» Procent des Schiffs- und Ladungswerthes nicht zu hoch gegriffen. Nehmen Wir nur V2 Procent, so würde die Kanalabgabe eine jährliche Einnahme von 2Vs Millionen Thalern liefern. Berechnen wir die Betriebs- und Unterhaltungs¬ kosten des Kanals zu 20. allerhöchstens 40 Procent der Bruttoeinnahme und ziehen wir diese Kosten von letzterer ab, so haben wir eine fünfprocentige Ver¬ zinsung eines Capitals von 30 bis 40 Millionen Thalern. Eine Aktiengesell¬ schaft, welche bis zu dieser Höhe sich bei dem Unternehmen betheiligte, könnte hiernach um so mehr auf gute Zinsen rechnen, als der Kanal den bisherigen Verkehr außerordentlich steigern und allmälig eine weit größere Anzahl von Schiffen als oben angenommen wurde, den neuen Wasserweg benutzen wird. Der zweite Theil der .Kosten, der durch die militärischen Zwecke des Kanals veranlaßt wird, die Ausgaben für MarineetablissemcntS, Festungswerke, den etwaigen Seitcnkanal Eckernförde-Kiel u. d. würde nach des Verfassers Meinung durch Staatsbeiträge in Deutschland aufzubringen sein, wobei aber wegen der Höhe der Beiträge eine billige Rücksicht darauf zu nehmen wäre, welche Staaten von dem Kanäle vorzüglich Vortheil haben würden. „Es könnte z. B. so ge¬ halten werden, daß für d>e Fvrtisicationsarbeite» die Kosten ebenso wie für den Bau der Bundesfcstungcn gleichmäßig im deutschen Bunde repartirt würden, größere Hafenarbeiter dagegen, welche der privaten Baugesellschaft nicht sämmt¬ lich übertragen werden sollten, von den vorzugsweise beim Seehandel interessir- ten Staaten auszuführen wären, welche wohl auch in stärkerem Verhältnisse zu den eigentlichen Ausgaben der zu schaffenden deutschen Kriegsmarine, dem Schutze des Seehandels, beizutragen verpflichtet sein würden. Die verhältnißmäßig stärkste Besteuerung für diese Zwecke würde Schleswig- Holstein zu tragen haben, weil demselben durch die Kanalanlage die allergrößten materiellen Vortheile zugewendet werden. Demnächst würden Preußen, Mentler-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 23, 1864, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341799_189094/66>, abgerufen am 28.09.2024.